𝟏𝟏 | 𝐦𝐲 𝐛𝐞𝐥𝐨𝐯𝐞𝐝 𝐬𝐢𝐬𝐭𝐞𝐫

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,,W-WAS?", STAMMELTE HOLLY, hatte gehofft sich nur verhört zu haben, doch Jason meinte es ernst.

,,Ich habe nur mitbekommen, dass er wohl auch vermisst wird. Wäre ja Schade, wenn ihm irgendetwas passiert ist, oder?", fragte er sie, hatte dabei ein mitfühlenden Blick aufgesetzt, doch Holly wusste mit Sicherheit, dass es Jason nicht ein bisschen interessierte was mit ihm geschehen war.

Wollte er sie nur austricksen? Wusste er schon, dass Chrissys Leiche in seinem Wohnwagen gefunden wurde oder vermutete er nur, dass Eddie etwas damit zutun hatte? Das Mädchen war sich nicht sicher, aber sie würde auf keinen Fall etwas riskieren um es herauszufinden.

,,N-Nein.. ich habe kein Ahnung wo er stecken könnte..", begann sie ihm zu erklären, umfasst dabei Jasons Hand wieder von selbst, kam ihm ein wenig näher. Gott, so schwer es ihr auch fiel, sie musste das jetzt tun.. für Eddie.

,,Pass auf, das mit diesem Freak war ein Ausrutscher. Ich war wütend auf dich und er hat mir an dem Abend geholfen. Ich wollte ihm wirklich eine Chance geben, aber verdammt, wer der lästig. Wahrscheinlich heult er jetzt irgendwo im Wald, weil ich ihn abblitzen lassen habe", sagte Holly, mit der erzwungensten Lache, die sie nur konnte.

So abstoßend sie ihre eigenen Worte gerade auch empfand, Jason musste glauben, dass sie und Eddie keinen Kontakt mehr hatten. Das ihre Beziehung nie so innig geworden war.. dass die Zeit die sie mit ihm verbrachte, nicht die Schönste seit langsam war. Jason begann zu grinsen, zog seine Freundin in eine innige Umarmung.

,,Ich wusste, dass du irgendwann wieder zur Vernunft kommst. Holly hör zu, wir beide haben Fehler in dieser Beziehung gemacht, aber auch das werden wir schaffen.. ich liebe dich so sehr", flüsterte er gegen ihr Ohr.

,,I-Ich liebe dich auch", antwortete das Mädchen, doch es fühlte sich nicht mehr richtig an. So als würde sie nicht nur Jason, sondern auch sich selbst belügen. Als der Blondhaarige sich von ihr löste, sah er in ihre Augen, bevor er seine Lippen auf ihre presste.

In diesem Moment spürte es Holly endlich. Es war vorbei, sie fühlte nichts mehr. Kein Funken Magie, kein bisschen Liebe. Der Kuss fühlte sich nicht richtig an.. es waren nicht mehr Jasons Lippen, die sie auf ihren haben wollte. Sie konnte das nicht mehr.. sie konnte nicht mehr seine Freundin sein.

Als er sich endlich von ihr löste, zeichnete sich ein zufriedenes Lächeln auf seinem Gesicht ab. Holly versuchte dieses zu erwidern, auch wenn sie sich überhaupt nicht danach fühlte. Hoffentlich war es nicht nötig, noch lang die glückliche Freundin für ihn zu spielen. Das Mädchen hatte endlich verstanden, dass die beiden keine Zukunft mehr hatten, dass alles was Jason tat, sie nur noch unglücklicher in der Beziehung werden ließ.

Auch wenn sie jetzt am Liebsten allein wäre, begleitete Holly ihn noch mit zurück in das Schulgebäude. Vor einem der Klassenzimmer kamen die beiden zum Stehen.

,,Ich weiß wie viel dir Chrissy bedeutete.. aber wer auch immer sie umgebracht hat, wird dafür büßen. Das verspreche ich dir Baby", sprach er zu dem Mädchen, strich ihr ein paar Haarsträhnen hinter das Ohr und gab ihr einen sanften Kuss auf die Wange, bevor Jason die Tür öffnete und in seinem Kurs verschwand.

