8. Mörderin
Joker
Fasziniert sah ich zu der schlafenden kleinen Wayne, die ich in ihr Zimmer und in ihr Bett gebracht hatte. Ihre Kleidung war zwar mit Blut besudelt, doch ich fand , dass es keine sehr gute Idee war, während sie schlief, sie auszuziehen. Alejandro den ekelhaften Bastard hatte ich gejagt gehabt und auch eingefangen, nur damit sie ihn schlachtete. Niemals hätte ich gedacht, dass sie dies wirklich durchziehen würde, hatte sie ganz klar unterschätzt gehabt und sah großes Potential in ihr. Wäre es nicht herrlich das perfekte, reiche und liebliche Mädchen zu verderben? Sie hatte ganz klar Temperament und sich öfters auch nicht im Griff, wie man vorhin sehen konnte, doch vielleicht wäre das ja für mich von Vorteil? Es wäre verschwendetes Talent sie wieder frei zu lassen, sie wieder wegsperren zu lassen, in den großen Palast, den sie ihr zu Hause nannte. Sie war nicht wie ihr Bruder, war vermutlich das komplette Gegenteil und doch dachte sie, sie wäre die Unschuld selbst. Natürlich hatte ich weiter über sie nachforschen lassen, wollte ihre dunkelsten Geheimnisse wissen, ihre Liebhaber kennen und sie besser verstehen. Es war wirklich schwer gewesen an Informationen über Genevieve Wayne zu kommen, doch ich wäre nicht der Joker, würde ich an ihre Akte nicht rankommen. Ich hatte eben viele Kontakte, wurde gefürchtet und respektiert, sodass ich nun schon das dritte mal heute ihre Akte in meiner Hand hielt und sie las.
Name: Genevieve Wayne
Geburtsdatum: 23.05.1988
Geburtsort: Gotham General Hospital
Größe: 5'1" (1,68m)
Nationalität: amerikanisch
Eltern: Thomas Wayne, Martha Wayne
Status der Eltern: tot
Geschwister: Bruce Wayne (Bruder)
Status der Geschwister: lebend
gelernte Sprachen: Englisch (Muttersprache), Französisch, Italienisch
Krankheiten: Zwiegespaltene Persönlichkeit, Schlafstörung, Essstörung, traumatisierendes Ereignis in der Kindheit, Angststörung, Aggressionsproblem
Allergien: /
Bemerkungen: Genevieve Wayne erschoss mit fünf Jahren vor den Augen ihres Bruders ihre Eltern mit einer Pistole eines Diebes. Seitdem leidet sie an einer Zwiegespaltenen Persönlichkeit, sowie einer Schlafstörung, Esstörung, einem Aggressionsproblem und einer Angststörung gegenüber der Außenwelt. Sie und ihr Bruder wurden seitdem therapeutisch betreut. Genevieve wurden ebenfalls Tabletten verschrieben, die sie ruhigstellen und sie vergessen lassen. Ihre Zwiegespaltene Persönlichkeit machte sich an dem Mord von Marvin Meyers in der 5. Klasse bemerkbar. Daraufhin wurde sie von zu Hause aus unterrichtet und vergaß diesen Mord ebenfalls. Bruce Wayne zahlt eine hohe Summe an die Angestellten um zu Schweigen. Mit 14 Jahren wurde sie von ihrem Bruder verlassen, der 2005 jedoch zurückkam.
Wie konnte es sein, dass sie den Mord an ihren eigenen Eltern und an einem 11. Jährigen Mitschüler vergaß? Laut der Akte hatte sie eine gespaltene Persönlichkeit, welche sie nur noch besonderer machte, jedoch wusste sie davon nichts. Würde sie den Mord an Alejandro morgen noch wissen oder würde sie ihn verdrängen, so wie alles andere auch? Dieses Mädchen war wahrlich das faszinierendste Geschöpf, was ich jemals kennenlernen durfte und ich kannte viele schräge Vögel. Es war absurd, dass die beschriebene Person in der Akte und Genevieve Wayne die gleiche Person waren, dennoch höchst interessant. Mein Interesse an ihr war geweckt, nur wie sollte ich sie in die richtige Richtung lenken? Der Mord Alejandros war ein guter erster Schritt gewesen, doch da müsste noch viel mehr kommen. Ich musste zu ihr eine Verbindung aufbauen, sie von mir abhängig werden lassen und sie so verformen, wie ich es wollte. Sie würde, wenn ich mit ihr fertig war, alles für mich machen, foltern, töten und sogar sterben, wenn ich es verlangen würde. Das würde ein Spaß werden!
