𝟎𝟕 | 𝐜𝐡𝐫𝐢𝐬𝐬𝐲𝐬 𝐫𝐞𝐪𝐮𝐞𝐬𝐭

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EIN ZAGHAFTES KLOPFEN gegen die offene Tür ließ die beiden zusammenzucken. Sofort lösten sich die Beiden voneinander und als Holly an Eddie vorbei sah, wäre sie in diesem Moment am Liebsten im Erdboden versunken.

,,Chrissy?", fragte sie das schüchterne Mädchen, die sich noch immer nicht getraut hatte das Theaterlabor ganz zu betreten. Oh nein, das war nicht gut.. D-Das war gar nicht gut. Wie hatte das gerade überhaupt ausgesehen? Eddie und sie, Arm in Arm allein in der verlassenen Schule. Sie war am Arsch.

,,Hey ehm.. ich wollte euch nicht störe-", entschuldigte sich die Cheerleaderin, doch Holly unterbrach sie direkt. ,,Nein, A-Alles in Ordnung du störst uns überhaupt nicht, es ist ja auch gar nichts passieren", stammelte sie, sah herüber zu Eddie, der zu ihrem Überraschen ebenfalls etwas überfordert mit der Situation wirkte. Für einen Moment sahen die drei sich an, bevor Chrissy ihre Worte wieder fand.

,,O-Okay, ich wollte eigentlich nur mit dir über etwas reden.. also wenn du dafür Zeit hast..", fragte sie die Blondhaarige, wirkte dabei etwas angespannt. Aber Holly konnte sie verstehen, immerhin war ihr diese Situation mindestens fünfmal so peinlich.

,,Ja natürlich, lass uns gehen", sagte sie hektisch, ging auf Chrissy zu und zog sie aus dem Raum. Es war nicht so, als wollte sie nicht mehr bei Eddie bleiben, aber sie konnte diese peinliche Stille einfach nicht mehr ertragen. Ein letztes Mal sah sie zurück zu ihm, warf ihm einem entschuldigenden Blick zu, den er verständnisvoll entgegennahm, bevor sie und Chrissy verschwanden.

Jetzt wo die Beiden allein waren, fiel ihr erst auf, wie nervös die Cheerleaderin wirkte, beinahe schon paranoid. Fast noch schlimmer als auf der Party vor ein paar Tagen.

Sie entschieden sich dazu das Gebäude der Hawkins High zu verlassen und sich auf eine Bank im Hof zu setzten. Immer wieder sah Chrissy sich um, so als hätte sie Angst, dass sie jemand beobachten konnte. Irgendwas schien nicht mir ihr zu stimmen, doch bevor Holly das Mädchen darauf ansprechen konnte, begann sie leise zu reden.

,,Du Holly.. kennst du vielleicht jemanden der.. der Drogen verkauft?", fragte sie ihre Freund, blickte ihr dabei verlegen ins Gesicht. Holly riss geschockt ihre Augen auf, hatte zuerst geglaubt sich verhört zu haben. Aber nein, sie meinte es vollkommen ernst. Die Chrissy, die vor dem letzten Sommer noch nie Alkohol getrunken hatte wollte jetzt Drogen kaufen? Jetzt war sich Holly sicher, irgendwas stimmte mit ihr ganz und gar nicht.

,,Ist das dein ernst? Warum kommst du damit überhaupt zu mir?", fragte sie die Blondhaarige, versuchte dabei jedoch so ruhig wie möglich zu bleiben. Sie wollte auf jeden Fall wissen was sie für Probleme hatte und sie würde es nicht erfahren, wenn sie hysterisch werden würde.

,,D-Du bist die Einzige an dieser Schule mit der ich darüber reden kann.. der ich vertrauen kann. Bei jedem anderen meiner Freunde hatte ich Angst, dass sie es jedem erzählen würden. Aber du würdest das nicht tun, da bin ich mir sicher", flüsterte sie, sah währenddessen immer wieder über den leeren Schulhof. ,,Holly, wenn es nicht so nötig wäre, würde ich auch nicht danach fragen", flehte sie ihre Freundin an, wusste mittlerweile einfach nicht mehr weiter. Sie wusste ja nicht einmal, ob die Drogen ihr überhaupt helfen würden oder alles nur noch schlimmer machten, aber sie konnte nicht mehr tun als es versuchen. Holly seufzte, nahm die Hand ihrer Freundin in ihre und sah ihr ernst in die Augen.

