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Du schläfst nicht lange. Mehrere Folgen am Abend zuvor nahmen viel Zeit in Anspruch, und somit bist du bis zum frühen Morgen wachgeblieben.
Es ist trotz alledem 8 Uhr, als du dich gähnend aus dem Bett quälst. Da du logischerweise kaum geschlafen hast, bist du müde.
In deinem Bad angekommen, erschreckst du dich so sehr an deinem eigenen Anblick, dass du schnell unter die Dusche springst. Nachdem du dich gezwungenermaßen geschminkt hat, schlüpfst du zuletzt in eine schwarze Jeans und ziehst dir einen übergroßen, beigefarbenen Hoodie über.
Wahrscheinlich hast du schon bei deinem Lehrer verschissen, aber wirklich ins Zeug legen, besser auszusehen, willst du nun auch nicht.
Unten im Wohnzimmer angekommen, schnappst du dir deinen Rucksack, schmeißt Stift und Collegeblock hinein und willst gerade das Haus verlassen, als die Tür geöffnet wird und deine Tante hereinspaziert kommt.
„Hallo Tante", begrüßt du sie lächelnd und trittst einen Schritt zur Seite, damit ihre Koffer durch den Haustür rollen können.
„Guten Morgen, (y/n), wo willst du denn hin?"
Sie mustert dich argwöhnisch. Na, sie scheint sich mal wieder unglaublich zu freuen, dass sie wieder hier bei ihrer Nichte ist.
„Zu Jungkook", lügst du knapp und ziehst deine Mundwinkel in die Höhe. „Lernen." Wenn du ihr die Wahrheit sagen würdest, wärst du höchstwahrscheinlich einen Kopf kürzer. Sie hat schonmal erfahren, dass du Nachsitzen musstest, und die Folgen waren tagelanger Hausarrest gewesen. Also... Nein, Danke.
„So früh schon? Du überraschst mich, (y/n)."
(...)
Deine Schritte hallen an den Wänden des Schulflurs wieder, als du durch das leere Gebäude schlenderst. Bei dem Klassenzimmer für Klassisches Chinesisch angekommen, willst du gerade klopfen, als ein Stimmengewirr von drinnen an deine Ohren dringt: „Du weißt schon was du da gerade abziehst, oder, Tae?", hörst du eine weibliche Stimme aufgebracht sagen und runzelst die Stirn.
Die Stimme kommt dir zwar nicht bekannt vor, aber wie es sich anhört, scheint diese Frau deinen Lehrer zu kennen.
„Beruhige dich, Ryujin", seufzt der Mann und man hört, wie ein Stuhl zurückgeschoben wird.
„Das werde ich sicherlich nicht", donnert sie weiter. „Am laufenden Band sind schon damals irgendwelche Frauen bei dir eingetrudelt und jetzt auch noch eine Schülerin...?"
Du hältst die Luft an. Redet diese Person gerade von Jennie? Konnte das wirklich sein? Hast du all die Zeit recht behalten, und dein Lehrer hat tatsächlich etwas mit deiner Cousine, seiner Schülerin, am laufen?
„Geh jetzt", vernimmst du Herrn Kim strenge, dunkle Stimme. „Ich erwarte jemanden zum Nachsitzen."
„Bitte... bitte", erwidert die Frau daraufhin mit einem spöttischen Unterton. „Wenn du am Ende die Polizei am Hals hast, ist das nicht meine Schuld. Ich habe dich gewarnt, Oppa."
Zwar vernimmst du sich nähernde Schritte, doch du handelst zu langsam, sodass sich plötzlich die Tür öffnet und du beginnst du straucheln, während du beinahe auf Ryujin fällst. In Gegenwart von Frauen ist dir selten etwas peinlich oder unangenehm, aber das war was anderes.
„Oh. Mein. Gott", spricht die Dunkelhaarige langsam, ehe ihr Kopf zu einer hochroten Tomate mutiert und sie dich wütend und angeekelt von ihr wegschubst. „Sag mal, spinnst du? Was fällt dir ein, einfach vor der Tür zu lauschen, du perverses Gör!?"
