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ربما يكون القمر جميلاً فقط لأنه بعيد
,,Vielleicht ist der Mond nur so schön, weil er so weit entfernt ist''
•Mahmoud Darwish
𝟐 𝐖𝐨𝐜𝐡𝐞𝐧 𝐬𝐩𝐚̈𝐭𝐞𝐫
Heute ist mein erster regulärer Arbeitstag seit langer Zeit, und ich freue mich schon so darauf! Die Kinder sind bereits im Kindergarten. Es ist 08:55 Uhr, und mein erster Termin ist heute um 09:10 Uhr. Ich bin schon in der Firma und war bei Baba. Er hat mich nochmal zur Sicherheit gefragt, ob ich wirklich wieder arbeiten will. Eigentlich müsste er das nicht tun, aber er hat mir nochmal versichert. Trotzdem möchte ich unbedingt wieder auf eigenen Beinen stehen. Ich war schon lange nicht mehr arbeiten. Es ist nicht mein Traumberuf, den ich schon immer machen wollte, aber das ist auch okay. Ich finde es hier auch schön. Ich habe schon Tee getrunken und etwas gegessen. Wenn mein Bauch im Termin Knurren,würde ich am liebsten im Boden versinken. Wenn ich noch Zeit habe, muss ich heute auch noch zur Werkstatt. Ibrahim meinte, er repariert die zerkratzte Stelle noch, hat es aber noch nicht getan. Deshalb sollte ich es heute machen, sonst muss ich lebenslang mit den Kratzern rumfahren.
Mein Büro ist klein, ein Büro kann man es, glaub ich, nicht mal nennen. Zwar bin ich oft drin und meine Termine auch, aber hier sind nur zwei Stühle für die Kunden und 1 Ledersessel für mich, der schwarz ist, und ein Tisch in der Mitte. Der beige ist. Baba meinte sogar zu mir, wir könnten meinen Namen draußen aufhängen, aber ich habe natürlich abgelehnt. Ich habe nicht mal Design studiert, also verdiene ich auch diesen großen Namen an der Tür nicht. Baba lässt mich hier nur arbeiten, damit mir nicht langweilig wird, und ich selber auf eigenen Beinen etwas stehen kann. Da ich mein Studium damals abgebrochen hab, ich bereue es nicht. Niemals würde ich es bereuen. Es gibt so viele Leute bei uns in der Firma, die diesen Büronamen mehr verdienen als ich, die so viel Zeit in dieses Studium investiert haben. Heute ist mir so etwas Peinliches passiert. Oh man, wenn ich nur dran denke. Ich bin im Café gegen eine bildhübsche Frau gelaufen. Am Ende wurde zwar mein Oberteil etwas dreckig wegen meines Tees, aber ich hab's gut mit Wasser sauber bekommen.
Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als es an der Tür klopft. Ich schaue nochmal auf die Wanduhr und sehe, dass es 09:05 Uhr ist. Mein Kunde ist wohl sehr früh dran. Ich bitte die Person hereinzukommen. Doch als die Tür geöffnet wird, bin ich genauso überrascht wie die Person, die hereintritt. Es ist der Mann vom Spielplatz, der meinem Auto einen Kratzer zugefügt hat. Allerdings hat er eine Hand in Gips und die andere ist auch verbunden.
,,Sie sind wohl genauso überrascht wie ich", stellt er fest. Ich nicke und bitte ihn, Platz zu nehmen. Ich bin immer noch unter Schock.
,,Ein kleiner Unfall?", frage ich. ,,Ja, ist halb so schlimm", antwortet er. Ich nicke.
,,Sie sind also Herr Özdemir", sage ich. Er schmunzelt und antwortet ,,Sie sind einer der ersten, die meinen Nachnamen richtig aussprechen."
Ich hebe überrascht meine Augenbrauen. Er trägt einen dunkelblauen Anzug, den ich sonst nur bei professionellen Leuten sehe.
,,Sie sind dann also Frau Carabinar", sagt er ich nicke.
,,Also-'', setzte ich an. Er wendet seinen Blick nicht einmal ab von mir, er summt, ,,Was führt sie zu uns?'' Er setzt sich aufrecht hin auf den Stuhl.
Ich blicke ihn wartend an. ,,Meine Schwester heiratet bald, ich möchte ihr ein Haus schenken. Ich habe gehört, sie können die Inneneinrichtung perfekt.'', teilt er mir mit.
