7. Mord
„Martin, beruhige dich! Du siehst so aus, als würdest du gleich ohnmächtig werden", meinte ich schmunzelnd und betrachtete den Dunkelhaarigen, welcher in meinem Zimmer angespannt auf und ab lief. Stunden waren seit heute früh vergangen und seitdem war er mir nicht mehr von der Seite gewichen. Ob es von ihm aus gekommen war oder von dem Joker persönlich, wusste ich nicht, jedoch war ich sehr dankbar, dass ich nicht alleine hatte den Tag verbringen müssen.
„Dieses Arschloch ist immer noch nicht aufgetaucht, wie soll ich mich da beruhigen? Er wird mich umbringen, Ginny! Das weißt du oder? Er wird mich quälen und dann umbringen. Ich bin noch jung und das will ich sicherlich nicht." Ich lächelte ihn mitleidig an, stand von meinem Bett auf, lief auf ihn zu und nahm seine Hände in meine.
„Ich werde das nicht zulassen! Du bist ein guter Mensch und das ist einfach nicht fair. Der Einzige, der etwas dafür kann, ist dieser ekelhafte Spanier." Alleine schon an heute Morgen zu denken, an ihn zu denken und was hätte passieren können, ließ mich wieder ganz durcheinander werden. Auch, wenn es grausam von mir war so zu denken, so wollte ich auch, dass der Joker diesen Widerling schnappte und ihm Schmerzen zufügte. Es war erschreckend, dass ich so dachte, woran es auch einfach an meiner Umgebung liegen konnte, da ich hier täglich umgeben von Mördern war und das vermutlich einfach auf mich abfärbte. Vielleicht wollte ich aber auch einfach nur Gerechtigkeit, denn die verdiente ich auch! Ich würde wahrscheinlich keine Nacht Schlaf finden, wenn ich wüsste, dass er auf freiem Fuß wäre, jedoch werde ich es vermutlich sowieso nicht können. Ich dachte immer noch seine Hände auf meiner Haut zu spüren, seinen Atem an meinem Hals und seine Stimme in meinem Ohr zu hören. Ich dachte zu hören, wie er um Hilfe schrie und um sein Leben bettelte. Das ich mir das einbildete, war wirklich erschreckend. Drehte ich jetzt etwa komplett durch?
„Gott sei Dank", murmelte da Martin jedoch, woraufhin ich ihn verwirrt anguckte, als da zeitgleich meine Tür aufgerissen wurde und ich zu einem verschwitzten Kol blickte, der kurz zwischen mir und Martin hin und her blickte, verwundert war, dass ich seine Hände in meinen hielt, woraufhin ich sofort diese losließ und abwartend den besten Mann des Jokers ansah.
„Tut mir leid, wenn ich euch bei was auch immer gestört habe, aber der Boss ist wieder da und er will dich sehen, Ginny", meinte Kol. Er wollte mich sehen? Der Joker wollte mich sehen?
„Mich? Bist du dir sicher?", fragte ich ihn verwundert, hatte damit gerechnet, dass er Martin sehen wollte und nicht mich, denn was hatte er mit mir vor? Hatte er Alejandro gefunden? Wollte er mir seine Leiche zeigen oder wollte er mir mitteilen, dass er ihn nicht hatte finden können? Es konnte einfach alles sein.
„Ja und jetzt komm, er ist nicht erfreut, wenn man ihn warten lässt." Ich guckte hilflos zu Martin, der nur mit den Schultern zuckte und mich dann jedoch etwas zu Kol drückte, um mir zu signalisieren, dass ich gehen sollte, was ich schließlich auch tat und dem Braunhaarigen folgte, der still neben mir herlief und starr gerade aus schaute.
„Weißt du, ob er ihn geschnappt hat? Alejandro meine ich." Ich hoffte es so sehr, wollte ihn leiden sehen, tot sehen.
„Und wie er das hat. Er hat ihn gejagt wie ein Tier und so wird er ihn auch schlachten." Ich atmete erleichtert aus, war glücklich, dass er seine gerechte Strafe bekommen hatte.
Nach kurzer Zeit hielten wir schon vor einer mir fremden Holztür an, wo sich Kol von mir verabschiedete und meinte, dass der Joker mich alleine verlangt hätte, sodass ich zittrig die Türklinke runterdrückte und ich schon geschockt stehen blieb, mein Kopf erstmal verarbeiten musste, was ich hier sah, was sich vor mir abspielte. Der Joker stand breitgrinsend vor einem knienden oberkörperfreien Mann, welcher unzählige blutige Wunden auf seinem Rücken hatte, viele rote Abdrücke und bitterlich weinte, um sein Leben bettelte. Warte mal... Diese Stimme kannte ich doch!
