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Gähnend rekelst du dich. Die ersten Sonnenstrahlen finden ihren Weg über das fremde Parkett, das sich in dem Schlafzimmer, in welchem du gestern eingeschlafen bist, befindet.
Ein mächtiger Arm hat sich um deinen Oberkörper gelegt und du wirfst einen Blick auf deinen Bettgenossen, der noch sich noch im Land der Träume befindet. Zufrieden sieht er aus. Es ist Hoseok, wenn du dich recht erinnerst.

Vorsichtig drückst du den Arm hinfort und stellst fest, dass du vollkommen nackt neben ihm eingeschlafen bist. Eigentlich empfindest du One-Night-Stands als unnötig und bist kein Fan von ihnen. Jedoch ist die letzte Nacht schon recht zufriedenstellend gewesen und Jimin hat wirklich Geschmack, was Freunde angeht.

Du blinzelst, um dich an die Helligkeit zu gewöhnen, während du beginnst, deine Kleidung aufzusammeln. Hm, wo ist bloß das Bad? Du hast schon ganz vergessen, mit welchen Problemen man zu kämpfen hat, nachdem man mit einer fremden Person geschlafen hat. Deine Unschuld hast du damals an irgendeinen Typen nach einer Party verloren. Du hattest es einfach hinter dich bringen wollen.

„Morgen", vernimmst du hinter dir die raue Morgenstimme deines Mitschülers. „Was machst du da?"

„Mich anziehen." Du drehst dich mit einem hochgezogenen Mundwinkel zu ihm um. Noch während du deinen BH zuknipst, bemerkst du, wie entgeistert er dich anblickt.

„Du willst schon gehen?"

„Uhm..." Etwas irritiert nickst du. „Ja... das hatte ich vor. Oder bleiben deine anderen One-Night-Stands sonst auch immer länger?"

Seufzend machst du dich auf die Suche nach deiner anderen Socke. „I-Ich verstehe nicht."
Erneut blickst du in das Gesicht des Jungen und runzelst dann die Stirn. Plötzlich erinnerst du dich daran, dass Hoseok ebenfalls der Junge gewesen war, der gegen dich gestoßen ist. Jungkook meinte, dass er dir so schmachtend nachgeschaut hatte. Glaubt er jetzt, du wärst ernsthaft an ihm interessiert? Dir dreht sich der Magen um.

„Naja... wir haben auf einer Party zusammen rumgemacht und hatten einmal Sex. Ein One-Night-Stand, halt?", meinst du etwas vorsichtig und sogleich verfluchst du dich selbst, dass du ausgerechnet ihn angetanzt hast. Seinem Blick nach zu urteilen, hast du nun den verliebten besten Freund von Jimin an der Backe kleben.

„Ich dachte du würdest... würdest..."
Hoseok scheint ganz fassungslos zu sein und du kannst nicht anders, als unschlüssig den Blick abzuwenden.

„Sorry, ich muss los."
Schwer schluckend schlüpfst du in deine Sneaker, bevor du dir deine kleine Handtasche von einem Sessel nimmst. Es tut dir wirklich in der Seele weh, ihn so enttäuschen zu müssen, aber in diesem Moment bist du so überfordert, dass der Junge mit den unordentlichen Haaren in dem ebenso durcheinander gebrachten Bett dich perplex anstarrt.

„Aber...", haucht der Rothaarige somit, doch du presst nur peinlich berührt die Tasche an deine Brust und schreitest schnell zur Zimmertür, um dich aus seinem Raum zu entfernen.

~*~

Angespannt trommelst ich mit deinen Fingernägeln auf die Marmorplatte des Wohnzimmertisches und schaust immer wieder auf die große Wanduhr im Flur.

Herr Kim soll in wenigen Minuten erscheinen und von Minute zu Minute steigert sich deine Aufregung. Erst die Sache mit dem verwirrten Hoseok, dann ist deine Tante erzürnt darüber gewesen, dass du so spät wieder kommst, hat dich bloß mit einem „Wie siehst du denn aus?!" begrüßt und anschließend unter die Dusche geschickt und jetzt wartest du wie ein Engelchen auf deine Nachhilfe.

