𝟏𝟎 | 𝐚𝐥𝐥 𝐦𝐲 𝐟𝐚𝐮𝐥𝐭
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HOLLYS GESAMTER KÖRPER zitterte, als sie in dem Bootsschuppen bei Reefer Ricks Haus saßen. Eddie hingegen ging immer wieder Auf und Ab, fuhr sich durch sein zerzaustes Haar.
In den letzten Minuten hatte er immer wieder versucht mit dem verängstigten Mädchen zu reden, doch sie war einfach nicht ansprechbar. Irgendwann gab er es deshalb auf und versuchte darüber nachzudenken, was sie als nächstes tun sollten.
Eddie konnte nicht zurück, mittlerweile hatte entweder sein Onkel, oder irgendein anderer Nachbar Chrissys Leiche gefunden. Egal wie viel Zeit ihm noch blieb, er würde dafür verantwortlich gemacht werden. Verdammt, als wenn sein Leben vorher nicht schon ein Chaos gewesen wäre.
Eddie wusste, wenn die Polizei ihn finden würde, dann wäre es das für ihn. Er war der Freak von Hawkins, der Typ, der angeblich einen Satanischen Cult leitete. Sie würden keine Beweise brauchen um ihn als Schuldigen dazustellen. Es war vorbei.. sein ganzes verdammtes Leben war vorbei.
In der anderen Ecke des Bootsschuppens saß Holly, umarmte ihre Beine und hatte ihr Gesicht auf die Knie gelegt. Sie schien langsam den ersten Schock verarbeitet zu haben, war wieder zurück in der Realität. Das hieß jedoch nicht, dass es ihr dadurch besser ging.
,,Oh mein Gott.. oh mein Gott..", winselte das Mädchen, fuhr sich mit den Händen durch die blonden Haare. Chrissy war tot. S-Sie war doch gerade noch bei ihr und jetzt war sie tot.
Holly begann zu schluchzen, als sie endlich ganz verstehen konnte, was geschehen war. Als Eddie sie weinen hörte, lief er zu ihr, setzte sich auf den verdreckten Boden und legte zaghaft seinen Arm um sie. Das Mädchen schreckte auf, doch als sie seine Nähe spürte, war es so, als würde sie sich dadurch ein wenig beruhigen.
Eddie konnte sich nicht vorstellen, wie sie sich gerade fühlen musste. Chrissy war ihre Freundin gewesen, die wohl einzige ihrer Freundesgruppe, die jemals wirklich nett zu ihr gewesen war.. und Holly hatte sie sterben gesehen, auf solch eine brutale Weise.
Der Junge strich sanft über ihren Rücken, während sie kaum noch atmen konnte. Das musste ein Albtraum sein, einer, aus dem sie endlich aufwachen musste.
,,W-Was ist dort passiert.. i-ich verstehe es nicht", winselte sie, nahm ihr Gesicht von den Knien und sah zu Eddie. Auch er war verängstigt, konnte die Bilder des ausgerenkten Körpers nicht aus seinem Kopf bekommen. So sehr er gerade auch ausflippen wollte, er musste sich zusammenreißen. Holly hatte gerade ihre Freundin verloren, sie brauchte ihn.
,,I-Ich weiß es nicht, aber wir haben damit nichts zutun, okay?", antwortete er ihr, strich dem Mädchen die Tränen von der Wange.
,,Ich hätte sie nicht mit zu dir nehmen sollen. Mir war doch bewusst, wie schlecht es ihr in der letzten Zeit ging. I-Ich hätte jemanden davon erzählen sollen.. einem Lehrer oder ihren Eltern. Ich habe dabei zugeschaut wie sie verrückt wurde und jetzt ist sie tot", das letzte Wort schrie sie aus Frustration. Selbst wenn sie Chrissy nicht umgebracht hatte, war sie an ihrem Tod mitschuldig.
,,Holly hör auf damit. Wie solltest du denn wissen, dass so etwas mit ihr geschieht? Das was dort passiert ist, war nicht normal. Das war irgendein richtig abgefuckter Scheiß und keiner von uns ist dafür verantwortlich, okay?", versuchte er das Mädchen wieder zur Vernunft zu bringen.
Holly war die Meisterin darin, sich für alles die Schuld zu geben, selbst wenn sie das Opfer war. Aber mit dem Tod ihrer Freundin hatte sie nichts zutun. Chrissy hatte sich allein dazu entschieden, niemandem von ihren Anfällen zu erzählen und war es auch selbst, die Drogen von Eddie kaufen wollte. Das einzige was Holly getan hatte, war es ihr helfen zu wollen.
Auch wenn die Blondhaarige dankbar für Eddies Worte war, fühlte sie sich dadurch nicht besser. Alles stand Kopf, denn die Leben der beiden könnte ebenfalls in Gefahr sein. Was, wenn das was Chrissy getötet hatte, nun auch hinter ihnen her war?
,,W-Was machen wir denn jetzt?", jammerte Holly, als sie sich gegen die Wand des Schuppens lehnte und ihren Kopf auf Eddies Schulter legte.
