✜44✜

Taehyung ✜

So blind wie ich in meiner ganzen Raserei war, stürmte ich die Wohnung als wäre etwas ganz schreckliches passiert. Im Grunde genommen, war es das ja auch. Der ganze Abend war ein Desaster gewesen - angefangen mit Jacksons blöden Annäherungsversuch bis hin zu Justins zweite, ziemlich verletzend Abfuhr.

Wieso tat er erst so als würde er Interesse hegen, wenn er mich doch nur fallen ließ? Wieso küsste er mich wenn er mich seltsam fand? Wieso zeigte er mir sein geheimstes Versteck, wenn er mich doch eigentlich gar nicht da haben wollte?

Wieso machte er mir ständig Hoffnungen?

Ich riss die Tür auf und hetzte mit brennenden Augen über den Flur und prallte auf dem Weg zu meinem Zimmer gegen Jimin.

Der Rothaarige fuhr erschrocken zurück aber mehr als meine vom Winde zerzauste Haarmähne bekam er nichts zu Gesicht.

"Tae?" Er drehte noch sofort auf den Absatz um und folgte mir besorgt. "Hey was ist los? Was ist passiert? Hat Jackson dich irgendwie angefasst? Bist du okay? Soll ich dem Wichser eine reinhauen?!"

"Es ist nichts passiert!" donnerte ich ihm mit aufgebrachter Stimme entgegen und schlug ihm die Tür noch direkt vor der Nase zu, ehe er überhaupt ein Fuß ins Zimmer setzen konnte. Die Emotionen in mir kochten immer noch und das blöde brennen in meinen Augen wollte auch nicht aufhören.

So konnte und wollte ich Jimin nicht unter die Augen treten. Er würde viel zu viele Fragen stellen und dann müsste ich ihm von der Begegnung mit Justin erzählen und von dem mehr als schmerzhaften Korb den ich erhalten hab.

"Mach bitte die Tür auf! Was ist denn passiert? Erzähl es mir doch bitte!" Jimin stand natürlich immer noch vor der Tür und ließ sich auch nicht so leicht abwimmeln aber in diesem Moment wünschte ich mir einfach nur meine Ruhe. Zeit für mich um das Ganze irgendwie sacken zu lassen, denn ich verstand es immer noch nicht.

Hatte ich sein Lächeln in meine Richtung hin immer falsch verstanden? Hatte er nur so getan das er mich mochte? Wieso dann der Kuss? Ich schöpft tief Atem und merkte jetzt erst wie heftig ich eigentlich am zittern war. Meine Finger regten sich nur minimal. Die Kraft verließ mich entgüldig und meine Knie gaben nach. Ich rutschte langsam an der Tür hinunter bis ich auf dem Boden saß.

Zusammengesunken kauerte ich da wie so ein häufchen Elend und konnte den vemaledeiten Tränen mal wieder keine Einhalt gebieten. Verkrampft schloss ich die Augen und lehnte den Kopf in den Nacken. Ich hörte Jimins besorgte Rufe aber ich ging nicht darauf ein.

"Ich möchte jetzt nicht darüber reden, Hyung. Bitte lass mich jetzt in Ruhe!"

"Aber-"

"Bitte!" rief ich und meine Stimme überschlug sich im Rausch meiner Tränen. Ich schluchzte wütend auf, als ich merkte wie in mir immer mehr heiße Tränen aufstiegen. War es das Wert? Wenn Justin mich jetzt so sehen würde, würde er darüber lachen? Ich schätze ihn eigentlich nicht so ein aber nach diesem Abend hier - war ich mir bei allem was ihn betraf einfach nicht sicher.

Jimin seufzte. Er musste mein Schluchzen gehört haben, denn er sagte eine weile lang nichts mehr.

"... Wenn du reden möchtest, du weißt ja wo du mich findest, ja?" meinte er irgendwann versöhnlich, ehe es dann tatsächlich ruhig vor der Tür wurde. Die Schritte von Jimin entfernen sich. Ich hörte wie die Tür zu seinem Zimmer zuging und danach herrschte Stille.

Verbittert blieben meine trüben Augen starr auf die gegenüberliegende Wand gerichtet. Mein Zimmer lag so dunkel und so weit von mir, als wäre es unendlich. Egal wie sehr ich versuchte mich dagegen zu wehren, ich fühlte mich hundeelend deswegen. Jackson war ein Arsch aber ich hatte nicht damit gerechnet das Justin plötzlich so abweisend sein würde.

Verzweifelt verbarg ich die Augen unter den Händen und sank nur noch mehr in mich zusammen.