Du weißt noch, wie du die Augen aufgerissen hast, nachdem deine Tante dich über ihre Pläne aufgeklärt hat. Da nahmst du dir vor, wirklich Abstand von deinem Lehrer zu nehmen, um diese komischen, sicherlich viel zu voreiligen Empfindungen besser ignorieren zu können, und deine Tante lädt ihn geradewegs zu euch nach Hause ein, damit er dich noch mehr mit seinen Verben quält und durch sein makelloses Aussehen durcheinander bringt.

Weiterhin ist es dir so dermaßen peinlich, dass deine Tante deinen Lehrer höchstwahrscheinlich selbst gefragt hat, ob er dir denn Nachhilfe geben könnte. Wer macht denn so etwas?

Somit hat sie ihn zur Probe für den heutigen Nachmittag eingeladen. Dabei will deine Tante kontrollieren, wie Herr Kim vorgeht und anschließend eine Entscheidung fällen, ob er als Nachhilfelehrer gut ist.
Alles nur, sodass du einen guten Abschluss bekommst. An sich ist dies ja nett von deiner Tante. Und du bist froh, dass sie dich mit diesem Mann nicht alleine lassen wird.

Seufzend stützt du deinen Kopf mit der rechten Hand auf und blätterst gelangweilt in deinem bereits auf dem Tisch liegenden Unterlagen für dieses Horror-Fach herum, als es klingelt. Schluckend schaust ich zur Uhr. Es ist Punkt 15 Uhr. Und Pünktlichkeit kommt bei deiner Tante besonders gut an.

Wenige Sekunden später öffnet sie schon die Tür. Mit einem Ächzen erhebst du dich und dir bleibt fast die Spucke weg, als Herr Kim in einem Anzug mit roter Krawatte hineingeschritten kommt.

Nicht zuletzt trägt er eine Brille, die er sich etwas seltener auf die Nase setzt.
Ein Blick zu deiner Tante verrät dir, dass sie hellauf begeistert zu sein scheint, als er ihr die Hand reicht. Er wechselt ein paar mir unverständliche Worte mit ihr, woraufhin er schließlich nickt und seinen Blick zu dir streifen lässt.

Zu deinem Entsetzen beginnt sich dein Herzschlag - je näher er kommt - immer mehr zu beschleunigen.

(...)

„Also, wo woran denken Sie müssen wir noch etwas arbeiten?", fragt dich der Mann, nachdem ihr euch etwas abseits von deiner Tante auf dem Sofa niedergelassen habt.

Du findest es nach wie vor komisch, dass du eigentlich eine recht entspannte und selbstsichere Person bist, die frech werden kann, und durch die Anwesenheit von Kim Taehyung so schwach wird.
Ebenfalls kannst du nicht wissen, dass auch der Mann zu deiner Linken, es genießt, diese Auswirkung auf dich zu haben. Ob er nur an deinen Äußerlichkeiten interessiert ist, deine ganze Person anziehend findet oder sogar soweit gehen könnte, zarte Gefühle für dich zu entwickeln, weißt du nicht.

„Ich schätze, dass mir alles liegt nicht so liegt", meinst du dann nach kurzem Überlegen, da es die bittere Wahrheit ist.

„Bestimmt liegt Ihnen etwas. Wie ich von Ihrer alten Lehrerin gehört habe, waren Sie bis zur neunten Klasse eine gute Zweierschülerin", erzählt er ruhig und verbessert die Position seiner teuer aussehenden Nickelbrille.

„Naja, keine Ahnung...", entgegnest du und schaust zurück zu den Unterlagen. „Irgendwie war der Stoff danach total schwierig, Millionen neue Zeichen kamen dazu und ich hab' nichts mehr gerafft."

Aus dem Augenwinkel fällt dir auf, wie er dich mustert. Natürlich so, dass deine Tante davon nichts mitbekommt. Du weißt nicht, wie schön du in seinen Augen aussiehst, seine dunklen Augen jedes deiner Details aufnehmen und nie wieder vergessen wollen.

„Dann fangen wir am besten bei Lektion 25 an, das müsste in etwa hinkommen", spricht er seine Überlegung aus und kramt einen Zettel hervor, während du hoffst, dass während des Nachmittages nicht erneut so peinliche Dinge wie am letzten Samstag geschehen werden.

(...)

