𝟑𝟔 | 𝐟𝐮𝐥𝐥 𝐦𝐨𝐨𝐧

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Heute war nicht nur irgendeine Nacht.. es war Vollmond.

Fuck, wie konnte ich das nur vergessen?! Es war überhaupt nicht gut, dass ich hier war und besonders, dass ich noch wach war. Das Einzige, dass mich sonst immer sicher durch die Nacht gebracht hatte, waren eine Menge Schlaftabletten.

Aber diesmal hatte ich es einfach vergessen, zu abgelenkt war ich wohl in der letzten Zeit gewesen.

So gut ich meine Fähigkeiten jetzt zwar schon im Griff hatte, bei Vollmond war das etwas ganz anderes. Zu viel Macht steckte in meinem Körper, dass ich es nicht mehr kontrollieren konnte. Es war einfach zu viel.

Wie in Trance saß ich auf der Bank, hatte meine Beine zusammengezogen, meine Arme um mich selbst gelegt, meine Augen blickten starr in die Dunkelheit vor mir.

Wie in einem Tunnel hörte ich Michael immer wieder auf mich einreden, doch ich konnte ihn nicht verstehen. Nur vereinzelt hörte ich meinen Namen durch den Schleier heraustreten.

Dieses Gefühl der Hilflosigkeit wurde immer stärker. Die Kraft, die sich in meinem Körper immer weiter sammelte, würde mich zerfetzten, wenn ich sie nicht endlich befreien würde.

Mit all meiner Kraft versuchte ich sie zurückzuhalten, spürte wie der Schweiz meine Stirn herunterlief, wie meine Muskeln anfingen zu zucken, doch nach wenigen Sekunden hielt ich es nicht mehr aus.

Sie wollte befreit werden, egal wie.

Ich wollte Michael warnen, ihm sagen, dass er von hier abhauen sollte, bevor ich ihn noch verletzen würde, jedoch brachte ich kein Wort heraus. Ich wollte ihn noch zurück weißen, als ich bemerkte, dass er mir immer näher kam, doch es war zu spät.

Als Michael sanft meinen Rücken berühren wollte, erfasste ihn sofort eine Welle meiner Kraft, stieß ihn von mir weg, wirbelte ihn über mehrere Meter über den Rasen. Als er regungslos dort lag, konnte ich mich endlich aus dem Schleier befreien, stand panisch auf, sah zu ihm.

Für einen kurzen Moment lag er dort, so als wäre er ohnmächtig geworden auf dem Boden, bis er seine Augen wieder langsam öffnete und sich keuchend erhob.

Ich wollte das nicht verdammt, aber es passierte schon wieder. Ich verletzte jemanden, der mir doch so wichtig war. Meine größte Angst, wurde wieder zur Realität. Ich war ein Monster. Ein Gottverdammtes Monster.

Auf der einen Seite fühlte ich mich so unendlich schwach, konnte mich nicht bewegen, kaum meine Augen geöffnet lassen. Auf der anderen Seite spürte ich diese Kraft die meinen Körper durchfuhr, mich fast von innen zerriss.

Ich wollte um jeden Preis zu Michael, ihn fragen ob es ihm gut ginge, ihm helfen aufzustehen, doch das konnte ich nicht mehr.

Ich schrie plötzlich auf, als ein stechender Schmerz durch mein Körper fuhr. Ich krümmte mich zu Boden, legte schützend meine Arme um mich. Doch die Kraft in mir verschwand nicht, wurde nur stärker, unaushaltbar.

Ich spürte die Hitze, die sich um mich bildete. Als ich kurz aufblinzelte, sah ich, wie der Rasen um mich herum Feuer gefangen hatte. Durch den Wind berührten die heißen Flammen meine Haut, ließen mich noch weiter aufschreien.

Ich hörte, wie die Äste der Bäume anfingen zu rascheln, wie sie knackten, bis sie abbrachen und zu Boden fielen. Auch der Wind wurde stärker, so als würde ein Sturm aufziehen.

Es fühlte sich so an, als würde die Welt untergehen. Als würde ich sie zerstören. Als wäre es allein meine Schuld.

Die Macht in mir und die Schmerzen die ich spürte, wurden immer stärker. Es schien so, als gäbe es keinen Ausweg mehr. Ich schrie, immer lauter, wollte, dass es endlich aufhörte. Das dieser Albtraum endlich endete.

Doch plötzlich verstummte ich, war wie erstarrt, als ich Michaels kühle Hand auf meiner Schulter spürte. Er war bei mir? Obwohl ich gerade so gefährlich für ihn war? Warum begab er sich in solch ein Risiko?

Er setzte sich langsam zu mir auf den Boden, wirkte so, als würden die Flammen ihm nichts anhaben können. Er hob meinen Kopf mit seinem Zeigefinger nach oben, so, dass ich ihn direkt ansehen musste.

In seinen Augen glänzte das Licht des Feuers.

Mit einer verschwommenen Sicht blickte ich zu ihm, spürte, wie seine Hände mich plötzlich fest am Arm packten. Verunsichert starrte ich ihn noch immer an, wusste nicht, was er genau vorhatte. Ich war nur in so unglaublicher Sorge, dass ich ihn verletzen würde. Denn noch immer herrschte vollkommenes Chaos um uns herum.

Er schien irgendetwas auf lateinisch zu flüstern, zumindest konnte ich die Sprache nicht verstehen, in der er die Worte sprach. Sagte er einen Spruch auf? Versuchte er mir wirklich zu helfen?

Dieser Moment fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Doch ich spürte, wie ich immer ruhiger wurde, je länger er sprach. So als würde er mir die Kraft, die Energie und die Unkontrollierbarkeit meiner Fähigkeiten entziehen. Doch besonders schaffte er es, meine Angst und Panik zu lösen.

Langsam löschte sich das Feuer um uns, die Bäume hörten auf zu rascheln, der Wind, der vorher so stark war, beruhigte sich wieder.

Es war so, als hätte er das Chaos in mir beendet.

Als ich noch ein letztes Mal durchatmete, war alles vorbei. Ruhe. Es herrschte komplette Stille.

Erst jetzt konnte ich realisieren was geschehen war. Tränen liefen an meinen Wangen herunter, diesmal jedoch nicht mehr aus Angst, sondern aus Erleichterung. Er hatte es wirklich geschafft. Er hatte mich nicht nur gerettet, sondern auch das verhindert, was ich noch hätte anrichten können.

Als er seine Hände wieder von meinen Armen löste, fiel ich ihm sofort um den Hals, drückte Michael so fest wie möglich gegen mich. Ich hätte gar nicht in Worte fassen können, wie dankbar ich ihm war.

Er war die erste Person, die mir dabei helfen konnte. Niemand wusste vorher wie er mit mir umgehen sollte. Als wäre ich ein unberechenbares Tier, welches jede Sekunde austicken könnte.

Aber er wusste wie er mit mir umgehen musste. Wie er mir helfen konnte.

Michael schien noch viel stärker zu sein, als ich es je für möglich gehalten hatte.

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Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen!

Über Feedback würde ich mich wie immer sehr freuen :)

lea <3

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