07. GESPENSTER IM WALD
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— GESPENSTER IM WALD —
2306 | NARNIA — Die Zeit im fremden Wald, wurden für Caspian und Star immer erträglicher, weniger angsteinflößend. Beide konnten die Narnianen überzeugen, dass sie etwas taugen, obwohl es anfangs gedauert hatte. Caspian konnte sein Talent als Anführer beweisen, während Star mit ihrem Wissen beeindruckte.
In kürzester Zeit war sie in der Lage Karten, Umrisse und strategische Wege zu zeichnen, um zu helfen einen Überblick von Telmar und dem Schloss zu bekommen. Zwar war sie noch keine allzu gute Kämpferin, aber wie sich herausstellte, hatte das Mädchen ein Händchen für Medizin und Sprengstoff. Sie war in der Lage verschiedene Bomben zu bauen, mit denen man für Ablenkung und vielleicht auch etwas Chaos sorgen konnte. Und wenn es mal Verletzte gab, wusste sie ganz genau was sie brauchte, um ihre Wunden zu versorgen.
Auf jeden Fall hatte sie endlich das Gefühl, doch nicht so nutzlos zu sein, wie sie dachte. Es war ein schönes Gefühl. Manchmal fing sie sogar an zu glauben, dass ihr Narnia viel lieber war, als Telmar.
Die Alpträume plagten sie dennoch ab und zu, aber tatsächlich war Star nicht die einzige mit eigenartigen Träumen in Narnia gewesen.
Caspian träumte von einem großen Schiff mit violetten Segeln, das ihn bis ans Ende der Welt trug – er war kein Prinz mehr, keine Verpflichtungen und konnte Sorglos am Steuer stehen, während Star sich an der Reling festhielt und die blaue See bestaunte. Sie würde mit einem fröhlichen Lächeln den Meerjungfrauen im Wasser zuwinken, den Vögeln beim fliegen zusehen und jeder Wolke am Himmel eine merkwürdige Form zuordnen, als wären sie Sternbilder. Die salzige Ozeanbrise würde ihr schwarzes Haar durch die Gegend wirbeln und die strahlende Sonne würde sie in einem goldenen Glanz hüllen. Aber Caspian würde sich nicht von der Stelle rühren, würde nicht aufhören sie zu bewundern. Und wenn ihr mal kalt war, würde er seine warme Jacke, um ihre Schultern legen, sie sanft an sich ziehen, weil ihre Wangen einen rosafarbenen Schimmer hatten und dann mit ihr darüber lachen, wie groß die Jacke an ihr aussah.
Aber an manchen Tagen, befand er sich auf einem Schlachtfeld. Die Luft roch scheußlich, nach rostigem Metall und das Gras war in dreckigem rot getränkt. Überall leblose Körper in Blutpfützen, und er war völlig alleine.
Star's Träume waren nicht gerade besser. Manchmal träumte sie von ihrer Wiese, Caspian würde ihr die herrlichsten Blumen pflücken und ihr die schönsten Dinge in's Ohr flüstern, die nur für sie bestimmt waren. Sie würde ihm aus einem Buch vorlesen, weil er sie drum gebeten hatte, nur um sie dann die ganze Zeit anzustarren, weil sie so vertieft und glücklich aussah. Wenn er aus versehen eingeschlafen war, würde sie ihm das Buch gegen den Kopf klatschen, weil er das Ende verpasst hatte. Mit einem Ruck würde er aufwachen und sie im nächsten Moment Lachen hören, weil sie behauptet hatte er hätte im Schlaf wirres Zeug geredet. Und dann würde er sie solange in seinen Armen festhalten und kitzeln, bis sie zugab, dass es nicht stimmte – es waren die schönsten Träume die sie haben konnte.
Immer wieder besuchte sie der Schattenmann in ihrer Traumwelt, nur um seine Arme um sie zu schlingen und sie in die Dunkelheit zu entführen. Und jedes Mal würde sie mit Tränen in den Augen aufwachen.
Bitte, betete das Mädchen im stillen zu Aslan, der sie hoffentlich erhörte. Bitte hilf mir, ich habe so große Angst. Lass mich wenigstens in meinen Träumen in Sicherheit sein.
Sie wartete ab und manchmal erschien er ihr dann auch, bevor die Finsternis sie erreichen konnte. Sie würde sich an ihn drücken und dann nach einem Licht rufen, das daraufhin blendend hell im Sonnenschein aufblitzte.
Jeden Tag trainierte sie mit Schwert, Pfeil und Dolch – alles mögliche um wenigstens in der realen Welt zu überleben.
Und da sie sowieso nicht schlafen konnte, überredete Repicheep Caspian, dass Star mitkommen durfte, wenn sie die Waffen der Telmarine-Soldaten stehlen würden. Zunächst war er nicht sehr begeistert davon, aber die Mäuse versprachen ihm, ein Auge auf sie zu haben, da sie sowieso keine schweren Waffen tragen konnten, und eher als Feuerschutz zuständig waren. Sie alle waren so leise und geschickt, dass sie genug Waffen für zwei Regimente stehlen konnten, ohne bemerkt zu werden. Sogar Caspian war überrascht, wie gut Star tatsächlich zurecht kam.
Dies war schon immer eine Stärke von Star. Sie war nie jemand der gesehen wurde, weder jemand der einem im Gedächtnis blieb, noch jemand der bemerkenswert aussah. Diese Unsichtbarkeit, war Fluch und Segen zugleich.