,,Okay.. ich ehm, ich kann dir helfen.. aber nur wenn du mir ehrlich sagst was mit dir los ist. Chrissy, du benimmst dich schon seit ein paar Tagen merkwürdig und das macht mir wirklich Sorgen", sagte sie, ließ ihren Blick dabei nicht von der Blondhaarigen. Chrissy schluckte schwer, sie hatte befürchtet, dass sie das fragen würde. Aber vielleicht war es auch besser, wenn sie mit jemanden darüber sprechen würde. Wovor sie nur Angst hatte war, dass Holly ihr nicht glauben würde.

,,Hast du manchmal das Gefühl den Verstand zu verlieren?", fragte Chrissy sie deshalb. Das Mädchen neben ihr wusste nicht genau worauf sie hinaus wollte, weshalb sie begann verunsichert zu Lächeln.

,,Jetzt gerade? Wegen all dem was passiert ist auf jeden Fall, ich mein-", doch Chrissy unterbrach sie schüchtern. ,,N-Nein so meine ich das nicht..", sprach sie brüchig, versuchte die richtigen Worte zu wählen, damit Holly nicht dachte, dass sie jetzt vollkommen gestört wäre.

,,Ich sehe Dinge.. Dinge die nicht echt sind. Es ist wie ein Trance Zustand der ohne Vorwarnung beginnt und dann plötzlich wieder aufhört. D-Das was ich sehe wirkt so echt.. a-als bilde ich mir das nicht nur ein.. a-aber scheinbar bin ich die einzige die es wahrnehmen kann", sprach Chrissy, bemerkte wie absurd es sich anhörte.

Doch Holly hörte ihr zu, versuchte zu verstehen was mit ihr los war. Vielleicht hatte sie Halluzinationen? Das würde zumindest erklären, warum es sich so echt anfühlte. Die Blondhaarige atmete tief ein, versuchte eine Lösung zu finden, aber ihr fiel einfach nichts ein. Natürlich war ihr zuerst Ms. Kelley, die Schulpsychologin in den Sinn gekommen, aber sie wusste ja, dass Chrissy die Frau regelmäßig besuchte. Holly wusste nicht genau welche Probleme sie Zuhause hatte und sie würde ihre Freundin auch nicht fragen, bis sie es von sich aus erzählen würde.

Waren die Drogen jetzt also wirklich ihre einzige Möglichkeit? Auch wenn Holly bis auf Alkohol und Tabak noch nichts weiter konsumiert hatte, war sie kein Gegner davon, jedoch war sie sich den Risiken bewusst. Wenn Chrissy das wirklich durchziehen wollte, dann würde sie dabei sein und auf das Mädchen aufpassen.

,,Ich werde mit Eddie darüber reden, okay?", bot sie ihr an, auch wenn Holly es mit einem wirklich schlechtem Gefühl tat. Sie hoffte wirklich, dass ihre Freundin nur etwas Gras haben wollte.

Chrissy setzte durch die Antwort endlich wieder ihr zauberhaftes Lächeln auf, stand von der Bank auf und zog die Blondhaarige in eine Umarmung. Sie roch nach etwas Zimt und Duschgel. ,,Danke dir, danke danke", flüsterte sie in Hollys Haare, während diese ebenfalls ihre Arme sanft um sie legte.

Als die Beiden sich nach kurzer Zeit wieder lösten, sah der Captain des Cheerleaderteams sie an, hatte noch immer eine Frage auf dem Herzen, auch wenn es ihr unangenehm war diese auszusprechen. Aber hey, es war nur Chrissy, wenn sie ihr vertraute, dann konnte sie das auch.