Endlich konnte Holly wieder aufatmen. Sie wusste nicht wie lang sie sich noch vor ihm verstellen konnte, aber solange sie nicht wusste wie es um Eddie stand, konnte sie nichts riskieren.

Die Blondhaarige versuchte ihre Gedanken wieder zu ordnen und machte sich auf den Weg zu ihrem Kurs, der einige Räume weiter stattfand. Doch gerade als sie ein paar Schritte durch den leeren Flur ging, sackte sie zusammen, hielt sich an einem der Spinde fest, als ein stechender Schmerz durch ihren Kopf zog.

Verdammt, so schlimm war es zuvor noch nie gewesen. Lag es an dem ganzen Stress? Es fühlte sich so schlimm an, dass Holly befürchtete in jedem Moment Ohnmächtig zu werden. Mit aller Kraft stützte sie sich an der Wand entlang, bis sie die Damentoilette erreicht hatte.

Das Mädchen stürmte in den Raum, hielt sich am Waschbecken fest und versuchte durchzuatmen. Was war in der letzten Zeit nur mit ihr los? Erst diese Migräne und jetzt hatte sie das Gefühl auf den verschmutzen Fliesen unter sich zusammenzubrechen. Holly sah auf, betrachtete sich im Spiegel, während das grell flackernde Licht in ihren Augen schmerzte. Verdammt sah sie fertig aus.

Die Ringe unter ihren Augen waren dunkel, ihre Lider vom Weinen angeschwollen. Ihre Haut war blass und ihre Lippen spröde. Sie war so froh darüber, dass die anderen Schüler gerade in den Klassen saßen und sie somit niemand sehen würde. Sie entschied sich dazu ihr Gesicht mit kühlem Wasser zu waschen, in der Hoffnung, dass es ihr dadurch etwas besser gehen würde.

Doch als sie ihre Augen wieder öffnete, bemerkte sie, dass das Wasser sich im Waschbecken rot gefärbt hatte. Schockiert blickte sie wieder in den Spiegel und stellte fest, dass das Blut aus ihrer Nase kam. Das war ungewöhnlich, denn sie hatte das letzte Mal als Kind Nasenbluten gehabt.

Scheinbar gab Hollys Körper ihr jedes Zeichen dafür, dass sie nicht mehr länger hier bleiben konnte. Bevor sie noch vor der gesamten Hawkins High zusammenbrechen würde, entschied sie sich doch lieber dafür, wieder nachhause zu gehen.

Sie hoffte nur, dass sie heute genug Leute gesehen hatten, sonst wäre der gesamte Tag umsonst gewesen.

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Auch wenn Holly die Schule am Liebsten nie wieder betreten hätte, entschied sie sich den nächsten Tag dafür, doch wieder hinzugehen. Sie wollte nicht nur den Verdacht von sich abwenden, sondern ihre Eltern nicht noch weiter beunruhigen.

Sie wussten, dass der Tod ihrer besten Freundin zu viel für sie war, aber ihnen war schon vorher aufgefallen, dass etwas nicht mit ihr stimmte. Sie sorgten sich berechtigt um ihre Tochter, aber damit konnte sie jetzt einfach nicht umgehen. Lieber spielte sie ihnen vor, dass es ihr den Umständen entsprechend gut ging, als ihnen zu erklären, was wirklich los war.

Erschöpft saß sie in der Biologiestunde, hatte das Gefühl jeden Moment einzuschlafen. So sehr sie es auch versucht hatte, sie konnte in der letzten Nacht kaum ein Auge zumachen. Und als sie es endlich geschafft hatte einzuschlafen, wachte sie kurz darauf durch einen Albtraum wieder auf. Er handelte von dem Moment, als Chrissy vor ihren Augen starb.

Doch das Mädchen versuchte nicht weiter darüber nachzudenken, da sie sonst vor der gesamten Klasse in Tränen ausgebrochen wäre.