,,Für ihre Schwester?'', frage ich überrascht. Er nickt schmunzelnd. ,,Wir haben eine sehr gute Bindung.'' Seine Pupillen weiten sich bei dem Satz. ,,Das ist sehr großzügig von Ihnen.'', er summt. ,,Wir können heute schon die Bilder anschauen.'', ,,Wir können direkt zum Haus.''
Ich runzle meine Stirn. ,,Das läuft aber so nicht.'', ,,Ich weiß, aber meine Schwester heiratet schon nächste Woche. Ich will es so schnell wie möglich fertig haben.'', ich nicke.
,,Dann müssen wir mal schnell arbeiten.''
Er stimmt mir zu. ,,Ich habe eine Bitte.'' Ich schaue ihn fragend an. ,,Können wir uns bitte dutzen?'' Oh, ich bin verwirrt über diese Frage. Sowas ist doch nicht professionell, oder etwa schon? Er bemerkt mein Zögern.
,,Alles gut, drängen Sie sich nicht.'' Ich nicke.
,,Ich bin dafür, dass wir heute erst nur die Bilder anschauen. Wir können ja morgen oder die Tage zum Haus.'' Er nickt. ,,Natürlich, wie Sie wollen.''
Es ist schon eine Stunde vergangen, und wir schauen uns gerade den dritten Stock des Hauses an. Oh Mann, ich vermisse meine Kinder. Ich möchte zu ihnen gehen, aber es ist noch zu früh. Heute hole ich sie mal nicht so früh ab. Oh Mann, ich werde das bestimmt nicht schaffen. Als ich heute Taufiqullah erzählt habe, dass ich sie später abholen werde, hat er mich ganz fest umarmt. Ich wollte die beiden schon gar nicht mehr aus dem Haus lassen, bis Sayfullah sagte: 'Mami, kommen später.' Oh Mann, das macht mich ganz emotional. Heute sind wir zum ersten Mal richtig getrennt, länger als gewöhnlich.
,,Frau Carabinar'', ich schaue zu ihm auf. ,,Sie waren zu lange in Gedanken, ist etwas los?''
Ich winke ab ,,Vielleicht wäre eine Pause gut.''
,,Benötigen Sie eine?''er nickt ,,Sie können gehen und später wiederkommen'' Er schmunzelt ,,Was für ein Mann wäre ich, wenn ich Sie hier alleine lassen würde?'' Ich runzle die Stirn Wieso redet er so? Genau in diesem Moment brauche ich Sayfullah, er hätte ihn zurechtgemacht.
Heute werden beide bei mir im Bett, schlafen weil ich Sie so sehr vermisse!
Irgendwas in mir wollte es auch, jedoch fühle ich mich gerade unwohl. ,,Ich glaube, mindestens hier sollten wir uns nicht siezen''sagt er ich runzele die Stirn. Er bemerkt es ,,Wie, du willst oder auch so?'' Ich nickte. Mir ist nicht mehr danach zu reden. Oh man, ich hasse das an mir, dass ich jede Sekunde eine andere Meinung habe. Unser Essen kommt. ,,Willst du etwas dazu trinken?'', fragte er. ,,Gibt es ganz normales stilles Wasser?'',antworte ich. Er nickt. ,,Natürlich'',sagt er und steht auf, um es uns zu holen. Ich schaue mich um. Hier sind wenige Menschen. Ich denke, ab 16 Uhr könnte es voller werden. In Essen ist es immer so. Die Straßen sind immer von 7-14 Uhr leer und ab 16 Uhr voller denn je. Er kommt wieder mit einer stillen Wasserflasche und einer Flasche Cola. Wie schafft er das bloß mit zwei kaputten Händen und einem Verband? ,,Bitteschön'',sagt er. Ich bedanke mich. Wir fangen an zu essen. Beziehungsweise er fängt an, ich fange erst nach meinem ,,Bismillah''an. Ob er das auch gesagt hat?
