³¹|٣١

,,Liebe ist nur ein Wort,bis jemand kommt,der es mit Sinn erfüllt''

"الحب يظل مجرد كلمة حتى يأتي شخص ما ليجعل لها معنى"





Ich schaue zu ihm. Das kann nicht ernst sein, nach all den Jahren Schmerz und Kummer und all den Gedanken, die mich geplagt haben. Das ist das Einzige, was er sagt. Er denkt, das Einzige, was mich gerade interessiert, ist, ob er mit ihr geschlafen hat oder nicht. Nicht, warum er vielleicht im Knast war, nicht, ob er sie wirklich geliebt hat oder warum er mir all diesen Schmerz angetan hat. Was ich ihm angetan habe, dass er so wurde, oder was ihm angetan wurde, dass er so ist, wie er jetzt nun mal geworden ist. „Du willst mich doch verarschen", bringe ich nach gefühlten Minuten diese fünf Wörter aus mir heraus. Das kommt mir alles so falsch vor, vor allem, wie er es mir sagt. Wir hier mit unseren Söhnen auf einer Bank, und er sagt es einfach mal so dahin. Er scheint meine Reaktion nicht genau zu verstehen. Er runzelt seine Stirn. „Warum?", fragt er. Ich lache auf. „Warum? Hier neben meinen Kindern auf einem Spielplatz sagst du es mir einfach so dahin, einfach diese paar Wörter, als würdest du eher dein Leid lösen wollen und nicht meinen Eymen."

Er scheint mein Problem nicht zu verstehen. Er verstummt: „Vergiss nicht, dass es auch meine Kinder sind." Das kann er doch nicht ernst meinen. Ich schaue zu den Kindern; sie sollen sowas nicht mitbekommen. Sayfullah schaut hierher, obwohl beide noch schaukeln, aber Taufiqullah scheint ihm etwas zu erzählen, sodass meine Unruhe nicht bemerkt wird. „Wenn es deine Kinder sind, wieso wurde ich jedes verdammte Mal, als ich dir von ihnen erzählen wollte, weggeschickt?" Ihm scheinen meine Wörter nicht gefallen zu haben. Er dreht sich zu mir: „Weil ich dachte, dass es um dich geht und nicht um sie", zischt er. Und ich habe für heute genug von ihm, oder soll ich lieber sagen, dass ich schon seine Entscheidung weiß? Er wollte mich doch nur wieder wegen der Kinder. Ich schaue zu den Kindern. Hätte er es bloß nicht erfahren! Ich darf nicht vor ihm weinen oder vor den Kindern. „Fahr mich nach Hause." Er sagt nichts, steht auf und holt die Kinder.

Wir sind im Auto, selbst die Kinder haben nicht gesprochen. Ich denke, sie merken die angespannte Lage, die gerade zwischen uns ist. Es ist auch besser so. Ich möchte einfach nur nach Hause, einfach weg von ihm. Wie lustig es gerade doch ist! Früher hätte ich mir nichts anderes gewünscht als seine Nähe, und jetzt könnte ich mir alles wünschen, außer seine Nähe.
Wir halten an einer Ampel an, und er schaut rüber zu mir. Ich sehe gekonnt weg. Er bereut, was er gesagt hat. Ich kenne ihn; jedoch bereut man Dinge erst, wenn sie zu spät sind. Was bringt mir sein Bereuen, wenn er mich jedes Mal aufs Neue wieder verletzt?
Wir kommen an meinem Zuhause an. Ich steige aus und helfe Sayfullah auszusteigen. Alles verläuft stumm.

„Kommst du?" fragt Taufiqullah, sein Vater. Er schnalzt mit seiner Zunge. „Morgen komme ich." Taufiqullah nickt betrübt und verabschiedet sich von ihm. Eymen schaut zu Sayfullah und mir. Ich nicke ihm zu. Sayfullah dreht sich weg. Eymen zieht seine Augenbrauen zusammen; es passt ihm nicht. Taufiqullah läuft zu mir, und wir laufen zur Haustür, während Eymen noch da steht, um uns zuzusehen, während wir ins Haus gehen.

