✜22✜
Taehyung ✜
Ein Kaffee hier, ein Kaffee da.
"Mr. Kim bringen sie mir mal die Unterlagen von Mr. Chen."
"Mr. Kim kopieren sie das mal eben."
"Mr. Kim korrigieren sie den Text bitte auf Schreibfehler."
"Mr. Kim sortieren sie die Akten nach Alphabet."
Mr. Kim, Mr. Kim, Mr. Kim ich konnte es einfach nicht mehr hören.
Während ich von meinem Chef doch nur wieder als Lufbursche benutzt wurde, kamen einige meiner Arbeitskollegen auf mich zu und hofften mit Glück etwas aus mir heraus zu bekommen. Die Absicht dahinter war so durchschaubar, das es mich extrem ärgerte! Was dachten die sich alle? Erst behandeln sie mich wie einen Fußabtreter und auf einmal bekam ich einen schicken neuen Schreibtisch mit Computer und erhielt einen Kompliment nach dem anderen?
Aber kaum realisierten sie, das aus mir nichts heraus zu bekommen war, verloren sie schnell das Interesse und letzten Endes wurde ich ja doch nur wieder wie Luft behandelt. Ich lachte trocken in mich hinein. Sollten sie doch, ich brauchte ihr freundliches gehabe nicht. Sobald ich den Fall Reaper aufgedeckt hatte, könnten sie mich nicht mehr so schikanieren.
Wütend hämmerte ich auf meinen Tasten herum. Ich war so sehr mit meinen Gedanken beschäftigt, das ich gar nicht mitbekam wie sich mir jemand näherte.
"Ohh na sie mal einer an, wen haben wir denn da?"
Ugh nein, diese Stimme...Der hatte mir gerade noch gefehlt.
Ich sah nicht auf, versuchte den Schleimbolzen hinter mir zu ignorieren. Vielleicht tat er mir dann auch den Gefallen und ließ mich einfach in Ruhe?
Jacksons lachte laut auf, als ihm mein Versuch bewusst wurde, doch so leicht ließ sich Mr. Arrogant leider nicht abschütteln. Wie selbstverständlich lehnte er sich an MEINEN Schreibtisch an und sah sich um.
"Schick schick." meinte er gelangweilt und wagte es sogar seine Finger auf MEINE Unterlagen zu legen. Ich unterdrückte ein knurren und versuchte mich mit krampfhafter Konzentration weiterhin meiner Recherchen zu widmen.
Lässig vergrub Jackson seine Hände in die Hosentaschen und sah mir unverfrohren bei der Arbeit zu. Ja er war ein Mistkerl, doch konnte auch ich mich kaum seinem Charme entziehen. Aber nein, Jimin hatte mich vor ihm gewarnt und ich wollte mit Sicherheit nicht einer seiner zahlreichen Betthäschen werden. Da half es auch nicht das er mich mit seinem überaus hinreißenden Lächeln den Kopf zu verdrehen versuchte. Nein, das funktioniert nicht!
Nein nein nein!
"Interessant. Ich glaub du solltest den Text nochmal durchgehen." sagte Jackson amüsiert und katapultierte mich damit zurück in die Realität. Bitte? Ich blinzelte irritiert, tat dann aber das was er gesagt hatte und erschrak als ich die ganzen roten Linien sah. Fuck. In jedem zweiten Wort hatte ich einen extrem peinlichen Schreibfehler eingebaut.
Wie von der Tarantel gestochen, schloss ich den Tab und die heftige Schamensröte, die sich unmittelbar danach über mein ganzes Gesicht bis hin zu den Ohren ausbreitete, ließ Jackson nur noch mehr lachen.
"Aber aber.. wer wird denn gleich so rot?"
Ich atmete tief ein, besann mich zu Ruhe und erwiderte nichts auf seine dämliche Sticheleien. Er wollte mich einfach nur vorführen aber diese Genugtuung würde ich ihm nicht geben. Mit letzten fünkchen Stolz sah ich anschließend zu ihm auf. "Was möchtest du? Wie du siehst, ich bin schwer beschäftigt." sagte ich kühl und versuchte meine Stimme bewusst desinteressiert klingen zu lassen aber Jackson stellte sich als wirklich zäh heraus. So leicht ließ er sich nicht abwimmeln.
"In der Tat, das seh ich." gab er belustigt von sich, was mich fast wieder aus der Haut fahren ließ. Ich biss mir auf die Lippen und unterdrückte das unbändige Verlangen ihn mit den bösartigsten Wörtern zu beschimpfen- die mir spontan in den Sinn kamen.
"Ich wollte eigentlich nur fragen wie es dir geht. Das was ich gehört habe, klang ja wirklich heftig. Alle sprechen wieder nur über den Reaper."