Du siehst aus dem Augenwinkel, wie Herr Kim einen Mundwinkel in die Höhe zieht. Irgendwie fühlst du dich dadurch gleich etwas wohler, aber du presst bloß deine Lippen aufeinander: „Ich bitte um Verzeihung."
Du deutest eine Verbeugung an und begibst dich vor den Schreibtisch deines Lehrers.
Ryujin, die laut des Gespräches die etwa Mitte 20 Jahre alte Schwester Herr Kims zu sein schien, atmet schwer und sieht dich abwertend an. Du weißt nicht recht, ob Herr Kim bemerkt, dass du dich etwas unwohl unter ihrem Blick fühlst oder er einfach wünscht, dass Ryujin geht, denn er ergreift schließlich das Wort: „Ich habe meiner Schülerin jetzt eine Aufgabe zu geben."
Die Schwester des Mannes blickt diesem noch ein letztes Mal an, ehe sie mit enthobenen Hauptes ihre Handtasche in die Höhe hebt und den Raum verlässt. Letztendlich schmunzelst du doch etwas, bis sich ein Schatten auf dich legt.
„Ich hoffe, Sie fühlen sich durch meine Halbschwester nicht beleidigt, (y/n). Sie kann sehr temperamentvoll werden und sieht nicht selten sehr schnell Probleme in unnötigen Angelegenheiten. Was ihr natürlich nicht das Recht gab, so mit Ihnen zu sprechen..."
Er stößt einen Seufzer aus, ohne dich anzusehen, ehe er mit einem Mal eure Blicke miteinander verbindet. „Trotz alledem hoffe ich, dass Sie sich trotzdem auf Ihre Aufgabe heute konzentrieren werden. Sodass Sie danach auch vollständig verstehen, wie Sie sich zu verhalten haben."
Seine Augen legen sich einschüchternd auf dich, sodass sich deine Nackenhaare aufstellen. Man, du hasst es, was für eine Auswirkung dieser Mann auf dich hat. Du stehst doch gar nicht auf dominante Typen.
„Natürlich werde ich mir Mühe geben", gibst du von dir und ein wohlwollendes Lächeln ziert deine Lippen. Dann erschreckst du dich kurz über dich selbst. Wieso bist du so flirtend unterwegs? Was zum Henker ist mit dir los? Du bist wie ausgewechselt in seiner Nähe.
Nicht zuletzt fühlst du dich erneut wie ein freches, kleines Mädchen in einer Daddyfanfiction. Kann das bitte mal aufhören?
Seine Mundwinkel zucken leicht, als er zu bemerken scheint, wie nervös du plötzlich wieder wirst. Er geht um sein Pult herum, um dort einige Zettel aus seiner Schublade zu ziehen. Schon von weitem kannst du erkennen, dass es sich um einen ellenlangen Text handelt.
Juhu, das heißt wohl übersetzen, übersetzen und nochmal übersetzen. Du weißt jetzt schon, dass deine Hand daran krepieren wird.
„So...", beginnt er und schiebt die einzelnen Zettel über das dunkle Holz, ehe du Platz nimmst und er sich hinter dich stellte, um dir die Aufgaben zu erklären.
„Zuerst bearbeiten Sie bitte die Grammatik-Aufgaben, anschließend konjugieren sie die folgenden Wörter komplett in allen Konjunktiv-Zeiten durch und in Aufgabe 5 und 6 wenden Sie bitte die vorgegeben Kriterien an..."
Du hörst schon längst nicht mehr zu. Sein Geruch, bestehend aus etwas Aftershave, einem Hauch von Zigarettenrauch und seinem Körpergeruch vernebelt wortwörtlich deine Sinne und du erhaschst einen Blick auf seine starken, ausgeprägten Hände, dessen lange Finger über die Buchstaben fahren.
Wieso ist dieser Mann so attraktiv? Wenn er nicht dein Lehrer und so eigenartig wäre, würdest du dich sicherlich an ihn ranschmeißen - so, jetzt hast du es dir eingestanden.