Ich wusste nicht wie ich ihm jemals wieder gegenübertreten sollte, ohne vor Scham in den Boden zu versinken. Um irgendwo Halt zu finden, zog ich die Beine ganz eng an meinen Körper und schlang die Arme um mich herum.

Unbewusst führte ich meine Fingerspitzen zu meinen Lippen und berührte sie sacht. Die Erinnerungen an unseren Kuss, hier, in diesem Zimmer, auf genau diesem Bett suchte mich ausgerechnet jetzt wieder ein.

Ich ließ aprubt wieder los.

Mein Mund fühlte sich merkwürdig an und meine Lippen reagierten sofort auf die keusche Berührung. Gänsehaut überkam mich, als das Bild des Kusses in meinem Kopf mit dem Moment auf dem Dach ersetzt wurde. Genau dann als Justin mich plötzlich zu sich gezogen und mich aus seinen nachtschwarzen Augen angesehen hatte, als würde er mich jeden Augenblick wieder küssen wollen.

Seine Nähe, seine Stimme, sein Geruch, vorallem sein Geschmack umgab mich wie ein Kokon, der mich einfach zu ersticken drohte.

"Gott Tae... du bist so ein hoffnungsloser Fall..." hauchte ich schniefend und konnte über meine eigene Einfältigkeit nur den Kopf schütteln. Seine Worte hingen mir immer noch schmerzhaft nach aber es brachte nichts, sich noch länger in Seltbstmitleid zu baden, denn an der Situationen würde sich trotzdem nichts ändern.

Daher erhob ich mich schwerfällig, zog mir nur nebenbei den Mantel aus und ging anschließend mit schweren Beinen und butterweichen Knien direkt auf das Bett zu. Erschöpft und beinahe Bewegungsunfähig glitt ich dann in die Kissen zurück und versank in einem Strudel aus verworrenen Gefühlen in keinen so wirklich erholsamen Schlaf.

---

Der nächste Morgen brach schneller ein als mir lieb war und ich glaubte mehr als verkatert aus einem fürchterlichen Traum zu erwachen. Diese Nacht suchten mich die Erinnerung an meinen beinahe-Tod viel zu realistisch ein. Das Wasser war einfach überall, es hatte mich von Kopf bis Fuß umgeben. Ich konnte keine Luft holen und spürte nur noch wie mir die Sinne schwanden.

Aber im Gegensatz zur Realität - war es im Traum Justin gewesen, der mich am Arm packte und mich so vor den sicheren Tod bewahrte.

Verrückt, oder?

Ich schien die letzten Ereignisse irgendwie aufeinmal verarbeiten zu wollen und vermischte das ganze Chaos in meinem Kopf miteinander.

Aber nicht nur meine Träume erinnerten mich ständig an das schreckliche Ereignis, sondern auch meine Brust. Denn kaum hatte ich mich aufgerichtet, spürte ich noch sofort einen stechenden Schmerz. Eine Hand hob sich zu meinen geschundenen Rippen, während ein klägliches winseln meine Lippen verließ. "Oh verdammt..."

Ich fühlte mich wie überfahren. Hatte mich das Bier und der Whiskey wirklich so umgehauen? Immerhin schaffte ich es mich irgendwie aus dem Bett zu schälen, zwar umständlich aber ich schaffte es. Doch die Müdigkeit zeichnete sich noch immer in meinen Gesicht ab, als ich mich mit halb geschlossenen Lider auf den Weg ins Bad mache machte.

Obwohl mir nach dem gestrigen Abend nicht wirklich nach Arbeiten war, konnte ich mich ja nicht schon wieder entschuldigen lassen.

Ich konnte Justin ja nicht für ewig aus dem Weg gehen - auch wenn ich es gerne getan hätte.

Mit unbeteiligten noch völlig zerknautschten Blick ließ ich die Türschwelle zum Bad hinter mir. Ich schenkte meinem Spiegelbild zunächst keine Beachtung, als ich nach meiner Zahnbürste griff und mechanisch damit begann mir die Zähne zu putzen.

Meine Gedanken waren nirgends einzuordnen und am liebsten hätte ich alles einfach sofort vergessen aber selbstverständlich funktionierte das Leben nicht so.

Wäre ja auch zu leicht..

Nach dem Zähneputzen versuchte ich die Müdigkeit mit etwas kaltem Wasser zu vertreiben, es half und ein kurzes durchatmen später, glaubte ich mich auch wieder besser unter Kontrolle zu haben. Genau in diesem Moment drückte sich ein gewisser roter Haarschopf durch den Türspalt.

"Guten Morgen." begrüßte Jimin mich vorsichtig. "Wie geht es dir heute?"

