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Jungkook ✜
ich fühle alles doppelt so heftig wenn ich dramatische Musik zu den Kapitel höre. Wem geht es auch so? 🙈 Nightlight - Annika Wells und Illenium
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Meine Gedanken purzelten eiskalt einen Abhang hinunter. Ich sah nichts mehr außer den Stick, nahm nichts mehr war, fühlte noch nicht einmal die Kälte von Blondschopfs Wangen.
Da war das Problem für all meinen Ärger - die Lösung, die alles sofort noch beenden konnte. Meine Mission. Eine Handweite entfernt und doch tat ich nichts als es regungslos anzustarren.
"J-justin?" Blondschopfs unsichere Stimme gelang nur gedämpft, wie durch eine Barriere aus dicker Watte an meine Ohren. Ich hörte ihn aber verstand ihn nicht. Ich war zu sehr in meiner Starrheit gefangen. Tausend Gedankenblasen und einer nach der anderen zerplatze, noch ehe ich zu Ende denken konnte.
Blondschopf stämmte seine Hände auf meine Brust und drückte sich etwas hoch, von dort aus lugte er hoch zurück in mein Gesicht und errötete gefühlt noch heftiger.
"I-ist alles in Ordnung?" er wirkte mit meiner Haltung überfordert aber ich selbst war seit langer - sehr langer Zeit einfach nur... überfordert.
Ich wusste was ich zu tun hatte aber ich konnte es nicht. Blondschopf das Band abreißen war keine Option. Es würde nur größere Probleme verursachen. Ich könnte ihn natürlich auch ablenken, in dem ich das tat, was ich so eben selbst initiiert hatte - aber ich tat es nicht..
Ich tat etwas völliges anderes, völlig unerwartetes.
Etwas was mich selbst erschreckte und gleichermaßen verwirrte. Ich stieß Blondschopf von mir.
Er fiel mit einem verwirrten Aufschrei zurück auf den Hosenboden. Dies nutze ich sogleich aus und sprang auf die Beine. Ich wagte nicht einmal einen Blick in sein Gesicht aber ich spürte die Verwirrung.
Ich spürte, wie verletzt er sich fühlte.
"Das reicht für heute. Du solltest Nachhause, Hyung." meine Stimme klang verändert. hart. Rasiermesserscharf. Gerade sprach ich wie der Reaper und das machte mir seltsamerweise mehr zu schaffen als mir lieb war.
"Ich versteh nicht... wieso? Was hab ich falsch gemacht?"
"Aiish.. Kannst du bitte aufhören ständig die Fehler bei dir zu suchen? Das hält doch kein Mensch aus."
Frust.
Große Frustration machte sich in meinem Bauch breit, verkehrterweise auch in meinem Herzen und ich ließ es, wie ich nun mal ein Arsch war, auch direkt an Blondschopf aus.
Ich sah ihn schlucken. Er hatte es erst einmal zu verdauen aber es dauerte nicht lange, da rappelte er sich auch in die Höhe.
"Ich bring dich noch raus-"
"Nein." nun klang Blondschopfs Stimme wie eine reinste Donnergewalt. Wütend und verletzt starrte er mich an. Er schluckte erneut schwer, kämpfte gegen die Abweisung und augenscheinlich gegen die Tränen.
Noch nie hat es in mir gerührt wenn ich einen Menschen heulen sah.
Noch nie.
Auch nicht als ich ihnen in den letzten Sekunden ihres Lebens in die Augen geschaut hatte. Selbst da, so sehr wie sie auch gewinselt hatten, gefleht, geschrien aus Verzweiflung, und Angst - es reichte nie bis zu meinem Herzen aber gerade bekam ich selbst Angst.
Es war genau das selbe Gefühl, welches ich hatte, als ich Blondschopf leblos aus dem Wasser gefischt hatte. Als ich dachte, ich hätte ihn verloren.