Ich weiß nicht, wieso, jedoch fühle ich mich beobachtet, sodass ich immer mehr zur Seite gehe, wo die Wand ist. Er bemerkt es und fragt ,,Ist etwas?''Ich schüttele meinen Kopf. ,,Können wir gehen?'' Er schaut auf meinen Teller, nicht mal die Hälfte ist aufgegessen. Ich kann nicht essen, ich fühle mich zu unwohl. Warum bin ich bloß auf dieses Essen eingegangen? Das würde meinen beiden Männern überhaupt nicht gefallen, besonders Sayfullah. ,,Natürlich, wie Sie wünschen'' sagt er. Ich nicke dankend. ,,Ich- also, sie haben das letzte Mal schon für mich bezahlt. Lassen sie mich heute'',Er runzelt die Stirn. ,,Was wäre ich für ein Mann, wenn ich Sie bezahlen lasse?'' ,,Dieses eine Mal'',schmunzele ich. ,,Ich bestehe darauf, Frau Carabinar'', Ich rümpfe meine Nase. Nein, ich will bezahlen! ,,Ich bezahle. Sie haben das letzte Mal Eis für meine Kinder bezahlt'',erwähne ich meine Kinder extra. Sein nettes Gesicht nimmt zu. ,,Tue ich immer wieder gerne'',sagt er. ,,Passt.'' Er seufzt. ,,Sie wären genauso eine gute Anwältin.'' Ich schaue überrascht zu ihm. ,,Sie sind Anwalt?'' Er nickt stolz.
Im Nachhinein habe ich natürlich bezahlt. Wir verlassen gerade die Döner-Bude. Ich bin stolz und er ist niedergeschlagen. ,,Sind Sie so stolz?'' fragt er schmunzelnd. Ich nicke und laufe die Gasse entlang. Mein Handy klingelt und ich hole es aus meiner Manteljacke. Es ist die Nummer des Kindergartens von Sayfullah und Taufiqullah. Ich runzle die Stirn, normalerweise rufen sie nie an. Ich nehme ab. ,,Frau Carabinar, hallo?''ich bestätige. Er schaut mich fragend an. ,,Ein kleiner Unfall ist mit Taufiqullah passiert. Wir haben versucht, ihn zu beruhigen, aber das ging schlecht'',sagt sie. ,,Was für ein Unfall?''frage ich sofort. Sie zögert. ,,Taufiqullah hat eine blutende Nase, aber wir haben alles unter Kontrolle. Wir konnten ihn jedoch nicht beruhigen und sein Bruder ist ausgeflippt und hat den anderen Jungen geschlagen.'' Oh mein Gott, ,,Ich komme'',sage ich. Sie bedankt sich und legt auf. ,,Was ist los?''fragt Mart. ,,Ich muss gehen'' antworte ich. Er runzelt die Stirn. Innerlich murre ich, ich muss gehen! ,,Soll ich Sie fahren?'' biete ich an. Er lehne dankend, aber verwirrt ab. ,,Wie kommen Sie nach Hause?'' frage ich. ,,Die Kanzlei ist gleich nebenan'',antwortet er. Ich nicke.
Ich laufe gerade zum Kindergarten rüber und öffne die Tür. Bei der zweiten Tür muss man klingeln, bis jemand aufmacht. Und da kommt Frau Kers, die Erzieherin von Sayfullah und Taufiqullah. ,,Frau Carabinar, schön, dass Sie da sind", ich lächele sie an. ,,Wo sind meine Kinder?", frage ich. Sie lässt mich rein ,,Sie sind hier im Krankenzimmer." Ich laufe ihr hinterher, bis wir vor einer weißen Tür ankommen. Sie öffnet sie und da sind die beiden. Ich gehe sofort rein. Taufiqullah liegt auf dem Bett und Sayfullah ist neben ihm und hält seine Hand. Frau Kers erklärt mir, wie das passiert ist. Sayfullah streichelt seinen Bruder über den Kopf und Taufiqullah streckt seine Arme nach mir aus. Ich trage ihn. ,,Also, ja, wie gesagt, wir hatten alles unter Kontrolle", sagt Frau Kers. ,,Alles ist gut, so etwas kann schließlich passieren, es sind Kinder", lächle ich sanft zurück. Sie nickt und Sayfullah schnaubt und dreht sein Gesicht weg. Seine Erzieherin schmunzelt.
,,Natürlich, und dir, kleiner Mann, gute Besserung", sagt sie. Taufiqullah dreht brummend sein Gesicht weg, aber sie lächelt. ,,Schönen Tag Ihnen noch", sagt sie. ,,Ebenfalls", antworte ich. Ich verlasse gerade den Kindergarten mit Taufiqullah auf dem Arm und halte Sayfullahs Hand. ,,Ich heute vorne", sagt Taufiqullah und Sayfullah nickt. Er sagt gerade nichts über seinen Bruder, weil sein Bruder verletzt ist. Ich schnalle Sayfullah hinten an und Taufiqullah sitzt vorne. ,,Wohin, Mami?", fragt Taufiqullah. Ich schnalle mich gerade an und summe vor mich hin. ,,Mami", wiederholt Sayfullah ungeduldig. Ich summe weiter, während Taufiqullah durch die Gegend schaut. ,,Zuerst gehen wir in die Werkstatt und dann gehen wir auf einen Spielplatz", sage ich. Sayfullah nickt. ,,Werkstatt", wiederholt Taufiqullah. Er wiederholt gerade jedes Wort, das er komisch findet. Letztens hat Djamal neben ihm geflucht und dann hat er das Wort drei Tage lang wiederholt. ,,Habt ihr Hunger?", frage ich. Beide verneinen es. Gut, sie haben schon gegessen. Wenn sie keinen Hunger haben, habe ich auch keinen Hunger.
