,,Und auch wen es solange her ist tut es weh''

‏حتى لو كان ما أضيع أحيانا بتوجه

Ich schaue auf mein Handy und frage mich, warum Malek mich anruft, während Eymen mich gerade geküsst hat und ich es erwidert habe. ,,Geh ran", fordert er mich auf, da Malek schon zum zweiten Mal anruft. Zitternd nehme ich mein Handy vom Tisch und räuspere mich. ,,Ja?", frage ich. ,,Neyla?", höre ich Malek am anderen Ende der Leitung. Ich schaue zu Eymen, der mich genau betrachtet. ,,Ja, was ist los?", frage ich weiter. ,,Kannst du bitte ins Krankenhaus kommen?" Sofort werde ich hellhörig. ,,Wieso? Was ist passiert?", erkundige ich mich besorgt. ,,Ich weiß nicht, Omaira wurde es schlecht, direkt als wir vom Flug gekommen sind, und musste ins Krankenhaus. Komm bitte", bittet Malek. Ich bejahe und lege auf.

Eymen schaut mich fragend an, ,,Was ist?" Ich schlucke schwer. ,,Kannst du bitte von mir weg?" Er runzelt die Stirn, nickt jedoch und tritt etwas weg von mir. ,,Ich muss ins Krankenhaus." ,,Wieso?" fragt er. ,,Omaira geht es nicht gut." Er nickt. Ich warte nicht einmal darauf, dass er etwas sagt. Ich schnappe mein Handy und meine Tasche und verschwinde so schnell wie möglich aus dem Büro. Das, was im Büro passiert ist, hätte nicht passieren sollen. Aber ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, warum ich es zugelassen habe oder warum ich mitgemacht habe. Ich hatte meine Gefühle nicht unter Kontrolle, genauer gesagt, mein Herz hatte ich nicht unter Kontrolle. Davon darf keiner erfahren, weder jetzt noch später. Ich steige ins Auto ein. Ich weiß nicht einmal, welche Abteilung ich wollte, ich wollte einfach nur weg.

Ich komme im Krankenhaus an und das Erste, was ich tue, ist Malek anzurufen. ,,Malek, wohin muss ich?" frag ich. ,,In die Frauenabteilung," antwortet er. ,,Okay, danke," sage ich und lege auf. Ich gehe die Treppen hoch. Obwohl ich dieses Krankenhaus nicht auswendig kenne, weiß ich, dass Yassin hier arbeitet. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob er heute Dienst hat oder überhaupt da ist. Als ich in der Abteilung ankomme, sehe ich einen nervösen Malek, der die ganze Zeit hin und her läuft. Als er mich erblickt, kommt er direkt auf mich zu und sagt ,,Danke, dass du so schnell kommen konntest." Ich nicke und frage: ,,Wo ist sie?" Er zeigt auf einen Behandlungsraum hinter sich, und ich nicke. ,,Wie lange ist sie schon dort?" frage ich. Malek schaut auf die Uhr und antwortet: ,,Es sind genau 10 Minuten." ,,Durftest du nicht mit rein?" frage ich weiter. Er schüttelt seufzend den Kopf.

,,Es ist hoffentlich nichts Schlimmes", ,,hoffentlich", antwortetet er und ich lehne mich an die Wand. ,,Dein Bruder war hier", sagt er. Ich schaue zu ihm und ,,Yassin?" Er nickt. ,,Was meinte er?" Er zuck mit den Schultern. ,,Er war mit den Ärzten hier und dann ist er gegangen", erklärt er. Ich nickte leicht. Er bekommt einen Anruf, entschuldigt sich und geht etwas nach hinten. Ich schaue woanders hin, um nicht zu lauschen. Die Wände hier sind komplett weiß. Ich habe eine Hassliebe zum Duft im Krankenhaus. Es ist schön, jedoch auch ekelhaft. Ich habe mal gehört, dass im Krankenhaus mehr Gebete gemacht werden als in der Kirche oder in der Moschee, was mich noch mehr abschreckt. ,,Ist es in Ordnung, wenn Aya kommt? Ich habe sie gerufen", fragt er. Ich nickte und antworte: ,,Natürlich."