"Ich hab schon verstanden. Ich finde den Weg selbst hinaus. Danke..." Er presste die Lippen zusammen, sah sich noch einmal unschlüssig um, als würde er noch auf irgendetwas warten. Auf irgendeine Reaktion. Auf etwas, was ihm sagte, das er bleiben sollte aber die gab ich ihm nicht. Ich wollte Blondschopf nicht mehr sehen.
Er sollte verschwinden und das am besten noch sofort und er verstand.
Ohne ein weiteres Wort der Verabschiedung, verließ er das Dach. Seine Schuhe hinterließen hastig Geräusche auf dem Kies, als er überstürzt loslief aber ich sah nicht mehr auf. Die Tür zog quietschend auf und fiel Sekunden später mit einem lauten Knall wieder zu.
Dann war nichts mehr zu hören, außer das Geräusch des tosenden Windes.
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Das Loft war leer. Es kam mir noch nie so leer vor aber gerade fühlte ich mich wie der einzige existierende Mensch, mit einem Gefühlsausbruch den ich am liebsten aus mir rausprügelt hätte. Die letzte Dose Bier die ich auf dem Rückweg noch getrunken hatte, pfefferte ich in die nächst beste Ecke und streifte mir nur im vorbeilaufen die Schuhe und die Lederjacke ab. Torckelnd fand ich halt an der Wand und tastete mich so bis in den Wohnraum.
Sofort sprang mein Computer an. Zeigte mir groß und fett Error an, während Mozart noch im selben Moment sein zehntausendfaches Debüt erhielt. So langsam kannte ich seine Stücke wirklich auswendig.
Schwankend ging ich zu meinem Arbeitsplatz und ließ mich mit einem erschöpfen Seufzen auf meinen Bürostuhl fallen. Ich griff blind nach den Ohrsteckern und machte mich innerlich bereit auf sie nächste Standpauke.
"Sprich oder schweig für immer..." begrüßte ich ihn mit undeutlich nuschelnder Stimme, was Min unvermittelt traf.
"Wieviel hast du gesoffen?"
"Oh. Keine Ahnung mehr bei ner Kiste hab ich aufgehört zu zählen." ich drückte die Beine hoch auf den Tisch und brachte den Stuhl in eine halbe liege Position. Ich spürte wie sich die Kopfschmerzen bereits anbahnten und rieb mir die Schläfen.
"Du weißt das ich dich gesehen habe oder?"
"Ich weiß du Pisser. Dein Glück das es auf den Straßen so viele Überwachungskameras gibt."
"Irgendein Idiot muss ja zusehen das du unter Kontrolle bleibst."
"Schlauberger." ich war diesem Gespräch bereits leid. Ich wollte nichts mehr von Mins besserwisserisches Gelaber hören. Hätte, hätte, Fahrradkette. Ich hatte eben nicht.
"Erst verfolgst du Blondi ewigkeiten, rettest ihn dann nochmals und verschwindest mit ihm, wohin? In ein fucking altes Gebäude wo ich absolut keinen blassen schimmer hab, was du dort zu suchen hast aber ich hoffe doch stark das du mir das alles mal bald erklären kannst. Hat das Ganze irgendeinen Nutzen für uns? Wenn ja, dann rück endlich mit der Sprache raus. Denn wenn nicht, dann gibt's bald ne Planänderung und dann-"
"Blondschopf trägt den Stick um den Hals."
Ich fiel gleich mit der Tür ins Haus. Ich war viel zu müde um noch ewigkeiten um den heißen brei zu quatschen.
Außerdem, früher oder später hätte Min eh davon erfahren, also wieso nicht gleich?
"Er hat - was?!"
Überraschungseffeckt geglückt würde ich mal behaupten.
"Mo-mo-moment mal! Blondschopf hat den Stick bei sich? Hast du ihn dir geholt? Können wir hinter dieser Geschichte endlich ein hacken setzen??"