Ich lächelte schief. "Besser." antwortete ich leise und kämpfte die Gedanken an Justin gewaltsam zurück.

"Hmm..." mein bester Freund betrachtete mich besorgt. "Erzählst du mir heute endlich was passiert ist? Ich mache mir Sorgen, Tae... in letzter Zeit passiert dir so viel Mist. Ich möchte einfach nicht das man dich verletzt..."

"Zu spät." ich lächelte bitter.

Sobald Jimin meine Worte hörte, ging er direkt auf mich zu und packte mich an den Armen. "Hat Jackson dich irgendwie angefasst? Bedrängt? Hat er-"

"Nein." unterbrach ich ihn ganz schnell und rieb mir seufzend über den Nacken. Ich wusste gar nicht wo ich überhaupt anfangen sollte zu erzählen. "Also... eigentlich war er schon ziemlich aufdringlich aber... es ist nichts passiert."

Jimin runzelte die Stirn und wirkte irgendwann nur noch verzweifelt. "Was ist dann passiert?" verlangte er zu wissen und schüttelte mich leicht. "Tae.. du warst gestern so fertig, du hast im Schlaf geweint! Wenn nichts passiert ist, wieso sahst du gestern dann so fertig aus?"

Ich wollte nicht antworten. Ich wollte nicht aber ich schuldete Jimin eine Erklärung.

"Justin... er hat mir gestern mit Jackson aus der Patsche geholfen." begann ich langsam und sorgte mit dieser Aussage für nur noch mehr Irritationen.

"Justin war auch da?" hakte er blinzelnd nach und ich nickte langsam.

"Er war zufällig in der Gegend und ist in Jackson hinein gelaufen, gerade als er etwas aufdringlicher werden wollte."

"Dieses Arschloch! Dem reiß ich dafür noch die Eier heraus! - aber wenn Justin rechtzeitig da gewesen war, wieso warst du dann so aufgelöst?"

Meine Gesichtszüge fühlten sich angespannt. Unruhig knibbelte ich an meiner Unterlippe herum und stöhnte laut, nachdem ich sah wie Jimin mich mit seinem pseudo strengen Blick durchlöcherte.

"Eigentlich hatten wir erst einfach nur geredet. Er hat mir einen ganz tollen Ort gezeigt. Alles war in Ordnung... naja.. bis mir plötzlich etwas ganz dummes ausgerutscht ist." erzählte ich ausweichend aber das alles ging Jimin einfach nicht schnell genug.

"Was? Was ist dann passiert? Was hast du denn gesagt?"

Ich rang nach Atem, sowie nach gleichkommenden Worten. Ich wusste nicht wie... keine Entgegnung, keine Formulierung, könnte richtig ausdrücken wie ich mich fühlte und wahrscheinlich war meine Reaktion einfach nur viel zu überzogen.

"Ich hab ihn gefragt ob er mich.. mag..." gestand ich anschließend. Die Augen angestrengt nach unten gerichtet, studierte ich die Fliesen mit einer erstaunlich langen ausgiebigkeit. "... Es ging nicht so gut aus." fügte ich dann noch kleinlaut hinzu.

"Oh man Tae..." Jimin stieß angestrengt die Luft aus und keine Sekunde später fand ich mich in seinen Armen wieder. Er drückte mich fest an sich aber dadurch musste ich mir erst Recht die Tränen verkneifen. Tränen, welche ich eigentlich nicht mehr zulassen wollte. Schiefend vergrub ich das Gesicht tief in seinem Hals.

"Er hat so ein Interesse an dir gezeigt. Ich hätte ehrlich nicht damit gerechnet das er dich abweisen würde!.... Ach shit!"

"Ist schon okay. Ich komme drüber hinweg..."

"Ist es das wirklich?" Jimin zog sich minimal zurück, legte mein Pausbacken in seine Hände und drückte meinen Kopf sanft in seine Richtung. "... Und wieso weinst du dann?"

"H-hab was ins Auge bekommen." nuschelte ich undeutlich und wischte mir halbherzig über die verquollenen Augenwinkel.

Man! Er sollte mich doch nicht so liebevoll ansehen. Wenn man so Emotional instabil war wie ich, konnte man ja gar nicht anderes als weinen!

"Ich hab irgendwie nicht so das Glück mit Männern... entweder sie wollen mir an die Wäsche oder umbringen. Irgendwie gibt es nichts dazwischen." zog ich das Ganze einfach ins lächerliche und lachte humorlos auf.

