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Jungkook ✜
Noch nie gab es Situationen zuvor die mich beunruhigten. In all meiner Brutalität gab es nie das Gefühl der Hilflosigkeit. Ich hatte immer einen Plan, eine Idee. Ich wusste was zu tun war aber jetzt sah es anders aus.
"Wieso hast du das getan?"
"Ich weiß nicht was du meinst."
"Es war doch endlich erledigt! Er hat den Stick nicht länger, wieso also Gott verdammt hast du dich in diese Sachen eingemischt?!"
Irgendetwas am Rande meiner Wahrnehmung spuckte mir die Antwort bereits vor dir Füße aber ich wagte nicht danach zu sehen. Wollte es lieber im Dunkeln lassen. "Wollte mich verabschieden." ich zuckte mit den Schultern.
"Hast du deswegen ein unnötiges Blutbad veranstaltet um seinen Arsch zu retten?"
Ich schloss die Augen und fluchte leise. "Das war so selbverständlich nicht geplant."
"Eben!" Min klang ehrlich aufgebracht und das erste Mal seit wir uns kannten, bekam ich seine volle Wut umfassend zu spüren. Das hier war nicht länger nur ein kleines Problem und das wussten wir beide. "Es geht gar nichts mehr nach Plan! Alles was ihn betrifft lässt dich aus dem Ruder laufen. Was wäre wenn man dich bemerkt hätte? Ich kann nicht immer alles hinter dir aufräumen."
"Verlang ich auch gar nicht."
"Ahja? Wer hat mich denn um Hilfe gebeten du motherfucker." sprach er kalt und ich erwiderte nichts. Mein Weg führte mich zum Computer, Fragen gingen mir durch den Kopf, auf die ich noch keine zufriedenstellende Antwort gefunden hatte.
"Was weißt du über Cheon Namjoon?" in nur wenigen Klicks hatte ich den reichen Sohn des gigantischen Cheon Imperiums auf dem Bildschirm und studierte die wenigen Inhalte die ich bei ihm fand. Das zweite Mal das Blondschopf in die Machenschaften dieses Mannes verwickelt wurde aber warum?
"Ya. Du fragst mich das nicht gerade ernsthaft, oder?! Wir haben wesentlich wichtigeres zu besprechen!" Ich vernahm ihn wild fluchend aber mein Körper und Geist konzentrierten sich einzig auf das Abbild des jungen Mannes der erst alles ins Rollen gebracht hatte. Zeit. Sie war unveränderlich. Absolut. Man konnte sie nicht zurückdrehen aber hätte ich damals anders entschieden - was wäre wohl aus Blondschopf geworden?
Die Gegenwart rauschte an einem vorbei, fühlte sich wie ein Wimpernschlag an, wie das flüchtige Zucken eines Blitzes. Es ließ Entscheidungen fallen die man nicht rückgängig machen konnte. War es richtig oder falsch? Es gab nicht den einen richtigen Weg. Min durfte sauer sein, durfte mich beschimpfen so oft er wollte - aber nichts was Geschehen war konnte ich jetzt noch ändern.
"Was wenn alles auffliegt? Es geht hier nicht nur um dich du egoistisches Stück scheiße. Ich riskiere hier genauso viel." knirschte Min zwischen zusammengebissenen Zähnen. Ich wusste um seine Opfer, ich wusste das er viel aufgegeben hatte um das hier zu machen und vielleicht gab es da etwas wie ein kleines schlechtes Gewissen in mir. Immerhin war Min sehr lange mein einziger Kontakt. Auch wenn wir nie ein nettes Wort füreinander übrig hatten, könnte man ihn als eine Person in meinem Leben betrachten, die mir irgendwie wichtig geworden war.
Der Einzige der mein verstörte Ansichten irgendwie verstand. Dunkelheit kroch durch jede Spalt, nur das Licht des Bildschirms spendete etwas Helligkeit. In diesem Bunker hier gab es so etwas wie Tageslicht nicht. Ich hasste es wenn die Sonne ihre spendende Wärme teilte, zog ich ihr die Dunkelheit vor. Ich hatte mich daran gewohnt ohne auszukommen.
"Blondschopf weiß es." meine Worte fielen wie ein Hammerschlag. Ich sagte es so lapidar aber die Folgen wogen schwer. Ich wusste es.
Min hörte auf zu atmen.
"Er hat mich angesehen als wäre ich ein Monster." schnaubte ich kalt und spürte wie es sich in mir kurzzeitig schmerzhaft zuzog. "Ich hab ihn gehen lassen."
Sekundenlanges Schweigen.