Wieso musste er immer nur gleich so laut werden? Ich zog die Brauen zusammen und stöhnte genervt. "Ich habs nicht getan." gab ich anschließend einfach so zu und damit traf ich wohl entgüldig ins aus - denn Min schrie mir danach volles rohr "WAS?!" ins Ohr
"Wasch dir die Ohren wenn du es nicht verstanden hast. Ich wiederhole mich nicht nochmal."
"Verfickter fick nochmal, Blondi hat den Stick bei sich und du schnappt ihn dir nicht? Was ist los mit dir oder hast dir das Gehirn beim letzten Mal vögeln gleich ganz rausgevögelt?!"
"Ya!" ich zischte wütend und rieb mir die Schläfen noch zermürmbter. "Sollte ich es ihm einfach vom Hals reißen? Und was sag ich ihm dann? 'Oh Sorry, das bräuchte ich mal eben, weil du nämlich da ein fucking Foto von MIR drauf hast' oder was? Wie stellst du dir das vor?"
"Das ist jetzt nicht dein scheiß ernst." Min klang fassungslos und ich wusste wieso. Das Alles hörte sich nämlich nach einer beschissenen Ausrede an. Ich wollte es nicht einsehen und auch nicht hören aber Min gab keine Ruhe.
"Du hast Blondi einfach so ziehen lassen, obwohl du deinem Ziel so greifend Nahe warst? Wo ist der unbesiegbare Reaper hin? Der Alles und Jeden überlistet aber dann halt vor einem kleinen Journalisten macht, der noch absolut grün hinter den Ohren ist."
"Ich hab alles im Griff!" konterte ich eine spur zu genervt und den Ärger sowie die große Frust war meiner Stimme mehr als gut anzuhören. Ich wusste selbst um meinen Fehler aber dieser gottverdammte Min hörte einfach nicht auf.
"Ach, das nennst du im Griff haben? Gibt es doch zu, Jeon. Seit Taehyung in deinem Leben aufgetaucht ist, hast du absolut gar nichts mehr im Griff. Alles läuft schief und du brauchst für deine Aufträge ungewöhnlich lange."
"Ich werde mir den Stick noch holen. Ich weiß ja jetzt wo er ist."
"Und was ist wenn du es beim nächsten Mal auch nicht schaffst? Wie willst das überhaupt anstellen?"
Es war das erste Mal seit ewigkeiten das ich absolut keine Antwort wusste. Ich wusste es einfach nicht.
"I-ich lass mir schon etwas einfallen..."
"Nein, Jeon. Diesmal lass ich mir etwas einfallen. Wir müssen unter diesem ganzen Theater endlich eine Schusslinie ziehen."
Das Min seine Nase nun tiefer darin stecken wollte gefiel mir absolut gar nicht. Ich war Einzelgänger und kümmerte mich um meine Probleme selbst aber das war nicht der Hauptgrund meiner Unruhe. "Was hast du vor?!"
"Lass das mal meine Sorge sein."
Blitzschnell nahm ich die Füße vom Tisch und richtete mich im Stuhl ruckartig auf. Meine geballte Faust schlug auf dem Tisch auf. "Das ist meine Angelegenheit, Min!"
"Keine Sorge. Blondi kriegt schon nichts davon mit und ihm passiert nichts."
Ich knurrte, doch davon ließ Min sich nicht beirren. "Bleib ruhig. Es ist nur zu deinem besten. Glaub mir, wenn du von ihm weg bist, kannst du dich auch wieder besser konzentrieren."
"Wer bist du, meine Mutter? Ich weiß selbst was für mich das 'Beste' ist und ich bin auch groß genug meinen scheiß selbst zu klären, Fucker!" keifte ich angepisst und zischte noch etwas wütendes hinterher, bevor ich mir den Ohrstecker aus dem Ohr riss. Es hatte eh keinen Sinn mit Min zu diskutieren. Er war nämlich genauso Scheiße hartnäckig wie ich es war.
