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Taehyung ✜
Ich saß kerzengrade im Bett und hatte meine Kuscheltiere um mich herum versammelt und führte eine wichtige Konferenz. Ich brauchte einen dringenden Rat und ich konnte Jimin in diesem Fall nicht fragen. Er würde sich entweder darüber nur lustig machen oder wieder eine Möglichkeit suchen wie ich so schnell wie möglich meine Jungfräulichkeit verlor, weil er der Meinung war, ich wäre zu verklemmt.
Aber war ich zu verklemmt? Womöglich, denn ich war immer noch nicht über diesen Kuss hinweg. In meinem Kopf herrschte unendliche Leere. Seit ich aufgewacht war, saß ich hier also und dachte angestrengt darüber nach wie mein Leben nach diesem einem Kuss weitergehen sollte.
Wieso hatte Justin mich überhaupt geküsst? Was war das überhaupt für ein Kuss? Definitiv keiner den man einfach so einem guten Freund gab! Dafür war er viel zu... intensiv.
Kaum dachte ich an die Situation zurück, ging mein Gesicht direkt wieder in Flammen auf. Meine Ohren fühlten sich verdächtig heiß an und obwohl mich Niemand sehen konnte, presste ich mein Gesicht ins Kissen und seufzte verzweifelt auf.
Aber wenn man einen Freund nicht auf diese Art und Weise küsste, was hatte der Kuss dann für eine Bedeutung? Man tat sowas doch nicht einfach so?!
Jammernd linste ich von meinem Kissen zu meinen Plüschtieren hoch und hoffte auf irgendeine Erleuchtung oder so. Irgendein Zeichen, das mir sagte, das ich mir diese ganze Verbindung zu Justin nicht einfach so einbildete aber die schwarzen Knopfaugen starrten mich einfach nur leblos an.
"Ihr könnt mir auch nicht helfen, was?" fragte ich deprimiert nach aber alles was ich an 'Reaktion' erhielt, war Tata's umfallen. "Ooookay... Die Konferenz ist also vorbei." ich stieß die angehaltene Luft theatralisch aus und schmollte anschließend ganz alleine für mich weiter.
Nachdem Nickerchen, der wohlgemerkt bis zum Abend ging, fühlte ich mich ein klein wenig besser. Mein Brustkorb schmerzte zwar immer noch wie Hölle aber mein Fieber war immerhin etwas runtergegangen und obwohl ich mich darüber ärgerte das Justin bereits gegangen war, war ich auch gleichzeitig irgendwie erleichtert.
Ich hätte ihm unmöglich in die Augen schauen können. Nicht nach dem Kuss...
Bevor ich aber noch weiter darüber grübeln konnte, riss mich ein klopfen an der Tür aus den Gedanken. Ich setzt mich ruckartig auf und glaubte für einen irrwitzigen Moment, das es sich ja vielleicht um Justin handeln könnte, als Jimins Stimme an meine Ohren gelang.
"Tae? Kann ich reinkommen?"
Ich sackte enttäuscht zurück in die Kissen. "Klar. Komm rein." rief ich mit dem Blick auf die geschlossene Tür und wartete bis Jimin eingetreten war.
"Wie geht's dir?"
"Besser."
"Hast dich ja auch im halben Koma befunden.. dachte schon du wachst heute gar nicht mehr auf." Jimin trat näher und setzte sich dann zu mir an die Bettkannte. Sein prüfender Blick gefiel mir nicht. Er versuchte mich mal wieder zu analysieren.
"Justin ist ein wirklich toller Typ. Er hat sich wirklich große Sorgen um dich gemacht." meinte er schließlich und ich konnte ihm nur zustimmend zunicken.
Ich hoffte einfach mal das mich meine roten Wangen nicht verrieten. Aber wem wollte ich eigentlich etwas vormachen? Jimin wusste über meine Schwärmerei sowieso schon bestens bescheid.
"Hast es dir doch inzwischen anders überlegt?" fragte er nach ohne mir überhaupt zu sagen um was es ihm hier eigentlich wirklich ging.
"Überlegt was?"
"Na dich an ihn ranzuschmeißen natürlich!" Jimin verdrehte die Augen. Er tat so als wäre ich noch ein Kind das noch viel dazulernen musste und das ärgerte mich.
"Er ist der Praktikant! D-das kann ich doch nicht einfach so machen! Außerdem bin ich sein Mentor... Ich kann meine Position nicht so schamlos ausnutzen.."
