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SEOUL GURO-GU HIGH SCHOOL,
SEOUL, SÜDKOREA
Du keuchst auf. Mit deinem Stundenplan in der einen und deiner vollgepackten Tasche in der anderen Hand, spurtest du über den unebenen Asphalt des Schulhofs deiner Highschool. Schweißperlen bilden sich auf deiner Stirn und du blinzelst aufgrund des extremen Sonnenlichts, das auf dich herabknallt.
Ist es Raum 3.04 in dem du nun Unterricht hast, oder befindet sich der Raum doch in einem anderen Gebäude? Da heute ja B-Woche ist, solltest du doch eigentlich hier haben, oder etwa nicht?
Erschöpft raufst du dir deine Haare und schaust auf dein Handy. Du bist schon fast 20 Minuten zu spät, na ganz toll.
MY DUMB ASS
In welchem Raum
haben wir?
Ungeduldig trommelst du mit deinen Fingernägeln auf die Hülle deines Handys und wartest darauf, dass dein bester Freund dir eine Antwort sendet.
Normalerweise bist du gar nicht so eine Person - wirklich nicht. Die Schule und deine Bildung sind dir wichtig und du respektierst die Lehrkräfte und ihre Aufgaben. In den meisten Fächern bist du überdurchschnittlich gut, büffelst mit deinen Freunden stundenlang für die nächsten Stunden und bearbeitetest deine Aufgaben - auch außerhalb der Schule - immer sorgfältig und sofort.
Doch da gibt es drei Sachen an dir, über die du dich schwarz ärgern könntest. An erster Stelle an jedem Tag steht das Aufstehen. Dein Wecker kann bis zum Mittagessen klingeln und du kannst ihn nicht hören. Dies und deine mangelnde Kreativität dir ein Outfit für den Tag in Höchstgeschwindigkeit zusammenzustellen, führt dazu, dass du ständig zu spät dran bist.
Andere lassen vielleicht ihr Essen ausfallen, aber du bist jeden Morgen so hungrig, dass du wahrscheinlich zusammenklappen würde, wenn du nichts im Magen hättest.
Während des Wartens beißt du also noch einmal von deinem Apfel ab und siehst dich auf dem menschenleeren Hof um, als endlich dein Bildschirm nach einer gefühlten Ewigkeit aufflammt.
JUNGCOCK DER OLLE
3.04
Also doch, denkst du dir und wirfst deinen Apfelstrang in die nächstbeste Mülltonne, ehe du durch den Eingang, die Treppen hoch und über den Gang hechtest.
Schnell pustest du noch einige Strähnen aus deinem Gesicht, klopfst einen heruntergefallenen Apfelkern von deinem Pulli und lässt dein iPhone in der Hosentasche verschwinden, ehe du vorsichtig die Türklinke hinunterdrückst.
Es ist ungewöhnlich ruhig im Kursraum, sodass dein Blick zum Pult wandert, an dem ebenfalls keine Lehrkraft sitzt. Was ist denn hier los?, denkst du dir. Wieso übersetzen alle so konzentriert ihre Texte?
In der Hoffnung, Frau Cheong würde wie so oft nichts mitbekommen, schleichst du dich um die Tische herum zu deinem Fensterplatz. Jungkook, der dich bereits bemerkt hat, zieht dich - kaum hast ich dich ihm genähert - hinunter auf den Holzstuhl.
„Was ist de-?", flüstert du schmunzelnd und schaust in sein vielsagendes Gesicht.
Ein dunkles Räuspern vernimmst du hinter dir, weshalb du dich kurz zu der Reihe hinter euch umblickst. Zwei dunkelbraune Augen, die zu einem Mann gehören, fixieren dich. Zumindest sieht die Person ziemlich alt für jemanden aus, der in deine Stufe geht.
„Ich bin nicht blind", meinte er mit einem leichten südlich-klingenden Dialekt und einer ziemlich dunklen Stimme, die dich neben seiner eigenartigen Aussage die Augenbrauen hochziehen ließ.
