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Seufzend klappst du deinen Spind zu. Erneut ist es Montag und zum ersten Mal in deinem ganzen Leben schwingt neben dem Ich-habe-keine-Lust-auf-Schule-Gefühl ein weiteres mit: Angst.

Und damit meinst du keine Aufregung vor einer Klausur oder einem Test. Du hast weiterhin kein Sterbenswörtchen über den Nachmittag mit deinem Lehrer verloren und fühlst mich nach wie vor eigenartig.
Zeitweise hast du am Sonntag sogar beschlossen, komplett auf den Mann zu scheißen - bis dir wieder die Nachricht von dem Unbekannten in den Kopf gekommen ist.

Plötzlich scheint so vieles zu passen.
Herr Kim könnte derjenige sein, der mit dir schreibt, weiterhin mit dir spielt. Der, der nun so vieles über dich weiß und mich theoretisch überall hat sehen können. Er hat dir schließlich oft geschrieben, wenn Herr Kim in der Nähe war und seine Art zu Schreiben stimmt mit der Art zu Sprechen deines Lehrers überein.

Du bist froh, deine Gedanken abwenden und dein Gewissen wieder etwas reinwaschen zu können, als du Hoseok am anderen Ende des Ganges erblickst. Deine Lungen lässt du noch einmal kräftig mit Luft durchfluten, bevor du auf ihn zugehst.

Bei ihm angekommen, tippst du ihm auf seine Schulter. Seine Augen weiten sich kurz, als er realisiert, dass du vor ihm stehst, bevor er verdrossen die Lippen zusammenpresst. „H-Hey... Hoseok, können wir reden?"

Wie du es erwartet hast, ist er nicht sonderlich begeistert von deinem Vorschlag: „Wieso?"

Dein Herz rutscht dir in die Hose. Obwohl du weißt, dass du ihn verletzt hast, trifft dich sein leerer Blick: „Ich bin gekommen, um mich zu entschuldigen für Samstagmorgen... ich will mich nicht nur rausreden, aber ich war so überfordert mit der Situation und der Fakt, dass es dir etwas bedeutet hat, machte die Sache nicht besser. Trotz alledem hätte ich dich direkt über meine Sicht der Dinge aufklären und dich nicht einfach alleine lassen sollen... das war wirklich arschig und egoistisch von mir."

Du lässt deine Antwort erstmal sacken. Hoseok braucht einige Sekunden, um zu entscheiden, was er tun soll, bevor er traurig zu seinen Füßen sieht: „Weißt du was so enttäuschend ist? Du hast mich irgendwie verletzt und trotzdem will ich dir zuhören... alles nur, weil ich total in dich... v-verschossen bin."

Du seufzt auf. Da bekommt man doch gleich Lust, sich selbst eine zu pfeffern.

„Das ist doch nichts schlimmes", beschwichtigst du ihn augenblicklich und unterdrückst, dass du diese Worte auch als sehr schmeichelnd empfindet. „Schlimm ist, wie ich dich behandelt habe. Das hätte ich nicht sagen sollen, dafür, dass du mich so nett behandelt hast..."

(...)

Nachdem du dich von Hobi verabschiedet hast, bist du immens glücklich, mit ihm geredet zu haben. In der Hinsicht ist der Unbekannte sehr hilfreich gewesen. Er sorgt sich wohl wirklich um dich... anders als Herr Kim, auf den diese Eigenschaft sicherlich nicht zutrifft... oder bist du vielleicht doch zu voreilig?

Als du Jungkook am anderen Ende des Ganges erblickst, kommt er wie ein kleines Hündchen auf dich zu gelaufen. Anschließend schließt er dich in seine Arme und hebt damit deine Laune um ein weiteres Stück.

„Du glaubst nie, was Chaeyoung mir geschenkt hat!", meint er aufgeregt, bevor er dich breit grinsend durch seine Umarmung beinahe zerdrückt.

„W-Was denn?", erwiderst du mit piepsiger Stimme, unfähig aufgrund meiner verhinderten Atemwege ordentlich zu antworten.

„Oh, 'tschuldigung!"
Seine Augen glänzen wie die eines Kindes, das endlich die Spielekonsole erhalten hat, die es sich schon ewig gewünscht hat.
„Ich kann kaum atmen... uff, sie hat mir... oh Gott... zwei Karten für die GOT7 Tour geschenkt!" Er fasst sich völlig aus der Puste ans Herz und wartet gespannt auf deine Antwort.

Breit lächelnd legst du den Kopf schief. „Das sind wirklich total tolle Nachrichten... ich freue mich so sehr für dich - für euch zwei! Du kannst dich so glücklich schätzen, Chaeyoung zu haben..." Bei deiner letzten Bemerkung schwingt eine Spur von Trauer in deiner Stimmlage mit.

„(y/n), ist etwas passiert?", fragt er direkt, kaum, dass er dich angesehen hat. Kurz lässt du das Szenario, wenn du ihm die ganze Wahrheit erklären würdest, in deinem Kopf abspielen.