Sie dachte jedoch darüber nach, wie es Eddie gerade wohl gehen musste. Seit fast zwei Tagen versteckte er sich allein in Reefer Ricks Bootsschuppen, war wahrscheinlich total verängstigt und hungrig. Bisher war sie jedoch einfach froh darüber, dass in den Medien noch keine weiteren Informationen über Chrissys Tod verbreitet wurden. Das musste auch heißen, dass er bisher noch nicht gefunden.

Das ertönen der Pausenglocke holte Holly zurück in die Realität. Schnell packte sie ihre Tasche und lief aus dem Klassenzimmer heraus.

Sie wusste nicht so recht, wie sie sich jetzt die Zeit vertreiben sollte. Sie wollte weder mit Jason, noch mit irgendwem anderes aus ihrem "Freundeskreis" reden. Das Einzige, dass die anderen gerade beschäftige war Chrissys Tod und sie hatte keine Lust mit ihnen darüber zu reden. Sie wusste doch sowieso, in welche Richtung die Gespräche gehen würden.

Die Cheerleaderin wurde in Eddies Wohnwagen gefunden, er war es, den sie für den Mörder hielten. Sie konnte diesen Verdacht einfach nicht ertragen, besonders, weil sie die Wahrheit kannte. Wusste, dass er an ihrem Tod keine Schuld trug.

Doch mit irgendwem musste sie darüber reden, wenn sie es weder mit ihren Eltern, Jason, noch Eddie tun konnte. Als Holly durch die überfüllten Flure der Schule ging, blieb sie plötzlich vor einem Raum stehen, den sie schon seit einer Weile nicht mehr betreten hatte.

Für einen Moment stand sie davor, wusste nicht so recht, ob es die Richtige Entscheidung war. Doch könnte sie nicht endlich mit jemanden reden, würde sie noch verrückt werden. Sie nahm ihren Mut zusammen und klopfte daraufhin zaghaft gegen die Tür. Einige Sekunden später öffnete sich diese und eine zierliche, junge Frau stand der Blondhaarigen gegenüber.

,,Holly.. komm doch rein", sagte sie mitfühlend zu dem Mädchen. Die Dunkelhaarige wusste sicher, warum sie bei ihr war. Ms. Kelly war die Vertrauenslehrin der Hawkins High. Viele der Schüler besuchten sie, doch nur wenige gaben es zu. Holly Fleet gehörte zu denen, die es Geheim hielten.

Nervös setzte sie sich der Lehrerin Gegenüber, war sich immer noch nicht sicher, ob sie das Richtige tat.

,,Holly, du warst schon lang nicht mehr bei mir. Möchtest du nur über Chrissy oder auch über Kate reden?", fragte die Frau sie. Bei dem Namen ihrer Schwester bekam das Mädchen eine Gänsehaut.

Kate war ihre kleine Schwester, die vor etwas über zwei Jahren bei einem Autounfall ums Leben kam. Holly hatte Ms. Kelly danach regelmäßig besucht, bis sie danach Hawkins verließ, um in Nigeria bei dem Aufbau von Schulen zu helfen. Sie brauchte diese Auszeit, musste weg aus dieser Stadt, um mit den Schuldgefühlen irgendwie umgehen zu können.

Denn Holly kämpfte nicht nur mit dem Tod ihrer jüngeren Schwester, sondern auch mit der Gewissheit, dass sie dafür Verantwortlich war. Sie war damals die jenigen gewesen, die das Auto fuhr. Die damit beschäftigt war die Kassette zu wechseln und dadurch von der Fahrbahn abkam.

Das Schlimmste für Holly war jedoch gewesen, dass ihre kleine Schwester noch am Unfallort in ihren Armen verstarb, während sie beinahe unverletzt blieb. Sie hätte diejenigen sein müssen, die dadurch starb und nicht ihre acht jährige Schwester.

Während ihre Eltern sie nie dafür verantwortlich machten und auch Ms. Kelly sie davon überzeugen wollte, dass es ein Unfall war, konnte Holly sich selbst dafür nie verzeihen.

