𝟒𝟖 | 𝐩𝐫𝐞𝐩𝐚𝐫𝐚𝐭𝐢𝐨𝐧

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Meine Gardinen waren zugezogen, kein einziger Lichtstrahl gelang in mein Zimmer, obwohl es Mitten am Tag war.

Schon seit Tagen war ich zurückgezogen, redete mit niemanden, war nur darauf konzentriert dafür bereit zu sein, wenn Michael mir das Zeichen dafür war.

Ich wünschte ich könnte sagen, dass sich die Überzeugung, ihm bei der Vernichtung meines eigenen Zirkels zu helfen gefestigt hatte, doch je mehr Tage verstrichen, desto unsicher wurde ich. War es wirklich die richtige Entscheidung? Und was war danach, wenn wir beinahe alle Hexen aus New Orleans umgebracht hatten?

Aufgrund meiner Unsicherheit wollte ich auch mit niemanden mehr reden. Ich wollte mit keinen von ihnen mehr sympatisieren, nicht mehr das Gefühl haben, dass wir eine Familie waren. Ich wollte das alles nicht mehr. Ich wollte es einfach nur noch hinter mich bringen.

Deshalb zog ich auch meine Bettdecke über den Kopf, als Mallory das Zimmer betrat und sofort auf mich zugelaufen kam. Ich hatte die letzten Tage über schon bemerkt, dass es sie fertig machte mich so zu sehen. Natürlich war sie das schon von mir gewohnt, aber das ich jetzt nicht einmal mehr mit ihr redete störte sie sichtlich.

Als sie mein Bett erreicht hatte, zog sie mir zuerst die Decke vom Körper, bevor sie weiter zum Fenster ging um die Gardinen zu öffnen. Ich kniff die Augen von dem grellen Licht zusammen, erkannte nur schemenhaft ihren genervten Blick.

,,Hey..", stöhnte ich auf, versuchte mich an die Helligkeit zu gewöhnen. ,,Okay, du erzählst mir jetzt sofort was mit dir los ist, verstanden?", sprach Mallory auf mich ein, sah mich dabei durchdringend an.

Gott, warum konnte sie mich nicht einfach in Ruhe lassen? Warum musste sie mir es nur noch schwerer machen, als es sowieso schon war? Ich wollte mich doch soweit wie möglich von allen distanzieren.

Besonders der Gedanke daran, dass Michael sie töten würde, machte mich fertig. Ich wollte nicht einmal daran denken, dass vielleicht ich es war, die sie töten musste. Mallory war meine Freundin, sogar die einzige die ich hatte. Aber ich wusste auch, dass sie dem Zirkel und besonders Cordelia loyal bleiben würde. Deshalb musste sie genauso wie alle anderen Hexen sterben. So sehr der Gedanke auch schmerzte.

Schnell versuchte ich meine Maske aufzusetzen, mir nichts von meiner Zerrissenheit anmerken zu lassen.

,,Es ist nichts.. ich bin einfach müde.. also lass mich bitte schlafen, Mallory", antwortete ich ihr, etwas entnervter als ich eigentlich klingen wollte. Aber vielleicht würde sie das ja dazu bringen, mich einfach in Ruhe zu lassen.

,,Es ist wegen Michael, nicht wahr?", fragte sie plötzlich, ließ dadurch jeden Muskel in meinem Körper verkrampfen.

Weshalb musste sie jetzt genau über ihn sprechen? Ich versuchte doch die letzten Tage über kaum mehr an ihn zu denken. Nicht weil ich ihn vergessen wollte, aber ich bildete mir ein, dass es mir leichter fallen würde, wenn ich nicht die ganze Zeit an ihn und den Plan denken würde. Aber um ehrlich zu sein, hatte mir das weder meine Angst noch meine Zweifel genommen.

Ich seufzte, sah zu Mallory, die sich mittlerweile am Fuße meines Bettes gesetzt hatte.

Für einen kurzen Moment spielte ich mit dem Gedanken ihr alles zu erzählen. Von Michael, dem Plan, dem, was der Zirkel getan hatte. Mallory hatte mir bisher mit so vielem geholfen, warum dann nicht auch damit?

Doch sofort verwarf ich diesen Gedanken wieder, hätte mich fast selbst dafür Ohrfeigen können. Was dachte ich bitte? Egal wie oft sie für mich gelogen hatte, es würde keine Minute dauern, bis Cordelia davon erfahren würde und Michael der nächste gewesen wäre, der auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden würde. Das könnte ich nicht zulassen.

Also was dann? Sollte ich mitspielen? Ich kannte meine Mitbewohnerin, sie würde nicht locker lassen, bis ich ihr etwas erzählte. Egal ob gelogen oder nicht.

