✜26✜
Jungkook ✜
Es war bereits weit über Mitternacht als ich endlich zurückkehrte. So ein Doppelleben war verdammt nochmal anstrengend und zerrte ziemlich heftig an meine Energiereserven. Wenn ichs nicht besser wüsste, könnte man meinten ich werde alt. Dieser ganze Stress war nichts für mich. Viele Leute um einen herum die mir versuchten ständig Ratschläge zu geben, als wäre ich ein unwissender Jüngling der sich erst vor kurzem von seiner Mutter abgenabelt hätte und nun bitterlich um übersleben kämpfen musste - ganz drastisch formuliert.
Die Frustration steckte mir immer noch tief in den Knochen. Der Stick war unauffindbar und mein Auftrag von vorhin wäre mir zum allen Überfluss auch noch beinahe entwischt. "Gott, wenn ich diesen Stick erst einmal habe, dann brenn ich die ganze Firma nieder."
Kaum betrat ich meinen Unterschlupf, befreite ich mich als erstes von den nervigen Klamotten und stieg unter die Dusche, um mir den ganzen Dreck und das fremde Blut vom Körper zu waschen. Dann zog ich mir etwas bequemeres an und schmiss mich im offenen Wohnraum achtlos auf die Couch um den verdienten Feierabend mit einer Dose Bier ausklingen zu lassen.
Endlich konnte ich entspannen.. naja zumindestens fast. Min musste mir ja noch unbedingten den Abend versauen, indem er mir Vorwarf nicht gründlich genug gesucht zu haben.
Als wäre das bei so vielen Leuten im Büro so einfach!
"Ach und was sollte die Aktion mit dem Hyung? Du sollst dich nicht an den Jungen ran machen, sondern dafür sorgen das der Stick verschwindet!" sagte Min angewidert und anhand seiner genervten Tonlage nahm ich mal an das ihm meine Aktion nicht so wirklich gefallen hatte. Ich hingegen fand sie ganz amüsant - mehr als das, denn kaum dachte ich an Taehyungs hochroten Kopf zurück, schlich sich unweigerlich ein breites grinsen auf meine Lippen und ich konnte nicht anders als laut aufzulachen.
"Gott, sag mir nicht du stehst auf ihn."
"Wo denkst du hin? Es macht mir nur unheimlich viel Spaß mit ihm zu spielen. Außerdem muss ich mich ihm ja irgendwie nähern wenn ich an den Stick heran möchte, oder etwa nicht? Blondschopf ist einfach sehr schnell aus der Fassung zu bringen. Mich würde es nicht wundern wenn ich ihn dazu bekomme, das er sich in mich verliebt. "
"Und was genau soll dir das bringen? Der Junge soll sich nicht in dich verlieben, sondern viel lieber den Stick rausrücken!" entkam es Min gereizt aber ich ließ mich nicht drängen, immerhin war ich derjenige der die größte Drecksarbeit zu erledigen hatte, während er bequem vor seinem Monitor hockte und von dort aus alles verwalten konnte.
Also durfte ich ja wohl auch ein bisschen auf meine Kosten kommen! Ich holte tief Luft, lehnte mich anschließend auf der Couch zurück und starrte gedankenverloren zur Decke. Wenn ich im nachhinein noch einmal an die Situation in der Cafeteria zurückdachte, spürte ich ein flaues Schmetterlingsflattern in der Bauchgegend, das dort eigentlich absolut nichts zu suchen hatte. Blondschopfs verpeilte Art war zwar wirklich erfrischend gewesen und allein wie er mich erschrocken angesehen hatte, nachdem ich ihn gefragt hatte ob ich ihn Hyung nennen darf - war wirklich Goldwert, doch mehr durfte auch nicht sein.
Schade das ich davon kein Foto machen konnte...
"Jeon." durchbrach Min plötzlich meinen Gedankengang und ließ mich aufhorchen.
"Mh?" brummte ich müde und mit bereits halb geschlossenen Augen. Das Bier in meinen Händen blieb unberührt, so erschöpft war ich. Ich fragte mich ernsthaft wie ich das auf Dauer durchhalten sollte, wenn mich bereits dieser eine Tag so sehr strauchte und das Gefühl gab absolut keine Energie mehr in meinen Gliedern zu haben.
"Verlieb dich nicht."
Mins Worte trafen mich wie der präzise Schnitt eines Skalpells und plötzlich fühlte ich mich erschreckenderseise wieder hellwach. Er hatte sich nie für die Umstände unserer Aufträge interessiert, das war einer seiner Stärken gewesen. Mein Leben war nie von belang, wieso dann diese Forderung? Wieso jetzt? Wies bei Blondschopf?
Für einen Moment wusste ich nicht wie ich antworten sollte.
"Gefühle... verkompliziert das ganze unnötigerweise, also denk ja gar nicht erst daran." fuhr er mit resoluter Stimme fort und ich schnaubte entrüstet auf, zu mehr war ich gerade nicht fähig.
Die Worte steckten mir in der Kehle fest, dabei war die einzig richtige Antwort doch glasklar - Gefühle und Auftragskiller, eine Kombination die niemals funktionierte.