Wie wird er wohl reagieren, wenn du ihm von deinem One-Night-Stand, den daraus resultierenden Ereignissen - also die Chats mit dem Unbekannten und deine spätere Vermutung - und deinen gemischten Gefühlen erzählen wirst?

Deine Tante ist zudem sehr begeistert von Herrn Kims Engagement gewesen, und hat von euren leisen Gesprächen kaum etwas mitbekommen. Zum Schluss hat seine Nachhilfe-Stunde dir eher weniger geholfen, da du seine Gegenwart langsam aber stetig als bedrängend empfunden hast. Das störte deine Erziehungsberechtigte jedoch weniger, denn sie sah bloß, wie vorbildlich der Mann dir half, die Aufgaben zu verstehen und sich einige Zeichen besser einzuprägen, sodass sie gleich weitere Nachhilfestunde für die nächste Woche angesetzt hat.

Wenn deine Tante nur wüsste, wie dein Lehrer und du wirklich miteinander umgeht...

„I-Ich...", beginnst du, doch du führst deinen Satz nicht fort, da dir etwas anderes in dem Sinn kommt, um auf Vermutung einzugehen: „Kookie... der Unbekannte hat mir gestern geschrieben, dass ich ihm zeigen würde, dass ich ihn abstoßend finde... also im echten Leben. Naja... und ich tue das ja eher seltener bei Menschen, weißt du... außer bei einer anderen Person in letzter Zeit..."

Der Schwarzhaarige reißt interessiert die Augen auf. „Wirklich? Du hast eine Vermutung, wer es sein könnte? Wer ist es?"

„Naja... der einzig Typ, dem in in letzter Zeit weisgemacht habe, dass ich seine Nähe nicht mehr will, saß am Samstagnachmittag bei mir im Wohnzimmer und hat mit mir chinesische Zeichen gemalt... bis wir zusammen in der Küche waren und er mir ziemlich nahe gekommen ist."

„Nein!", ruft er aus, sodass du zusammenzuckt. „Dein Ernst?" Er senkt schnell die Lautstärke seiner Stimme, als er deinen warnenden Blick bemerkt: „Herr Kim ist der Unbekannte?! Und was hat er dir angetan?!"

Du fasst ihm kurz die Ereignisse des letzten Samstags zusammen, woraufhin Jungkooks Kinnlade tiefer fällt, als du es je für möglich gehalten hättest.

„Ich weiß nicht... wenn er es sein sollte... vielleicht irre ich mich auch, aber das ist irgendwie ein zu großer Zufall, findest du nicht? Erstmal klingen seine Nachrichten nicht nach einem 16-jährigen Teenager... und er wusste oft über meinen Standort Bescheid oder, ob es mir schlecht ging und so..."

„Oh man..." Er stößt perplex Luft aus und zieht dich dann zur Seite, als zwei Schüler euch passieren. „Aber wieso machst du dir so viele Sorgen? Wenn dann... ist er derjenige, der dich angeschrieben hat und etwas illegales getan hat. Er kann dafür mehrere Jahrzehnte in den Knast kommen!"

Du lässt diese Situation kurz in deinem Kopf ablaufen. Kim Taehyung, mit Handschellen abgeführt und sein Blick streift deinen. Ausdruckslos schaut er dich an.

„Oder möchtest du ihn gar nicht hinter Gittern sehen, wenn es denn so wäre?", spricht Jungkook deine Frage aus. Du öffnest den Mund, um etwas zu sagen, doch kein Laut verlässt deine Lippen.

„Aber...?", fängst du dann nach einigen Sekunden an und starrst an die gegenüberliegende Wand des Schulflures. „Das kann irgendwie nicht sein... der Unbekannte war zwar anfangs komisch gewesen, aber kümmert sich um mich... und Herr Kim ist einfach nur eitel... und kalt." Du siehst ihn an. „Oder er spielt dadurch noch mehr mit mir..."

„Vielleicht steht er ja wirklich auf dich... also jetzt nicht so im Sinne von Sex, sondern allgemein..."
Es klingelt und du lächelst traurig, ehe du deinen Rucksack in die Höhe hebst. „Wir werden sehen... was hast du jetzt?"

„Bio", antwortet er knapp. „Du?"

„Chemie" ist deine Antwort, woraufhin dir dein bester Freund sein Beileid ausspricht, ehe er dich noch kurz umarmt und dir aufmunternd zulächelst, ehe du dich auf den Weg in Richtung Chemieräume machst.

Dort angekommen, begrüßt du Jimin, der sich mit einem dunkelhaarigen Jungen in der hintersten Reihe breit gemacht hat.

Sofort fällt mir auf, dass es sich um Min Yoongi handelt. Er und Jimin unterhalten sich je mit einem schüchternen Lächeln auf den Lippen, und du musst lächeln, da Yoongs diejenige ist, der in euren Freund verliebt ist. Und wie es aussieht, war der sonst introvertierte Dunkelhaarige nicht abgeneigt, endlich seinen Crush anzusprechen.

