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"أنا أخجل من روحك القبيحة"
🤍
,,Ich Schäme mich für deine hässliche Seele''
Es ist 8 Uhr morgens an einem Montag, und somit habe ich ihn erst gestern gesehen. Ich frage mich, ob mich Āllah dafür bestraft, dass ich ihn jeden Tag sehen muss, obwohl ich doch nichts gemacht habe! Egal, wo ich bin, taucht er auf. Es ist kein Schicksal. Niemals an sowas glaube ich nicht mehr, ganz und gar nicht. Sowas gibt es nicht, naja, für mich wenigstens. Ich werde versuchen, so wenig wie möglich aus dem Haus zu gehen, um es zu vermeiden, ihn zu sehen. Das heißt, heute werde ich nicht zur Arbeit gehen. Heute werde ich meine süßen Babys ins Kindergarten fahren und danach mit ihnen einkaufen gehen. Ihn dort zu sehen ist unmöglich. Naja, er mochte einkaufen sowieso nicht. Heute bin ich nicht dran mit Frühstück machen. Heute ist Djamal dran, weshalb ich noch in meinem Bett bin und meine süßen Babys anschaue, während sie schlafen. Taufiqullah hat so sanfte Gesichtszüge, dass man ihn glatt aufessen würde, und seine Hände und Arme sind so knuffig. Ich liebe ihre Füße! Er lächelt auch immer, wenn er schläft. Ich bin
Ich bin mir sicher, dass er von seiner Milch träumt, die ich ihm langsam abgewöhnen muss! Beide schlafen mit Unterhemden, da es heute sehr warm ist - 33 Grad! Obwohl es schon recht früh ist, ist es sehr warm. Bei Sayfullah sind seine Gesichtszüge alle recht streng und sein Baby-Kiefer zuckt immer, während er schläft. Oh, mein Baby! Was gut ist, ist dass beide eher meine Augenfarbe haben, aber Taufiqullah hat es mehr. Bei Sayfullah sticht eher auch ein Braun dazu.
Und da! Schon wieder zieht er seine Augenbrauen beim Schlafen zusammen, aber nur ganz kurz! Oh, mein Baby! Oh oh, Taufiqullah schmeißt seine Hand auf das Gesicht seines Bruders. Oh nein, so möchte Sayfullah auf gar keinen Fall geweckt werden. Beide schlafen heute ausnahmsweise bei mir im Bett und da steht auch schon mein erstes Baby auf! Sayfullah, mein Baby! Und natürlich fängt er an zu knurren und reibt sich seine Augen wegen seinem Bruder. Er setzt sich aufrecht hin und guckt sich im Zimmer um, bis er auf mich trifft.
Und sofort streckt er seine Arme aus und grinst.
,,Sabah Al Noor, habibi", sage ich und küsse sein Gesicht ab, während er sein Gesicht verzieht. Warum guckt er seine Mami so an? ,,Schau deine Mami nicht so an!", sage ich und stupse seine Nase, während er nur nickt. ,,Kakao", sagt er und zeigt Richtung Tür, das heißt, dass er raus möchte. ,,Warte, wir wecken deinen Bruder auf", sage ich ihm, zu dem er schon wieder nickt. Mein Baby ist auf gar keinen Fall ein Morgenmensch!
Nach 30 Minuten wachte auch Taufiqullah auf und wir haben uns bereits umgezogen und unsere Zähne geputzt. Sie tragen heute eine schwarze Shorts und ein weißes Unterhemd, da es im Kindergarten sehr warm ist und sie sowieso nur bis 13 Uhr im Kindergarten sind. Baba ist heute früher aus dem Haus gegangen, da er wichtige Termine hat. ,,Soll ich sie heute mitnehmen?" fragt Abdullah, während er sich seine Schuhe anzieht. Ich nicke. ,,Soll ich sie auch wieder abholen?" fragt er, nachdem er beide im Arm hatte und sie mir zuwinken, und mein süßer Neffe neben mir steht. Ich schüttele meinen Kopf. ,,Nein, ich gehe später mit ihnen einkaufen." Er nickt und geht mit ihnen raus, während ich mich wieder meinen Neffen widme und ihn abknutsche. ,,Amto!" (Tante väterlicherseits) murrt er. ,,Pass gut in der Schule auf, ja?" ,,Auf die Mädchen, ja", sagt er und zwinkert mir zu, während er aus der Tür läuft. "Wehe, Fahid!" ermahne ich ihn und zeige mit meinem Finger ein Nein. Er grinst nur und nickt und geht schließlich nach draußen.