Geist, dies war ihr Spitzname in Telmar, so hatten die anderen Kinder sie immer gerufen. Sie haben sich über sie lustig gemacht, weil sie kränklich und blass aussah, weil sie dunkle Ringe unter den Augen trug, und weil sie sich oft in der düsteren Bibliothek verschanzte. Als Caspian allerdings mitbekam, dass Star geärgert wurde, hatte er sich aber auch das ein oder andere mal heimlich deswegen geprügelt – bis heute, wusste sie nie wirklich, warum der Spitzname in Vergessenheit geriet, aber sie war froh drum.
Zu Zeiten wie diesen, hatte ein Geist oder Gespenst zu sein, aber seinen Vorteil. Sobald es wieder hell wurde, befanden sie sich im Wald und hielten wache, oder suchten nach Materialien und Proviant. Caspian hielt Stellung, während Star ein paar blaue Blüten in ihre Gürteltasche packte, da sie weitere Farben für ihre Karten benötigte.
Eigentlich sollte Caspian die Gegend beobachten, aber Star bemerkte, dass seine Augen die ganze Zeit auf ihr lagen, auch wenn er es versuchte nicht ganz so auffällig zu machen. Außerdem fiel ihr auf, dass er auf besonders ritterlich machte, und stets versuchte sie zu beeindrucken. In ihren Augen, war er aber bereits der Beste überhaupt – nichts konnte etwas daran ändern.
„Weißt du, du hättest mich ruhig auch mit den Zwergen, mitgehen lassen können." schmunzelte Star, als sie nach weiteren Blumen suchte. Natürlich liebte sie seine Gesellschaft, aber sie liebte es auch ihn ein wenig zu ärgern. Caspian's Kopf drehte sich zu ihr, aber seine Hand blieb stets auf dem Schwert. „Im Gegensatz zu dir, konzentrieren sie sich viel mehr auf ihre Arbeit." scherzte sie und strich sich mit ihrem Handrücken über ihre Wangen, um etwas Erschöpfung von ihnen zu wischen.
Caspian lächelte schwach, er fühlte sich irgendwie ertappt. Aber wie hätte er sie nicht anstarren können? Schon lange hatte er sie nicht mehr so glücklich erlebt. „Im Gegensatz zu den Zwergen, bist du mir aber tausendmal wichtiger." Gab er zu, bevor sein Lächeln stolzer wurde, als er sie erröten sah. Bitte sag es nochmal, wünschte sie sich in Gedanken. Sag, dass ich dir wichtig bin.
Aus ihrem Mund kam kein Ton, aber ihr Bauch kitzelte, als sie den Mut aufbrachte wieder vom Boden aufzustehen und ihm gegenüberzutreten. Im Schloss trug sie bunte blumenverzierte Kleider, in Narnia Hemd und Hose – und statt ihrer Wiese, musste sie Zuflucht bei Aslan's grab suchen. Sie trat einen Schritt näher und verschränkte die Arme vor die Brust. Es hatte sich so vieles verändert...
Eigentlich wollte sie etwas sagen, aber ihr Herz machte einen ungewollten Sprung, als er seine linke Hand anhob und mit seinem Daumen, über ihre Wange strich. Star war wie eingefroren, als er sie berührte, wie sanft und warm seine Berührung sich anfühlte.
Dann aber schämte sie sich, als sie den blauen Staub an seinen Fingern bemerkte, als er seine Hand zurückzog. „Und mit rosa Wangen, gefällst du mir auch viel lieber." lachte Caspian, bevor Star auf den Boden starrte und seinen Blick mied. Ihr fiel wieder auf, wie sehr sie den Klang seines Lachens mochte. Und hätte sie nur richtig genau hingeschaut, hätte sie gesehen, wieviel Bewunderung für sie in seinen braunen Augen steckte.
Als Star aber wieder hochschauen, zurück lachen und ihm sagen wollte, was für ein Idiot er doch war, wurde ihr enger Moment jedoch von einem Geräusch in der Nähe unterbrochen. Die zwei starrten sich in die Augen und nickten, bevor dann auch Star zu ihrem Dolch griff, um sich bereitzumachen, so wie Caspian und die anderen es ihr beigebracht hatte. Ein Schwert ist für Krieger, ein Dolch für Überlebende, sie ließ den Satz einsickern, denn das war es, das sie sein musste.
Die zwei hielten sich bedeckt und die Augen offen, bis sie wieder in der Nähe der Anderen waren. Sie trennten sich aber wieder, als Caspian den Angreifer entdeckte, der den Minotauren im Visier hatte. Mit einem kräftigen Schrei sprang Caspian von der Steinerhöhung, auf der er eben noch stand hinunter und im nächsten Moment hörte man den lauten Klang, von Schwertern die aufeinander schlugen. Metall auf Metall, es war die reinste Folter für Star's Ohren, weil sie wusste, wer im Kampf verwickelt war.
Es folgten weitere Schläge und irgendwann hatte der Angreifer es geschafft ihn zu entwaffnen. Das Gegnerschwert wirbelte in der Luft herum, bis es beinah Caspian getroffen hätte, wenn er sich nicht rechtzeitig geduckt hätte – stattdessen traf es den Baum hinter ihm und blieb darin stecken.
Caspian ergriff seine Chance und trat seinem Gegner in den Magen, wodurch er zurückgestoßen wurde und auf seinem Rücken landete. Hastig versuchte er das Schwert aus dem Holz zu ziehen, doch es steckte zu tief fest. Auch der Angreifer gab nicht auf und nahm sich den Nächstliegenden Steinbrocken und war gerade dabei auszuholen. Bevor der Prinz, aber zu Schaden kam, wurden beide von einem lauten Knall unterbrochen, gefolgt von einem hellen Licht und Rauch.
AUTHOR NOTE — hallo Leute! Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen :) wie immer würde ich mich mega, über Feedback oder auch paar Sternchen freuen. ☀️
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