Ich habe mein Auto gerade in der Werkstatt abgegeben und halte Sayfullah mit der linken Hand und Taufiqullah mit der rechten Hand. Wir überqueren gerade die Straße und gehen auf einen Spielplatz zu. Sayfullah hat natürlich wie immer seinen Ball dabei. Als wir am Spielplatz ankommen, geht Taufiqullah direkt zur Schaukel und Sayfullah spielt Fußball. Das nicht so schöne daran ist, dass der Spielplatz neben einer viel befahrenen Straße liegt, wo die Autos immer herumfahren.
,,Mami!", ruft Taufiqullah. ,,hisini!" Ich nicke er möchte, dass ich zu ihm rüber zur Schaukel laufe. Er geht hin und her. ,,Schnell, Mami!", sagt er. ,,Aber nicht so schnell, sonst fliegst du mir noch weg." Er nickt hastig und ich fange an, ihn zu schaukeln. Er kann gar nicht aufhören zu lachen. ,,Taufiqullah", ermahne ich ihn, und er lacht noch mehr. In der Zwischenzeit höre ich Sayfullah nach mir rufen. Ich drehe mich zu ihm um und sehe, wie sein Ball über die Straße rollt.
Meine Augen weiten sich... ,,Bleib hier, ich hole es." Er nickt und wartet. Ich muss Taufiqullah stoppen, mein Handy klingelt. Ich schaue auf mein Handy, Neco ruft an. Sayfullah ruft wieder nach mir. Ich halte Taufiqullah an und nehme ihn von der Schaukel. Mein Handy klingelt immer noch. Taufiqullah will wieder auf die Schaukel. Ich schaue nach hinten, um Sayfullah zu sehen, aber ich sehe ihn nicht. Ich sehe ihn auf der Straße laufen. ,,Bleib kurz hier, ja?" Taufiqullah nickt verwirrt und bleibt stehen, wo er ist. Ich laufe schnell zu Sayfullah rüber. ,,Sayfullah!" rufe ich seinen Namen, aber er läuft ganz normal weiter, als hätte ich ihn nicht gerufen. Die Ampel ist rot und ein Auto nähert sich ihm.
Nein, mein Sohn.Nein, mein Sohn. Nein, mein Sohn.
Nein, mein Sohn.Nein, mein Sohn.Nein, mein Sohn.
Nein, mein Sohn.Nein, mein Sohn. Nein, mein Sohn.
Nein, mein Sohn.Nein, mein Sohn. Nein, mein Sohn.
Nein, mein Sohn.Nein, mein Sohn. Nein, mein Sohn.
Eymen hat meinen Sohn gerettet.
Das Auto bremst, jedoch ist Sayfullah nicht mehr auf der Straße. Eymen trägt ihn von der Straße weg. Ich stehe immer noch versteinert, halb auf der Straße und halb auf dem Spielplatz. Sayfullah wehrt sich nicht und berührt sein Gesicht. Taufiqullah kommt zu mir ,,Mami, ist alles oki?''fragt er mich ich nicke überrascht. Eymen kommt mit Sayfullah zurück und setzt ihn auf den Boden ab. Er schaut mich an. Sayfullah kommt auf mich zu und sagt: ,,Entschuldigung, Mami.'' Ich bin verblüfft und nicke Sayfullah zu. Ich nehme ihn auf den Arm und möchte gehen. Ich muss gehen, denn ich kann nicht länger neben Eymen stehen. Er bemerkt, dass ich gehen will ,,Willst du mir nicht danken, dass ich deinen Sohn gerettet habe?'"
-Ein Kapitel nach langem !
-Da jetzt Ferien sind kommen die Kapiteln etwas schneller
-Insta für Ästhetik : arabia0an
-arabia 🌧️
Was fühlt ihr ?
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