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Widmung: xXLoveLifeXx
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An der Spitze des Rabenberges angelangt, mussten wir noch ein paar Orks ausschalten, von Azog war allerdings nichts zu sehen.
"Wo ist er?", fragte Kili, seine Stimme hallte von den Ruinen, die im seichten Nebel lagen, wieder. "Sieht verlassen aus... Ich glaube, Azog ist geflohen."
Ich war nicht überzeugt; so einfach konnte es nicht sein. Auch Thorin dachte das offenbar, er murmelte: "Das glaube ich nicht..." Wachsam suchte er die Gegend mit den Augen ab, fand aber nichts. "Fili." Thorin ging auf seinen Neffen zu. "Nimm deinen Bruder mit. Sucht die Türme ab."
"Lass mich mit ihnen gehen!" Bittend sah ich zu Thorin auf.
Dieser zögerte, nickte aber schließlich. "Lasst euch nicht sehen und bleibt in Deckung. Wenn ihr auf etwas stoßt, meldet euch. Greift nicht an, verstanden?" Streng sah er jedem von uns in die Augen.
Dwalin erschien bei uns, ehe wir etwas hätten sagen können. "Wir kriegen Besuch - Orksöldner." Er zeigte auf einige Orks, die sich uns näherten. "Nicht mehr als hundert."
"Um die kümmern wir uns. Geht!", befahl Thorin. "Geht!"
Fili übernahm die Führung und Kili und ich gingen ihm nach. In geduckter Haltung und mit unseren Schwertern in den Händen schlichen wir durch den Nebel. Wir gelangten zu einer der Ruinen, welche mehrere Stockwerke mit verschiedenen Gängen hatte. Fili schlich durch einen von ihnen, Kili und ich waren immer noch hinter ihm. Als wir an einer Kreuzung ankamen, sah Fili beide Gänge entlang und blieb zögernd stehen.
Von Links hörten wir ein Brüllen. Kili machte Anstalten, dem Geräusch zu folgen, doch Fili hielt ihn auf. "Nein. Bleib hier. Such mit Tia weiter unten." Er sah über die Schulter. "Ich schaffe das hier schon." Kili war unsicher, tat aber, was sein älterer Bruder ihm sagte und wandte sich zum Gehen.
"Fili." Ich legte meine Hand auf seine Schulter, veranlasste ihn dazu, mir in die Augen zu sehen. "Sei bitte vorsichtig..."
Er lächelte, den Blick voller Zuneigung, und nahm meine Hand von seiner Schulter, hielt sie kurz fest. "Bin ich. Wir sehen uns gleich."
"Versprochen?", wisperte ich und Fili nickte. "Versprochen." Dann ließ er meine Hand los und ging dem Brüllen nach, Kili und ich tauschten einen Blick und begaben uns dann nach unten. Unsere Schritte waren leise, unsere Augen wachsam.
Mein Herz schlug so laut, dass ich meinte, es würde Orks anlocken oder mir gleich aus der Brust springen. Oder beides.
Wir kamen am Ende einer der Gänge an. Kili hielt seinen Arm vor mich, damit ich nicht hinaus ans Tageslicht trat. Er bedeutete mir, leise zu sein, und sah sich aufmerksam um. Nichts.
Da ertönte ein Poltern über uns. Alarmiert sahen wir uns an, schauten vorsichtig nach oben. Ich gefror praktisch zu Eis und schlug mir die Hand vor den Mund, um nicht zu schreien, mit der anderen umklammerte ich Kilis.
Dort oben stand Azog... Und er hatte Fili in seiner Gewalt.
Der bleiche Ork sagte etwas auf schwarzer Sprache zu Thorin, der noch immer dort stand, wo wir uns getrennt hatten. Mit glänzenden Augen sah er zu Fili herüber. Ich konnte noch hören, wie dieser schrie, sie sollten fliehen. Dann stach Azog seine Protese - eine Klinge - in Filis Körper und ließ ihn fallen wie ein Stück Abfall. Mit einem dumpfen Geräusch schlug er vor uns auf dem Boden auf, blieb dort reglos liegen.
Ich konnte nichts hören. Ich konnte nichts sehen. Nichts, außer Filis leblosen Körper. Tausend Erinnerungen an ihn schossen mir durch den Kopf; unsere erste Begegnung in Bilbos Haus, unser Ritt auf den Ponys, welcher der Beginn unserer Freundschaft war, die Sache mit den Bergtrollen, unser Aufenthalt in Elronds Haus, wie er auf meine Löwengestalt reagierte, die vielen Kämpfe, die wir zusammen durchgestanden hatten, wie wir uns um den vergifteten Kili kümmerten und zum Erebor aufbrachen, wie Fili mich immer beschützt hatte, wenn Gefahr drohte...
