11. KEIN WEG ZURÜCK

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— KEIN WEG ZURÜCK —

2306 | NARNIA — Im Kartenraum, auf dem kuscheligen Fellteppich der vor dem Kamin ausgerollt war, übte Star am allerliebsten das Zeichnen auf Pergament. Mit grün malte sie Bäume und Felder, mit blau Gewässer und Flüsse und mit schwarz schattierte sie Wege, Gebirge und Gebäude. Am Anfang waren es nur alberne Zeichnung, die Kinder nunmal malten, wenn sie langweile hatten. Aber als Lord Miraz ihre Arbeiten auf dem Schreibtisch des Professors entdeckte, versprach er dem Mädchen einen Posten am Hofe, wenn sie fleißig weiter übte und älter war.

Und natürlich wollte sie unbedingt eine Kartografin werden. Nicht weil es ihr Traumberuf war, aber weil sie dachte, dass sie dann endlich einen Zweck hatte...

„Star." Hörte sie eine Stimme hinter ihr rufen, als sie den Kohlestift hinlegte und sich umdrehte. „Cas!" Rief sie mit einem breiten Lächeln aus und setzte sich auf, als er durch die Tür auf sie zukam. „Schau mal, den hab ich gefunden." sagte der Junge und hielt vorsichtig das kleine Häschen hoch, das er in seinen sicheren Armen festhielt. „Aww wie niedlich!" strahlte Star mit großen Augen, als Cas sich sich neben sie kniete und sie dem kleinen Häschen sanft durchs braune Fell strich.

„Ich glaube er hat sich verlaufen. Ich hab ihn in der Nähe des großen Baums gefunden." erklärte Caspian, denn es war ungewöhnlich Tiere innerhalb der Schlossmauern vorzufinden. „Wir sollten ihn auf unserer Wiese freilassen." schlug Star vor, doch insgeheim wollte sie die süße Kreatur für immer bei sich behalten, auf ihn aufpassen und ihn knuddeln, so oft sie nur konnte. „Vielleicht sucht ihn seine Familie?"

Caspian nickte ihr zu und wollte sie einladen, mit ihm nach draußen zu schleichen, aber jemand kam ihm bereits zuvor. „Wieso läufts du vor uns weg, Märchenprinz?" Schrie einer der Rittersöhne, als er in das Lernzimmer hereinstürmte. Star und Cas erschraken und wichen instinktiv ein paar Schritte zurück. Es waren noch zwei weitere Jungen bei ihm, aber diese betraten nicht den Raum und guckten stattdessen lieber nur zu.

Es war aber Star, die den Mund als erste aufmachte. „Lasst ihn gefälligst in Frieden!" fauchte sie und stellte sich dem blonden Jungen furchtlos gegenüber, auch wenn er einen ganzen Kopf größer als sie war. Star war es gewohnt, dass die anderen Kinder grundlos auf ihr rumhackten, aber bei Caspian war es anders. Viele der Soldatensöhne waren neidisch auf ihn, immerhin war er ein Prinz, und lebte im Schloss. Aber im Gegensatz zu Star, hatte er es um einiges leichter von anderen mit Respekt behandelt zu werden.

„Und wenn nicht? Zeichnest du mich sonst, Besenstiel?" spottete der Soldatenjunge und machte sich über sie lustig, die anderen lachten ebenfalls mit. Star drehte den Kopf nach rechts, als ein spitzer Brieföffner ihre Aufmerksamkeit erhaschte. „Sonst stech ich zu!" drohte Star, umklammerte den Brieföffner fest in ihrer Hand und hielt ihn auf Schulterhöhe. Der Junge wich einen Schritt zurück und seine Augen wurden groß.