Jetzt sind nur noch Djamal, Yassin, Zayan und ich im Haus. Neco und Ibrahim sind schon heute Morgen mit Baba zum Gespräch gefahren, da sie auch daran beteiligt war, die Möbel für das Haus auszusuchen, wie die Farbe der Wände. Ich gehe wieder in die Küche und erblicke Djamal, der am Handy ist und grinst! Mein Bruder grinst am Handy! Er... er hat doch nicht etwa eine Freundin! Was ist mit Aya, der Schwester von...? Ich gehe mit langsamen Schritten zu ihm und schreie in sein Ohr: ,,Djamal, wer ist das?!" Er macht sofort sein Handy aus und sieht mich mit einem schiefen Grinsen an. Er grinst schon wieder und sagt: ,,Niemand." Dann schiebt er sich die letzte Gurke in den Mund. ,,La tikseb!" ermahne ich ihn, dass er nicht lügen soll. Er zuckt nur mit den Schultern und sagt: ,,Das wirst du sehr früh erfahren, Hayate." Was heißt das denn jetzt? Hat er jemanden in seinem Leben? Ich schaue ihn verwirrt an und er nickt.
Er sagt, dass er wieder glücklich ist und lächelt. Mein Bruder Djamal ist ohne Aya glücklich? Das... das kann doch nicht sein! Ich versuche, die richtigen Worte zu finden, aber sie wollen einfach nicht kommen. ,,Ich bin glücklich ohne sie. Das mit uns ist Vergangenheit. Sie war etwas Schönes, ja, aber Allah hatte andere Pläne für sie und für mich. Ich hoffe, sie findet auch mal ihren Nasip''.Aya soll ihren Nasip finden? Das sind nicht Djamals Worte. Aya ist unsterblich in ihn verliebt. Sie weiß sogar, welche Pflanzen er liebt. Sogar ich als seine einzige Schwester habe es nicht geschafft, alle zu merken. Er ist ein Pflanzenfreak! Und das meine ich ernst! ,,Wer hat dir so etwas eingeredet?!'' frage ich ihn, während er den Tisch abräumt und mich vollkommen ignoriert. ,,Djamal!'' ermahne ich ihn. ,,Entweder du antwortest jetzt oder ich komme und knutsche dich ab!''
Er, der sich sofort zu mir umdreht! Ich wusste es, es klappt immer, ach! Ich schaue ihn wartend an. ,,Es ist frisch, aber sie - sie tut mir gut, sie bringt den alten Djamal wieder zu euch. Ich fühle mich bei ihr gut, okey? Keine Sorge, das sind meine Wörter.'' Seine Wörter? Er... er hört sich so ehrlich an. Ich bin so sehr in Gedanken, dass ich gar nicht gemerkt habe, dass er neben mir ist und mir einen Stirnkuss gegeben hat! Och, ich liebe Küsse! ,,Och, kuscheln ohne mich?!'', ertönt Zayans gespielte Stimme. Sofort entfernt sich Djamal von mir und schüttelt grinsend den Kopf und widmet sich wieder der Küche zu.
Ich schaue Zayan an, der top gestylt ist. Zayan ist der einzige von meinen Brüdern, der lange Haare hat und sie immer zu einem Zopf nach hinten gebunden trägt. Oft hat Baba versucht, ihn zu überreden, sie abzuschneiden, aber das hat nie geklappt. ,,Und wie sehe ich aus?", fragt er und dreht sich einmal um den Kreis. ,,Māshallāh", sage ich und begebe mich zu ihm, um ihn abzuknutschen. Aber er rennt sofort weg und sagt: ,,Neyla, nicht heute bitte!" Ich schaue ihn wütend an. Was sagt er da bloß? Wie kann er es wagen, mich nicht abknutschen zu lassen? ,,Du kommst sofort zurück!", sage ich und zeige auf den Abstand zwischen uns, da er im Wohnzimmer ist und ich in der Küche. ,,Das Ding ist auch, wenn ich zu dir komme, kriegst du mein Gesicht eh nicht mit deiner Größe von 1,68 m mit." Mit meiner Größe? Was erlaubt er sich da? Aber ich werde mir trotzdem sein Gesicht schnappen. Wie auch immer. Naja, er hat ja etwas Recht. Alle meine Brüder sind um die 1,80 m bis 1,90 m groß. Aber das kriegen wir hin, kein Hindernis!