Ein lautes Dröhnen ertönte in meinem Kopf, wich kurz darauf einem Pfeifen. Und dann brachen die Geräusche um mich herum so laut auf mich ein, dass ich meinte, mein Kopf würde gleich platzen. Meine Sicht verschwamm und salzige Trännen rollten stumm meine dreckigen Wangen hinunter. Ich konnte mich erst von Filis Anblick losreißen, als Kili wütend aufschrie, sein Schwert zog und an mir vorbei auf die Treppe zueilte.
"Nein!", rief ich, rannte ihm hinterher und stellte mich dem Zwerg in den Weg. "Was denkst du, wo du hingehst?"
"Ich werde Azog umbringen!", knurrte er ohne zu zögern und versuchte, sich an mir vorbeizudrängen. Ich ließ ihn nicht. "Oh nein, das wirst du nicht!"
"Tia, lass mich vorbei!" Wut und Schmerz verzerrten Kilis Gesicht.
Ich schluckte, um meine Stimme unter Kontrolle zu bringen, und blinzelte meine Tränen weg. Ich öffnete meinen Mund, um ihn zur Vernunft zu bringen, da hörte ich etwas. Eine leise, krächzende Stimme... Sie sagte meinen Namen. "Tia..." Ich sah mich um, mein Blick blieb an dem am Boden liegenden Fili hängen. Er lebt noch!
"Kili..." Auch Kili hörte seinen Bruder nun. Sofort stürzten wir auf ihn zu, ließen uns an je einer Seite von ihm nieder. Kili nahm Filis Hand und drückte sie. "Fili, Bruder..." Tränen bildeten sich in den Augen des Braunhaarigen, doch er blinzelte sie weg.
Fili setzte mehrmals zum Sprechen an, aber kein Wort verließ seine Lippen. Beruhigend nahm ich nun seine andere Hand und umschloss sie sanft mit meinen. "Psst, du musst dich ausruhen...", hauchte ich, kämpfte dagegen an, wieder zu weinen. "Wir kriegen dich wieder hin... Wir sind zusammen reingegangen, und wir gehen auch zusammen raus. Du hast es versprochen, Fili..."
Es fiel ihm schwer, die Augen offenzuhalten. Endlich schaffte er es keuchend, leise Worte auszusprechen. "Ich m-muss... dir etwas s-sagen..."
"Nein, schone deine Kräfte", begann ich, doch Fili schüttelte leicht den Kopf. Durch die Schmerzen, die das verursachte, runzelte er die Stirn, kniff die Augen zusammen. Flatternd öffneten sie sich wieder. "I-ich muss es sagen, nur... nur einmal... Auch, wenn es das Egoistischste ist, was... was ich je gesagt habe..." Röchelnd holte er Luft. "Ich liebe dich, Tia..."
Geschockt richtete ich mich etwas auf, öffnete den Mund. W-was? Da fiel mir etwas ein - unser Gespräch in Bards Haus. Ich keuchte auf, als Filis Worte von damals in meinem Kopf widerhallten.
"Es ist furchtbar... Zu wissen, dass die Person, die du liebst, jemand anderen liebt."
Erstaunt setzte ich mich auf, wischte mir die Tränen weg. "Dann... bist du verliebt?", schniefte ich und strich mir die Haare aus dem Gesicht.
Fili lachte kurz freudlos auf. "Ja... Und sie ist die mutigste und wunderschönste Person, die ich je kennengelernt habe."
Ihn so reden zu hören, ließ mich lächeln. Wer auch immer die Glückliche war, der Filis Herz gehörte, hatte die Chance verpasst, einen der tollsten Zwerge Mittelerdes an ihrer Seite zu haben. "Sie ist eine Närrin, wenn sie nicht erkennt, welches Glück sie hat, dich zu haben", versicherte ich ihm.
Fili schmunzelte, was mich ein wenig verwirrte. "Ich schätze, dass der Kerl, den sie liebt, einfach der bessere Mann ist..."
"Das glaube ich nicht", meinte ich sofort. Zweifelnd sah Fili mir in die Augen. Ich nahm seine Hand und sagte: "Sie könnte kaum jemand besseren finden als dich." Das zauberte ihm ein leichtes Lächeln auf die Lippen.
