PROLOG.
C H O.
Wir lebten in einem Geheimnis, das ein Bündnis mit der Illusion namens Hoffnung ausgehandelt hatte. Unter dem Schutz des Mondes versuchten wir unsere Nächte in Tage umzuwandeln und vertrauten dem großen Himmelskörper unzählige Geheimnisse an; doch irgendwann würde der Tag kommen, an welchem die Sterne uns verraten würde und die Hoffnung wie ein Spiegel auf dem Boden zerschellen würde.
Wir wollten nicht viel — Namjoon (meine große Liebe) und ich wünschten uns, von der Freiheit geküsst zu werden; dass sie uns zu ihrem machte. Der dunkle Umhang an Geheimnissen presste sein ganzes Gewicht auf meine grazilen Schultern und ich wünschte mir so sehr, dass er endlich abfiel.
»Es ist zu deinem besten, Cho. Du wirst ihn heiraten müssen, es tut mir leid.« Mechanisch schüttelte ich den Kopf. Bemitleidenswert starrte mich die Freiheit an, ehe sie aus dem Fenster sprang und mein Vater es schloss. Der frische Windzug stoppte augenblicklich.
»Ich will das aber nicht. Ihr könnt mich zu nichts zwingen, verdammt!«, obwohl die Worte meinen Mund verließen, hatten sie keine essenzielle Form in meinem Kopf. Mir war bewusst, dass ich leere Worte aussprach, an denen ich keinen Glauben haften konnte. Obwohl ich versuchte, mir genau das einzureden.
»Das hättest du dir überlegen sollen, bevor du deine ganzen Drogen-Geschäfte angefangen hast, liebes Fräulein«, fauchte mein Vater zugleich, während er langsam zu seinem Schreibtisch wanderte, an welchem meine Mutter angelehnt stand und mich traurig anschaute. Meine Kehle wurde trocken und meine Handinnenflächen bedeckten sich mit einer Schicht von Schweiß.
»Woher..?«
»Spielt keine Rolle. Wir haben es aus einer vertrauenswürdigen Quelle erfahren, die uns ebenso wissen lassen hat, dass du in Gefahr schwebst. Es ist wichtig deinen Namen reinzuwaschen. Du wirst diesen Mann heiraten müssen, ob du willst oder nicht. Die Vorbereitungen laufen. Das ist mein letztes Wort.«
Wut bildete sich in meiner Brust, ehe sie sich um mein Herz legte. Tränen aus Zorn wagten sich auf meine Wasserlinie, während ich gegen den Drang ankämpfen musste, ihnen freien Lauf zu gewähren. Meine Hände ballten sich zu Fäusten.
»Ich bin alt genug, selber über mich und mein Leben zu entscheiden! Ich will nicht irgendeinen Mann heiraten, ich will Kim Namjoon heiraten!«, presste ich hervor, während sich die Wut sichtbar in meinem Gesicht aufbäumte; jedoch nur gegen Beton traf. Mein Vater blickte mir unbeeindruckt entgegen, seine Augen waren voller Kälte.
»Namjoon ist bereits vorbestraft. Er ist kein Kandidat, der in Frage kommt. Wir haben dir diesen Mann ausgesucht, da sein Name rein ist und er dir Sicherheit bieten kann. Du brauchst auch gar nicht weiter mit uns zu diskutieren.«
»Ich hab gesagt, ich bin alt gen-«, der ältere Mann gewahr mir nicht, meinen Satz zu vollenden, stattdessen erhob er sich binnen Sekunden und feuerte zurück, dass es ihm egal wäre, welches Alter ich erreichen würde, ich immer ihr Kind bleiben würde — und sie sich dementsprechend um meine Sicherheit und mein Wohlergehen sorgten.
»Nicht mehr lange, dann seid ihr verheiratet.«
Meine Mutter schritt mir vorsichtig entgegen. Ihre Augen waren getränkt voller Mitleid, während sie zaghaft meine Hand in ihre nahm.