,,Vermisst du ihn?", fragte sie plötzlich, ich wich ihrem Blick aus. Gott, sie machte alles nur noch schlimmer. ,,J-ja.. aber.. es ist wohl das Beste, wenn ich ihn nicht mehr wiedersehe.. für unseren Zirkel", log ich, versuchte mir nichts weiter anmerken zu lassen.

Auch wenn ich den Gedanken, sie alle sterben zu lassen, kaum akzeptieren konnte, war dort etwas in mir. Etwas dunkles, bösartiges, was es kaum erwarten konnte, sie alle in die Hölle zu schicken.

Ich zuckte zusammen. Was war nur los mit mir? Woher kam das alles auf einmal? Dieser Hass? Etwa wegen Michael? Nein, es war wohl eher der Fakt, dass mein eigener Zirkel, die Hexen, denen ich vertraut hatte, eine so grausame Tat begangen hatten. Sie waren die Bösartigen, nicht wir.. nicht Michael.

,,Ich kann dich verstehen Luna.. aber ich bin stolz auf dich, wirklich. Michael ist nicht der richtige Umgang für dich, besonders nach dem was ich gehört habe..", Mallory stoppte plötzlich, als hätte sie sich selbst dabei ertappt mir etwas gesagt zu haben, was sie nicht hätte sagen sollen.

Ich wurde hellhörig, sah zu ihr. Was meinte sie damit? Ob es mit dem Haus zusammenhing? Mit dem, was Constance gesagt hatte?

Glaubten jetzt alle daran, dass er der Antichrist war? Ja, er hatte eine dunkle Aura, dass konnte selbst ich nicht mehr abstreiten aber gleich der Sohn Satans? Bitte. Das war verrückt.

Wir beide sahen uns an, es fühlte sich beinahe so an, als wartete Mallory nur darauf, dass ich sie fragen würde, was sie damit meinte, aber ich tat es nicht. Ich wollte dieses Gespräch endlich beenden. Ich wollte einfach, dass alles ein Ende hatte.

,,Ich werde es schon überstehen.. er ist doch einfach nur ein Junge", antwortete ich ihr, bevor ich mich zurück auf meine Matratze legte. Mallory sah mich noch für einen Moment an, schien von meinem plötzlichen Sinneswandel überrascht, bevor sie aufstand und die Gardinen vor dem Fenster wieder zu zog um das Zimmer zu verdunkeln.

Leise verabschiedete sie sich von mir und verließ das Zimmer, während ich meine Augen wieder schloss. Ich atmete auf, als ich endlich wieder allein war.

Es würde nicht mehr lang dauern. Vielleicht waren es nur noch Tage.. oder Stunden, bis Michael endlich hier war und wir den ganzen Zirkel niederbrennen würden.

Egal welche Zweifel mich noch immer blagten, es gab nur diesen einen Weg. Nur dieser war der Richtige.

Ich würde Michael helfen die Rache zu ermöglichen, die er verdient hatte.

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Panisch riss ich meine Augen auf, als eine meiner Mitschülerinnen vor meinem Bett stand, mich versuchte aufzuwecken, unsanft an meinem Arm zog. Sofort sah ich an ihrem Gesichtsausdruck, dass etwas nicht in Ordnung war. Das wir in Gefahr waren.

Es war also soweit. Michael würde kommen. Er war auf dem Weg.

Ich schickte das aufgelöste Mädchen aus meinem Zimmer, zog mich sofort um, stand vor dem Badezimmerspiegel, wusch mein Gesicht mit kühlem Wasser, betrachtete mich noch ein letztes Mal.

Die letzten Tage hatten mir zugesetzt. Tiefe, dunkle Augenringe zeichneten sich ab, meine Haut wirkte blass.

Tief atmete ich durch, bevor ich mein Zimmer verließ um zum Esszimmer zu laufen. Alle Hexen schienen in Aufruhr zu sein, wirkten Planlos, Orientierungslos. Nur die Hexen die mich an der großen Tafel erwarteten, schienen sicher zu sein, den Kampf zu gewinnen.

Ich setzte ein ahnungsloses Gesicht auf, setzte mich zu ihnen, fragte was das alles sollte, warum in der Akademie solch ein Chaos herrschte.

,,Michael Langdon ist auf dem Weg zu uns, hat sich durch seine Kräfte mehrfach angekündigt. Wir sind gerade dabei einen Schutzzauber um das Haus aufzustellen und brauchen noch die Hilfe einer mächtigen Hexe", sprach Zoe, während sie sich schon gegenseitig die Hände reichten.

Ich machte einfach mit, wusste, dass solch ein einfacher Zauber Michael niemals aufhalten würde, dafür war er schon zu mächtig.

Das Einzige was mich nur verunsicherte war, dass weder Myrtle, Cordelia noch Mallory hier waren.

Was hatte das zu bedeuten?

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Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen, über Feedback würde ich mich wie immer sehr freuen!

Schaut euch gern meine neue Loki FF "goddess of misfortune" an, würde mich sehr freuen. :)

lea <3

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