,,Du sag mal.. wie hast du mich vorhin eigentlich gefunden?", fragte sie etwas beschämt, brachte das Mädchen ihr gegenüber zum Schmunzeln. ,,Ich hab' mir Sorgen gemacht, weil du nicht beim Spiel warst. Nachdem es vorbei war, hatte ich irgendwie die Hoffnung dich in der Schule zu treffen. Dann sind mir plötzlich diese zwei Jungs entgegengekommen und fragten mich nach wem ich suche. Sie sagten mir dann, dass du in dem Theaterlabor bei Eddie bist", antwortete sie ihr, brachte Holly dazu mit ihren Augen zu rollen.

Sie hätte sich denken können, dass Mike und Dustin dahinter steckten. Aber sie versuchte die Beiden jetzt nicht zu verfluchen, immerhin war es gut gewesen, dass Chrissy sie gefunden hatte. Sie hoffte einfach nur, dass wenn Jason sie gesucht hätte, sie ihren Mund gehalten hätten.

Als die Mädchen sich verabschiedeten, hatte Chrissy immer noch ein Lächeln auf den Lippen. ,,Hey, ich wollte euch beide vorhin wirklich nicht stören, ihr seid echt süß zusammen", sagte sie, während ihr Grinsen nur noch weiter wuchs. Hollys Augen weiteten sich aufgrund dieser Aussage sofort. ,,W-Was nein, zwischen uns beiden läuft überhaupt nichts.. wir haben einfach nur gesprochen", protestierte sie, doch Chrissy machte sich schon auf den Heimweg, ließ somit keine weitere Widerrede zu.

,,Jaja, natürlich. Keine Sorge, ich erzähl es niemanden", rief sie ihr zu, bevor Chrissy ganz aus ihrem Sichtfeld verschwunden war. Holly seufzte, strich sich ihre blonden Strähnen aus dem Gesicht.

Zwischen Eddie und ihr lief nichts, rein gar nichts. Sie war sich ja noch nicht einmal sicher, ob das mit Jason wirklich ganz vorbei war. Ja, er war nett, ehrlich, hilfsbereit, aufrichtig und.. doch Hollys Gedanken brachen ab, als sie in der Ferne Scheinwerfer sah, die in der Dunkelheit plötzlich begannen zu leuchten. Sie hätte sich auf dem verlassenen Parkplatz fast in die Hose gemacht, bis sie erkannte, dass es sich dabei um Eddies Van handelte.

Sichtlich erleichtert atmete sie aus und ging auf den Wagen zu. War er etwa wegen ihr hier geblieben? Holly hatte eher damit gerechnet nachhause gehen zu müssen, aber Eddie hatte wahrscheinlich kein Problem damit sie zu sich zu fahren.

Warum sollte er sonst noch hier sein? Wahrscheinlich hatte er nur Angst, dass ihr etwas auf dem Heimweg zustoßen würde. Immerhin war Hawkins schon fast berühmt dafür, dass hier merkwürdige Dinge geschahen.

Als sie die Tür öffnete und sich auf den Beifahrersitz setzte, sah Eddie sie neugierig an. Er startete seinen Van noch nicht, sondern nahm zwei Zigaretten aus seiner Packung, steckte sich eine in den Mund und bot Holly ebenfalls eine an. Da um diese Uhrzeit nun wirklich niemand mehr auf dem Schulgelände war, nahm sie die Zigarette an und ließ Eddie ihr dabei helfen sie anzuzünden.

,,Was wollte Chrissy von dir?", fragte er sie, nachdem er bemerkte hatte wie nachdenklich sie wirkte, kurbelte das Fenster etwas herunter, damit frische Luft in den Wagen kommen konnte.

,,Sie ehm.. sie hat mich gefragt ob ich jemanden kenne der Drogen verkauft", murmelte Holly, war sich dabei noch immer nicht ganz sicher, ob sie sich das Gespräch nicht doch nur eingebildet hatte. ,,Moment, das wollte sie? Chrissy Cunningham will Drogen kaufen und fragt ausgerechnet dich?", Eddie war sich nicht sicher ob er lachen sollte, aber diese Bitte wirkte so absurd.

