4. Botschaft

„Bitte tu mir nichts! Ich bin auch still", schluchzte ich und kroch rückwärts zurück, bis ich an das Bett stieß und panisch zu dem Joker aufsah. Er trug ein weißes Hemd, welches jedoch voller Blut getränkt war und sein Gesicht war ebenfalls blutbefleckt. Er kam auf mich zugeschritten und ehe ich mich versah, packte er mich schmerzvoll an meiner Taille, zog mich wieder auf meine Beine, wobei ich vor Schmerzen wimmerte, und drückte mich harsch gegen die nächste Wand. Mit geweiteten Augen sah ich in die seine und konnte nicht sehen, was er dachte. Ich hatte zuvor noch nie etwas von ihm gehört gehabt, hatte zu Hause nicht Nachrichten gucken dürfen oder die Zeitungen lesen, da Gotham zu grausam für mich sei. Das Einzige, was ich gedurft hatte, war es Bücher zu lesen und nach einer Weile hatte ich meine Liebe für die Kunst entdeckt. Seine Augen erinnerten mich an das Meer, welches in einem Sturm wie wild tobte. Erst vor ein paar Wochen hatte ich so ein ähnliches Bild gemalt gehabt, jedoch mit Engeln, die Meerjungfrauen grüßten. Meine Kunst war eben skurril, dennoch besonders.

„Dich wird hier niemand finden! Also bleib ruhig und lass mich in Ruhe meinen Spaß haben, verstanden?", fragte er mich harsch, woraufhin ich schon wie in Trance nickte. Mein Knöchel schmerzte nach wie vor fürchterlich und mein Arm fühlte sich mittlerweile taub an. Ich müsste ihn fragen, ob er mir helfen könnte. Es gab keine andere Option, sonst würde ich vermutlich noch an einer Infektion sterben.

„M-mein Arm und mein Knöchel tuen fürchterlich weh. Vielleicht k-könnte sich das jemand angucken, wenn das ok ist? Wenn nicht dann...", fing ich stotternd an, jedoch unterbrach er mich.

„Ich schicke dir jemanden. Sei einfach ruhig und Spiel das Spiel brav mit, kleine Wayne. Wenn du noch einmal einen Mucks von dir gibst, verfüttere ich dich an die Hunde!" Daraufhin ließ er wieder von mir ab und verließ, ohne sich nochmal umzudrehen, das Zimmer und sperrte es hinter sich zu. Geschockt und gleichzeitig besorgt über all das hier humpelte ich zurück zum Bett und legte mich erschöpft auf dieses. Ich bräuchte nun ganz dringend Schlaf und da vermutlich der Arzt oder derjenige, der mir helfen sollte, erst morgen kommen würde, wäre es wirklich nicht die schlechteste Idee, wenn ich mich hinlegte und versuchte wenigstens ein wenig schlafen zu können. Vielleicht war das alles hier ja nur ein Albtraum und ich würde morgen früh in meinem eigenen Bett aufwachen? Ich hoffte es jedenfalls sehr.




Am Morgen wachte ich schon früh von meinem unerholsamen Schlaf auf. Die ganze Nacht über hatte ich darüber gegrübelt gehabt, wie mein Leben nun aussehen würde, ob Bruce mich finden würde und was der Joker damit meinte, dass er mich als Druckmittel bräuchte. Wofür brauchte er bitte mich? Vermutlich brauchte er mehr meinen Nachnamen, anstatt mich, aber dennoch verstand ich nicht. Es war eben auch einfach unvorteilhaft, dass ich den Clown nicht wirklich kannte, nicht wusste, was er für schlimme Dinge tat und getan hatte, wie er tickte und wer alles seine Feinde waren. Ich wusste zusammengefasst rein gar nichts. Ich verfluchte Bruce gerade innerlich dafür, dass er mir so viel verboten hatte, denn ich war keine zehn Jahre alt mehr sondern 17.

Immer noch müde richtete ich mich nun auf, hielt mir meinen schmerzenden Arm und machte mich im Bad etwas zurecht, wo doch tatsächlich eine Zahnbrüste, Zahnpasta, eine Haarbürste, Duschgel und Shampoo, ein paar Handtücher und neue Klamotten bereitlagen. Wie waren die denn jetzt hier hergekommen? War hier jemand drin gewesen, während ich geschlafen hatte? Eine Gänsehaut überfuhr meinen ganzen Körper bei dieser Vorstellung, denn entweder war einer der Männer des Clowns oder dieser persönlich hier drin gewesen.

„Darf ich reinkommen?" Überrascht zuckte ich zusammen, als eine Männerstimme von draußen zu hören war und daraufhin in mein Zimmer eintrat. Mit Zahnbürste im Mund humpelte ich zurück in mein Zimmer und blickte den Mitte 20 Jährigen Mann, welcher dunkles Haar und einen Dreitagebart hatte, abschätzend an. Was wollte er hier? War er eine Gefahr für mich? Sollte ich mich im Badezimmer einschließen? Konnte man das überhaupt abschließen?

„Bevor du noch vor Schock umkippst, stelle ich mich einmal kurz vor. Ich bin Martin, ein Mann des Jokers und bin hier, weil du, wie ich gehört habe, Verletzungen hast", erklärte er mir, woraufhin ich erleichtert ausatmete, zwar immer noch angst hatte, jedoch wirkte er auf mich nicht so unheimlich wie der Joker. Erst jetzt viel mir der Verbandskasten in seiner Hand auf, den er schon auf das Bett legte und ein paar Sachen daraus entnahm. Ich beobachtete ihn kurz, ehe ich ins Badezimmer zurückging, ausspuckte, meinen Mund sauber machte und wieder zurücklief, wo dieser Martin auf mich wartete.