Im Endeffekt kannst du kaum glauben, dass zwei Stunden an Nachhilfe sogar recht gut verlaufen. Herr Kim kann dir einiges erklären, was du bei Frau Cheong nie so richtig verstanden hast. Da er aber mit dem Rücken zu deiner Tante sitzt, bemerkst du immer wieder, wie er seine Augen für einen winzigen Moment über dein Gesicht, deinen Hals und dein Dekolleté wandern lässt und anschließend wieder in seinen Unterlagen verschwindet.

Er ist unglaublich gut darin, zu verstecken, was er wirklich denkt, wie er in einer Situation empfindet oder was ihm gefällt.

Seine minimalen Anzeichen sind verborgen und fühlen sich oft so an, als würden sie deiner Einbildung entspringen. Ob sie nun real sind oder nicht.
Der Gedanke, dass er dich begehren könnte, lässt deine Knie weich werden. Er ist so anders, als alle Jungen, die du kennst. Und das macht dir Angst. Erstmal hast du dir geschworen, dich niemals jemanden unterzuordnen und zugleich widerst du dich selbst an, einen Lehrer, der beinahe 30 Jahre alt ist, so dermaßen attraktiv zu finden.

„Möchten Sie etwas trinken?", willst du wissen, nachdem du einen Satz vollkommen richtig übersetzt hast und sich auf Herrn Kims Lippen ein beinahe unsichtbares Lächeln gebildet hat. 

„Das wäre nett, ja", erwidert er zufrieden, woraufhin du dich erheben möchtest. „Ich werde uns etwas bringen", beschließt du, als er plötzlich seine große Hand auf die deine legt, um dich daran zu hindern, zu gehen.

„Das müssen Sie nicht machen, (y/n). Ich werde mitkommen, Sie müssen keine Kellnerin spielen. Natürlich nur, wenn es für Sie in Ordnung geht."

Für einen kurzen Moment blickst du etwas unschlüssig zu deiner Hand herab und nickst dann. Komischerweise verspürst du nicht das Gefühl, deine Hand hinfort reißen zu wollen. 
Angenehme Wärme scheint dich zu umgeben und ein schüchternes Lächeln ziert deine Lippen, ehe du dich zusammenreißt und deine Finger zurückziehst. „Wenn Sie möchten..."

Du fragst dich, ob du gerade wie eine Irre möglicherweise gestarrt hast. Schließlich geht dir erstmal die Sache von heute morgen nicht mehr aus dem Kopf und Herr Kims Nähe macht dich nervös wie noch nie. Immer mehr bekommst du außerdem das Gefühl, Hoseok sehr schlecht behandelt zu haben..

„Tante, Herr Kim und ich gehen kurz etwas trinken", informierst du sie. Die Frau mit dem strengen Blick sieht von ihrer Zeitschrift auf und nickt.
Während der Mann dir folgt, spürst du seinen Blick im Nacken. Ihr kommt in der Küche an und du steuerst augenblicklich den Kühlschrank an. Realisierend, dass dein Lehrer und du nun vollkommen alleine und abschieden von deiner Tante seid, wird dann Mund vor Aufregung sogleich etwas trocken.

„Ist Orangensaft in Ordnung?"

„Natürlich." Der dunkelblonde Mann hat sich gegen die Kücheninsel gelehnt und sich aus seiner Jacke befreit, während er dir zusieht, wie du etwas eisgekühlten Orangensaft herausholst und es mit zitternden Händen auf zwei Gläser verteilst.

Immer mehr kommst du dir wie ein kleines Kind vor und du hast Probleme, nicht alles zu verschütten. Nach einer schweren Geburt, in der du es geschafft hast, nichts zu verschütten, verschließt du die Flasche erneut.

„Ich danke dir", vernimmst du seine dunkle Stimme plötzlich viel zu nahe an deinem Ohr.

Du warst wohl gerade vollkommen in Gedanken versunken und hast nicht mitbekommen, wie er sich neben dich gesellt hat. Seine Hand greift nach dem Glas und er führt es zu seinen Lippen, während du etwas irritiert zur Seite blickst und dich schnell gegen die Spüle presst. Dein eigenes Glas in der Hand, trinkst du ebenfalls nachdenklich deinen Saft.

„Warum duzen Sie mich, wenn wir alleine sind?", stellst du schließlich leise die Frage in den Raum, ohne ihn anzusehen. Du hörst, wie er den Orangensaft zurück auf die Küchenplatte stellst und die starke Arme vor der Brust verschränkt, bevor er zu dir herabblickt.




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