²¹|٢١

wenn die reise dieses Lebens einfach wäre,wäre sabr nicht eine der türen von Jannah

لو كانت رحلة هذه الحياة سهلة لما كان الصبر باباً من أبواب الجنة


Es ist 4:07 Uhr morgens. Ich wache schweißgebadet auf. Ich hatte einen Albtraum, seit langem wieder. Ich schaue nach rechts auf das Bett von Sayfullah und Taufiqullah. Beide schlafen ruhig. Das kleine Licht neben ihrem Bett ist immer noch an. Wenn die Sonne aufgeht, geht das Licht von alleine aus. Sayfullah ist nicht richtig zugedeckt. Ich schlage die Decke von mir weg, um aufzustehen und Sayfullah zuzudecken. Kaum habe ich ihn zugedeckt, brummt er selbst im Schlaf. Passt diesem Kind nichts? Taufiqullah kuschelt mit seinem Bär, während Sayfullah ganz normal auf dem Rücken schläft. Ich kann nicht schlafen. Ich bekomme nie Schlaf nach einem Albtraum. Ich setze mich am Rand meines Bettes.

Es war so ein komisches Gefühl, als Eymen neben uns saß und mit Sayfullah geredet hat. Selbst ich wusste nicht, dass er als Kind so ein Auto hatte. Aber kein Wunder, ich wusste nie viel über ihn. Ich habe das Gefühl, dass ich ihn gerade erst neu kennenlerne. Als er das zu Sayfullah gesagt hat, wollte ich einfach nur weg. Er hat mich und die Kinder die ganze Zeit beobachtet, bis wir weggefahren sind. Innerlich habe ich gebetet, dass er nichts tut, und zum Glück ist auch nichts passiert. Ich weiß nicht, warum, aber immer wenn er die Kinder sieht, wird er ruhig und macht nichts Unüberlegtes oder Falsches. Ich will nicht behaupten, dass ich ihn komplett verstehe, aber er ist dann einfach anders. Anders als ich ihn kenne. Wäre all das nicht passiert, wäre er ein guter Vater? Ich weiß es nicht. Es ist für mich unmöglich, ihn mir als Vater vorzustellen. Vielleicht wird er ja irgendwann Vater, aber nicht von meinen Kindern. Ich glaube, er würde es sogar selbst nicht wollen, so wie ich ihn jetzt kenne.

Ich entscheide mich, in die Küche zu gehen und schließe leise die Tür hinter mir, um niemanden zu wecken, vor allem nicht die Kinder. Ich laufe die weiße Marmortreppe hinunter und sehe, dass in der Küche Licht brennt. Wer ist jetzt noch wach?
Als ich im Wohnzimmer ankomme, gehe ich nach links in den Küchenbereich und sehe Djamal am Herd, der anscheinend etwas kocht. Ich schleiche mich leise an ihn heran und frage ,,Was kochst du?"
Er erschrickt und schaut mich mit großen Augen an, dann haut er mir auf den Hinterkopf ,,Warum erschreckst du mich so?"
Ich antworte ,,Schau doch einfach nach hinten, dann siehst du mich."
Ich gehe zur Küchentheke und stütze meine Arme darauf ab. ,,Also", setze ich an, ,,was kochst du Schönes?"
Djamal antwortet: ,,Einen Beruhigungstee. Möchtest du einen?"
Ich schüttele meinen Kopf ,,Nein danke."
Ich gehe zum Kühlschrank und hole Mangosaft heraus.

Ich tue mir ein paar Eiswürfel in mein Glas und gieße Mango-Saft darüber. Es schmeckt so gut, vor allem von der Marke Albi. Zwar ist er etwas dickflüssig, aber es geht. Genau so ist es perfekt.
,,Neyla", schaue ich fragend zu Djamal. Er kratzt sich zögernd am Hinterkopf ,,Ich lerne gerade jemanden kennen, wie ich dir schon mal gesagt habe." Oh ja, stimmt, nicke ich. ,,Du kennst sie''
,,Ich kenne sie?" frage ich überrascht. Er nickt. ,,Jihan." Mein Mund klappt empört auf. ,,Die Jihan aus der Firma?" Er nickt. ,,Wie ist es dazu gekommen?" Er zuckt mit den Schultern und fährt sich über seinen leichten Bart. ,,Es hat sich ergeben."
,,Konntest du sie schnell vergessen?" Djamal schaut sofort zu mir. Er weiß, dass ich über Aya rede. Aya war das erste Mädchen, das er mochte und seine erste Liebe. Bis er alles beendete. Aber dass er jetzt mit jemandem aus unserer Firma zusammen ist, überrascht mich mehr als alles andere. Jihan ist nett, ja, aber ich weiß nicht, ich kann mir niemanden an seiner Seite vorstellen außer Aya.