Denn Jimin glaubt hingegen, dass der andere total auf seine jüngere Zwillingsschwester abfährt, die ja bekanntlich mit Jungkook zusammen ist.

„Der alte Lee ist krank", bemerkt Jimin zur Begrüßung, als du deine Tasche über den Stuhl schmeißt. Du bist glücklich, dass zwischen euch beiden trotz der Angelegenheit mit Hoseok alles normal geblieben ist.

„Und wir haben Vertretung? Mit wem denn schon wieder?"
Deine Frage wird beantwortet, als Herr Kim mit einem lauten Krachen die Tür hinter sich schließt und das ganze Geschnatter sofort verstummt.

Jimin stößt dir übertrieben in die Rippen, woraufhin du ihn am liebsten einen Kopf kürzer machen würdest, als Herr Kim seinen Namen an die Tafel schreibt.
Deine Fingernägel bohren sich in deine Handinnenflächen und ich musst deinen Atem zügeln. Überfordert aufgrund seiner plötzlichen Anwesenheit, merkst du, wie seine Blick kurz über deine Person wandert.

„Wie ich von Herrn Lee weiß, seid ihr gerade bei der Struktur und den Eigenschaften von Farbstoffen stehengeblieben... wer kann mir etwas darüber erzählen?"

Du hasst Vertretungslehrer, die noch schlimmeren Unterricht, als die richtigen Lehrer machen wirklich so sehr. Ihr lauft dieses Thema nun schon seit Ewigkeiten durch. Wieso könnt ihr nicht einfach — wenn ihr schon keine Freistunde habt — einen Film schauen oder Stadt-Land-Fluss spielen?

Nach einigen Minuten, in denen der Mann euch einige Aufgaben gegeben hat, entspannst du dich wieder etwas. Alles scheint wieder einigermaßen normal zu sein: Herr Kim ist streng wie eh und je und ihr langweilt euch..

Da ihr drei aus der letzten Reihe gar keine Lust auf seinen Unterricht habt, spielen Jimin und du Käsekästchen, während Yoongi wahllos auf seinem Collegeblock zeichnet.

„Und schon wieder gewonnen", wisperst du schmunzelnd und schreibst einen Strich hinter deinen Namen.

„Du mogelst", erwidert er ebenfalls flüsternd und schiebt traurig seine Unterlippe nach vorne.

„Mogeln? Erklär' mir mal, wie man bei Käsekästchen schummeln kann", erwiderst du kichernd und pickst dem Blonden mit deiner Bleistiftspitze in den Arm.

„Vielleicht erklären Sie beide mir mal, wieso Sie irgendwelche unnützen Spielchen spielen, anstatt im Unterricht aufzupassen."
Ihr schreckt hoch, als plötzlich Herr Kims Schatten sich vor Euch aufgebaut hat.

„Herr Ki—", fängt Jimin an und setzt sein schönstes Lächeln auf. Doch der Angesprochene, der sich durch sein einziges Interesse an dem weiblichen Geschlecht nicht von dessen netten Geste verweichlichen lässt (andernfalls wäre wohl jeder aufgrund dieser dahingeschmolzen), unterbricht ihn augenblicklich mit eiskalter Stimme:

„Ich will Ihre Ausreden nicht hören. Ich mache hier Unterricht, um Ihnen allen etwas beizubringen. Dafür sollten Sie dankbar sein und zuhören. Überspielen Sie Ihre Unschuld gar nicht erst."

„Wir machen das Thema schon seit Ewigkeiten. Jeder von uns kann diese Strukturformeln und die Eigenschaften der Stoffe doch im Schlaf rückwärts beten!", erwiderst du anstatt von Jimin und verteidigst dadurch euer Vergehen.

Wie immer, wenn er sich ärgert, blitzen die Augen des Mannes auf und du bemerkst, wie sich spätestens jetzt alle Blicke auf euch legen.
„Sie halten es deshalb also für unnötig, zuzuhören?", möchte er mit dunkler Stimme wissen. Du schmunzelst.

„Ja. Das muss doch nur unsere Sorge sein. Wir sind still, also was soll Sie dies stören?"
Normalerweise würdest du nach dieser durch und durch Sinn-ergebenen Aussage nichts weiteres mehr sagen. Jedoch besteht in dir nach wie noch der Wille, es ihm heimzuzahlen, falls er wirklich mit dir gespielt haben sollte: „Oder sind Sie wieder bereit, uns allen Ihre Hilfe anzubieten? Weil Sie ja so darauf bedacht sind, eine enge Beziehung vor allem zu ihren weiblichen Schülern aufzubauen, nicht wahr? Oder wollen Sie abstreiten, ebenfalls nicht ganz unschuldig zu sein, wenn es um Ihr Verständnis von Nähe zu seinen Schülerinnen geht?"

Alle sind still. Man hört nur das Knarzen von Holz, als du dich langsam in deinem Stuhl zurücklehnst.




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(Y/n) ist so random hehe

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