Ich laufe in kleinen Schritten zu ihm. ,,Wey hûn birevin" (wehe du rennst weg), ermahne ich ihn, während er nur nickt und grinst. Kurz bevor ich bei ihm ankam, rennt er wieder weg! Dieses freche Kind! ,,Taale habibte" (komm), ertönt Yassins Stimme im Haus. ,,Er möchte nicht, dass ich ihn abknutsche!", sage ich und laufe auf Yassin zu. ,,Wie kann er es wagen, von dir nicht abgeknutscht zu werden?", sagt er ironisch. Ich zucke mit meinen Schultern.
Ich zeige Yassin mit meinem Finger, dass er mit seinem Gesicht zu mir runterkommen soll. Er nickt und bückt sich runter. Gerade als ich ihm einen Kuss auf seine Wange geben will, kommt das allbekannte Parfüm in meine Nase. Nein, nein, nein, das ist sein Parfüm. Warum rieche ich es jetzt? Nein, nein, nein, ich drücke ihn weg von mir. ,,Was, den rieche ich nicht gut?" fragt Yassin verwirrt. Ich kann ihm nicht antworten. Nein, er soll weg, er soll seine Klamotten wechseln, nein, nein, bitte. ,,Ru-Ruh rayer Awaek!" sage ich stotternd. Er schaut mich verblüfft an und nickt dennoch, bevor er aus der Tür geht. Ich brauche Luft, ich bekomme keine Luft mehr. Der Geruch, den ich zuletzt vor 5 Jahren gerochen habe, würde ich nie verwechseln! Djamal und auch Zayan sind neben mir, ich nehme sie dennoch nicht wahr. ,,Shu fe?" fragt Zayan zum dritten Mal verwirrt. Ich schüttle bloß meinen Kopf, sie sollen mich in Ruhe lassen!
Der Geruch, den ich mit ihm vor 5 Jahren in Jordanien in unserem ersten Urlaub gemacht habe! Wir haben 10 davon gemacht. Ich habe eins davon mitgenommen, als ich das Haus verlassen hab. Wie hat er das gefunden?! Es war doch gut verstaut. Wieso sprüht er davon? Ich lasse alle verwirrt im Wohnzimmer stehen und laufe die Treppen hoch und gehe in mein Zimmer. Während meine Kinder hier wären, wäre das alles noch schlimmer als es schon ist! Nein, nein, nein, diese Erinnerung kommt wieder hoch! Das will ich nicht! Es tut so weh. Es soll weg! Es soll verschwinden.
Alles soll weg: diese ganzen Erinnerungen, alles sein Duft. Alles soll weg. Er wird vielleicht bald heiraten, eine Familie gründen, glücklich sein, ein Vater sein. Auch wenn er nie wirklich der Vater meiner Kinder war und nie davon wissen wollte, weiß ich tief im Inneren, dass er ein guter Vater sein wird. Er würde ihnen alles ermöglichen, die ganze ehrliche Liebe, die ich nie bekam. Vielleicht bekommen seine neue Familie. Es tut weh, ja, es tut verdammt weh, aber er ist glücklich. Ich bin es auch mit meinen Kindern. Zu sehen, wie er mich von Tag zu Tag mehr vergisst und ich von Tag zu Tag seine Kinder sehe, die ihm so ähnlich sind.
Die auch die Vaterliebe brauchen, die sie aber nie bekommen können oder werden.
Meine Augen und mein Herz sind so ausgetrocknet, dass keine Tränen mehr kommen können. Wenigstens ist er aus dem Gefängnis raus, er hat auch ein freies Leben verdient. Ich werde ihm verzeihen, ich habe ihm verziehen. Meine Seele verdient auch ihren Frieden. Vielleicht werde ich nie wieder lieben, aber Āllāh hat mir die ehrliche Liebe geschickt. Meine Kinder sind meine kleine Hoffnung in dieser großen Dunya.
Man sagt, wer verzeiht, hat mit dir abgeschlossen. Ja, das stimmt, ich habe mit ihm abgeschlossen. Doch das innere, junge Mädchen in mir hat nie und wird nie mit ihm abschließen können.