„Du hast ihn noch nicht getötet?", fragte ich schockiert nach, trat weiter in den Raum hinein und schloss die Tür hinter mir. Langsam lief ich um den Mistkerl herum, der von vorne nur noch übler zugerichtet war, auch im Gesicht blutete, seine Nase gebrochen schien und er eine riesige Platzwunde an der Stirn hatte.
„Ich habe gewartet, dachte du wolltest es mitansehen", antwortete der Joker, musterte mich kurz, schien einschätzen zu wollen, wie ich das hier fand, ob ich durchdrehen würde und versuchen würde, abzuhauen, doch ich blieb neben ihm stehen, rührte mich nicht vom Fleck, sondern sah nur hasserfüllt zu dem vor mir knienden Bastard, der auch noch die Dreistigkeit hatte mich mit dem gleichen Blick von vorhin anzusehen, mich nur noch wütender machte.
„Hör auf so zu gucken, du mieses Arschloch! Wir wissen beide, dass er dir schlimme Dinge antun wird. Dinge, bei denen du dir wünschst, nie geboren worden zu sein und Dinge, bei denen du um deine Mami betteln wirst", meinte ich zu ihm und spuckte ihm in seine hässliche Visage, woraufhin er angeekelt das Gesicht verzog und mit blutverschmierten und zittrigen Händen die Spucke aus seinem Gesicht mit seinem Handrücken strich. Noch nie zuvor, hatte ich so eine Wut in mir verspürt, war selber von mir erschreckt, was ich hier tat und was ich alles noch tun wollte. Das war einfach nicht ich oder war es mein wahres Ich und ich hatte es nur die ganze Zeit versteckt? Wer war ich eigentlich?
„Die kleine Wayne hat Feuer! Das gefällt mir", raunte der Joker mir leise in mein Ohr, stand direkt hinter mir und legte seine Hand besitzergreifend um meine Taille, sein Körper presste von hinten an meinen und in meine rechte Hand legte er sachte ein kleines Messer. Was sollte ich damit? Was hatte er vor?
„Was soll das?", fragte ich verwirrt nach, sah nur zu dem vor mir knienden Mistkerl, der seinen Blick nun nach unten gerichtet hatte. Gut so.
„Ich gebe dir die Chance deine Wut rauszulassen. Er wird nach heute Abend tot sein, also warum nicht seinen Spaß noch mit ihm haben? Er hat es verdient und das weißt du, also tu ihm weh!", befahl der Clown mir, woraufhin ich das Messer fest umklammerte, mit geweiteten Augen zu dem Joker sah, der es todernst meinte, doch was sollte ich jetzt machen? In mir schrie alles danach, dem Befehl nachzugehen, dem Arschloch wehzutun, so wie er mir wehgetan hatte, jedoch hinderte mich dennoch etwas daran. Bruce, Mariah und auch Alfred wären von mir enttäuscht, würden mich vermutlich kaum wiedererkennen und mich dafür hassen. Batman verprügelte und tötete soweit ich wusste zwar auch Leute, jedoch war das etwas anderes. Er tat es für die Gerechtigkeit.
„Warum zögerst du, Liebes? Er freut sich schon darauf. Hörst du nicht sein herrliches Wimmern?", fragte der Mafiaboss mich genervt, nahm meine Hand mit dem Messer in seine Hand und führte sie zu seinem Gesicht.
„Mein Bruder wird enttäuscht von mir sein, er wird mich hassen", murmelte ich verzweifelt, versuchte mir weiterhin einzureden, dass das falsch war, dass ich standhaft bleiben musste und nicht aus meinen Gefühlen heraus handeln sollte.
„Er wird sich freuen, dass du dich gerecht hast, für dich eingestanden bist, dich verteidigt hast." Ich hörte seinen Worten gebannt zu, die so überzeugend und ehrlich klangen, dass ich seine Hand meine weiter leiten ließ, auch, als er das Messer in das Gesicht des Spaniers rammte und ihm ein Lächeln ins Gesicht schnitt. Blut strömte aus seinen offenen Wunden und er schrie sich halb die Seele aus dem Leib, als der Joker sein Meisterwerk schließlich vollendet hatte und grinsend den heulenden Bastard ansah.
„Schönes Lächeln", murmelte ich, musste mir auf meine Unterlippe beißen, um nicht auch zu grinsen, denn ich fand es durchaus unterhaltsam, wie er heulte und Schmerzen hatte. Er war ein ekelhafter Dreckskerl, der mir schlimme Dinge hatte antun wollen, mich damit für immer gebrochen hätte vermutlich. Es war nur fair, dass er jetzt litt, gleich sterben würde und hoffentlich für immer in der Hölle schmoren würde.