"Fuck..." hörte ich ihn leise Fluchen. "FUCK!" seine Stimme baute sich auf, wurde laut und immer wütender. Man hörte wie im Hintergrund irgendetwas scheppernd zu Boden ging. Ich hingegen blieb ruhig.
"Fucking Jeon, du Bastard, weißt du überhaupt was das für uns bedeutet? Hast du nur die leiseste Ahnung wie kurz wir davor stehen aufzufliegen?! Hast du-.... Aiiishhh!" wieder zerbrach etwas und ich hatte langsam das Gefühl Min demolierte seine gesamten vier Wände .
"Für dich hab ich ihn mit hineingezogen! Ich wollte ihn aus allem rauslassen aber du warst unfähig irgendetwas richtig zu machen und jetzt sagst du mir ernsthaft das Blondi weiß das du der Reaper bist?! Du weißt das du ihn für dieses Wissen töten müsstest, oder? Aber natürlich weißt du das. Du kannst ihn nur nicht töten!"
"-Min."
"Nein, du hörst mir jetzt verdammt nochmal zu bis ich zu Ende gesprochen habe! Weißt du das Blondi unter Visier steht? Weißt du das man ihn beobachtet, weil er ständig mit dir in Verbindung gebracht wird?! Es hätte niemals soweit kommen dürfen. Diese bescheuerte Idee sich als Praktikant bei ihm einzuschleusen. Ich hätte wissen müssen das es nichts als Probleme bereiten wird!"
"Was sagst du da?" es war lediglich nur eine Information am Rande aber sie erlangte meine volle Aufmerksamkeit. Die Tatsache das Blondschopf mich jederzeit an die Polizei verpfeifen könnte war für mich nicht relevant, nicht so wie das was Min mir gerade erzählte. "Von wem wird er beobachtet?" ich spannte mein Kiefer zusammen, starrte auf das Bild dieses Mannes, der mit billigen Drogen seine Geschäfte machte, nichts was man als Reporter beschatten müsste aber ich bekam die Puzzelteile nicht vollständig zusammengefügt.
"Ist das wichtig? Mutierst du dann mal wieder zum heldenhaften Samarita?" Min hatte die Nase gestrichen voll, ich konnte es ihm nicht einmal verübeln. Wäre ich an seiner Stelle, hätte ich nicht anders gehandelt.
"Diese Verbindung zu Blondi scheint auch Anderen aufgefallen zu sein. Sein Handy wurde mehrfach abgehört. Ich konnte noch nicht ganz herausfinden von wem aber es ist bestimmt Niemand der uns freundlich gesonnen ist."
"Vielleicht von diesem Cheon Namjoon?"
"Möglich? Wobei ich nicht weiß in welcher Verbindung das zu uns stehen soll."
"Heutzutage würde mich gar nichts mehr wundern." Ich führte mir eine Bierdose an die Lippen, mein Blick glitt vorbei ins diffuse Nichts, doch in mir arbeitete es, ich verfiel in Gedanken.
"Ein Won für deine Gedanken."
Ich sagte nichts, nur mein tiefes geräuschvolles durchatmen durchdrang die Stille.
"Ich werde mit ihm sprechen müssen." murmelte Min nach einigen geschlagenen Minuten seufzend.
"Mit wem?"
"Mit... Jimin." antworte er gedrungen und ich schnaubte bei diesem irrwitzigen Einfall.
"Und du glaubst er wird einen Serienkiller schützen wenn er davon erfährt?"
"Wenn er nicht helfen kann-"
"Könntest du ihn töten, Min? Wenn er weiß wer ich wirklich bin...wer du wirklich bist, glaubst du er wird es verstehen können? Glaubst du das wirklich?" ich glaubte nämlich nicht daran. Wenn es um solche Dinge ging, wurde die Liebe zur Nebensache. Es ging nur um das Überleben. Der Stärkere gewann.
Nachdem ich mir einige Notizen zu dem Cheon Sohn notiert hatte, stand ich auf und schlurfte zu meinem Bett, setzte mich im Schneidersitz davor auf den Boden und kratze mit den Fingern über den Teppich. Ich wollt nicht schlafen. Ich leerte die Bierdose und öffnete sofort eine neue. Min sagte nichts mehr und ich konnte mir denken wieso.
"Mach dir nicht so große Hoffnungen. Dann tut es weniger weh." Von meiner Stimme war nur noch ein kleiner kläglicher Rest übrig. Ich senkte den Kopf und bettete ihn auf die Knie. Ich versuche von der Erinnerung zu flüchten, die meine Finger zittern ließen.
...
"Appa...appa! Bitte... Bitte... Rette mich. Ich hab solche Angst. Es ist hier so dunkel. Ich will nicht im dunkeln sein. Ich will Nachhause... Bitte Appa... Bring mich bitte wieder Nachhause..."
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