"Mit geht es gut." entgegnete ich schnippisch. "Sonst würde ich hier ja jetzt nicht sitzen."
"Das stimmt wohl. Schön das es dir gut geht, Taehyung." Moment, konnte ich etwa sowas wie Erleichterung aus seinen Worten heraushören?
Ich runzelte verwirrt die Stirn. Eigentlich wollte ich mich davon nicht beirren lassen und doch konnte ich es nicht sein lassen. Mit eindeutigen Misstrauen linste ich zu ihm hinauf.
Er war so schwer zu durchschauen. Ihm war mein Wohlbefinden doch nicht wirklich wichtig, oder?
Ich räusperte mich und nickte nur. "Wie auch immer." murmelte ich und sah zurück auf den Monitor. Kamen etwa keine Fragen zum Reaper? Das war tatsächlich alles?
"Ach komm Taehyung, bist du etwa noch sauer wegen letztens?" hakte er nach, worauf er aber wieder keine Antwort von mir erhielt. Er sollte bloß nicht denken das seine Masche bei mir zog. Pah! Da war er bei dem Falschen.
Unerwarteter Weise beugte Jackson sich im nächsten Moment zu mir vor, so daß niemand von den anderen die Möglichkeit hatte uns zu belauschen und nahm mich mit seinen raubtierhaften Augen sofort gefangen. Ich japste nach Luft und hielt sie aufgrund der plötzlichen Nähe an. Das war viel zu nah!
"Wenn du mir darauf keine Antwort geben willst, okay... aber sagst du mir dann, wieso du dich in einer schwulen Bar aufgehalten hast?"
Ich riss vor entsetzten die Augen auf und starrte Jackson mit brodelnder Panik an. Es war als hätte er mein gut behütetes Geheimnis, welches ich bisher so sorgfältig unter verschluss gehalten hatte, einfach mal eben gelüftet.
"Eh-.. Ich... Ich" stotterte ich benommen und versuchte nach hinten auszuweichen aber die Lehne meines Stuhls hinderte mich daran. Ich fühlte mich mit einem Male wie in einem Käfig gefangen, ohne Ausweg auf entkommen.
"Ich.. ehm.. war wegen der Arbeit dort..." erklärte ich nervös und hoffte das es glaubhaft genug rüberkam aber Gott, es klang eher nach einer billigen Ausrede! Dabei war es doch nur die Wahrheit! Jimin wollte Party machen und nicht ich! Ich wollte doch einfach nur meine blöden Bilder haben!
Hätte ich gewusst was mich dort erwartet, hätte ich mich diesem Club, mit dem Acht-pack-Cowboy-Verschnitt, keine zehn Meter genähert! Mit so einem Ausgang, wie ich ihn erlebt hatte, rechnete mein einfältiges Ich ja nicht!
Jackson verschränkte die Arme vor der Brust, was seiner Arroganz noch mehr unterstrich und lehnte sich zufrieden zurück.
"Okay. Na dann, ich muss dann mal weiter. Bis nachher, Taehyung. Schön dich wieder da zu haben." meine Antwort schien ihm seltsamerweise gereicht zu haben. Jackson richtete sich wieder auf und schenkte mir noch ein letztes zwinkern. Kaum verließ er meinen persönlichen Grenzbereich, stieß ich erleichtert die Luft aus.
Was. war. das??
Diese Begegnung war ja äußerst seltsam gewesen. Was erhoffte er sich nur mit seiner Frage? Ich konnte mir absolut keinen Reim draus machen und erst als er komplett aus meiner Sichtweite verschwunden war, beschloss ich jeglichen Gedanken an ihn zu verdrängen.
Ich befasste mich lieber mit meiner Arbeit, die ich hab lang genug liegen lassen. Den Text den ich geschrieben hatte, konnte ich aufgrund meiner mangelnden Konzentration, komplett neu schreiben.
Ich wollte gerade ansetzen, als das fürchterliche Geschrei meines Chefs durch den ganzen Raum schallte.
"Mr. Kim!!" rief er laut.
Erst einWort geschrieben und schon wieder konnte ich unterbrechen. Ich hätte am liebsten aufgeschrieen, schluckte meinen Ärger jedoch hinunter und drehte mich fragend zu meinem Chef um.
Er kam auf mich zu und wirkte dabei deutlich gestresst. "Mr. Kim ich hätte gerne vier Americano mit Sirup Punkt zehn Uhr in meinem Büro. Ich hab ein wichtiges Gespräch also beeilen sie sich." befahl er und ich fragte mich allmählich, wieso nur immer ich geschickt wurde, wenn doch seine private Sekretärin direkt neben ihm stand!
Er wartete nicht einmal eine Antwort ab, kehrte noch auf den Absatz um und verschwand mit donnender Tür zurück in seinem Büro.