»Liebling, die Entscheidung liegt nicht bei uns. Ich wünschte mir von Herzen, es wäre anders und du würdest mit Namjoon deine Zukunft leben können, aber ich kann nichts für dich tun«, wisperte sie mir entgegen, während der strenge Blick meines Vaters auf uns lag. Der entstehende Wirsal malte ein Fragezeichen auf mein Gesicht und wissensbierig starrte ich meiner Mutter entgegen.
Sie lehnte sich vor zu mir mit den Worten: »Jemand, der mehr Macht hat als wir, hat uns ungefragt Bericht über dich erstattet und diese Anforderung gestellt. Wir müssen das tun, Cho. Es tut mir unendlich Leid.«
*****
»Immerhin hast du's ja überlebt.« Ich versuchte mich an verkrampft einem Lächeln, welches mir deutlich misslang, sodass stattdessen ein Seufzen den Raum füllte und ich mir wünschte, in die Zeit zurück reisen zu können, um meine bevorstehende Zukunft verhindern zu können. Leider war das keiner dieser Filme, in denen sowas irgendwie möglich war und ich hatte mit der eiskalten Realität zu leben, welche sich wie eiskaltes Wasser über meinen Körper schüttete und mich aus meinen Träumen und Hoffnungen riss, als wäre es verboten in solch einer Gedankenwelt zu geistern.
Ich war wortlos aus dem Haus meiner Eltern gegangen, hatte ihnen nichts weiteres entgegen gebracht und war stattdessen zu Namjoons Wohnung geflohen, um Trost bei meinem Freund zu suchen. Bei dem Mann, den ich wirklich heiraten wollte.
»Okay, dann sieh es so: Du hast noch genug Zeit, dich auf dieses Schicksal vorzubereiten. In der Zwischenzeit ziehe ich alle Fäden und die Hochzeit fällt ins Wasser. Für immer.« Namjoon war guter Dinge und ließ sich die Euphorie nicht mal durch meine schlechte Laune zerstören, die über mir hing wie eine schwere schwarze Wolke und mich in jede Ecke verfolgte. »Wenn du das so sagst..«
»Cho, jetzt hör au solch einen Trübsal zu blasen. Das kann man sich ja nicht antun. Geh dich lieber für später ausruhen, ich hab da was vorbereitet.« Ein breites Lächeln zeichnete sich auf seine plumpen Lippen ab und ich wusste nicht, ob ich mich eher zur Angst oder zur Vorfreude neigen lassen sollte, denn dieses Grinsen konnte alles bedeuten. Entweder erfreute er sich bereits an meiner ängstlichen Reaktion, wie als wir das erste mal zusammen einen Horrorfilm angeschaut haben und ich darüber vorher im Unwissen war oder hingegen dem einen Mal, als wir auf unser erstes Date verschwunden war.
Beide Male hatte dieses Grinse seine Lippen geschmückt, die meine so oft liebkostete und noch immer tausend Schmetterlinge durch meinen Bauch jagten, als würde ich ein ganzes Schmetterlingshaus verschluckt haben.
»Wehe du lachst auf meinen Kosten!« Es war dumm dieses Satz auszusprechen, denn das würde ihn erst recht in seinem Tun bestärken, doch legte ich die Hoffnung darein, er würde verstehen, wie wenig ich für solch eine Art Scherze zu haben war, wenn mein Leben doch immer weiter Berg ab ging und ich keine Handbremse parat hatte, um mich vor einem gefährlichen Zusammenstoß zu schützen. Stattdessen war ich der Gefahr nackt ausgesetzt und konnte nur Stoßgebete von mir geben und mich um mein Leben fürchten.
Es fiel mir schwer, seine gute Laune zu teilen, wenn ich dazu bestimmt war, einen Mann zu heiraten, den ich nicht kannte; den ich nicht liebte.
Noch schwerer aber fiel mir die Erkenntnis, das es jemanden gab, der mich hat aufliegen lassen; denn wer sonst würde meinen Eltern von meinen illegalen Machenschaften stecken?
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top