,,Ja", versucht er mich zu überzeugen. Er nimmt einen Schluck von seinem Tee und ich muss lachen. ,,Ist das der Grund, warum du mit dem Rauchen angefangen hast? Weil du sie vergessen hast?" Er wendet seinen Blick von mir ab. Er hasst es, wenn jemand ihm die Wahrheit sagt. ,,Du kannst vor deinem Verstand flüchten, Djamal, aber nicht vor deinem Herzen."
Er seufzt und ich trinke einen Schluck von meinem Mangosaft. ,,Ich habe sie vergessen. Was denkst du, warum ich jemand Neues kennenlerne?"
,,Ablenkung", er schüttelt den Kopf. ,,Ich gehe mir einen Pulli holen." Ich nicke und er verlässt den Raum. Wenn ich alleine mit meinen Brüdern bin, vergesse ich für einen kurzen Moment, dass ich tatsächlich Mutter bin.
Djamals Handy klingelt. Es ist nicht meine Absicht, darauf zu schauen, aber sein Hintergrund weckt mein Interesse. Ich schiele kurz darauf.

Ich fasse es nicht, er hat einfach noch sich und Aya als Hintergrund. Beide sind auf dem Bild vor einem Auto angelehnt. Djamal hat einen Arm um Aya und beide lächeln in die Kamera. Und dann will er mir sagen, er hat sie vergessen! Ich höre Schritte und wende direkt meinen Blick von seinem Handy ab. Er kommt zurück und hat einen schwarzen Pulli an, der zu seiner schwarzen Hose passt. Ich schaue ihn an ,,Was?''Ich zucke mit meinen Schultern. ,,Neyla, was ist?'' fragt er nochmal deutlich. ,,Also, ich will ja nicht sagen, aber du hast sie noch als Hintergrundbild, obwohl du sie vergessen hast.''' Er bewegt sich kein Stück. Er setzt an, jedoch hört er gleich auf zu reden. ,,Das... also, ich mein Handy spackt und ich kann das Bild nicht ändern'',ich lächelnd. Er denkt, ich glaube seine Ausrede. ,,Seit 5 Jahren oder?'' Gerade als er etwas erwidern will, schaut er hinter mir. Ich schaue ihn fragend an.

,,Ahlen Chalo'' Ich schaue direkt hinter mir und sehe Taufiqullah, der sich müde die Augen reibt und auf mich zuläuft. Er streckt seine Arme nach mir aus und ich trage ihn. Ich richte seinen Pyjama, auf dem Dinosaurier drauf sind. Er liebt es. ,,Warum bist du wach?''frage ich. Er brummt und legt seinen Kopf in meine Halsbeuge. Djamal kommt und will ihm einen Kuss geben, aber Taufiqullah dreht sich weg. Ohje, er ist nicht gut gelaunt. ,,Shu fe?'' fragt ihn Djamal auf Arabisch, was los ist. Er schüttelt den Kopf. ,,Ich bringe ihn zum Schlafen. Gute Nacht'',sage ich. Djamal nickt und wünscht mir ebenfalls eine gute Nacht. Ich laufe mit Taufiqullah auf dem Arm nach oben. Die Treppen sind die schwierigsten, wenn ich einen von beiden auf dem Arm habe oder sogar beide. Ich habe immer Angst, runterzufallen, was aber bis jetzt noch nie passiert ist. Wir kommen oben an, ich öffne leise meine Tür und sehe Sayfullah, der noch tief und fest schläft.

Ich atme erleichtert aus. Wenigstens einer von den beiden schläft. Ich lege Taufiqullah auf mein Bett und lege mich neben ihn. Ich mache das kleine Licht neben mir an und decke uns beide zu. Taufiqullah klammert sich sofort an mich fest. Ich schaue zu ihm. Er hat seine Augen noch offen. ,,Warum schläfst du nicht?'' frage ich. Er schüttelt den Kopf. ,,Kannst du nicht schlafen?'' fragt ich. Er nickt. ,,Soll ich dir etwas vorsingen?'' frage ich. Er schaut mich mit großen Augen an. Baba hat mir und Neco immer früher ein Lied auf Kurdisch gesungen. Er meinte, auch als Mama früher gelebt hat, haben sie das immer gesungen, falls jemand nicht schlafen konnte. In dem Lied geht es um eine Taube, die versucht hat, ihre Kinder zum Schlafen zu bringen, und die Taube war weiß.