Ich mache die Tür zu und ziehe meine Schuhe aus, um meine Hausschuhe anzuziehen. Die Kinder rennen schon ins Wohnzimmer rein. „Schuhe ausziehen!", rufe ich ihnen noch hinterher, als ich hinter ihnen herlaufe. Im Wohnzimmer sind nur Baba, Abdullah und Fahid. „Amto!", spricht Fahid erfreut und kommt auf mich zu, um mich zu umarmen.
„Habibi", streichele ich seinen Kopf, während er mich umarmt. „Komm, lass uns sitzen." Ich setze mich neben Abdullah auf dem Sofa mit Fahid. „Was meinte der Arzt?", fragt Baba.
„Es ist Alhamdulillah nichts Schlimmes, eine ganz normale Erklärung." Baba nickt, während Sayfullah auf seinem Schoß sitzt und Taufiqullah bei Abdullah ist. „Warst du heute arbeiten?", frage ich Abdullah und er schnalzt mit der Zunge.
„Ich hatte einen Termin bei Fahid in der Schule." Ich schaue zu Fahid, der neben mir kichert. „Warum, hat er was angestellt?", frage ich belustigt. Doch mein älterer Bruder nickt sehr ernst. Oh je, war wohl doch kein Witz.

„Er hat sich mit einem Mitschüler gestritten, daraufhin wurde ich angerufen." Fahid schaut auf den Boden. Anscheinend hat er genug von diesem Thema. „Nichts Schlimmes", klärt mich Abdullah auf. Ich nicke. „Kochst du heute?" Ich nicke wieder. Daraufhin sage ich zu den Kindern „Komm, lasst uns hochgehen, uns umziehen, und ich gebe euch die Medikamente, und dann könnt ihr schlafen." Beide Kinder nicken. Ich stehe auf. „Willst du mit hoch?", frage ich Fahid. Er schüttelt lächelnd den Kopf. Ich nicke und gehe mit den Kindern in mein Zimmer.
Oben wechseln die Kinder ihre Klamotten zu einem Pyjama und spielen mit ihren Sachen. Ich sitze mit ihnen auf dem Boden. „Mami", ich schaue zu Taufiqullah. „Traurig?" Ich lächele ihn an. So oft ich versuche, meine Gefühle gegenüber ihnen zu verbergen, wissen sie trotzdem, wie es mir geht. Kinder bekommen mehr mit, als wir denken. Ich schüttle meinen Kopf. Er nickt und kommt auf mich zu, um mich zu umarmen.

„Alles gut, Mami." „Solange ihr bei mir seid, ist alles gut." Ich drücke ihm einen Kuss auf die Wange. „Komm", sage ich zu Sayfullah. Er umarmt nicht gerne, niemand eigentlich, nur uns beide, und das nur, wenn es sein muss. Er kommt auf uns zu und umarmt uns auch, was seinen Zwillingsbruder zum Kichern bringt, aber Sayfullah zum Brummen. „Wollt ihr schlafen?" Sayfullah nickt, und Taufiqullah schüttelt seinen Kopf. Naja, wenigstens einer, der sich ausruhen möchte. „Soll ich dich schlafen legen?" Sayfullah nickt. „Geh du schon mal runter", sage ich zu Taufiqullah. Er nickt und geht schon mal nach unten.
Sayfullah legt sich auf das Bett, und ich mich zu ihm. Da die Kinder meistens auf meinem Bett sind, überlege ich mir, ein Familienbett zuzulegen, obwohl das echt teuer ist. Ich gehe nicht regelmäßig arbeiten, und naja, Baba nach Geld fragen möchte ich nicht, oder meine Brüder. Vielleicht sollte ich die Tage wieder zur Firma.

Sayfullah schläft mittlerweile. Ich habe meine Klamotten gewechselt zu einem grauen Zweiteiler, der viel gemütlicher ist als die Jacke, die ich anhatte. Ich bin unten mit Fahid und Taufiqullah am Spielen. Wir spielen Memory, und Fahid und ich gewinnen schon zum zweiten Mal. Taufiqullah hat noch kein einziges Mal gewonnen, was ihm ganz und gar nicht gefällt, und er ist sogar kurz vorm Weinen. „Mami!" schreit er durchs Wohnzimmer, was mich und Fahid zum Lachen bringt. „Du gewinnst bestimmt das nächste Mal, ja? Versprochen?" Er nickt brummend. Ich bekomme eine Nachricht am Handy. Es ist Eymen: ,Wie geht es den Kindern?' Ich hätte gar nicht gedacht, dass er sich heute noch meldet. ,Etwas besser',antworte ich ihm zurück, und sofort ist er online. Er schreibt jedoch nichts, und ich schließe wieder mein Handy und lege es beiseite. Auf was soll ich noch warten? Er wollte nur wissen, wie es den Kindern geht, nichts weiter.