,,Du wirst morgen wieder ganz normal zur Schule gehen und so tun als wüsstest du von Nichts, während ich mich wohl für den Rest meines Lebens in Reefer Ricks Haus verstecken werde", antwortete er ihr, konnte sich ein Lachen einfach nicht verkneifen. Das Alles war zu viel für ihn, er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Holly setzte sich wieder gerade, sah zu Eddie, als wäre er verrückt geworden.
,,Was? Ich kann dich doch nicht allein lassen. Ich bin genauso-", stammelte das Mädchen, doch Eddie unterbrach sie, nahm ihre Hände in seine.
,,Holly, hör mir zu, okay? Chrissy wurde in meinem Wohnwagen gefunden, ich komme also nicht mehr aus der Sache raus. Und selbst wenn sie mich nicht für ihren Mord verhaften, dann für die sämtlichen Drogen, die sich dort drin befinden. Du hingegen hast zu diesem Abend keine Verbindung. Niemand weiß, dass du bei mir warst, weder, dass wir wirklich etwas miteinander unternehmen", beruhigte er das Mädchen, in dessen Augen sich schon wieder Tränen bildeten.
Sie fühlte sich nicht nur wegen Chrissys Tod schuldig, sondern auch darüber, dass Eddie derjenige war, der dafür verantwortlich gemacht werden würde.
Jeder sah ihn als einen Freak an, trauten ihm wahrscheinlich zu, ein Mörder zu sein. Aber so war er nicht, verdammt. Eddie war der netteste und lustigste Mensch, den sie je kennengelernt hatte. Es war einfach nicht fair, er hatte das nicht verdient. Holly rutschte etwas näher zu ihm, schlug ihre Arme um seinen Hals und presste ihren Körper an seinen.
,,E-Es tut mir so Leid Eddie", flüsterte sie gegen seine Haut, begann ein weiteres Mal zu Schluchzen. Sanft strich er ihr über den Rücken, gab ihr einen Kuss auf den Haaransatz.
,,Es ist nicht deine Schuld, wir schaffen das schon.. irgendwie", versuchte er ihr zu versprechen, obwohl er Zweifel an seinen eigenen Worten hatte. Eddie hatte solch eine verdammte Angst. Angst davor, dass er gefunden werden würde. Angst davor, was mit Chrissy geschehen war. Angst davor, dass Holly das Erlebte nicht verarbeiten könnte.
Er wollte jetzt nicht allein sein, aber er musste das Mädchen gehen lassen. Ihr blieb noch eine Chance.. ihm nicht. Aber was hatte er von seinem Leben schon anderes erwartet? Er war Eddie Munson, der Freak aus Hawkins, wenn so etwas geschah, dann nur ihm. Sein Leben war vorbei, aber er würde nicht zulassen, dass dies auch Holly bevorstand. Als sie sich wieder voneinander lösten, half er der Blondhaarigen aufzustehen.
,,Ich weiß es wird schwer, aber versuch das heute irgendwie zu vergessen.. du musst überrascht sein, wenn Chrissys Tod öffentlich gemacht wird", sagte er zu Holly, die daraufhin nur nicken konnte.
Sie hatte das Gefühl, als würde sich Eddie von ihr verabschieden, als könnte sie ihn nie wieder sehen. Ein weiteres Mal wischte er ihre Tränen beiseite, als diese an ihrer Wange herabliefen.
,,Ich hab' dich gern Holly. Wirklich richtig gern, mehr als jeden anderen Menschen in meinem Leben. Deshalb musst du dich auch von mir fernhalten, okay?", sagte er und so sehr ihn diese Worte auch schmerzten, musste er es tun. Das Mädchen würde nur riskieren, mit ihm in Verbindung gebracht zu werden.
Auch Holly wusste, dass es wohl die richtige Entscheidung war. Doch die Gewissheit, dass sie der Grund war, warum Eddie in dieser Situation steckte, brach ihr das Herz. Hätte sie Chrissy einfach nicht zu ihm gebracht, dann wäre das alles niemals geschehen.
Die Blondhaarige konnte Nichts zu ihm sagen, nickte nur stumm, bevor Eddie sie in eine letzte, innige Umarmung zog. Nun begann auch er zu weinen, drückte sie noch enger an sich. Für einige Sekunde standen sie einfach so da, genossen die Berührung. Doch Eddie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht als die beiden sich voneinander lösten.
Sofort vermisste er ihre Nähe und der Gedanke daran sie wahrscheinlich nie wieder zu sehen, machte ihn verrückt. Er dachte für einen Moment daran sie zu küssen, ihre so wunderschönen Lippen auf seinen zu spüren, doch er entschied sich dagegen. Er wollte sich den Abschied nicht noch schwerer machen.
Holly hatte das Gefühl zu zerbrechen, als sie ein letztes Mal zu ihm sah und daraufhin den Bootsschuppen verließ. Als die Tür hinter ihr zufiel und sie allein der Dunkelheit stand, fühlte sie nur noch Trauer.
