11. Unwohlsein

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Taehyung bemerkt schnell, dass irgendetwas in der Stadt nicht stimmt. Ihm entgehen die vermehrten Blicke, die ihn förmlich attackieren, nicht. Es ist schwer, sie zu beschreiben, eine Mischung von Skepsis, Fragwürdigkeit, Herablassenheit und Neid. Eine bunte Mischung.

Aber er fühlt sich überhaupt nicht mehr wohl in den staubigen Straßen der altmodischen Stadt. Selbst seine Familie geht ihm hin und wieder aus dem Weg. Es mag kaum auffallen, aber Taehyung ist schon immer ein sehr aufmerksamer Mensch gewesen.

Auch am heutigen Tage fühlt er sich verfolgt, oft dreht er den Kopf nach hinten, guckt ständig um sich, aber er findet nichts Auffälliges. Nur ein paar alte Menschen, die versuchen ihr Gemüse zu verkaufen oder eine Gruppe kleiner Kinder springen lachend an ihm vorbei.

Also alles wie immer, oder?

Stumm seufzt er und geht nach Hause und hofft, dass dort eine etwas weniger angespannte Stimmung herrscht.

Am liebsten möchte er wieder zu Jungkook, aber dieser hat ihn weggeschickt, weil er noch so viel Arbeit hat.

Arbeit.
Er muss diese Stadt irgendwie retten.

Taehyung hat ihm auch seine Hilfe angeboten, die Jungkook aber kopfschüttelnd abgetan hat.
"Ich allein bin schuld, was die letzten Jahre passiert ist, also muss ich es alleine auch wieder gut machen.", hat er gemeint und Taehyung konnte nicht anders als verliebt zu lächeln und ihm einen Kuss auf die Lippen zu platzieren.

"Ich weiß, dass du das schaffst. Ich stehe immer hinter dir, Kookie.", hat Taehyung ihm noch lächelnd zugeflüstert.

Jungkook möchte sich wirklich ändern, worauf Taehyung unglaublich stolz ist.

"Ich bin wieder zu Hause.", ruft er, als er die hölzerne Haustüre aufsperrt und die Schuhe von den Füßen streift und sie ordentlich zu den anderen wenigen Paaren stellt.

"Taetae!", ruft die liebliche Stimme seiner kleinen Schwester und springt ihm unmittelbar in die Arme. "Du bist wieder daaa~", und drückt ihren großen Bruder fest.

"Hast du mich so doll vermisst, meine Große?", schmunzelt Tae und streichelt sanft den Kopf des kleinen Mädchens. "Natürlich! Du warst so lange weg.", schmollt sie und drückt sich nur noch mehr an Taehyung.

"Taehyung, bist du da?", erklingt auch schon die besorgte Stimme seiner Mutter.

"Jaa.", kommt er mit Raeji auf dem Arm in die Küche.

"Oh gott sei Dank, dir geht es gut.", sofort kommt die Frau zu ihm und mustert ihn von oben bis unten. "Du scheinst auch nicht verletzt zu sein, was ein Glück.", pure Erleichterung ist in der Stimme zu hören, doch Taehyung versteht absolut gar nichts.

Wieso ist sie so überängstlich?

"Ist alles okay, Mutter?"

"Ja, ja. Jetzt wo du zu Hause bist."

"Wieso, ist was passiert?", fragt er, denn so hat er seine Mutter schon lange nicht mehr erlebt, zuletzt als er mit Raeji nach Hause kam und den Vorfall mit seinem Bruder erklären musste.

Ja, Taehyung hat diesen Vorfall auch gesehen, er stand hinter Jungkook, denn er war an jenem Tag mit seinen Geschwistern unterwegs, doch ist er vorgegangen, weil er frische Eier besorgen wollte und genau da ist der schreckliche Moment passiert. Trotzdem war er sichtlich erleichtert, dass Jungkook so in seinen Intrigen vertieft war, dass er ihn nicht gesehen hat, denn auch noch diesen Konflikt irgendwie zu erklären, hätte er nicht geschafft.

"Der König sucht dich sicherlich.", gibt sie von sich und nimmt Raeji ab, setzt sie an den gedeckten Tisch, auf dem das frisch gekochte Reis noch qualmt.

"Immerhin hast du so einen Unsinn getrieben.", mischt sich der Vater ein. "Du kannst froh sein, dass er dich noch nicht gefunden hat."

"Unsinn?", Taehyung steht auf dem Schlauch. Was hat er schon wieder getan?

"Du hast dich bei der Hinrichtung in die Angelegenheiten eingemischt! Und dann auch noch gewagt den Herrscher der Stadt zu duzen?! Klingelts wieder?", zischt sein Vater laut, was Raeji einen Schrecken einjagt.

Sie hat so viel Leid in ihren jungen Jahren erleben müssen, sodass sie ein sehr sensibles Mädchen geworden ist. "Ich habs verstanden, du brauchst nicht so laut zu werden, Vater.", erwidert Taehyung nur und streichelt Raejis Wange.

"Hab keine Angst, Große. Vater ist nur besorgt.", erklärt Taehyung ruhig und lächelt sie liebevoll an.

"Wir haben alle Angst um dich.", erklärt auch die Mutter und tut ihm etwas zu essen auf den abgenutzten Teller.

"Ihr müsst keine Angst haben, mir wird nichts passieren." Ohne groß nachzudenken nimmt er einen Löffel mit Reis und stopft es in seinen leeren Magen.

"Und wieso bist du dir da so sicher?", skeptisch beäugt der Mann seinen Sohn.

Taehyung schluckt kurz, denn er hat nicht über seine Worte nachgedacht.
Ja, wieso wird er nicht erhängt, wie alle anderen vor ihm?
Weil der mächtige König und er sich lieben.

Wie erklärt man das nun einem Menschen, der dazu erzogen wurde, homosexuelle Liebe zu hassen?

"Die ganze Stadt redet über dich, mein Sohn."

Also hat Taehyung das richtige Gefühl gehabt. Er wird beobachtet und es kusieren scheinbar Gerüchte über ihn.

"Ach ja, und weshalb?"

"Weil der König dich scheinbar leben lässt.", erklärt der Vater und durchbohrt Taehyung mit den dunkelbraunen Augen. Langsam fühlt er sich unwohl, wie in einem Verhör.

"Du wurdest in seinen Räumen gesehen. Also was geht hier vor sich?", die eiserne Stimme seines Vater jagt Taehyung eine Gänsehaut ein.

"Was verheimlichst du uns, was verheimlicht ihr uns, Taehyung? Sprich endlich!"

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