Taufiqullah und Fahid schauen im Wohnzimmer Fernsehen. Fast alle meine Brüder sind da, außer Ibrahim, und Yassin ist wie immer im Krankenhaus. Viele unterschätzen einfach das Leben als Arzt, und das sogar noch im Krankenhaus und in Essen, in so einer großen Stadt, in der jeden Tag aufs Neue etwas los ist.

Und ich bin in der Küche. Heute gibt es ein arabisches Gericht: einfach nur Reis mit Erbsen und darüber etwas Fleisch, daneben Salat oder Joghurt mit Gurken dazu. Da mir heute die Kraft fehlt, etwas anderes zu machen, hilft Neco in der Küche. „Soll ich den Joghurt machen?" Ich nicke Neco zu. „Geht's dir gut?" fragt er mich, als er die Gurken unter Wasser wäscht. „Ja, und dir?" Er nickt mir zurück. Neco kann seine Liebe nicht zeigen; es fällt ihm schwer, so wie der Rest meiner Brüder. Sie versuchen es oft mit Reden, jedoch scheitert es auch. Dass er es versucht, macht mich selbst etwas glücklich.

Wir haben gegessen, und gerade trinken wir einen jordanischen Tee, der sich Karak nennt. Er besteht aus schwarzem Tee, Wasser, Milch und Gewürzen. Es schmeckt etwas süß und gleichzeitig auch etwas scharf dazu. Jedoch ist es richtig lecker, aber jeden Tag trinken könnte ich es nicht. Dafür Baba aber schon. Sayfullah ist inzwischen auch wach, gegessen hat er aber nicht, da er keinen Hunger hat. Gerade trinkt er aber etwas Tee und isst Kekse dazu und schaut Fernsehen mit Taufiqullah und Fahid.

„Gehst du morgen zur Arbeit?" Ich nicke Baba zu. „Wenn die Kinder noch krank sind, bleib zuhause." „Ich schaue einfach morgen nach, ob es ihnen dann besser geht." Er nickt und streicht sich mit den Händen über sein Gesicht. Baba sieht sehr müde aus. „Bist du müde?" Er nickt. „Zuerst muss ich Ishā beten." Ich nicke. Er fordert meine Brüder auf, das Gebet zu verrichten und schlafen zu gehen. Zurzeit kann ich nicht beten, da ich in meiner sensiblen Phase bin.

Es ist 22:00 Uhr, und ich telefoniere gerade mit Omaira. Die Kinder spielen auf dem Boden.
„Wieso habe ich das Gefühl, dass du mir etwas erzählen willst?" sagt sie, als sie sich noch eine Handvoll Popcorn in den Mund legt. Sie kennt mich einfach zu gut. Ich lache. „Nein, nein." Sie zieht ihre braunen Augenbrauen zusammen. „Hoffe ich mal," schmunzelt sie. „Es freut mich sehr, dass es dir besser geht Zemer." Sie lächelt.
„Alhamdulillāh." Ihr geht es viel besser als die Tage davor. Taufiqullah kommt aufs Bett und setzt sich genau vor die Kamera hin. „Mein Schatz, hast du mich vermisst?" Er nickt kichernd. „Kommst du morgen zu mir?" fragt sie ihn, und er schaut sofort zu mir. Ich nicke. „Ja," antwortet er ihr. „Ich habe so viele Süßigkeiten für dich geholt." Sie zieht das „so" in die Länge. Taufiqullah zieht die Luft ein; er schaut erfreut in die Kamera. „Danke." Sie gibt ihm einen Luftkuss durch die Kamera.

Sayfullah sitzt immer noch auf dem Boden und spielt mit seinen Autos. Er schaut zu mir nach oben. Ich gebe ihm einen Luftkuss; er schmunzelt und spielt weiter.

Es klopft an der Tür. „Omaira, wir reden morgen, ja?" Sie nickt. „Gute Nacht euch." Ich erwidere es und lege auf. Es klopft ein zweites Mal an der Tür. „Ja?" frage ich. Die Tür öffnet sich, und Toprak kommt herein, während Sayfullah brummt.

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