„... und dann haben Sie es geschafft, (y/n)", meint er und erhebt sich. „Fragen?"
Du kneifst kurz deine Augen zusammen. Hast du Fragen? Verdammt, du hast nicht zugehört. Zugleich bemerkst du erstmal, wie schön dein Name aus seinem Mund klingt.
„Ähm... was heißt nochmal dieses Wort?", möchtest du wissen und deutest wahllos auf irgendein Zeichen. „Irgendwie kann ich mir dieses nie merken."
Zugegeben, das ist eine Lüge. In Wirklichkeit kannst du dir so gut wie kein Wort in dieser Sprache merken. Chinesisch ist schon schwierig, wieso musstest du dann zusätzlich Klassisches Chinesisch wählen?
Er nennt dir die Bedeutung, und du nickst nur abwesend. Zwei Sekunden später hast du sie schon wieder vergessen. Anschließend erhebt er sich, sodass du etwas fragend zurück auf dein Blatt schaust. Sollst du nun hier sitzen bleiben? Und er bleibt gegenüber von dir?
„Äh... bleibe ich hier?", möchtest du irritiert wissen. Herr Kim verbleibt in seiner Position und schaut zu dir herab. „Ja. Immerhin können Sie mich als privates Wörterbuch nutzen... Oder stört Sie das etwa (y/n)?", stellt er als Gegenfrage und legt den Kopf schief. „Selbstverständlich nicht."
Du könntest dir mir selbst eine pfeffern. Du fühlst dich eigenartig infiziert von seinen Äußerlichkeiten und dieser Stimme, die sich in deinem Kopf eingenistet hat. Immer mehr realisierst du, dass du dich körperlich diesem Mann angezogen fühlst und nichts wünschst, als dass er dir ein weiteres Mal nahe kommt.
Dein beschämender Wunsch wird dir schneller erfüllt, als du vielleicht möchtest. Während du nach wie vor auf dein Papier starrst, legen sich plötzlich zwei Finger unter dein Kinn und bringen dich dazu, direkt in die dunklen Augen deines Lehrers zu blicken.
„Alles in Ordnung, (y/n)? Sie sehen ganz blass aus", stellt er leise fest und ein Hauch von Besorgnis schwingt in seiner Stimme mit. Diese Tatsache lässt dich noch unruhiger werden und die Stelle, die er berührt, beginnt langsam zu brennen. Zugleich schlägt dein Herz so schnell gegen deinen Brustkorb, dass du dich ernsthaft fragst, ob du gleich eine Panikattacke erleidest. Oder bist du bloß aufgeregt, weil du ihn irgendwie... magst?
Der Fakt, dass du all diese Zeichen auf deinem Blatt Papier nicht auch nur ansatzweise kennst und somit definitiv nicht zu vernünftigen Sätzen verknüpfen kannst, machen dir klar, dass du wahrscheinlich eine halbe Ewigkeit lang hier sitzen bleiben wirst. Und jene Tatsache lösen in dir nur noch mehr Panik aus.
Du kannst nicht so lange in seiner Gegenwart bleiben. Nicht, wenn du ihn ständig anstarren musst und seine Person dich so verdammt nervös macht.
Und was würde dann deine Tante sagen? Sicherlich machst sie dir Feuer hinterm Hintern, wenn du so lange wegbleibst und dann auch noch in Klassisches Chinesisch durchfällst und—
„(y/n), schau mich an", fordert er dich erneut auf und legt seine Hände sanft auf seine Schultern, ehe du zusammenzuckst, deinen Blick von der vielen Zeichen nimmst und zurück in die Tiefen dieser zwei dunklen Pupillen starrst.
Plötzlich überkommt es dich. Diese Ruhe. Diese angenehme und zugleich beinahe überrennende Ruhe, wenn du in Kim Taehyungs Augen blickst.
Schwer atmest du aus und fragst dich erneut, was zum Fick gerade geschehen ist, während die langen Finger des Mannes sanft über deine Schultern und teilweise über die entblößte Haut deines Halses streichen.
➴ ➴ ➴
don't know what's happening but it's nice, I guess??
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