Wir sitzen seit ungefähr einer Stunde draußen. Bis jetzt kommen nur Ärzte rein und raus, aber was genau passiert, sagen sie uns nicht. Aya ist jetzt auch da. Wir haben uns kurz begrüßt, jedoch haben wir nicht viel geredet. Die Schuldgefühle plagen mich bis heute, weil ich ihr nie geantwortet habe, als Djamal mit ihr Schluss gemacht hat. Sie hat mir trotzdem ständig geschrieben und mich gefragt, wie es mir geht. Ich habe nie geantwortet. Danach habe ich meine Telefonnummer gewechselt, also habe ich nie wieder von ihr gehört. Auch von Djamal habe ich nie gehört, dass er wieder über sie gesprochen hat. Aber von Omaira habe ich mitbekommen, dass es sie sehr mitgenommen hat. Sie hat 2 Jahre gebraucht, um es zu vergessen. Danach hat sie Djamal nie wieder erwähnt. Sie ist sogar in die Türkei geflogen, um dort ihre Ausbildung als Erzieherin weiterzuführen. Jedoch spricht sie mich nie darauf an oder fragt mich, warum ich ihr nie geantwortet habe. Ich würde sagen, alles hat sich an ihr verändert. Selbst ihre Art ist distanzierter geworden. Alles hat sich an ihr geändert, außer ihre Haare. Sie sind immer noch so schön und lang.

Selbst bei ihren Brüdern war es nicht leicht, sie von Djamal zu überzeugen, vor allem Ghazi nicht. Als sie von Djamal erfahren haben, sind sie ausgerastet. Jedoch konnte sie ihn überreden. Genau eine Woche, nachdem sie ihn überredet hatte oder ihn von Djamal überzeugen konnte, hatte er sie verlassen. Ich glaube, es war für sie genauso schlimm wie für mich. Mein Handy klingelt, und genau dann, wenn man von ihm redet, ist es Djamal.

,,Ja?" Er ist im Auto, das erkenne ich daran, dass ich meine eigene Stimme im Auto höre, da er sein Handy mit dem Auto verbunden hat.

,,Ich habe von Yassin mitbekommen, dass Omaira im Krankenhaus ist." Wie schnell hat er ihm das bitte mitgeteilt? ,,Ja, das ist sie leider."

,,Ich komme ins Krankenhaus, ja?" Ich glaube, das wäre keine gute Idee. ,,Ich bringe noch jemanden mit. Also, bis dann." Er lässt mir keine Möglichkeit, überhaupt etwas zu sagen. Ich bete nur, dass es gut ausgehen könnte. Ich konnte ja nicht einmal fragen, wen er mitbringt.

Aya und Malek reden, als die Ärzte herauskommen. Malek hält sie sofort auf, und ich gehe dazu.
,,Sie sind dort seit 2 Stunden. Wie können Sie mir nicht sagen, was meine Frau hat?" Der Arzt seufzt. ,,Wir geben unser Bestes, dass wir Ihrer Frau nicht wehtun. Jedoch wissen wir selbst nicht, was Ihre Frau hat. Wie Sie sehen, sind dort gerade noch 2 weitere Ärzte, die sie untersuchen." Malek seufzt frustriert und lässt den Arzt vorbei. Ich kenne Omaira; zwar kommt sie immer so rüber, als würde sie ein Herz aus Stein haben, jedoch kenne ich keine Person, die so ein sensibles Herz hat wie sie. Aber das ist nun mal ihre Art. Naja, nicht immer, nur zu Fremden oder zu Leuten, die sie eben nicht mag.
Also, wie bei Eymen würde ich jetzt mal sagen, ich drehe mich um, um auf meinen Platz zurückzugehen, bis ich Djamal erblicke. Aber er ist nicht alleine. Ohje, er ist ganz und gar nicht alleine. Mit ihm ist ein Mädchen. Ich kenne das Mädchen jedoch nicht wirklich.

Er und sie kommen auf mich zu. Ich glaube nicht, dass er Aya gesehen hat. Djamal sagt den Friedensgruß, was ich erwidere. Das Mädchen mit den kurzen Haaren neben ihm stellt sich vor, ,,Hallo Jihan." ,,Das freut mich Neyla." Sie lächelt mich an, was ich erwidere. Es braucht nur einen Blick, um zu wissen, dass Djamal Aya entdeckt hat, weil seine Augen nur hinter mir sind. ,,Lass uns setzen." Ich nicke, wir laufen nach hinten, wo genau Malek und Aya stehen.
Was ich aber nicht erwarte, ist, dass Aya nicht einmal zu uns rüberschaut oder nur bemerkbar macht, dass sie etwas stört. Jedoch ist Malek derjenige, der zu uns schaut, weil Djamal ihn begrüßt. Mehr wird auch nichts gesagt. Es kommen die ganze Zeit Ärzte hin und her. Würde ich Aya nicht kennen, würde ich sagen, dass sie wegen ihren roten Augen etwas zu sich genommen hat. Jedoch ist das nur ihre Wärmeallergie, bei der ihre Augen immer knallrot werden und ihre Haut anfängt zu jucken. Vor allem kommt das gerade sehr zum Vorschein, weil sie ein schwarzes Kleid anhat, wo man gut ihren Hals sieht und ihre Arme.