Er kannte, natürlich abgesehen von Holly, niemanden an der Schule der so sehr auf das "gute Mädchen" Image achtete wie Chrissy. Aber scheinbar hatte hier jeder so seine Geheimnisse.

,,Ja und ich mache mir wirklich Sorgen um sie. Chrissy wirkt schon seit Tagen paranoid und sie hat mir was von Halluzinationen erzählt, die sie immer wieder hat. Ich bin mir nicht sicher, ob Drogen ihr da wirklich helfen, aber sie ließ sich nicht umstimmen", jammerte Holly, nahm einen kräftigen Zug von der Zigarette, bevor sie diese durch das Fenster schmiss. Eddie kopierte die Handlung, sah herüber, bis sich ihre Blicke trafen.

,,Willst du ihr denn mit dem Problemchen helfen?", fragte er sie spielerisch, konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Es beunruhigte ihn ebenfalls, dass irgendwas nicht mit Chrissy stimmte, aber der Gedanke daran, dass Holly bald zur Dealerin werden würde fand er einfach zu lustig. Wahrscheinlich hatte das Mädchen gerade nur zu viel Stress und drehte deshalb ein wenig durch, etwas Gras würde ihr dabei wohl wirklich nicht schaden.

,,Naja, da Reefer Rick jetzt im Knast sitzt, kenn' ich sonst nur noch eine Person die was verkauft", sagte Holly grinsend, während Eddie die Augen verdrehte. Ja, neue Kundschaft war gut für ihn, aber er wollte nicht verantwortlich dafür sein, wenn Chrissy nicht auf den Rausch klar kam.

Als Eddie ihr nicht auf ihre Bitte antwortete, legte sie ihre Hand auf seine Schulter, bekam dadurch seine Aufmerksamkeit wieder zurück. ,,Bitte Eddie, du kannst es dir wahrscheinlich nicht vorstellen, aber ich kenne sonst niemanden der Drogen verkauft. Und wenn es dir damit besser geht, dann bin ich die ganze Zeit über bei ihr wenn sie es nimmt, du brauchst dich nicht sorgen", sagte sie, setzte dabei die wohl niedlichsten Hundeaugen ein, die sie nur konnte.

So sehr Eddie versuchte dagegen anzukämpfen, konnte er ihr nicht wiederstehen. Verdammt, wie schaffte sie das nur jedes Mal? Der Junge löste sich aus ihrem Blick, legte seine Hände auf das Lenkrad und startete den Van.

,,Okay, ich mach's. Aber glaub nicht, dass ihr irgendeinen Rabatt bekommt", antwortete er Holly, brachte sie dadurch zum Lachen. Auch er konnte seine ernste Miene nicht länger aufrechterhalten.

,,Soooo, soll ich dich jetzt Nachhause fahren?", fragte Eddie sie, während er gerade vom Parkplatz der Schule herunterfuhr. Die Blondhaarige lehnte sich gegen den Sitz, dachte kurz darüber nach. ,,Weißt du, ich war heute den ganzen Tag in meinem Zimmer. Hast du Lust noch irgendwas zu machen?", fragte sie ihn.

Normalerweise war das Mädchen nicht sonderlich spontan. Seit dem sie mit Jason zusammen war und ihr Ansehen an der Schule dadurch stieg, tat sie nicht mehr das was sie wollte, sondern orientierte sich an den anderen. Aber mit Eddie war es irgendwie anders, als stand ihr plötzlich so vieles offen. Er gab ihr das Gefühl, als wäre keine Idee verrückt.

,,Natürlich und wenn ich darf, würde ich dir gerne einen Ort zeigen", sagte er, sah zu dem Mädchen neben ihm, die ihn neugierig ansah. ,,Was hast du vor?", fragte sie ihn grinsend, doch Eddie schüttelte mit dem Kopf.

,,Das erfährst du wenn wir da sind meine Schöne", antworte er ihr, sah wieder zurück auf die Straße. Während Eddie über seine Worte nicht weiter nachdachte, verunsicherte es Holly, welchen Effekt der Kosename plötzlich auf sie hatte.

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