„Was soll das?!" ertönte die raue Stimme von Lord Miraz, als alle auseinander sprangen. Die Jungen flitzten davon, zurück zu ihrem Trainingsraum und Star blieb wie angewurzelt stehen, versteckte nur den Brieföffner hinter ihrem Rücken, und Caspian rannte ebenfalls mit dem Häschen in seinen Armen davon. „Woher kommt der ganze Dreck hier?!" er schüttelte den Kopf und suchte nach Caspian, der eigentlich bei seinem Jagdtraining hätte sein sollen. „Caspian!" schrie er ihm hinterher und blickte den Gang entlang. „Ich weiß dass du dich versteckst! Komm sofort zurück, du hast Pflichten zu erledigen!" fügte er hinzu. „Du kannst dich nicht ewig verstecken!"

„Kann ich doch!" schrie wütend Caspian zurück und versteckte sich hinter einer der Schlosswänden, so wie er es öfter machte. Er klammerte den Hasen fest an seine Brust und hielt seine Atmung im Schacht – er wollte kein Prinz sein. Manchmal war es ihm lieber ein niemand zu sein. Jemand ohne Pflichten oder Erwartungen. „Na schön, vielleicht kannst du das. Aber das wird dann aus dir. Ein Junge, der sich vor einem Kampf versteckt. Selbst wenn du sehr gut darin bist, dann wirst du gerade so zwanzig. Bring mir einen großen Hasen für das Abendmahl!" sagte Miraz enttäuscht und verschwand zurück zu Star, um sich ihre Zeichnungen anzusehen.

„Egal, ob ich lebe oder heute Nacht sterbe. Ich habe keine Angst vor dem Ende. Mein Glaube gehört dir, oh großer Aslan. Gewähre mir die Reise in dein fernes Land, wenn ich nicht mehr habe mein Schwert in der Hand."

„Beschütze uns vor der Dunkelheit, oh Sankta Alina. Schenk uns dein Licht, wenn Hoffnung zerbricht. Tochter der Sonne und Sterne, wir gehn' nun in die ungewisse Ferne. Und so wie du vor vielen Jahren, bist gestorben für den Frieden. Folgen wir dir mit reinen Herzen, egal ob wir fallen oder siegen."

In der letzten Nacht, vor dem Angriff auf Telmar, saß Star auf der Mauer, von Aslan's Festung und lauschte der Musik und den Gebeten der Narnianern. Es fiel ihr schwer, ihnen zuzuhören, immerhin machten sie sich auf ihr Ende bereit. Sie selbst hatte Gänsehaut, doch sie versuchte die Angst hinunterzuschlucken. „HAHAAA! Hab dich gefunden, Sternchen." Sie zuckte vor Schreck zusammen. Und dann rollte sie mit ihren Augen, weil sie den Spitznamen hasste. „Du findest mich immer irgendwie, Cas." Antwortete sie nur, als er sich rechts neben sie setzte. „Ist nicht schwer. Du bist gern für dich." Sagte er mit einem Grinsen auf dem Gesicht, als sie gluckste. „Ich hab gegrübelt. Es ist schwer bei all dem Chaos, ein wenig Ruhe zu finden." Für einen Moment blieben sie still, der einzige Klang, den sie hörten waren die feiernden Narnianer.

„Warst du- warst du bei den Königen?" fragte Star auf einmal, bevor er ihr zunickte. „Nun, Königin Susan und ich haben versucht ihn umzustimmen, aber die anderen halten es für das Beste, anzugreifen, also..." sie nickte und schluckte, als sie realisierte, dass es kein zurück mehr gab. „also..." wiederholte sie seine Worte und sah ihn intensiv an. Sie wollte nicht das er geht. „Ich könnte dir ja, in den Fuß schießen." scherzte sie mit einem Grinsen. Und dann fing er an zu lachen, weil sie auf diese lächerliche Idee kam. „Du bist eine schlechte Schützin." schüttelte er nur seinen Kopf, als sie ihn beleidigt nach Luft schnappte und mit ihm lachte.