Dabei hatte Justin sie vorhin noch sehr schamlos ausgenutzt...
Ich biss mir für meine Gedanken hart auf die Lippen und wandte den Kopf ab, damit Jimin das trügerische Rot meiner Wangen nicht sah.
"Er ist doch aber dein Mr. Right oder etwa nicht?" hakte er nach, was mich stocken ließ.
"Naja... ja schon... aber ich weiß einfach nicht..."
"Na also. Des weiteren bin ich über seine Sexualität bestens informiert und kann dir mit Freude sagen, das er auch dem männliche Geschlecht nicht abgeneigt ist." verkündete Jimin stolz und zwinkerte mir dann vielsagend zu.
Doch meine Freude hielt sich in Grenzen, stattdessen riss ich die Augen schockiert auf und fiel fast vom Bett bei dem Versuch mich schnell aufzurichten. "Du hast mit ihm gesprochen?!"
"Na klar. Jemand musste sich ja um den armen Jungen Mann kümmern, während du deinen Schönheitsschlaf gehalten hast." Jimin schmunzelte als er mein bestürztes Gesicht sah. Er wusste ganz genau wie sehr ich seine große Klappe hasste.
"Ich hoffe du hast ihm nichts peinliches über mich erzählt!"
"Ach was, bleib ruhig. Ich hab ihm nur erzählt das du dich ab und an mit deinen Kuscheltieren unterhälst, mehr nicht."
Mein Blick musste ja absolut einmalig gewesen sein, denn Jimin prustete direkt los.
"Hör auf zu lachen, das ist überhaupt nicht witzig!" murrte ich und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. In letzter Zeit machte der Typ sich ganz schön oft lustig über mich. Für meinen Geschmack etwas zu oft.
"Oh doch. Ist es. Aber keine Angst, ich hab ihm schon nichts von deinen seltsamen Angewohnheit erzählt."
Ich antwortete nicht mehr, sondern schnaufte nur entrüstet. "Das sind keine seltsamen Angewohnheiten." verteidigte ich mich schwach, dabei wusste ich selbst wie bescheuert das eigentlich war.
"Jaja alles was du sagst Tae." meinte er direkt wieder versöhnlich und knuddelte mich in die Seite. "So. Ich lasse dich auch mal wieder alleine, wollte dich eigentlich auch nur über diese tolle Neuigkeit informieren." wieder zwinkerte er. Idiot.
"Wenn was ist, ruf mich einfach."
"Danke Jiminie." ein letztes Mal wuschelte er mir noch durchs Haar, dann ging er. Kaum aber fiel die Tür hinter ihm zu, ging es auch schon wieder los und ich dachte an die nächste Begegnung mit Justin nach. Auch wenn ich mich selbstverständlich auf den Fall Reaper konzentrieren wollte, konnte ich mich ja dennoch mit ihm anfreunden und einfach sehen wohin das Ganze mit uns führte? Oder?
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Hätte ich aber nur geahnt das ich die ganze Nacht kein Auge mehr zutun würde, hätte ich mir selbst KO Tropfen verpasst. Am nächsten Morgen hatte ich nämlich Augenringe die bis zum Boden gingen. Selbst das anziehen schien ich komplett verlernt zu haben. Mein Hemd war völlig falsch zusammengeknöpft und ein Zipfel ragte total unordentlich aus der Hose. Jimin musste mich erst darauf hinweisen und das war schon mehr als peinlich genug aber mein Gehirn hatte seine volle Tätigkeit einfach noch nicht aufgenommen.
"Tae, in letzter Zeit bist du wirklich sehr durch den Wind. Seit der Situation im Club... naja... bist du irgendwie nicht mehr ganz bei dir. Wenn dich deswegen immer noch etwas belastet, sprichst du bitte mit mir, okay?" fing Jimin aus heiterem Himmel an und hielt mich am Arm zurück, bevor wir die Firma betreten konnten. Er machte sich in letzter Zeit einfach zu viele Sorgen.
Ich seufzte. "Jiminie. Deine Fürsorge in allen Ehren aber mir geht es gut. Du musst nicht ständig auf mich aufpassen."
"Dann bitte bring dich auch nicht wieder unnötig in Gefahr." antwortete er brummend und sah mich tadelnd an. Er wusste ganz genau das ich den Fall Reaper nicht fallen lassen würde, auch wenn er mich noch zehntausendmal darum bitten würde.