Es sind Minuten, in denen ich nur im Zimmer sitze und auf meine weiße Bettdecke starre. Ich möchte zu meiner Mutter, da ich sie schon lange nicht mehr besucht habe. Ich fühle mich schlecht und möchte ihren Rat hören. Ich habe sie vermisst und möchte ihre Nähe und ihren Halt wieder spüren. Ich gehe zu meiner Mam! Ich stehe hastig auf und fange an, mein Zimmer aufzuräumen. Ich beginne mit meinem Bett, das in wenigen Sekunden aufgeräumt ist. Danach räume ich den Boden auf, wo Kleidung und Spielzeug herumliegen, obwohl ich Sayfullah gesagt habe, dass er das Spielzeug aufräumen soll!
Ach mein bebi!
Fertig mit Aufräumen, gehe ich zu meinem Kleiderschrank und krame ein langes, schwarzes Kleid mit Ärmeln heraus, das sehr leicht ist. Ich gehe ins Bad und wasche mein Gesicht mit kaltem Wasser und benutze danach die neue Nivea Creme, die so toll riecht - nach Himbeere! Heute habe ich Lust, meine Haare zu glätten. Ich hole das Glätteisen aus der letzten Schublade und stecke es an. Während ich warte, dass es warm wird, kämme ich meine Haare.
Nach 20 Minuten, als ich fertig war und mir sicher war, dass alle meine Brüder endlich weg waren, konnte ich endlich gehen. Ich kann ihnen nicht erklären, warum ich so reagiert habe. Ich will jetzt niemandem begegnen, außer meiner Mama! Ich habe sie so sehr vermisst. Sie fehlt mir unfassbar, auch wenn ich sie nie kennenlernen durfte. Ich weiß, dass sie eine wunderbare Mama ist, das habe ich oft von meinen Geschwistern gehört. Ich laufe wieder die Marmor-weißen Treppen hinunter und komme an unserer Haustür an. Ich nehme meine schwarzen Latschen, die zum Kleid passen, und nehme meinen Autoschlüssel und mein Portemonnaie. Mein Handy liegt schon im Auto, seit gestern. Deshalb hoffe ich, dass Omaira mich nicht tötet, weil ich ihr nicht geantwortet hab.
Ich mache unsere Haustür auf, und die Sonne strahlt direkt auf mein Gesicht. Hätte ich mich heute geschminkt, wäre jetzt die ganze Schminke umsonst. Ich laufe auf mein Auto zu und erkenne wieder diesen blöden Kratzer! Von diesem Mann, dessen Name ich vergessen habe. Naja, man sieht's nicht so, aber trotzdem, das ist der erste Kratzer an meinem Range Rover! Ich steige ein und nehme zuerst mein Handy, und wie erwartet, 2 verpasste Anrufe von Omaira. Ich schnalle mich an und rufe sie an, während ich mein Auto starte. Und schon geht sie direkt ran.
,,Ach, du lebst auch noch?'' Ich fange an zu kichern. ‚
,,Nicht lustig, ich hab dich angerufen, aber da ich weiß, du lässt dein Handy im Auto, hab ich mir nichts gedacht''. ,,Hab's vergessen''. ,sag ich, während ich aus der Einfahrt rausfahre. ,,Wohin des Weges?'', ich höre Stimmen neben ihr, seit wann ist es bei ihr so laut? ,,Zu meiner Mami'', sag ich und lächle dabei. ,,Ist etwas passiert?'', wenn du wüsstest . ,,Nein, ich war da lange nicht mehr.'' ,,Okay, ich muss dir später was sagen. Lass uns treffen, okay?'' , was will sie mir sagen? Hat sie was gemerkt? Weiß sie was? ?,Was ist los?'', frag ich etwas panisch. ,,Nichts Schlimmes, ich hab etwas für dich'', kichert sie. Das wird nicht gut enden, auf das schwöre ich! ,,Okay, nachdem ich auch einkaufen war mit Sayfullah und Taufiqullah.'' ,,Och, knutsch sie von mir ab, hast du gehört?'' ,,Mach ich. Bis später.'' Und schon hat sie aufgelegt. Typisch Omaira.
