𝟒𝟎 | 𝐦𝐮𝐫𝐝𝐞𝐫 𝐡𝐨𝐮𝐬𝐞

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Unruhig saß ich auf meinem Bett, konnte kaum still sitzen, mein Herz raste dabei fast unaushaltbar schnell.

Ich hatte Michael von dem Gespräch der Obersten nichts erzählst, auch wenn ich mir bis jetzt darüber unsicher war, ob es die richtige Entscheidung gewesen war. Ich hoffte es einfach.

Ich musste zuerst zu diesem Haus, dann konnte ich mit ihm reden. Ihm all das erzählen, was ich wusste.

Ich wollte mich einfach selbst davon überzeugen. Auch wenn das Gefühl, Michael damit zu hintergehen, mir ziemlich zu schaffen machte. Immerhin würde ich vielleicht Dinge über ihn erfahren, die er mir eigentlich lieber selbst erzählen sollte.

Madison und Behold waren schon in den frühen Morgenstunden nach Los Angeles abgereist. Da ich schlecht mit ihnen mitfliegen konnte, hatte ich keine andere Möglichkeit, als die Transmutation dafür einsetzten.

Los Angeles war auf der anderen Seite des Landes, waren fast 2000 Meilen vonein entfernt, es war also für mich allein eine ziemliche Herausforderung dort hinzukommen. Aber was blieb mir anderes übrig? Nur so konnte ich schnell genug dorthin reisen und auch wieder zurückkommen, ohne dass Cordelia, oder irgendeine andere Hexe es mitbekommen würden.

Deswegen hatte ich fast den ganzen Tag gewartet, um endlich zu reisen. Ich musste nämlich sicher gehen, dass mich die Beiden weder in diesem Haus sahen, noch irgendwo anders in LA.

Ich musste dort selbst etwas über Michael herausfinden, ich konnte nicht darauf warten, es irgendwann von ihnen selbst zu erfahren, wenn es vielleicht schon längst zu spät war.

Als der Himmel sich langsam rot färbte, dunkelte ich das Zimmer ab, setzte mich auf den Dielenboden, stellte um mich herum brennende Kerzen auf.

Tief atmete ich ein, starrte auf ein Bild des Hauses, welches ich mir aus dem Internet herausgesucht hatte und ging die Formel in meinem Kopf durch.

Die Flammen wurden größter, Wind zog durch das Zimmer, als ich meine Augen schloss und alle Kerzen um mich herum plötzlich erloschen.

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Als ich sie langsam wieder öffnete und mich in der Straße umsah, erkannte ich direkt das Haus.

Es war es, ganz sicher. Die Transmutation hatte funktioniert.

In Los Angeles war es deutlich wärmer als in New Orleans, für diese Uhrzeit brannte die Abendsonne noch immer auf meiner Haut.

Doch ich schreckte plötzlich zusammen, als sich die Tür des Hauses öffnete. Ich lief zu einer nahestehenden Hecke, versteckte mich hinter ihr und sah, wie Madison und Behold gerade das Anwesen verließen.

Ich konnte weder verstehen was sie sagten, noch ihren Blick deuten. Vielleicht waren sie enttäuscht, nichts über Michael herausgefunden zu haben? Zumindest hoffte ich das.

Ich hockte noch ein wenig länger hinter dem Gestrüpp, sah den Beiden zu, wie sie in das Auto stiegen und los fuhren.

Als sie am Ende der Straße einbogen, kam ich langsam wieder aus meinem Versteck heraus, ging dabei noch einmal sicher, dass sie wirklich nicht wieder zurück kommen würden, bevor ich die Straße überquerte und zum Eingang des Hauses ging.

Von außen sah das Anwesen eigentlich wirklich schön aus. Die Hecken waren geschnitten, der Rasen frisch gemäht, so, dass das alte Backsteinhaus gut in Szene gesetzt wurde.

Doch als ich direkt vor der Eingangstür stand, wurde mir erst bewusst, dass ich kaum etwas über dieses Haus wusste.

Wer wohnte hier eigentlich? Kannte diese Person Michael überhaupt? Oder musste ich einbrechen um irgendwelche Informationen über ihn zu bekommen?

Ich musste es Wohl oder Übel einfach selbst herausfinden. Für ein paar Sekunden stand ich noch auf der Veranda, blickte umher, um zu sehen, ob mich jemand beobachtete. Mein Puls stieg, meine Hände wurden schwitzig.

Als ich gerade meine Finger auf die Klingel legte, bemerkte ich, dass die Tür noch aufstand. Vielleicht hätte ich lieber vorher klingeln sollen, doch ich entschied mich dafür, die Tür langsam ganz zu öffnen und vorsichtig den Flur zu betreten.

Sofort überannte mich ein Gefühl, welches ich zuerst gar nicht verstehen konnte.

Hass, Leid, Trauer, Sehnsucht, Rache, Einsamkeit.

Es waren so viele Emotionen die dieses Haus bündelte, dass ich sie gar nicht alle erkennen konnte. Ich konnte jedoch direkt spüren, dass dieses Haus nicht normal war. Jedes andere Haus behielt ebenfalls die Emotionen ihrer verstorbenen Besitzer, doch das beinhaltete auch positives, wie Geborgenheit und Liebe. Davon fehlte hier jedoch Spur.

Aber es war nicht nur das. Eine unglaublich starke, gefährliche Macht breitete sich in allen Zimmern aus. Die gleiche Macht, die ich auch bei Michael spüren konnte.

Eine Gänsehaut durchzog meinen Körper, als ich vorsichtig durch das Haus ging.

Ich versuchte mich wieder ein wenig zu beruhigen. Ja, es schienen hier einige einsame Seelen herumzugeistern, aber scheinbar waren sie nicht gefährlich. Zumindest kamen die anderen Beiden ja auch wieder lebend hier raus.

Immer wieder rief ich durch die Räume, versuchte auf mich aufmerksam zu machen, doch niemand schien hier zu sein. Waren Madison und Behold einfach hier eingebrochen? Ich dachte sie wollten mit jemanden sprechen? Vielleicht war die Person auch einfach kurz im Garten oder im Bad?

Falls wirklich jemand hier wohnte, dann wollte ich nicht unbedingt, dass ich der Person in die Arme lief, weshalb ich mich im Wohnzimmer auf die Couch setzte, mich ein wenig in dem Raum umsah.

Für einige Minuten saß ich hier, versuchte die ganze Zeit über dieses Gefühl zu ignorieren, dass beinahe unerträglich wurde. Ich kannte mich mit dem hexen in Bezug auf Seelen einfach noch nicht aus, also konnten sie mich nicht einfach in Ruhe lassen?

Als nach etwa weiteren zehn Minuten niemand zu kommen schien, entschied ich mich dafür das Haus wieder zu verlassen. Ich könnte ja auch einfach draußen warten.

Ich stand von dem Sofa auf, betrat wieder den Flur doch schreckte auf, als ich plötzlich Schritte hinter mir hörte. Als ich mich gerade umdrehte, sah ich in das verwunderte Gesicht eines Jungen, etwa meinem Alters.

Wohnte er hier etwa? War er vielleicht ein Freund von Michael?

Doch bevor ich ihn fragen konnte wer er war, kam er schnellen Schrittes auf mich zu, blickte bedrohlich zu mir.

Panisch lehnte ich mich gegen die Wand hinter mir, war bereit dazu mich zu wehren, wenn er mich angreifen würde.

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Hi, ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen!

Über Kommentare & Likes von euch würde ich mich wie immer sehr freuen :)

lea <3

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