7. 🌻

„Ähm…“, beginne ich meine Antwort, hauptsächlich um etwas zu sagen, nicht weil ich wirklich schon eine Antwort habe.

Wer weiß, vielleicht ist Dion ja ein einsamer Wolf und würde sich mir gar nicht anschließen wollen? Oder aber er ist einer dieser Menschen, die immer ein Gespräch anfangen, und sich immer an dich hängen, egal was oder wo du bist.

Das Problem ist, dass ich Dion überhaupt nicht einschätzen kann. Allerdings spricht er mit mir, also wird er wohl zumindest nicht menschenscheu sein.

„Okay", sagt ebendieser gedehnt, und macht einen Schritt in Richtung Treppe. „Ich finde auch alleine raus, wo man hier gut joggen kann, keine Sorge.“

Schnell nicke ich.
Genau, er findet es alleine heraus, so schwer ist es jetzt auch nicht, einfach loszulaufen.

Mit einem letzten kritischen Blick zu mir wendet sich Dion ab und verschwindet die Treppe hinab.

Angespannt atme ich aus. Ein Glück, dass er mir diese Entscheidung abgenommen hat, ich hätte vermutlich noch bis morgen in meinem Kopf darüber debattiert.

Ich warte noch einige Minuten, dann mache ich mich auch auf den Weg nach draußen.

Die Morgenluft ist unheimlich erfrischend und beruhigend. Vögel zwitschern schon um die Wette, und die Sonne steht auch schon am Himmel. Diese morgendliche Idylle ist unheimlich schön, auch wenn man sich dafür so früh morgens aus dem Bett quälen muss.

Nach ein paar Dehnübungen, die ich tatsächlich noch aus dem Sportunterricht kenne, laufe ich los. Ich weiß nicht, die meisten Menschen laufen vermutlich einfach los, aber ich hab ständig Angst, mir sonst was zu zerren oder so, wenn ich mich nicht dehne.

Während meine Füße über den Asphalt fliegen, hoffe ich, dass ich nicht irgendwann Dion begegne.

Schon nach kurzer Zeit beginne ich zu schwitzen wie ein Schwein und schnappe wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft. Meine Ausdauer scheint sich nicht verbessert zu haben, seit ich angefangen habe, joggen zu gehen.

Um ehrlich zu sein hasse ich Sport. Sport ist Mord. Aber irgendwann will ich halt auch nicht mehr die sein, die nach drei Treppen keine Luft mehr bekommt. Und vielleicht brauche ich das auch einfach für mich. Außerdem kann Sport nie schaden.

Der Park kommt in mein Blickfeld und ich werde etwas langsamer. Normalerweise umlaufe ich den Park, weil dort oft Leute unterwegs sind, die mit ihrem Hund spazieren gehen oder morgendliche Spaziergänge machen. Aber heute überlege ich tatsächlich, ob ich vielleicht einfach einmal durch sollte. Die Leute haben sicher schon Schlimmeres als eine joggende, rote Tomate gesehen.

Ich erinnere mich daran, dass Dad früher auch immer gejoggt ist. Er hat auch Tennis gespielt und ich glaube auch Hockey, aber das nur gelegentlich mit seinen Freunden. Natürlich hat er mich jedes Mal gefragt, ob ich mitwill wenn er trainieren ging, aber als Dreijährige interessierten mich meine Barbiepuppen deutlich mehr.


Kaum betrete ich den Park, muss ich erkennen, dass diese Strecke wesentlich angenehmer als meine normale Strecke außen herum ist. Nicht nur die großen, Schatten spenden Bäume, sondern auch die viel schönere Aussicht auf ein paar blühende Wiesen tragen dazu bei.

Aber allem voran begeistert mich der Kiesweg, auf dem es sich meines Erachtens nach viel besser läuft als auf Asphalt. Er zieht sich in mehreren Schlangenlinien quer durch den Park, mit einigen Abzweigungen und Kreuzungen.

Der Park von St. Louise ist nicht sonderlich groß, und lässt sich leicht überblicken.

Tatsächlich ist hier weniger los, als ich gedacht habe, aber vielleicht täuscht das auch nur? Auf den ersten Blick kann ich zwei Pärchen ausmachen, eins mit Kinderwagen, das andere mit Hund. Dann noch ein weiterer Hundebesitzer, und da hinten joggt auch noch irgendein Mann.

Ist hier immer so wenig los?
Ich dachte immer, hier wären viel mehr Leute unterwegs, auch wenn es so früh ist.

Zur Mittagszeit ist er hier auf alle Fälle um einiges voller und lauter.

Ich zucke mit den Schultern. Na immerhin sehen so nur wenige Leute, wie unsportlich ich bin.

Mit einem letzten Blick über den Park setze ich mich wieder in Bewegung und richte den Blick auf den Boden vor mich. Das Knirschen des Kies unter meinen Füßen und das Zwitschern der Vögel über meinem Kopf nehme ich nur gedämpft durch meine Kopfhörer war.

Ich konzentriere mich auf die Musik und versuche, meine Füße in Einklang mit dem Beat zu bekommen.

Meine Gedanken wandern zu meinen heute bevorstehenden Aufgaben. Jeden Montag erstelle ich mir einen Wochenplan und überprüfe diesen jeden Morgen.

Früher war ich wesentlich unorganisierter, was sich deutlich in meinen schulischen Leistungen widergespiegelt hat. Dass ich überhaupt einen Abschluss und dann noch einen so guten, dass ich Jura studieren kann, geschafft habe, liegt an einer Extrarunde in der Elften.

Nach der ersten Runde habe ich zum Glück gemerkt, dass das so nichts wird, und mich dazu entschieden, es noch einmal zu versuchen.
Mein Notendurchschnitt hat es mir gedankt. Und so habe ich immerhin die Möglichkeit–

Ich knalle gegen etwas Hartes und verliere dabei prompt mein Gleichgewicht.

Mit wild in der Luft rudernden Armen versuche ich, mich irgendwie aufzufangen, aber es bringt nichts mehr. Schmerzhaft falle ich auf den Kies und schramme mir dabei meine Ellenbogen auf.

Die kleinen Steinchen bohren sich in meine Haut und ich zische vor Schmerz einmal auf. Es schmerzt nicht, es brennt, aber das tut trotzdem weh.

Kindheitserinnerungen kommen fast sofort hoch, wie immer, wenn ich mir irgendetwas aufschramme. Meine Kindheit war geprägt von Aufschrammungen – was soll ich sagen, ich war ein sehr wildes Kind.

„Oh“, kommt es von meinem Gegenüber.

Oh?! Einfach nur oh, mehr fällt ihm nicht ein?

Empört blicke ich nach oben – und wünsche mir sofort, es nicht getan zu haben. Vor mir steht Dion.

🌻🌻🌻

Hallöchen, hier ist die liebe Ruby wieder.

Kaum von Dion verabschiedet, läuft sie auch schon wieder in ihn rein...

Dieses Kapitel ist ein bisschen kürzer als die davor, aber dafür war das letzte relativ lang, ich hoffe, das geht also klar?

Falls ihr es noch nicht gesehen habt, gibt es jetzt so Art... Aesthetics für dieses Buch, nicht sonderlich hübsch, aber was soll's.

Passt alle auf euch auf und fallt nicht auf Kies.

Eure
Silveriury

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