„Ich finde, dass er noch nicht genug gelitten hat oder?", fragte der Joker mich, woraufhin ich ihm zustimmte und mich entschlossen Alejandro widmete. Das blutbeschmierte Messer setzte ich an seiner Schulter an, rammte es in seine Haut und zog es bis zu seiner Hand herunter, hatte kein Erbarmen, keine Schuldgefühle, sondern hatte endlich das Sagen, die Macht über ihn und seinen Körper.
„Bitte, hör auf! E-es tut mir leid! So leid!", brachte er zwischen Schluchzern und Schreien hervor.
„Es tut dir leid? Es tut dir leid! Du wolltest mich vergewaltigen, hast mich angefasst und geküsst, ohne, dass ich es wollte! Du bist ein verschissener Bastard und wirst jetzt sterben!", schrie ich ihn hasserfüllt an, setzte das Messer an seinem Hals an und ehe ich mich versah, schnitt ich seine Pulsader durch, schloss schnell meine Augen, da unfassbar viel Blut spritzte und hielt mich verzweifelt an der Schulter des Jokers fest, drohte von dem ganzen Adrenalin ohnmächtig zu werden. Hatte ich gerade... Nein oder? Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein. Hatte ich gerade jemanden umgebracht? Oh ich war verdammt. In den Himmel würde ich nun ganz sicher nicht mehr kommen und nach Hause könnte ich vermutlich auch nicht mehr. Was hatte ich nur getan? Wieso hatte ich das getan? Ich hatte gerade jemanden qualvoll ermordet! Das konnte nicht passiert sein. Ich war keine Mörderin! Mit 17 Jahren sollte man sich mit der Highschool befassen oder Partys und nicht mit einem verfluchten Mord, den man begangen hatte! Was war nur in mich gefahren? Wie hatte das passieren können? Als ich meine Augen wieder öffnete, lag Alejandro blutüberströmt auf dem Boden, hatte glasige Augen und wurde immer blasser. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, wohingegen mein Atem stockte, ich schockiert zu dem Toten sah, wusste, dass er wegen mir tot war und nie wieder zurückkommen würde. Ich hatte jemanden umgebracht.
„Oh Gott", hauchte ich, war zu schockiert, um mehr herauszubringen. Ich war eine Mörderin. Genevieve Wayne war eine verdammte Mörderin! Tränen bahnten sich einen Weg aus meinen Augen, doch ich rührte mich nicht, starrte die Leiche vor mir an und drohte ohnmächtig zu werden. So ganz begreifen, dass er tot war, wegen mir tot war, konnte ich nicht. Ich würde vermutlich gleich von diesem Albtraum aufwachen und erleichtert feststellen, dass ich zu Hause in meinem Bett war, bei meiner Familie war und das alles gar nicht passiert war, ich nie bei dem Joker gelandet war und ich nicht so etwas Schlimmes getan hatte. Das verrückte Lachen und klatschen des Clowns riss mich schließlich aus meinen Gedanken. Er fand das gut? Was hatte ich bitte erwartet, natürlich fand er das. Er war eben einfach nicht richtig im Kopf, doch das war ich anscheinend ebenfalls nicht. Niemals hätte ich gedacht gehabt, nur erahnen können, dass ich so eine grauenhafte Tat vollbringen konnte. Es war abscheulich. Ich war abscheulich.
„Grandios! Was eine Show! Die Schwester von Bruce Wayne bringt ihren ersten Menschen um, wie herzallerliebst", rief der Joker glücklich aus, legte seine Hände nun wieder an meine Taille und drehte mich zu ihm um, sodass ich nicht anders konnte, als ihm in seine grau blauen Augen zu sehen, ungleichmäßig atmete und drohte umzukippen. Das war gerade einfach alles zu viel.
„Ich habe jemanden umgebracht", stellte ich fest, fand die Worte, die ich da gerade aussprach so komisch aus meinem Mund zu hören.
„Er hat es mehr als verdient gehabt und du hast jemanden beseitigt, der noch hätte schlimme Dinge tun können. Du hast vermutlich viele Frauen vor dem, was er hatte mit dir machen wollen, bewahrt. Beruhige dich also und dreh nicht durch!", meinte er nun, was mir jedoch keineswegs half, ich drohte, keine Luft mehr zu bekommen, mein Körper ununterbrochen zitterte und ehe ich mich versah, brach ich zusammen und hatte endlich Ruhe in meinem Kopf.
1980 Wörter
Hey :) Wie fandet ihrs? Ganz schön dramatisch, was? Über Feedback freue ich mich sehr. Bis Bald!
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