Im Friedhof angekommen, steige ich aus und gehe zum Kofferraum, wo ich mein schwarzes Kopftuch habe. Ich nehme es und schließe den Kofferraum und sperre das Auto ab. Dann begebe ich mich zum Blumenladen in der Nähe. Die Lieblingsblumen meiner Mami sind gekauft und nun gehe ich in den Friedhof rein. Bevor ich am Grab ankomme, lege ich mein Kopftuch kurz um meine Haare und laufe weiter, bis ich bei meiner Mami ankomme. Dort sehe ich auch schon Blumen. Oh Baba war hier, das erkenne ich an den kleinen Herz, das er an ihrem Grab gezeichnet hat. Das macht er immer, wenn er sie zu sehr vermisst, und hier ist. Ach Babam.
,,Marhaba, Mama", sage ich und setze mich neben ihr Grab auf der linken Seite. Ich streiche den grauen Marmorstein, auf dem ihr Name Albe Carabinar draufsteht. Wie schön ihr Name ist! Hätte ich eine Tochter bekommen, hätte sie auf jeden Fall ihren Namen. Und daran habe ich keinen Zweifel. Ich fange an, die Āl-fatiha aufzusagen. Es tut gut und gibt mir eine Bindung zu meiner Mami. Fertig aufgesagt, streiche ich mir leicht über mein Gesicht. ,,Bist du sauer auf mich, weil ich lange nicht mehr hier war?" frage ich. ,,Ach nein, was rede ich da? Das bist du bestimmt nicht. Deine Enkelkinder machen es mir nicht leicht. Ich denke, wärst du da, wäre es viel einfacher, weil du auch alleine warst in deiner Schwangerschaft.''
Meine Mami hatte niemanden, genau wie ich. Ihre Familie hat sie abgestoßen, seit sie verheiratet ist, nur weil sie einen Kurden wollte. Ihre Familie hat sie ausgelöscht, als gäbe es sie nicht mehr. Ich verabscheue diese Menschen dafür. Hass ist ein Gefühl, das niemand verdient. Die Erinnerung daran, dass meine Mami alles alleine gemacht hat, lässt die Tränen aufkommen.
,,Er ist wieder zurück, Mami. Ich freue mich für ihn. Er wird sein Leben anfangen, auch ohne mich und auch ohne uns, seine Kinder. Aber es ist okay, Mami. Er darf glücklich sein. Es tut weh, Mami. Weißt du, ich werde vielleicht bald eine Frau neben ihm sehen. Weißt du, Mami? Aber ich bin mir sicher, dass wenn es passiert, er ihr endlich die ehrliche Liebe gibt, die ich nie bekam''.
Ich weine, oh ja, es kommen Tränen, sehr viele sogar. Es tut weh, auch wenn ich dachte, es würde vielleicht nicht wehtun, es tut verdammt weh. Ich kann nicht mehr hier bleiben. Es ist bestimmt spät geworden. Ich muss noch einkaufen.
,,Ich besuche dein Grab, Mami. Ich liebe dich sehr. Es tut mir gut, hier zu sein und meine Gedanken und Gefühle mit dir zu teilen. Es ist manchmal schwierig, Zeit für die Dinge zu finden, die uns wichtig sind, aber ich denke, dass du stolz auf mich wärst, dass ich heute hier bin'' sag ich und hauche ein Kuss auf ihren Grabstein und ,begebe mich langsam zum Auto
Ich bin im Auto angekommen, steige ein und schaue auf die Uhr: 12:40 Uhr. Oh ja, es ist Zeit, meine Babys abzuholen! Und schon fahre ich los. Im Kindergarten angekommen, klingele ich, bis einer der Betreuer die Tür öffnet. ,,Guten Mittag, Frau Carabinar", lächelt sie mich an. ,,Guten Morgen", erwidere ich. Sie macht mir Platz, damit ich eintreten kann. Ich begebe mich auf die Suche, wo die beiden sind. Bei Sayfullah dauert es nicht so lange, er haut gerade ein Kind mit seinem Spielzeug. Oh Gott, dieses Kind wird mein Ende. Als er mich erblickt, hört er ganz schnell auf und kommt auf mich zu. Was soll das? Er muss sich entschuldigen. ,,Mami", umarmt er mich. Och, mein Bebi! Und trotzdem bin ich sauer. ,,Wir müssen uns erstmal entschuldigen!", sage ich und nehme ihn an der Hand, bis wir zu den Jungen kommen. ,,Hallo, kleiner Mann", sage ich und streichle seine Haare, bis natürlich Sayfullah kommt und meine Hand wegschiebt.