Es war etwas, dass sie niemanden von ihren Freunden erzähl hatte. Nicht Chrissy und selbst nicht Jason. Sie konnte ja kaum Kates Namen aussprechen, ohne in Tränen auszubrechen.

,,N-Nein.. ich weiß es nicht. Ich will über Chrissy reden, aber ich weiß nicht wie. Ich merke wie schlecht es mir durch ihren Tod geht.. und dann diese Kopfschmerzen und die Schlaflosigkeit..", begann das Mädchen zu sprechen, doch die Frau unterbrach sie.

,,Tut mir Leid Holly, aber hast du auch noch andere Symptome? Zum Beispiel Albträume, Nasenbluten.. Halluzinationen?", fragte die Lehrerin sie besorgt, gab dem Mädchen dadurch ein unwohles Gefühl.

,,J-Ja.. seit ein paar Tagen kann ich schlecht schlafen, habe starke Kopfschmerzen und Albträume. Nasenbluten habe ich das erste Mal gestern bekommen.. a-aber nein, keine Halluzinationen", sagte sie ihr ehrlich. ,,Woher wissen sie davon?", fragte Holly Ms. Kelly unsicher. Diese schüttelte jedoch nur den Kopf, während sie sich etwas in ihrem Notizblock notierte.

Die Blondhaarige hatte ihre Probleme auf die Anspannung vor dem Spiel und Chrissys Tod geschoben, aber steckte dahinter etwa noch mehr? Wenn sie sich zurück erinnerte, war der einzige Abend an dem sie ruhig schlafen konnte der, als sie bei Eddie übernachtete.

,,Holly, ich denke die Symptome sind auf eine Posttraumatische Belastungsstörung zurückzuführen. Scheinbar hast du den Tod deiner Schwester noch nicht verarbeitet und etwas in der letzten Zeit muss deine Schuldgefühl wieder ausgelöst haben", sprach die Frau ruhig.

Holly war nach dem Autounfall für Wochen bei ihr gewesen und sie wusste, wie empfindlich sie auf dieses Thema reagierte. Deshalb wollte sie dieses auch so vorsichtig wie nur möglich einleiten.

Doch die Schülerin glaubte ihr nicht. Irgendwas an der Sache war nicht richtig. Sie hatte eher das Gefühl, als wäre sie nicht die Erste, die mit diesen Problemen zu ihr kam. Der Gesichtsausdruck vorhin von Ms. Kelly hatte Bände gesprochen. Sie hatte so ausgesehen, als wäre sie wirklich geschockt gewesen.

Zudem gab es vor Chrissys Tod keinen Auslöser in ihrem Leben, der die Schuldgefühle in ihr wieder präsent werden ließ. Sie waren immer da, seit dem Moment, als ihre Schwester in ihren Armen starb.

Ms. Kelly verschwieg ihr etwas und da es scheinbar keine Chance gab etwas von der Lehrerin zu erfahren, musste sie es wohl selbst herausfinden. Es musste Schüler an der Hawkins High geben, die das Gleiche wie sie durchlebten. Wie sie diese jedoch finden sollte, wusste das Mädchen noch nicht.

,,Ehm.. entschuldigen sie Ms. Kelly, aber ich muss jetzt auch wieder zurück zum Unterricht. Sie haben mir wirklich geholfen", rief sie der Frau zu, die sie noch versuchte aufzuhalten, doch Holly war schon aus dem Zimmer verschwunden.

Sie konnte ihre Zeit nicht länger verschwenden. Sie musste zu Eddie, so schnell sie nur konnte. Die Blondhaarige hatte das Gefühl, als würde sie dem Grund für Chrissys Tod vielleicht langsam näher kommen.

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Mal etwas Backstory von Holly! Freut euch schon auf die nächsten Kapitel, da gibt's wieder mehr von Eddie!

Ich habe übrigens darüber nachgedacht, in welche Richtung sich die Story entwickeln soll. Ich werde mich auf jeden Fall (größtenteils) an Stranger Things Staffel 4 halten, aber die Geschichte wird sich trotzdem etwas verändern.

lea <3

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