Und da begriff ich: Ich war es. Ich war die Närrin. Die Närrin, die seinen Bruder liebte, die Närrin, die nicht erkannte, was er für sie empfand. Und er hat nie etwas gesagt... Er hat uns immer nur zugeschaut, uns sogar unterstützt. Wie konnte er das aushalten?, fragte ich mich, dachte daran, wie eifersüchtig ich auf Tauriel gewesen war. Kili sah leicht irritiert zwischen uns hin und her, scheinbar hatte er keine Ahnung davon gehabt. Er war aber nicht wütend, natürlich nicht, und wir beide wussten, dass Fili es mir normalerweise nie gesagt hätte, da er uns nicht im Weg stehen wollte.
Wieder verschwamm meine Sicht und ich schluchzte kurz auf. "Ich liebe dich auch", keuchte ich hervor.
Fili lächelte nur schwach, seine Augen kaum noch geöffnet. "Nicht auf die Art und Weise, auf die du meinen Bruder liebst..."
"Es tut mir so leid", schluchzte ich. "Es tut mir leid, Fili..."
"Das muss es nicht", hauchte er. "Ich weiß, dass du auf Kili aufpassen wirst..." Schwach wandte er den Kopf zu seinem Bruder, einen entschuldigenden Ausdruck auf dem Gesicht. "Es tut mir leid, dass... dass ich das nicht mehr machen kann..."
Kili sagte nichts, presste nur die Lippen aufeinander. Inzwischen rannen auch ihm Tränen übers Gesicht. Sein Körper bebte leicht, als er hervorstieß: "Geh nicht... Bitte, Fili, tu mir das nicht an..."
Eine einzelne Träne verließ Filis Augen, dann schlossen sie sich für alle Zeit, bevor er noch etwas hätte sagen können.
Ich schnappte nach Luft weil ich meinte, gleich zu ersticken. Der Schmerz in meiner Brust war so groß, dass ich bestimmt umgefallen wäre, würde ich nicht bereits sitzen. Kili weinte leise, murmelte immer wieder aufgewühlt etwas vor sich hin. Plötzlich stand er auf und griff nach seinem Schwert.
"Kili...", hauchte ich schwach, worauf er zu mir heruntersah. "Wir können Azog nicht einfach damit davonkommen lassen!" Seine Augen waren noch immer glasig und rot, doch sein Ausdruck war entschlossen. Langsam ließ ich Filis Hand los und stand zitternd auf, trat auf Kili zu. "Du kannst da nicht raufgehen", sagte ich sachlich, aber streng. "Weißt du auch, warum? Weil Azog dich töten wird, bevor du ihn töten kannst. Und dann wird er Thorin umbringen!" Es fiel mir wie Schuppen von den Augen, noch während ich meinen Satz beendete. "Thorin... Wir müssen ihn warnen!"
"Wir können Fili aber nicht einfach hier liegenlassen!"
"Glaub mir, das will ich auch nicht, aber wir haben keine Wahl." Sanft aber bestimmt umschloss ich sein Gesicht mit beiden Händen. "Wir müssen jetzt Thorin helfen, hörst du?" Kili antwortete nicht, doch er wusste, dass ich recht hatte. Uns blieb nichts anderes übrig.
Seine braunen Augen richteten sich auf etwas hinter mich. Ich fuhr herum und entdeckte Tauriel. Sie schaute auf Filis Leichnam herab und dann zu uns, Bedauern in ihrem Blick. "Es tut mir leid", sagte sie ehrlich.
"Wir müssen ihn hier wegbringen und Thorin warnen. Azog-", begann ich, da hörten wir das Brüllen Bolgs in unserer Nähe. Er kam die Ruinen hinunter auf uns zu. "Ich kümmere mich darum", sagte Tauriel bestimmend. "Geht ihr zu eurem König."
"Bist du sicher?" Kili zögerte, aber Tauriel nickte.
Ich lächelte ihr matt zu. "Danke, Tauriel."
Sie lächelte kurz zurück. "Geht jetzt."
Kili und ich nickten, tauschten einen letzten Blick. Dann drehten wir uns um und machten uns auf die Suche nach Thorin.
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Dieses Kapitel zu schreiben war so schwer, Leute... Ich finde es auch nicht gut genug für unseren Fili, bekomme aber gerade nicht mehr zu Stande...
Und nein: Tia ist nicht in Fili verliebt! Wer jetzt verwirrt war wegen "Die Närrin, die seinen Bruder liebte" und so, das heißt nicht, dass sie es bereut, mit Kili zusammen zu sein!
Denkt ihr, Thorin überlebt? Und wie steht's mit Kili?
Hasst mich wegen Fili bitte nicht zu sehr, dass mache ich schon selbst xD :/
Have a little Fili-Appreciation (nicht meine Edits):
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