"... Mach dir keine Sorgen um mich. Blondschopf interessiert mich nicht die Bohne. Ich möchte nur den Stick, das ist alles."
"Dann wirst du auch nicht nachsehen wo unser Vögelchen zu dieser späten Stunde hingeflogen ist, oder?"
"Wovon redest du da?" tiefe falten bildeten sich auf meine Stirn, als ich nichts mit den Worten anfangen konnte die Min mir völlig ohne Zusammenhang vor die Füße warf, obwohl die kleine Stimme in meinem Kopf mir bereits verriet, das es sich hierbei nur um Blondschopf handeln konnte. Ohne auch nur auf eine Antwort abzuwarten, sprang ich von der Couch auf, donnerte die Dose Bier auf den Wohnzimmertisch ab und schritt eilig zu meinem Computertisch. Es reichten nur wenige Klicks aus und ich hatte einen Stadtplan von ganz Seoul vor mir offen liegen. Darauf war ein kleiner leuchtender roter Punkt zusehen, der mir den aktuellen Standort von Blondschopf zeigte.
Min hatte ganz zufällig eine Software auf sein Handy installiert damit wir ihn jederzeit tracken konnten.
Doch war Blondschopf nicht wie zu erwarten bei sich Zuhause, sondern befand sich auf einem verlassenen Gelände einer stillgelegten Textilfabrik. Weit weit draußen im Industriegebiet.
"Was zum Henker-!" mit einem Male war ich von einem Unruhegefühl erfüllt das ich mir nicht erklären konnte. Ich kannte dieses Gefühl gar nicht und war verwirrt.
Min hingegen schien nicht sonderbar überrascht zu sein. "Ich hab keine Ahnung was er da tut oder vorhat aber ich glaube kaum das er seine Eltern besuchen gehen will." gab er trocken zu verstehen, während ich mir bereits den Ort und die genaue Straße notierte.
"Wurde er entführt?"
"Nein. Es scheint so als wäre er aus freien Stücken dorthin gegangen." ergänzte er ruhig und geschäftlich. "Du hast doch nicht vor ihm zu folgen?"
Plötzlich stockte ich in der Bewegung. Nein, hatte ich nicht vor... oder? Noch einmal sah ich zu dem roten Punkt und spürte einfach dieses dringende Bedürfnis dem Ganzen nachzugehen.
"Jungkook." zischte Min, nun im wesentlich schärferen Tonfall. "Das geht uns nichts an."
Seine Worte schienen ein klaffendes Loch in meine Fassade zu reißen und ich nickte verzögert. Ja... ja er hatten Recht.
"Ich glaub ich hab in letzter Zeit viel zu wenig geschlafen. Ich sollte ins Bett gehen." murmelte ich und versuchte gegen die Frustration anzukämpfen, die in mir aufstieg. Am liebsten hätte ich nämlich meine Klamotten geschnappt und wäre Blondschopf gefolgt.
Eine Aktion so völlig gegen meine Natur - gegen meine Vorsätze.
"Solltest du...und wegen dem Stick. Wir finden schon eine Möglichkeit."
Ich stieß ein letztes Geräusch von mir, das irgendwo zwischen Zurketnissnahme und Unbefriedigung hin und her pendelte, bevor ich murrend den Ohstecker aus dem Ohr nahm und somit die Verbindung zu Min unterbrach. Erschöpft seufzte ich tief auf ehe ich verstohlen zum Computer sah. Der Punkt bewegte sich nicht. Blondschopf befand sich nach wie vor im Industriegebiet, zur einer Uhrzeit, in der jeder normale Mensch friedlich in seinem Bett schlafen würde.
Gemächlich ging ich zum Tisch zurück und streckte die Hand nach einer Schachtel Zigaretten aus, die neben einigen Papieren lag. Doch anstatt sie an mich zu nehmen, tippte ich nur mit den Fingerspitzen darauf, als würde ich nachdenken. Ich starrte sie regelrecht an, als könnte sie mir die benötigte Antwort geben die ich so dringend brauchte. Jeder Muskel in meinem Körper war bis in die kleinste Faser angespannt.
"Blondschopf, du bringst mich echt in Schwierigkeiten..tsk~" meine Stimme verklang im Raum. Einen Augenblick lang blieb ich völlig reglos, blinzelte nicht einmal, bevor ein Ruck durch mich hindurch ging und ich mich mit gezielten Bewegungen für meinen nächtlichen Ausgang vorbereitete. Ohrstecker, Handy, all das was Min ermöglichte mich aufzuspüren, ließ ich bewusst zurück.
Zum Teufel nochmal, ich wusste auch nicht was mich dazu trieb Blondschopf zu helfen. Ich begab mich dadurch unnötigerweise in Gefahr und dem war ich mir auch vollkommen bewusst, doch dieser Teil meiner Vernunft war weit an dem Rand meines Bewusstsein gerückt und vermochte es nicht, an die Oberfläche zurückzukehren.
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Oh was macht Taehyung wohl in dieser Fabrik so ganz alleine? 🤔
Entschuldigt das ich so so so wenig update 🙈 ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen, trotz der langen Wartezeit. 💕
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