Ginny
„Daddy, bekomme ich noch ein Eis?", fragte ich mit meinen Wimpern klimpernd meinen Vater, der mit mir Hand in Hand durch die Innenstadt lief und mir viele neue Läden zeigte. Es war ein trister, windiger Herbsttag. Bunte Blätter fielen von den Bäumen, Eichhörnchen suchten Nahrung und zeigten sich in Parks, in den Theatern wurden neue Stücke gespielt und in den Läden wurden schon Weihnachtsartikel verkauft. Es war wirklich schön mit meinem Vater Zeit zu verbringen, da er wirklich wenig davon für uns hatte, immer am Arbeiten war, doch er hatte sich für heute den Tag freigenommen, um mit mir shoppen zu gehen und anschließend mit der ganzen Familie das Theater zu besuchen.
„Alles was du dir wünscht, Prinzessin", antwortete er mir lächelnd, woraufhin ich über den Spitznamen, den er mir gegeben hatte, kichern musste.
„Ich bin doch gar keine Prinzessin", meinte ich, fand es dennoch süß so betitelt zu werden. Wir liefen gerade an einem kleinen Laden vorbei, der Fahrräder und Sportklamotten verkaufte. Meine Hände hatte ich in meine dunklen Manteltaschen gesteckt, fröstelte auch durch meinen Schal und meine Mütze durch, doch ein Eis wollte ich dennoch.
„Für mich schon mein Schatz, die schönste der Welt sogar."
„Schöner als Mommy?", fragte ich ihn, woraufhin er schnaufte und stehen blieb.
„Ihr seid beide meine wertvollsten und hübschesten Schätze, genauso wie dein Bruder", meinte er, was mich lächeln ließ. Ich war sein größter Schatz und er meiner! „Nun komm, wir holen dir ein Eis. Wie wäre es mit Erdbeere?"
„Ja, das ist so lecker!" Er musste schmunzeln, nahm nun wieder meine Hand in seine und zusammen liefen wir zur Eisdiele. Es war ein wirklich schöner Nachmittag gewesen. Damals hätte ich nie auch nur ahnen können, was am Abend passieren würde. Ab da an wurde alles anders und es hatte mich mehr als nur gebrochen. Meinen Vater und meine Mutter zur selben Zeit zu verlieren, nur noch alleine mit Bruce in diesem riesigen Herrenhaus zu sein und leiden zu müssen, Tag ein Tag aus, war das schlimmste gewesen, was ich jemals hatte durchmachen müssen. Dieser Schmerz war bis heute so present wie damals. Sie hatten alle gesagt, dass es besser werden würde, ich lernen würde, damit umzugehen und irgendwann abschließen könne, doch das war nie passiert. Nie hatte ich vollkommen mit dem Tod meiner Eltern abschließen können, doch konnte man es mir verübeln? Wie sollte ich das auch jemals schaffen? Ich war dabei gewesen, als dieser Straßenräuber meine Eltern vor meinen Augen erschoss, hatte gesehen, wie sie blutend zu Boden gegangen waren, hatte gehört, wie Bruce das Schreien und Weinen angefangen hatte, doch ich hingegen hatte nur da stehen können, war wie gelähmt gewesen, als wäre ich betäubt wurden. In diesem Moment war meine kleine perfekte Welt zerbrochen und nun saß ich hier, im Bett in einem mir fremden Haus eines Mafia Bosses, der sich schminkte und Leute umbrachte, doch wie sollte ich ihn verurteilen? Ich war kaum besser, hatte gestern selbst jemanden umgebracht und saß seit heute Morgen wie gelähmt auf meinem Bett und starrte die Wand an. Ich hatte einen Mann qualvoll erstochen, war eine Mörderin und könnte nie wieder nach Hause zurückkehren. Es war schön in Erinnerungen zu schwelgen, mich in ihnen zu verlieren, denn die Gegenwart war abscheulich. Würden Alfred, Mariah oder Bruce erfahren, dass ich jemanden umgebracht hatte, würden sie mich für verrückt halten, mich einweisen lassen oder ins Gefängnis sogar stecken. Oh verdammt, ich würde bis an mein Lebensende im Gefängnis schmoren!