,,Tschuldigom", sagt Sayfullah und packt mich an der Hand. Schon ist die Sache für ihn geklärt. ,,Wo ist dein Bruder?" ,,Komm, Mami", sagt er und nimmt mich wieder an der Hand. Wir begeben uns in einen anderen Raum voller Kinder und ich erblicke schon mein kleines Bebi, das mit einem Betreuer lacht. ,,Mama", sagt er aufgeregt und kommt auf mich zu. Ich bücke mich leicht runter, um ihn zu umarmen. Natürlich umarme ich auch Sayfullah, sonst wäre er jetzt wieder ganz sauer. ,,Kommt, wir wollen einkaufen", sagt er und beide nicken brav. Sie ziehen sich ihre Straßenschuhe an und nehmen ihre Kindergartentasche. Sie winken noch kurz den Betreuerinnen zu und wir begeben uns nach draußen.
,,Heute ich vorne", grinst Sayfullah und begebt sich nach vorne. Letztens war Taufiqullah vorne. Beide sind im Auto und ich schnalle beide an, sowie mich selbst. Danach fahren wir los. ,,Wie war der Kindergarten?", frage ich. ,,Gut", sagen beide gleichzeitig. ,,Habt ihr alles aufgegessen?" Beide nicken wieder.
,,schön mami'' sagt Taufiqullah
,,Dankeschön habibi'' sag Ich fröhlich wenigstens einer der mir ein Kompliment gibt!
Im Kaufland angekommen, nehme ich mir einen großen Einkaufswagen, in den ich beide hineinsetze. Schon sind wir zwischen den Abteilungen. ,,Also, was wollen wir zuerst holen?" frage ich, während ich durch die Gegend schaue. ,,Schokolade!" sagen beide. Oh ja, auf in die Süßigkeiten-Abteilung! Ich bekomme bald meine Tage und da brauche ich sie sehr!
Dort angekommen, zeigen sie mir schon, was sie wollen und ich tue alles rein, was mir in die Quere kommt. ,,Was sollen wir nehmen, die oder die?" frage ich, während ich zwei Packungen Cornflakes in meinen Händen halte. Beide bekommen große Augen. ,,Was denn, schmeckt es denn nicht?"
Beide schauen hinter mir her. Ist da jemand? Will jemand durch? Ich drehe mich um, doch als ich erkenne, wer hinter mir steht, drehe ich ganz schnell wieder nach vorne und tue die Cornflakes in den Wagen. Ich schiebe ihn weiter, bis wir woanders ankommen.
Was macht er hier?! Er mochte doch einkaufen sowieso nie. Oh Gott, ich erledige am besten schnell alles und gehe dann. Beide schauen mich verwirrt an. ,,Alles gut? Sollen wir Obst kaufen?'' Beide nicken. Wir begeben uns in die Obst-Abteilung. Kommt es mir nur so vor oder verschwinden mehr Leute immer? Hm, egal. ,,Sollen wir Erdbeeren mitnehmen?'' Beide nicken wieder. ,,Mami, das!'' sagt Sayfullah und zeigt auf eine Mango. Ich nicke und tue drei in eine Tüte und dann in den Wagen. ,,Was möchtest du?'' frage ich Taufiqullah sanft. ,,Banane''.Och, mein Baby! Ich nicke und tue Bananen auch in eine Tüte und dann in den Wagen. Wir laufen weiter. Oh ja, ich brauche Shampoo!' Ich laufe weiter und merke, dass eine Gestalt neben mir ist. Man, was tut er wieder hier! Er soll weg! ,,Geh weg!'' faucht ihn Sayfullah an. Mein Baby kann Gedanken lesen. Tatsächlich ist der Laden leer, komplett leer, auch keine Mitarbeiter. Warte mal.
Bin ich etwa hier alleine mit ihm? Oh Gott, bitte nicht. Die Läden schließen heute doch nicht so früh, außer wenn jemand auf die Idee kommt, das zu verlangen, und ich weiß, er hat es gemacht. Wieso tut er so etwas? ,,Mami raus'', sagt Taufiqullah und deutet damit auf den Wagen, er möchte raus. Ich nicke und trage ihn raus und stelle ihn auf den Boden ab. ,,Du auch?'' Sayfullah nickt. Ich stelle ihn genauso ab. Beide laufen hin und her, bis beide irgendwo verschwinden. Na toll, jetzt bin ich alleine mit ihm. Ich will hier weg. Ich laufe irgendwohin, bis ich seine tiefe, raue Stimme nach Jahren höre, die mich hart schlucken lässt. ,,Bitte schau mich an'' .Ich soll Ihn anschauen? Nein, er soll aufhören. Er soll weg. Es reicht, was heute Morgen passiert ist.