Er ist tatsächlich in demselben Alter wie Jimin, Hoseok und Co. und klingt tiefer als sie alle zusammen. Nicht zuletzt hat er etwas Einschüchterndes, Ernstes an sich. Eigentlich eine Ausstrahlung, die du ziemlich anziehend findest.
„Das ist schön...?", meinst du daraufhin mit einem verwirrten Unterton. Wenn der Typ dich nicht von-oben-herab angeschaut hätte, hättest du normalerweise auch gelächelt. Trotzdem musterst du ihn interessiert.
Er steckt in einer schwarzen, engen Hose und einem leicht geöffneten schwarzen Hemd. Seine leicht gelockten, dunkelblond gefärbten Haare ragen ihm über seine Stirn, während sein intensiver Blick dich nach wie vor einkesselst.
„(y/n)...", wispert Jungkook dir mit knirschenden Zähnen zu und stupst dir in die Seite.
„Spricht man bei euch im Süden Leute immer so komisch an?", fragst du ihn dann, nachdem du Kookies warnenden Blick nur mit einem Verwirrten quittiert hast, und ziehst deine Mundwinkel trotz alledem freundlich in die Höhe.
Der Mann legt den Kopf schief.
„Und sprechen Schüler hier in Seoul ihre Lehrer auch immer mit Du an?"
Deine Mundwinkel finden augenblicklich wieder in den Weg nach unten und du blinzelst irritiert. Ehe du jedoch etwas antworten kannst, hat der Mann sich erhoben und sich zum Pult begeben, wo er sich ein Heftchen schnappt und beginnt, etwas einzutragen.
„So...", setzt er anschließend mit klarer, lauter Stimme an und zieht damit die ganze Aufmerksamkeit auf sich.
„Da mich die liebe (y/n) durch ihre 21 Minuten, die sie heute zu spät zum Unterricht erschienen ist, daran erinnert hat, was für Vorraussetzungen für ein gutes Lernklima nötig sind, habe ich kurzfristig beschlossen, noch einmal auf die wichtigsten Punkte einzugehen. Anscheinend ist das in dieser Schule noch nicht ganz angekommen."
„Woher weiß der denn jetzt meinen Namen?", flüsterst du Jungkook zu, da dieser bekanntlich alles weiß.
„Das kann ich Ihnen ganz genau sagen, (y/n)", fährt dein neuer Lehrer fort und lehnt sich in seinen Stuhl zurück, während er unbeeindruckt mit seinen langen Fingern in seinem Buch blättert.
„Der notiert sich nämlich immer, wer anwesend ist und wer nicht. Man kann nicht zu allen möglichen Verpflichtungen zu spät kommen. Deshalb schreibe ich mir immer die Minuten auf, die Sie alle zu spät kommen. Die Person muss diese ab vollen Stunden entsprechend nachsitzen. Höfliche Umgangsformen müssten klar sein... Ebenso werden Hausaufgaben bei mir immer nachgereicht. Ich habe sie nicht verstanden ist keine Antwort... Sie haben alle Internet und ein Gehirn zu Hause - zumindest hoffe ich das."
„Ufff...", flüsterst du überfordert und unterdrückt ein Augenrollen. Dein neuer Lehrer hat dies selbstverständlich augenblicklich vernommen und dreht sich zu dir um: „Sie haben mir sicherlich auch zugehört, (y/n)?"
Du blickst zu ihm auf.
„W-Was ist...?", erwiderst du stotternd - ohne groß auf seine Worte einzugehen - und machst etwas panisch große Augen, da es dich nach wie vor überfordert, dass der Typ, den du frech behandeln wolltest, auf einmal dein Lehrer ist.
Nicht zuletzt stellt diese Tatsache dein zweites Problem dar, was dir nicht selten den Verstand raubt. Ich hast stets das Verlangen, zu sagen, wenn dir etwas nicht passt und kommentierst Gesagtes oft mit Sarkasmus.
