EINS
N A M J O O N.
»Hier waren wir ja schon ewig nicht mehr.« Chos Augen funkelten, ein weites Lächeln umspielte ihre Lippen und so glücklich wie sie schaute, erinnerte sie mich an der erste Mal, das wir hier waren. Und bis heute auch das letzte Mal. Es war einer unserer geheim Plätze, die wir für unsere geheimen Dates nutzten und ein wirklicher besonderer Ort, da es nicht nur der erste war, mit dem alles angefangen hatte, sondern an diesem Platz kam sogar unser erster richtiger Kuss zustande, nach welchem wir nicht die Lippen voneinander lassen konnten.
»Ich dachte mir, wir wiederholen das von vor vier Jahren?« Grinsend schlang ich einen Arm um sie, zog Cho näher an meine Brust, während meine Augen über das alte Geländer des verkommenen Parks huschten, auf dem vor vielen Jahren immer der Rummel statt fand. Irgendwann empfanden sie den Platz als zu klein und weit abseits von der großen Stadt, es kamen nicht genug Menschen und die Einnahmen wurden weniger, was sie praktisch dazu zwang, umzuziehen, um nicht komplett aufzugeben. Da das Stück ansonsten niemanden gehörte, verblasste dieser Ort in den Erinnerungen der meisten Einwohner (wenn sie überhaupt das Wissen über ihn hatten, da er wirklich eher abgrenzend lag nähe eines großes Waldes) und bot sich für uns als gute Alternative an.
Selbst das alte Holzhäuschen stand noch, wenn es auch morsch erschien und man das Betreten besser vermeiden sollte. Insekten krabbelten in die kleinen Löcher und Moos zog sich über die runde Bank innen drinnen, gut sichtbar durch die offene Seite. Selbst das Dach litt bereits unter zwei kleinen Löchern und kleine Stöcker verteilten sich rings auf dem Boden.
Man merkte dass es alterte. Irgendwann würde es auseinander fallen und unsere Erinnerungen unter den Teilen verschütten, von welcher man nicht alle zurückholen konnte. Der Ort war nicht sicher und doch wollte ich ein letztes Mal mit Cho Zeit verbringen, alte Erinnerungen auffrischen und neue hinterlassen, die der Wind danach mit auf seine Reisen nahm und heimlich dem Mond zuflüsterte, der heute nur als Sichelform scheu hervorschaute, zu eingeschüchtert von der Pracht der Sonne, die sie heute angenommen hatte.
Obwohl es bereits so spät war, schwitzte ich noch immer in dem dünnen T-Shirt und der Sommer kündigte sich immer mehr an, wobei ich meine Hand noch gar nicht vom Frühling nehmen wollte, der mir nur noch leicht auf die Schulter zum Abendschied klopfte und bereit war, weiterzuziehen.
»Warte kurz hier.« Ich wollte nur kurz mein Auto ein wenig umparken, ließ Cho aber keine Sekunde dabei aus den Augen (obwohl meine Konzentration fürs umparken enorm darunter litt), ehe ich schon wieder hinten am Kofferraum stand, um die alte Picknickdecke heraus zu holen, die vorne den Platz auf der Haube des Autos fand.
Cho verstand sofort und lief direkt rüber zu mir, nachdem sie das alte Häuschen aus sicherere Distanz nochmal genauer inspiziert hatte. Ihr Augenmerk verriet, wie sehr ihr Herz bei dem Anblick zersplitterte, wenn das Gebäude an dem ein großer Haufen Erinnerungen gebunden war, immer lockerer wurde und bald in sich zusammenbrechen würde.
Während sie es sich also bereits gemütlich machte und sich an die Scheibe lehnte, den Blick gen Himmel gerichtet und dem Mond zulächelnd, verschwand mein Oberkörper nochmal ins Innere des Autos, um das Essen heraus zu holen, das wir uns zuvor bei McDonalds geholt hatten.
Vielleicht nicht das romantischste, was man aus diesem Date hätte raus holen können, aber ich war noch nie vollkommen im See der Romantik eingetaucht, stattdessen stand ich nur mit den Beinen drin, während das Wasser bei größeren Welle meine Knie anleckte — Cho wusste umso mehr zu schätzen, was ich bot.
»Danke Namjoon.« Nur flüsternd verließen diese Worte ihren Mund.
Dieser friedliche Moment brannte sich wie ein Mal in meinem Kopf und beschwor den Wunsch in meinem Herzen, es würde immer so bleiben.
Aber dafür steckten wir bereits zu tief im Tunnel, sahen aber jedes noch so kleine Licht als den Ausgang; wobei es lediglich nur der Zug war, der langsam auf uns zufuhr.
»Versprichst du mir, dass ich den anderen Mann nicht heiraten muss?« Nur langsam rotierte ich meinen Blick zu ihr und studierte ihr Seitenprofil. Sie war noch immer so schön wie am ersten Tag. Chos Blick hing noch immer am Mond, als würde sie damit ihr Schicksal aufhalten können; als wäre der Mond bereit, die Geheimnisse zu zerbrechen und ihr Freiheit einzuhauchen.
Ein sanftes Lächeln formte sich auf meinen Lippen. »Ich verspreche es dir, Cho. Ich versprech's dir.«
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