,,Neylam", er soll meinen Namen nicht sagen. Er soll weg, er soll verschwinden. Ich halte es nicht mehr aus. Und da kommt auch schon Taufiqullah auf mich zu. Er tippt mich am Bein. Ich schaue ihn fragend an und bücke mich zu ihm runter. ,,Milch". Oh Gott, das geht doch jetzt hier gar nicht! Ich schüttle meinen Kopf und er fängt auf Knopfdruck an, loszuweinen. Ich trage ihn letztendlich und merke, dass er immer noch hier ist. ,,Mami", sagt Taufiqullah unter Tränen. Ich schnalze mit der Zunge. Ich kann ihm seine Milch nicht geben. Er nimmt mein Gesicht in seine Hände und fängt an zu weinen, so dass ich ihn sehe. Oh, mein Baby! Es ist mir egal, dass er dort steht. Ich krieg das hin. Ich schaue ihn nicht an, sondern zeige ihm mit meinem Finger, dass er gehen soll. Er dreht sich nur um. So ist er halt! Ich ziehe eine Hand aus meinem Kleid und stille ihn somit.
Das geht so etwa 2 Minuten lang, bis ich ihn stoppe und er mich verwirrt anschaut. ,,Zuhause bekommst du deine Flasche", sage ich und ziehe ihn an, während er wieder anfangen will zu weinen. ,,Man, was hast du denn heute?", frage ich ihn lauter und merke, dass ich es nur noch schlimmer mache. ,,Müde", sagt er unter Tränen. Mein Baby! Ich ignoriere ihn und laufe weiter mit Taufiqullah und suche Sayfullah. Er kann nur in einer Abteilung sein. Wie erwartet, er ist in der Süßigkeitenabteilung. Zwischen all den Süßigkeiten sitzt er zwischen ihnen und zählt jedes Produkt. Mein Kind bleibt mir selber ein Rätsel! ,,Taal, Mama, wir gehen", sage ich. Er nickt freudig und reicht mir seine Hand. Es ist mir egal, ich lasse den Einkauf liegen. Ich will hier weg. Wie komme ich hier raus? Und mein Handy habe ich auch im Auto. Wie komm ich hier raus!?
Sayfullah sagt ,,Mami, nach Hause''.Ich antworte ,,Ich weiß, mein Schatz''. Ich trage Taufiqullah auf meinem Arm, der schon fast einschläft und direkt sein Gesicht in meiner Halsbeuge legt und tief einatmet. Ich laufe zur Tür, die eigentlich aufgehen muss, aber nicht aufgeht. Ich merke eine Gestalt hinter mir und spüre, dass er einen Schlüssel herausnimmt. Ich höre das Geräusch, als er er auf einen Knopf drückt und die Tür aufgeht. Endlich kommt die warme Luft gegen mein Gesicht und ich laufe mit Sayfullah weiter, bis ich jemanden sehe, den ich ganz und gar nicht erwartet habe.
Toprak
Der Mann der meine Seele versteht, ohne das ich etwas sagen muss
Toprak, der Mann, dem ich mein Leben schenken würde, kommt endlich auf mich zu. ,,Neyla'', sagt er letztendlich. Ich schaue ihn mit großen Augen an. Er nimmt Sayfullah auf den Arm, der ihn ganz freudig umarmt. Er öffnet seine Arme wie auch vor Jahren für mich. Ich zögere keine Sekunde, um ihn zu umarmen. ,,Toprak'' ,sage ich, während ich Taufiqullah noch im Arm habe. ,,Min pir bêriya te kiriye'' (ich habe dich so vermisst). Oh ja, das stimmt. Ich habe ihn vermisst. ,,Ich dich auch, Neylam'' , kommt es mir nur so vor, oder hat er das Ende extra betont? Und jetzt wird mir erst klar, wer eigentlich auch neben uns steht.
Ich will ganz viel liebe dieses Kapitel ist Extra lang!
Oh oh....
Wir hoffen auf gutes im nächsten Kapitel
Wenn ihr das Kleid von neyla sehen wollt
insta: arabia0an
-Arabia
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