Doch in diesem Fall weißt du nicht, was du tun sollst. Einerseits ist er ein Lehrer, weshalb freche Antworten für eine gute Note ein No-No sind und andererseits hast du bei diesem Mann irgendwie das Verlangen, mit ihm zu flirten und ihm auf dem Keks zu gehen. Warum? Das weißt du selber nicht ganz.
Der Neuling an der Tafel wirkt ziemlich streng, wenn er auch nicht einer dieser konservativen, über 50-jährigen Lehrern von der alten Schule ist.
„Ob Sie mich verstanden haben?", will er erneut mit ausdrucksloser Miene wissen, was dich nur schwer schlucken lässt.
„Ja, natürlich...?" Deine Antwort hört sich mehr wie eine unsichere Frage an und du fluchst innerlich auf, dass dieser aus dem Nichts aufgetauchte Mann einfach dafür sorgt, dass du unsicher wirst.
„Das freut mich... aber falls Sie Fragen haben sollte, bin ich zum Glück ja noch da", entgegnet er plötzlich mit einem liebevollen Lächeln, als würde er deine Unsicherheit als niedlich empfinden, was dich bloß noch mehr irritiert.
Mit einem Mal verblasst sein Lächeln und sein ernster, eiskalter Gesichtsausdruck kehrt zurück, was dich fragen lässt, wie schnell dieser Mann seine Stimmung ändern kann. „So, Sie haben noch fünf Minuten Zeit. Dann vergleichen wir."
Fünf Minuten für einen ellenlangen Text. Und dann deine Sprachkünste. Klappt.
Übrigens ist dies die letzte Sache, die dich schon so lange aufregt: Klassisches Chinesisch. Das einzige Fach, welches dich von Anfang an verzweifeln ließ.
(...)
Die Doppelstunde hat sich ewig lang gezogen, sodass du glücklich bist, als du endlich deine Sachen zusammenpacken und durch die Tür verschwinden kannst.
„Geschafft", seufzt du dem Gang angekommen auf und grinst zufrieden, woraufhin du dir gleich eine schnatternde Menge an Schülern entgegenkommt.
„So schlimm war es doch gar nicht", erwidert Jungkook achselzuckend und reckt seinen Kopf, um über die Masse hinweg sehen zu können.
„Bis auf, dass ich mich wegen dieses Typen, der sich jetzt für einen Moralapostel und Oberboss zugleich hält, wahrscheinlich noch von meiner Prüfung verabschieden kann... Bei Frau Cheong konnte ich mich dadurchmogeln; aber sein Text war der reinste Horror-"
Plötzlich verstummst du, als du realisierst, wie sehr du dich über jemanden aufgeregt hast, der dir doch eigentlich gar nichts getan hat.
Doch Jungkook ist zu sehr damit abgelenkt, seine Freundin Chaeyoung zu suchen, sodass er deine abrupte Pause nicht mitbekommen hat: „Es ist doch alles in Ordnung, (y/n)... und man, wo ist Chae bloß? Wir wollten uns doch hier treffen..."
Du beschließt, dich ebenfalls nach seiner festen Freundin umzusehen und verweilst mit deinem Augen dann schließlich auf eurem neuen Lehrer, der gerade den Raum abschließt.
Anschließend beobachtest du, wie er anschließend den Schlüssel in seiner Tasche verstaut und die Hand hebt, um seinen wohl verspannten Nacken zu massieren. Nachdem er seinen Kopf kurz zu beiden Seiten gelegt hat, treffen sich eure Blicke kurz.
Du kannst schwören, ein kurzes argwöhnisches Flackern in seinen Augen gesehen zu haben, ehe du beinahe panisch deinen Blick abwendest und dich fragst, wieso dieses Verhalten dich plötzlich so einschüchtert und gleichzeitig irgendwie wohl fühlen lässt.
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a bEaUtiFuL bEgiNniNg
ne fr es tut mir leid, dass ich einfach unfähig bin, gute Anfänge zu schreiben xD
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