Dieser eine Moment hatte nicht nur ein Leben genommen, sondern auch zwei weitere für immer zerstört.
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Holly hatte die ganze Nacht über kein Augen zugetan. Wie sollte sie auch? Ihre beste Freundin war gestorben und sie musste mit der Gewissheit leben, dass ein weiterer Freund von ihr versteckt in einem Schuppen saß.
Doch so sehr sie sich für immer in ihrem Zimmer verkriechen wollte, musste sie zur Schule und so tun, als wüsste sie von Nichts. Eddie hatte Recht, wenn sie es nicht tat, dachten die anderen entweder, dass sie etwas damit zutun hatte oder ebenfalls ein Opfer war.
Holly hatte es auch nach etlichen Versuchen nicht geschafft ihre angeschwollenen Augen zu verstecken, doch das war gerade ihr kleinstes Problem. Sie wusste nicht wie sie reagieren würde, wenn sie jemand auf den Mord ansprechen würde. Aber da musste sie jetzt durch, sie hatte es Eddie versprochen. Sie war stark, oder zumindest versuchte sie es zu sein.
Mit zitternden Händen öffnete sie ihren Spind, war so durcheinander, dass sie nicht einmal wusste welches Fach sie jetzt hatte. Aus diesem Grund schmiss sie wahllos Bücher in ihre Tasche und hoffte, dass es die richtigen waren. Eigentlich war es auch egal, Holly war sich sicher, dass sie sich sowieso kaum konzentrieren könnte.
Gerade als sie die Tür schloss, sah sie Jason auf sie zulaufen. Sein Gesicht war gezeichnet von Schock, seine Augen rot, so als würde er seine Tränen unterdrücken.
Es war so, als wäre die Nacht auf der Party nie geschehen, als er seine Freundin in den Arm nahm. Auch wenn seine Nähe ihr noch immer etwas unangenehm war, legte sie auch ihre Arme um ihn. Das Mädchen konnte es sich nicht erklären, aber es war schön gerade jemanden zu haben, selbst wenn es Jason war.
,,Komm, lass uns kurz nach draußen gehen okay? Ich denke die Lehrer werden es uns nachsehen", sprach er sanft zu Holly, woraufhin sie ihm aus dem Gebäude folgte. Jason wollte zu einem ruhigen Ort, einem, an dem sie reden konnten.. allein waren.
Als die beiden einen geeigneten Platz gefunden hatten, musste der Junge ersteinmal tief einatmen. Holly und er hatten in der letzten Zeit Schwierigkeiten.. er hatte Fehler begannen.. sie verhielt sich komisch. Aber Chrissy, eine sehr enge Freundin von ihnen war gestorben, nein ermordet worden, sie müssten jetzt einfach zusammenhalten.
,,Es tut mir so Leid Baby, ich bin für dich da wenn du darüber reden willst", sagte er zu der Blondhaarigen, während er ihre Hand hielt.
,,I-Ist schon okay.. i-ich muss darüber selbst erst einmal nachdenken. Aber danke Jason, wirklich ", antwortete sie ihm brüchig. So sehr sie auch auf das Angebot eingehen wollte, konnte sie es nicht riskieren mit ihm darüber zu reden. Was, wenn sie etwas verriet? Sie musste nicht nur sich, sondern auch Eddie schützen. Wenn Jason ihn fand, dann wäre das schlimmer, als wenn es die Polizei tat.
Ihr Freund streichelte sanft über ihre Finger, sah zu dem Mädchen, versuchte die Signale zu deuten, die sie ihm sendete. Eventuell nutzte er ihre Situation auch ein wenig aus, aber er war froh, dass sie die Nähe wieder zuließ.
In ein paar Tagen könnten sie vielleicht wieder das Traumpaar der Hawkins High werden. Aber er wollte es nicht überstürzen, Holly brauchte eindeutig noch etwas Zeit.
,,Hey, ich will nur das du weiß, dass ich für dich da bin.. ich liebe dich noch immer", sagte er, entlockte dem Mädchen dadurch ein müdes Lächeln. Sie hatte keine Ahnung warum ihr seine Worte plötzlich gut taten, aber gerade war sowieso Nichts mehr wie früher. Das würde es nie wieder sein.
Auch wenn es sie beruhigte, dass Jason für sie da war, wollte sie nicht mehr länger bei ihm bleiben. Sie war in die Schule gekommen, um einen möglichen Verdacht von ihr abzuwenden und nicht um mit ihm zu reden. Sie stand von der Bank auf, wollte sich aus seiner Hand lösen, doch er hatte noch eine letzte Frage an sie, eine, die ihn brennend interessierte.
,,Du hast doch die letzte Zeit mit diesem Freak, Eddie Munson rumgehangen, weißt du zufällig wo er gerade ist?", fragte Jason sie, brachte Hollys Herz dadurch zum rasen.
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Hey, ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen!
Ich weiß nicht ob ich es die nächsten Tage schaffe regelmäßig etwas hochzuladen, da ich viel arbeiten muss, aber ich werde es versuchen. :)
lea <3
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