"Jawohl Chef!" Ich salutierte albern und zog meine Mundwinkel zu einem fetten grinsen hoch, was mein bester Freund nur noch kopfschüttelnd und seufzend zur Kenntnis nahm.
"Weißt was? Mach dich mal lieber an Justin ran, als dich mit dem Reaper herunzuschlagen!" wechselte er kurzerhand ganz galant das Thema und nun war er derjenige der verschmitzt vor sich hingrinste, während mein Lächeln erstarb. Ich räusperte mich leise und checkte erst einmal ganz schnell die Lage um uns herum ab, ehe ich Jimin mit dem Ellenbogen in die Seite stieß. Es brauchte ja nicht gleich die halbe Belegschaft darüber bescheid wissen!
"Hör endlich auf damit! Er ist der Praktikant und ich werde mich nicht an ihn heranschmeißen." zischte ihm ihm leise zu aber davon schien er einfach nichts hören zu wollen.
"Das bleibt er aber ja nicht für immer." ein vielversprechendes zweideutiges Augenzwinkern später, stand ich dann auch schon alleine im Eingangsbereich
Jimin, dieser kleine Teufel.
Mit eindeutig viel zu schwitzigen Händen begab ich mich mit dem Fahrstuhl anschließend nach unten. Als ich mich auf dem Weg zu meinem Schreibtisch umsah, war von Justin noch weit und breit nichts zu sehen.
Gut und schön. Ich hatte also noch etwas Zeit um mir zu überlegen wie ich ihm nach dem Kuss nun gegenübertreten sollte.
Ich stellte meine Tasche also erst einmal auf dem Boden ab und legte meine Jacke über die Lehne. Den Computer hatte ich aber noch nicht einmal ganz gestartet, da erreichte mich die unerwartete Nachricht, das der Reaper letzte Nacht wohl wieder zugeschlagen hätte. Noch sofort ließ ich alles stehen und liegen und gesellte mich zu der Traube an Kollegen, die sich allesamt neugierig um den Fernseher versammelt hatten.
Gespannt lauschte ich den Polizisten bei ihrem offiziellen Statement zu und war in anbetracht der Nachrichten in eine Art Schockstarre verfallen.
"Wie Grausam. Wieder musste Jemand sein Leben lassen." regestrierte Ich das Gesagte neben mir nur schwach, während ein entsetzen Raunen die Runde machte. Ich hingegen zog nur die Stirn kraus, blendet das ätzende Geschwätz um mich herum vollständig aus und versuchte einfach nur den Nachrichten zu folgen.
"... Dr. Lee Jinkhyo, 47 wurde mit einem direkten Kopfschuss in seinen eigenen vier Wänden ermordet. Ein ausreichender Indiz fehlt der Staatsanwaltschaft vorerst noch aber die Polizei geht stark davon aus das der Reaper seine Finger erneut im Spiel hatte. Die Opferanzahl in den letzten vergangenen Wochen sei vorallem bei den Ärzten gestiegen, die Hintergründe werden noch derzeit ermittelt... "
"Dieser Reaper ist echt ein Monster." sprach einer meiner Kollegen voller Abscheu, woraufhin ihm die Anderen ausnahmslos alle zustimmten, naja - außer mir.
Mich befiel einfach ein seltsames Gefühl der Schwere und irgendwie auch Wut. Ich wusste beim besten Willen nicht was in mich gefahren war aber irgendwie regte mich ihre Einstellung total auf! Sie hatten doch alle absolut keine Ahnung! Der Reaper war einfach kein hirnloser Psychopath!
"Er ist kein Monster!" platze es mir daher völlig unüberlegt über die Lippen und bereute es noch in der selben Sekunde. Gott, ausgerechnet ich musste mein Maul aufreißen - derjenige der den Reaper selbst vor nicht all zu langer Zeit als Monster betitelt hatte! Deshalb wunderte es mich auch absolut gar nicht als mich daraufhin alle sprachlos anglotzen.
"Er soll kein Monster sein? Du weißt aber schon was er teilweise mit seinen Opfer anstellt oder?" sagte einer von ihnen schnippisch und ich sah mich bereits den Krokodile zum Fraß vorgeworfen.
"Ehh.. ja schon-"
"Er ritzt den Leuten seine Initialen ins Fleisch! Wie abstoßend ist das bitte?! Und du sagst er wäre kein Monster??" warf Jemand anderes direkt hinten drann und ließ mich erst gar nicht zu Wort kommen.