Ich brauchte Bier - oder etwas essen wäre nicht schlecht aber ich fand einfach nicht die Kraft dazu mir etwas zu machen. Ich unterdrückte ein Gähnen und begann genervt mit der Zunge zwischen den Zähnen zu pulen.
Mir fiel der nächste Auftrag ein, den ich bereits seit zwei Tagen auf dem Tisch liegen - aber immer noch nicht angenommen hatte. Lenkte Blondschopf mich vielleicht wirklich viel zu sehr ab?
Die Gedanken um ihn brachten mich einfach nicht weiter. Kurzerhand erhob ich mich vom Stuhl und streifte mir im vorbeigehen das Hemd träge vom Körper. Ich stülpte mir ein weißes Shirt über den Kopf und tauschte die Jeans mit einer grauen lockeren Jogginghose aus. Barfuß trottete ich anschließend zu meinem Kingsize Bett und verkroch mich unter die Bettdecke.
Ich tat etwas, was ich schon lange nicht mehr richtig konnte - schlafen. Aber wie zu erwarten waren meine Träume wie jede andere Nacht auch... einfach unerträglich.
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"Was haben Sie mit ihm vor?"
"Hmm.. Er sieht hübsch aus. Bevor wir die Sache komplett abschließen, können wir ihn vorher noch für unsere Geschäfte... nutzen."
Der Junge wankte, war er bereits viel zu schwach auf den Beinen. Der Verlust von Tageslicht machte ihm immer mehr zu schaffen. Er wusste weder ob es Tag oder Nacht war. Er konnte sich gerade noch so an den rauen Mauernsteine abstützen, denn ansonsten wäre er gefallen.
Er rieb flüchtig die Finger aneinander und bemerkte wie feuchte Putz aus den Fugen rieselt. Die Wände waren feucht, es roch nach Schimmel. Der Junge versuchte sich vor den Augen der Männer zu verstecken aber es gelang ihm nicht, doch er selbst erkannte sie nicht.
Es war als hätte man ihnen die Gesichter ausradiert.
Männer ohne richtige Gestalt..
Der Junge fror aber ob es nur an der Kälte oder der körperlichen Schwäche lag, wusste er nicht.
Die Erinnerung an die letzten Tage seiner Freiheit lösten sich wie Geister in der Dunkelheit auf. Sein Gedächtnis schien gelöscht.
"Sieh zu das du ihn sauber schrubst und mach ihn dann bereit für den Besuch."
"Ja Boss!"
Der Junge presste sich fester in die Ecke und nästelte unentwegt an den eisernen Ketten herum, die sich um seine schmalen Handgelenke befanden. Es hatten sich bereits nässende Wunden gebildet, die unentwegt juckten und schmerzten. Sein Mund fühlte sich trocken an. Die Lippen waren rissig. Von Kopf bis Fuß war der Junge von Schmutz und Dreck übersät. Wie ein wertloses Stück Tier wurde er an den Haaren gepackt und brutal aus der eisigen Zelle gezerrt. Der Junge schrie. Er schrie, weil er das Einzige vertraute um sich herum nun auch wieder verlassen musste.
Immer wieder rief er sich seinen eigenen Namen zurück. Er wollte wenigstens - sich - nicht vergessen.
"Ich heiße Jungkook....Ich heiße Jungkook... Ich heiße Jungkook... Ich heiße Jungkook.."
"Jungkook? Was ist das denn für ein lächerlicher Name?" Der Mann lachte schallend auf, doch der Junge hörte nicht auf. Mit dicken Tränen in den Augen sprach er seinen Namen immer wieder wie im Mantra aus.
"Der Name passt nicht zu dir. Du wirst ab heute JK heißen. Hast du verstanden?" der Mann injiziert ihm diesen Namen direkt ins Ohr - direkt in den Kopf hinein und löschte die letzte verbleibende Kontrolle einfach... aus.
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Gedanken? 😕
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