Djamal kann seinen Blick immer noch nicht von ihr abwenden, selbst als Jihan an seinem Arm zieht. Doch ich habe weggeschaut, es geht mich nichts an, was zwischen ihnen passiert. Aya geht, nachdem sie Malek gefragt hat, ob er etwas trinken möchte. Kaum ist Aya außer Sichtweite, will Djamal aufstehen. ,,Wohin willst du?" frag ich. Er kratzt sich am Nacken. ,,Ich will etwas zum Trinken holen." ,,Wir haben aber keinen Durst", er setzt sich seufzend wieder hin. Ich richte mein graues Oberteil zurecht und seufze. Ich bin hier seit 2 Stunden, und meine Geduld ist am Ende. Ich will nicht wissen, wie sich Malek fühlt. Aya kommt wieder, und gerade als sie mit einer Tasse Tee kommt, stößt sie gegen einen Arzt, und der ganze Tee fällt auf seinen Kittel. Malek geht zu ihnen rüber, sie reden, jedoch weiß ich nicht, was sie sagen, und Aya geht mit dem Arzt in ein anderes Zimmer ohne Malek. Und Djamal atmet viel lauter als zuvor.

Omaira ist aus dem Zimmer gegangen. Sie sieht sehr erschöpft aus. Die Ärzte wollten es erst mitteilen, wenn Malek dabei ist. Omaira wollte es so, und auch ich sollte dabei sein. Wir sind im Zimmer und warten auf den Arzt. Malek hält die ganze Zeit ihre Hand. Sie hat kein einziges Mal aufgehört zu weinen. Der Arzt kommt rein mit Yassin. ,,Wir hoffen, es geht Ihnen besser", sagt der Arzt. Omaira schnieft und nickt träge. Yassin schaut den Arzt an, der nickt Yassin zu. ,,Du hattest eine Fehlgeburt, Omaira", sagt Yassin, ohne mit der Wimper zu zucken. Omaira weint, und auch Malek bekommt Tränen. Oh Gott, ich darf jetzt nicht auch noch weinen, sie braucht mich so, wie ich sie gebraucht habe. Ich halte ihre Hand fest und drücke sie. Sie legt ihren Kopf auf meine Schulter und schnieft. ,,Kannst du bitte Taufiqullah und Sayfullah hierher bringen?" sagt sie mitten im Schluchzen. Ich kann ihr diesen Wunsch niemals abschlagen, und vor allem nicht jetzt. Ich nicke und hole mein Handy raus, um Djamal zu sagen, ob er Taufiqullah und Sayfullah hierher bringen kann, was er auch bejaht.

Eine halbe Stunde ist vergangen, und Omaira weint immer noch. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es sich anfühlt, sein eigenes Fleisch und Blut zu verlieren. Die Tür öffnet sich, und es ist Eymen. Ich schaue direkt weg und sehe zu Omaira, während ich ihre Haare streiche. Sie schaut zu Eymen. ,,Und du?" fragt sie. ,,Omaira, bitte", versucht sie Malek zu beruhigen.

,,Du willst mir sagen, dass du nicht spürst, dass es deine Kinder sind, wenn ich mein eigenes Kind nicht mal richtig in den Armen hatte und es mehr als alles andere geliebt habe. Willst du mir nicht sagen, dass du spürst, dass es deine Kinder sind?"

Sie schreit ihn an, und ich wünschte, sie hätte es nicht gesagt. Er schaut mich zornig an. Die Tür öffnet sich, Taufiqullah kommt glücklich herein. Doch womit ich nicht gerechnet habe, ist, dass Eymen ihn auf den Arm nimmt und genauso aus dem Raum verschwindet. Es ist Das Letzte, was ich sehe.

Explodiert bitte
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Arabia0an