„Hey Ginny, darf ich reinkommen? Ich habe dein Essen mitgebracht!", rief Martin vom Flur aus, nachdem er an meine Tür geklopft hatte und ich ihn nicht hereingebeten hatte. Als Antwort blieb ich still, wandte meinen Blick von der Tür ab und starrte wieder an die vertraute weiße Wand. Ich hatte keine Lust mit ihm zu reden, hatte sicherlich keinen Hunger und wollte nur meine Ruhe. Ich hatte es verdient alleine zu leiden für meine Taten, würde nach dem Tod in die Hölle dafür kommen, falls nicht dieses Leben schon meine eigene Hölle war.
„Ich komm jetzt rein, also zieh dir was an, falls du nackt bist oder so...", murmelte der Franzose und trat kurze Zeit später mit einem Tablett in der Hand in mein Zimmer ein. Als er mich jedoch erspähte, wie ich mit meinem grauen Schlafanzug, tiefen Augenringen und einem starrenden Blick auf die Wand gerichtet da saß, seufzte er laut und stellte das Tablet auf ein Regal an die Seite.
„Was ist passiert? Was hat er gestern mit dir gemacht?", fragte er mich besorgt, lief auf mein Bett zu und setzte sich auf dieses, sah mich abwartend an, doch ich würde ihm keine Antwort geben. Ich konnte es ihm nicht erzählen. Was würde er nur von mir halten? Er sah doch in mir das unschuldige, entführte Mädchen, was ich eigentlich auch war, doch seit gestern hatte sich eben alles drastisch geändert. Ich war von dem 17 Jährigen, liebevollen und unschuldigen Mädchen, zur brutalen, grässlichen Mörderin geworden.
„Ginny! Du machst mir angst, weißt du das? Du kannst mit mir darüber reden, ich werde dich nicht verurteilen", sprach er weiter eingehend auf mich ein, doch ich würdigte ihm immer noch keines Blickes. Es war wirklich nett, dass er hier war, mir helfen wollte, doch er konnte es nicht. Niemand würde es mehr können. Wenn man einmal eine Mörderin war, würde man es immer sein, ob man nun wollte oder nicht. Ich wäre für immer verdammt.
„Na gut, dann eben nicht. Bitte iss etwas, denn wenn nicht muss ich den Joker davon informieren. Er wird nicht darüber erfreut sein vermutlich." Schließlich verlies er endlich mein Zimmer, ließ mich und mein Essen alleine zurück, doch ich rührte es nicht an. Jetzt nur daran zu denken Essen runterzubekommen, war widerlich. Die ganze Zeit sah ich vor meinem inneren Auge Alejandro vor mir kniend, um Gnade bettelnd, weinend, schreiend, doch ich hatte ihn getötet gehabt. Hätte ich es auch getan, wäre der Joker nicht dabei gewesen? Ich wusste es nicht, doch er hatte gemeint gehabt, dass der Spanier so oder so gestern Abend gestorben wäre. Hätte ich ihn also nicht getötet, hätte es der Joker getan, was mich tatsächlich ein bisschen beruhigte. Vielleicht hatte ich ihm auch Leid erspart? Sein Tod war zwar nicht ohne Schmerzen gewesen, doch Martin hatte mir von den grausamen Foltermethoden des Clowns erzählt, da war meine Aktion gestern Abend nichts hingegen gewesen. Dennoch fühlte ich mich mehr als nur schlecht und konnte es stets noch nicht so ganz realisieren. Genevieve Wayne war eine Mörderin, ich war eine Mörderin. Es klang so absurd und lächerlich zugleich. Meinem Aussehen nach zu urteilen, würde man mir niemals so eine Tat zutrauen, aber so war es eben. Die Frage war nur, ob ich mit dieser schrecklichen Sünde leben konnte oder nicht. Es war kaum auszuhalten, dieses Gefühl drohte mich in den Abgrund zu stürzen, aus dem ich vermutlich nie wieder herauskommen würde.
1715 Wörter
Hey :) Ein etwas kürzeres Kapitel, dennoch ein sehr wichtiges für die Story. Nun kennt ihr die Wahrheit hinter Ginny, ihre Krankheiten und vorherigen Morde. Hättet ihr das von ihr erwartet? Lasst mich gerne wissen, wie ihr das Kapitel fandet. Bis Bald!
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