"Rede nicht so ein Unsinn. Du bist absolut liebenswürdigen! Die wissen doch alle nur nicht was ihnen entgeht! Und was das mit dem umbringen betrifft... Ich reiße Jedem seine verdammten Bälle ab, der es wagt dir nochmal weh zu tun! Ich beschütze dich Tae, das verspreche ich dir."

"Übertreibst du es nicht ein wenig?" ich schmunzelte leicht aber die Vorstellung passte einfach so gut zu Jimin.

"Ich?? Niemals!" gab er sich entrüstet. "Es kann nie dramatisch genug sein, das weißt du doch."

"Oh und wie ich das weiß." ich grinste minimal. Durch Jimins ungezwungene Art, war die Stimmung sogleich wieder aufgelockert. Er knuffte mich in die Seite, als er dann mit Nachdruck jedoch meinte. "Ich meine es wirklich ernst Tae. Ich passe auf dich auf."

"Ich weiß doch" entgegnete ich lächelnd und vorallem dankbar.

"Und was Justin betrifft, er ist zwar heiß aber es gibt auch noch andere Mütter mit heißen Söhnen. Der Richtige wird sich schon noch rechtzeitig zeigen, mh?"

"Hm.." ich versuchte mich optimistisch zu zeigen aber überzeugt war ich nicht wirklich.

Justin war speziell und mir fiel auf Anhieb Niemand ein der ihm das Wasser reichen könnte, außer vielleicht der Reaper. Aber wenn ich das jetzt Jimin erzählte, würde er mich direkt einen Kopf kürzer machen.

"Meinst du du schaffst es auf die Arbeit?"

Ich nickte.

"Okay gut. Dann mach dich mal fertig, ich warte auf dich in der Küche." Er wuschelte mir noch ein letztes Mal aufmunternd durch das Haar, ehe er das Bad verließ und die Tür leise hinter sich zuzog.

Danach musste ich erst einmal wieder auf das ganze aufwühlende Gespräch klar kommen.

Ich zog mich aus und blickte anschließend an mir hinunter. Herzschmerz mal bei Seite - die unzähligen Blutergüsse zogen sich mittlerweile in all möglichen Farben über mein Brustkorb. Es war Bund und immer noch genauso erschreckend wie beim ersten Mal und tat fast mindestens genauso dolle weh.

Seufzend wollte ich gerade mein Blick abwenden, als mir genau in diesem Augenblick ein kleines aber gravierendes Detail auffiel. Ein starres Entsetzen folgte und ich blickte ganz schnell in den Spiegel um mich auch wirklich zu vergewissern das es sich hierbei nicht nur um mein Hirngespinnst handelte.

Ungläubig und entsetzt, lösten sich meine Augen kein einziges Mal von meinem Spiegelbild. Stockend tasteten ich über meinen nackten Hals.

Der Stick! Er war weg! Immer wieder glitt ich über die Haut um mich auch wirklich zu vergewissern aber er war wirklich fort!

"Scheiße verdammt! Hab ich ihn vielleicht beim ausziehen ausversehen ausgezogen?"

Ich kniete mich schnell hin und durchwühlte in meiner Panik hin das Shirt auf dem Boden aber auch dort war der Stick nicht auffindbar.

"Oh nein! Nein nein nein, das darf nicht wahr sein! Fuck! Wo ist er hin?!"

Schnell zog ich mich wieder an und rannte aus dem Bad zurück in mein Zimmer und sah auch dort vorsichtshalber noch einmal nach. Im Bett, unterm Bett, auf dem Boden, auch überprüfte ich die Taschen meines Mantels, aber nichts.

"Das kann nicht sein! Das darf nicht sein!" rief ich erstickt. Entsetzt schlug ich die Hände über den Kopf und raufte mir in einer schieren Verzweiflung die Haare. "Taehyung denk nach, wo kannst du ihn verloren haben?" ich verpasste mir selbst eine Kopfnuss nach der anderen. Meine Synapsen sollten verdammt nochmal wieder anspringen. Sie mussten!

Kurzerhand sprintete ich zu Jimin in die Küche und überraschte den Rothaarigen beim Kaffee trinken mit meiner immer noch verschlafenen Aufmachung. "Tae? Du bist ja immer noch nicht angezogen. Willst wieder zu spät kommen?"

"Hyung!" ich überrante ihn fast, rüttelte wild an seinen Schultern und ging gar nicht erst auf seine Worte ein, als ich ganz panisch rief. "Der Stick ist weg! Das Foto... es... es ist entgüldig weg!"

---

Was für eine Überraschung 💁🏼‍♀️

Ich bin btw so unzufrieden mit dem Verlauf der Story. Ich wünschte ich hätte meine ganzen Notizen von damals noch 😩 ich könnt heulen.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top