"Nun ja.. das stimmt schon aber-"
"Du versuchst ihn doch gerade nicht ernsthaft in Schutz zu nehmen oder Taehyung?!"
Sie starrten mich alle so eindringlich und mit so einem strengen Blick an, das ich mich ganz schnell eingeschüchtert fühlte und kaum noch ein Wort über die Lippen brachte. Dennoch fand ich ihre Einstellung etwas zu einseitig.
Klar redeten wir hier über einen Serienmörder aber wieso tötete der Reaper nie Kinder oder schutzlose Frauen? Hatte sich das jemand schon mal gefragt?
Mich hatte er immerhin auch nicht getötet obwohl er die Chance dazu gehabt hätte...
Sofort kehrten die letzten Erinnerungen der einen Nacht mit verzerrten Bild zurück aber egal wie sehr ich mich auch versuchte darauf zu konzentrieren, mehr als das Schwarze Cape und die dunklen Augen waren mir nichts mehr geblieben.
Der Reaper und ein Lebensretter? Wenn ich jetzt ohne Beweise damit ankäme, würden sie mich höchstwahrscheinlich direkt in eine Anstalt einweisen. Deshalb schwieg ich beharrlich und biss mir betreten auf die Unterlippe.
Das schien ihnen als Bestätigung zu reichen. "Du scheinst seit dem Vorfall im Club etwas überarbeitet, du solltest dir mal paar Tage frei geben." sagten sie und sahen sich in ihren Worten und Taten nur noch mehr bestätigt. Alles arrogante Arschlöcher und Schnäpfen.
Nachdem die Nachrichten über den Reaper vorbei waren, löste sich die Versammlung schnell wieder auf und nur noch ich kleiner winziger Wurm blieb zurück. Mit einem endlos schweren Seufzer wollte ich mich gerade umdrehen, als ich fürchterlich zusammenzuckte. Ich hätte wirklich mit allem gerechnet aber nicht damit, das Justin direkt hinter mir stand.
"Fuck, hast du mich erschreckt!" fluchte ich laut und hielt mir die Hand an mein schnell schlagendes Herz, dachte schon es würde mir jeden Augenblick aus der Brust springen wollen.
Creepy... ging es mir durch den Kopf als ich Justin musterte, der mich aus seinen dunklen Augen so intensiv anstarrte, daß es mir irgendwie eiskalt den Rücken runterlief.
Ich erhielt keine sofortige Antwort und das ließ die Situation nur noch merkwürdiger werden. "Eh.. guten morgen?" versuchte ich es daher mal anders und lächelte leicht zwanghaft aber Justin schien immer noch zu einer beängstigenden Statur mutiert zu sein.
"Uhm..." ich kratzte mir etwas unbeholfen an der Wange und wusste beim besten willen nicht was ich sonst noch sagen sollte um die merkwürdige Situation zu entspannen. "Gut geschlafen?" war daher die überaus einfallsreiche Frage, wofür ich mir innerlich am liebsten eine scheuern würde.
"Du bist echt seltsam..." murmelte er auf einmal, ohne auf meine ganzen Fragen eingegangen zu sein und klatschte mir im nächsten Moment einfach so einen ganzen Stapel Dokumente gegen die Brust. Ich fing alles gerade noch so rechtzeitig auf, bevor die Blätter zu Bode segeln konnten und starrte Justin wie ein überfahrenes Reh hinterher - nachdem dieser einfach an mir vorbei ging und mich wortlos zurück ließ.
Mit dieser Kälte hatte ich nach dem Kuss den wir miteinander geteilt hatten absolut nicht gerechnet. Diese indirekte Abweisung tat mehr weh als ich es mir in diesem Moment eingestehen wollte. Mit eingezogenen Kopf brachte ich den schweren Stapel zu meinem Arbeitsplatz und schmiss ihn einfach so achtlos auf den Tisch.
Ich versuchte die aufsteigenden Tränen schnell runterzuschlucken aber es wollte mir nicht so gelingen. Verdammt, wieso heulte ich? Ich fand meine überzogene Reaktion wirklich erbärmlich aber nach der vernichtenden Situation vor meinen gesamten Arbeitskollegen schien mein dickes Fell einiges an Risse bekommen zu haben und Justin war einfach nur das i-Tüpfelchen vom Ganzen.
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poor taebaby :(
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