Da im Islam die weiße Taube als Symbol für Frieden und Reinheit gilt, hat Mama uns immer ein Lied darüber gesungen. Die weiße Taube sollte uns mit ihrer Reinheit zum Schlafen bringen und dafür sorgen, dass wir keine bösen Träume haben. Im Schlaf sollten wir unseren Frieden finden können. Mama konnte nicht so gut Kurdisch, aber sie hat es für Baba gelernt. Ich war selbst nur drei Mal in Mardin und nur einmal mit den Kindern. Damals waren sie noch klein und können sich wahrscheinlich nicht an viel erinnern. Ich würde so gerne wieder dorthin, aber es ist schwierig mit zwei Kindern und Toprak hat kaum Zeit. Er arbeitet nur. Ich erinnere mich nur an Kleinigkeiten, wie die schönen Berge und die netten Menschen dort.

Es sind oft die kleinen Dinge, die in unserem Herzen bleiben.

Taufiqullah ist nach dem Lied direkt eingeschlafen. Es hat wie Magie gewirkt! Ich habe ihn direkt zu Sayfullah zurückgelegt, damit Sayfullah nichts ahnt oder merkt. Es ist jetzt Gebetszeit, das Morgengebet (Fajr). Es sind zwei Rakats, aber es dauert etwas, da ich noch meine Gebetswaschung (Wudu) verrichten muss. Ohne die Gebetswaschung darf man nicht beten. Die Gebetswaschung ist wichtig, um die rituelle Reinheit zu erlangen und sich auf das Gebet vorzubereiten. Sie symbolisiert auch die innere Reinigung. Ich mache mich jetzt auf den Weg ins Badezimmer, um meine Gebetswaschung durchzuführen.

Ich habe mein Morgengebet verrichtet. Es ist 4:55 Uhr morgens und ich falte gerade meine Gebetskleidung zusammen. Die Kinder schlafen noch. Vorhin habe ich Geräusche gehört und vermute, dass es Baba ist, der zum Morgengebet aufgestanden ist, oder einer meiner Brüder. Nicht alle stehen immer auf, aber das Gespräch mit Djamal hat gezeigt, dass nicht nur ich mich manchmal in der Vergangenheit festgehalten fühle, sondern auch er.
Aber warum lernt er eine andere Frau kennen, wenn er Aya nicht vergessen hat? Das Bild hat so viel ausgesagt über sein Glück, bis er es beendet hat. Ich werde nie vergessen, wie Aya mich jeden Tag angerufen oder angeschrieben hat. Ich habe ihr nie geantwortet, bis sie damit aufgehört hat. Ich war einfach nicht bereit dafür.
Ich bereue es so sehr, ihr nicht geantwortet zu haben, aber letztendlich hatte alles einen Grund, sogar dass Eymen wieder auftaucht. Es gibt immer einen Grund für die Dinge, die passieren.

Es ist so stickig im Zimmer, alle Fenster sind zu. Ich entscheide mich, ein Fenster zu öffnen. Ich laufe auf das Fenster zu, das neben meinem Bett ist, und öffne es. Direkt kommt ein kalter Wind durch das Zimmer. Ich stütze mich am Rand ab und atme tief die Luft ein. Es tut so gut, diese kalte Luft. Ich schließe meine Augen und strecke meinen Kopf nach oben, bis ich ein Rascheln von unten höre. Mein Kopf schießt direkt nach unten und ich blicke in braune Augen, die ich so sehr verabscheue, aber gleichzeitig auch so sehr geliebt habe. Was macht er hier?! Ich schaue panisch aus dem Fenster nach rechts und links. ,,Was tust du hier?", frage ich ihn. Er zuckt mit den Schultern und antwortet: ,,Nach was sieht's aus, Balim?" Ich schaue ihn mit großen Augen an. Es erschafft mir wieder alles eine Nostalgie, wie vor ein paar Jahren, als wäre nichts passiert.

,,Soll ich kommen oder kommst du?" Ich schüttle meinen Kopf. ,,Du gehst jetzt." Er zieht seine Augenbrauen zusammen. ,,Nein."
,,Was willst du überhaupt? Verschwinde!" Er schaut mich überrascht an und schmunzelt. "Wobei, ich denke, dass ich gleich kommen werde." Mir schießt die Röte ins Gesicht und plötzlich ist mir trotz dem offenen Fenster warm. ,,Kommst du?" Ich lache leise auf. ,,Damit du mich abweist?" Er sagt nichts und sein Blick verändert sich etwas, was ich nicht deuten kann. ,,Wiederhol das nicht mehr", knurrt er. Ich kann nicht anders, als ihn zu ignorieren.
,,Geh Schämst du dich nicht? Du bist bei einer verheirateten Frau, die 2 Kinder hat." Er lacht auf. ,,Tatsächlich, aber wieso trägt dein Sohn den Namen meines Vaters? Erklär mir das, Balim?"



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