"Oh mit größten vergnügen eure Abscheulichkeit!" zischte ich biestig und schnappte nach meine Jacke. Ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf stieg, wie meine Augen heiß wurden und brannten. Das Gefühl von Machtlosigkeit war unerträglich - alles was mir blieb, war die Wut innerlich herauszulassen 'Ach fickt euch doch alle ins Knie!' wetterte ich in Gedanken und stieg in den Fahrstuhl.
Kaffee reicht natürlich nicht aus, nein es mussten Americano sein, die man hier selbstverständlich nicht bekam.
Draußen rang ich nach Luft und bemühte mich, die Selbstbeherrschung wiederzugewinnen. Tränen der Wut strömten mir übers Gesicht. Es war einfach unerträglich, wer außer mir musste sich mit so einer Behandlung abfinden? Ich war ein erwachsener Mann mit Anspruch auf Respekt, kein unartiges Kind, das man zurechtweisen musste. Ich verrichtete Sachen, die gar nicht in meinem Aufgabenfeld lagen!
Gleichgültig stiefelte ich den Weg entlang. Niemand durfte diese Tränen sehen, die Schwäche, die ich damit zeigte. Ich musste einfach stark bleiben.
Komplett durchgefroren und mit den nerven nun eindeutig am Ende, kehrte ich mit den vier gewünschten Americano zurück.
Erleichtert darüber das ich es wirklich noch rechtzeitig geschafft hatte, begab ich mich direkt zum Büro, blieb jedoch stehen, als ich jemand Fremdes auf meinem Platz entdeckte. Er saß mit dem Rücken zu mir gewandt, ich konnte somit sein Gesicht nicht erkennen aber irgendetwas kam mir an seiner Kleidung verdächtigt bekannt vor.
Doch die Wut in mir ließ jeden rationalen Gedanken sofort zur Staub zerfallen.
Unerhört! Kaum war ich weg, nahm man mir meinen Platz wieder weg? Ich kochte innerlich. Am liebsten hätte ich mich auf den Typen gestürzt und hätte ihn von meinem Stuhl weggerissen. Nein, besser noch. Am liebsten hätte ich ihm den Kaffee über den Kopf gegossen. Ohja. Das wäre ein äußerst zufriedenstellender Anblick gewesen. Er wollte mir meinen Platz streitig machen? Oh nicht mit mir!
Ich änderte meine Richtung und stierte nun mit schnellen Schritten auf meinen Arbeitsplatz zu.
Ich war merkwürdigerweise nervös, ohne zu wissen, weshalb. Es war als hätte ich Ameisen unter der Haut. Sie krabbelten schneller, je näher ich der Person kam.
Ich machte mich bereits auf das schlimmste gefasst, legte mir im Kopf schnell noch einen Schlachtplan zurecht, als ich dem Störenfried auch schon auf die Schulter klopfte.
"So jetzt hörst du mir mal ganz genau zu! ..." begann ich wütend und holte tief Luft.
Ich war drauf und drann ihm meine gnadenlose Meinung zu geigen, als der Typ sich umdrehte und noch auf die Sekunde, nachdem sich unsere Blicke trafen - verpuffte jeglicher Wiederstand ins Nichts. Ich bekam den Mund nicht mehr zu - keinen einzigen Ton brachte ich mehr heraus.
"Ach Mr. Kim, ich warte schon ewigkeiten auf meinen Kaffee, wo waren sie so lange?" mein Chef kam auf mich zu und riss mir den Träger mit dem Americano aus den Händen, was ihm auch ohne Probleme gelang. Ich war sowieso zur nichts mehr im stande.
Meine Wut schwand dahin und wurde eher mit unendlicher Verwirrung ersetzt.
Ich versuchte einen sinngemäßen Satz zu formulieren aber da ich eindeutig zu langsam war, kam mein Chef mir zuvor und stellte mir das gar nicht mal so unbekannte Gesicht vor.
"Ach ja, das hab ich total vergessen zu erwähnen. Das ist Justin Seagull, ab heute unser neuer Praktikant, bitte seien sie so nett und zeigen ihm alles, ja? Wenn Sie mich jetzt entschuldigen. Ich muss zum Meeting." Mein Chef verschwand und ließ mich hilflos mit dem neuen Praktikanten zurück.
Etwas in seinen Augen blitzte amüsiert auf, als er bemerkte, das ich mich nach wie vor nicht rühren konnte und nahm die Initiative kurzerhand selbst in die Hand.
"Hiii, ich bin Justin, freut mich dich kennenzulernen, Taehyung."
Nein.. Dieses Gesicht - dieses Lächeln... das war doch mein Mr. Right.
---
Nächste Kapitel wieder aus der Sicht des Reapers 🙆♀️
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top