„Ich wünschte du müsstest nicht gehen, Cas." seufzte Star, als sie in die Ferne blickte. Überall Sterne und Bäume, im Hintergrund das peitschende Gewässer. „Weißt du, als kleiner Junge hatte ich deswegen Albträume. In denen bin ich aus dem Schloss geflohen und habe meine Eltern auf ihrem Schiff, am Hafen gefunden. Und irgendwann waren wir umgeben von Dunkelheit. Wenn ich vor diesem Kampf wegrenne, bleibt mir nichts mehr." Kein Zuhause, keine Krone, keinen Schutz. „Und Befehl ist Befehl."

Star seufzte, ihre Augen voll Sorgen. „Wenn es schief läuft ... komm zurück." begann sie. „Du weißt besser wie jeder andere, was euch dort erwartet." Natürlich war dies keine Option für Caspian, aber es tat ihm dennoch leid, sie hier zu lassen. Er bemerkte, dass sie ihren Blick von ihm abwandte, sie atmete schwer, versuchte die Tränen zurückzuhalten. „Ich finde immer den Weg zu dir, Star." sie sah zu ihm auf, das braun in ihren Augen glänzte mit Hoffnung. „Versprochen." Die zwei sahen sich tief in die Augen. Geh nicht, dachte sie sich. Und auch Caspian's Gedanken drehten sich nur, um Star.

„Also... ich- ich hab mit Königin Lucy gesprochen." schaltete er sich und hoffte sie hatte nicht bemerkt, wie er sie angestarrt hatte. Die Sterne funkelten in ihren Augen. „Sie hat sehr hoch von dir gesprochen. Sie wollte mir unbedingt zeigen, was ihr zusammen gezeichnet habt." er meinte die Karten und die Sternen-Bilder. „Königin Lucy wäre eine hervorragende Kartografin." lächelte Star stolz. Es war schön eine Freundin zu haben. Als Caspian und Star noch im Schloss lebten, hatte Star sich vor Begegnungen mit anderen Menschen gefürchtet. Trotzdem hatten sie viele Mädchen unbedingt kennenlernen wollen. Aber die meisten Bekanntschaften hielten immer nur so lange, bis sie begriff, dass diese neuen Freunde sich nur wegen Caspian für sie interessierten. Deswegen freute sie sich sehr, dass Königin Lucy sich bemühte sich mit ihr anzufreunden. „Königin Susan hat übrigens nach dir gefragt." erklärte er, als sie überrascht eine Braue hob. „Sie hatte dir einen Platz beim Essen freigehalten. Sie wollte dich fragen, ob du nicht doch mitkommen möchtest. Sie meinte, König Edmund oder sie würden dich im Auge behalten."

Ihre Augen weiteten sich ein wenig. Beim Essen war sie nie erschienen, weil sie sich nicht traute dort zu erscheinen. Sie dachte es würde, sowieso Niemandem auffallen, dass sie dort fehlte. „Wirklich?" fragte sie neugierig, als er nickte. „Sie hat dich gesehen, als du mit König Edmund trainiert hast. Sie meinte, an deinen Schlägen hapert es noch ein wenig. Aber du bist sehr schnell und flink, gut im ausweichen." Star nahm es einfach als Kompliment. „Nun, ich hatte einen guten Lehrer." lächelte sie zu ihm auf.

„Mir wäre es trotzdem lieber, wenn du bei Königin Lucy bleibst." begann er und sah sie wieder ernster an. „Es reicht, wenn einer von uns sich in Gefahr begibt." scherzte er. „Bald ist alles vorbei, Star. Mach dir keine Sorgen."

AUTHOR NOTE! — Wow, fast 7 Monate sind vergangen! Ich weiß auch nicht warum diese Story, in Vergessenheit geraten ist xD aber ja, ich sag's euch im nächsten Kapitel wird es ernst!!! Sagen wir einfach, Star beschließt doch mit in den Kampf zu ziehen hihihi! Und wie immer hoffe ich, das Kapitel hat euch gefallen. Vielen lieben Dank fürs lesen und ich würde mich mega über ein liebes Kommentar und Sternchen freuen!☀️

– love you all, Nini💕

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