„Du kannst ruhig näher kommen, ich beiße schon nicht", meinte er und musste schmunzeln über mein Verhalten, doch er war nicht derjenige, der hier eingesperrt war. Er hatte keine Ahnung.

„Du wirst mich nicht umbringen?", fragte ich skeptisch, musterte den Mann noch einmal und lief schließlich zu ihm zum Bett, auf welches ich mich zischend von dem Schmerz draufsetzte, jedoch immer noch versuchte den Abstand zu ihm beizubehalten.

„Nein,", er musste lachen, „sonst wird der Joker mich vermutlich noch umbringen. Er braucht dich schließlich noch", meinte er, woraufhin ich hellhörig wurde. Vielleicht könnte er mir mehr über den Clown und seine Pläne mit mir verraten?

„Für was braucht er mich denn?", fragte ich unschuldig nach, hoffte endlich mal mehr zu erfahren.

„Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist, es dir zu sagen", murmelte er, doch so schnell gab ich nicht auf. Ich musste es wissen!

„Er hat mich halb aufgeschlitzt, entführt und braucht mich für irgendwas, da denke ich schon, dass ich es verdient hätte, wenigstens zu wissen, für was oder?", fragte ich ihn und lächelte erfreut, als er seufzte und ich somit gewonnen hatte. Im Betteln war ich schon seit ich ein Kind war gut und das hatte sich anscheinend nicht geändert.

„Der Joker ist wie besessen von der Fledermaus Gothams, weswegen er den bekanntesten Mann der Stadt entführen und als Geisel halten wollte. Bruce Wayne hatte er zwar nicht gefunden, jedoch hatte ihm die kleine Schwester auch gereicht und deswegen bist du anstatt er hier", erklärte der Dunkelhaarige mir, doch ich hatte noch mehr Fragen.

„Und was ist sein Ziel? Will er Batman nur eins auswischen, geht es um Geld oder um Macht?", fragte ich weiter.

„Er will, dass sich Batman zeigt, er sein wahres Gesicht zeigt. Außerdem hat er was gegen deinen Bruder, weswegen er mit der Entführung von dir ihm Leid zufügen will." Der Joker hatte etwas gegen Bruce? Kannten sie sich denn persönlich? Ich verstand nicht so ganz, doch blieb still. Ich hatte meine Antworten und die reichten mir vollkommen.

„Genug mit den Fragen! Ich darf nicht so lange hier sein. Also dein Knöchel ist, wie ich sehen kann, verletzt und auch dein Arm?" Ich nickte zustimmend. „Dann fange ich mit der Wunde an deinem Arm an. Ist die von ihm?" Wieder nickte ich und starrte ängstlich zu der Nadel, die er gerade in der Hand hielt.

„Keine Sorge das wird nicht allzu sehr wehtun. Zuerst reinige ich sie und dann nähe ich die Wunde zu also kein Grund zur Sorge." Ich verzog schmerzhaft mein Gesicht, als ohne weitere Vorwarnung die Flüssigkeit, die er an ein Tuch getropft hatte, meine offene Wunde berührte. Ein Wimmern verließ meinen Mund, doch es war schneller vorbei als gedacht. Daraufhin nahm er wieder die Nadel und den Faden in die Hand und fing an den Schnitt zu nähen. Auch dies brannte fürchterlich, sodass ich mich schmerzlich an der Bettdecke festkrallte und versuchte an irgendwas schönes zu denken. Nach unerträglichen Minuten war er schließlich fertig und guckte sich stolz sein Meisterwerk an. Es erinnerte an eine Puppe, die kaputt gegangen war und nun wieder zusammengeflickt wurden musste. Na toll jetzt verglich ich mich schon mit einer Puppe.

„Ich denke, dass dein Knöchel verstaucht ist. Eine Op brauchst du zum Glück nicht, hättest hier vermutlich auch keine bekommen, jedoch brauchst du eigentlich einen Gips, doch da die Mittel hier sehr begrenzt sind, muss ein einfacher Verband reichen", sagte er und holte Verbandszeug, eine Schere und Tape aus dem Koffer heraus. Mein ganzer Fuß war immer noch deutlich angeschwollen und sah alles andere als gesund aus, aber ich hoffte, dass er bald wieder gesund werden würde, auch ohne Gips und Krücken. Martin verband schließlich meinen pochenden Knöchel fest und klebte ihn zum Schluss fest, sodass er auch nicht so leicht wieder abzumachen ging.

„So das war's", meinte er.

„Kannst du noch kurz hier bleiben? Ich fühle mich so einsam", sagte ich und sah ihn mit großen Augen an, woraufhin er lächelte.

„Okay Kleine, aber nur kurz, sonst bekomme ich echt Ärger", antwortete er mir, sodass ich nun ebenfalls Lächeln musste.




Wir unterhielten uns noch eine Weile, lachten viel, aber redeten auch über ernste Themen. Ich hatte herausgefunden, dass er nur hier war, da der Joker seine Eltern, die nicht viel Geld hatten, finanziell unterstützte, sodass sie nicht ihr Haus und ihren Job verlieren müssten. Martin musste dafür im Gegenzug für ihn arbeiten, machte ab und zu bei Banküberfällen und anderen kriminellen Aktionen mit und kümmerte sich eben um die Verletzten des Clowns oder ihn persönlich. Er hatte nach der Schule angefangen Medizin zu studieren, hatte sogar ein Stipendium von der Schule erhalten, doch irgendwann war er in einen Raubüberfall des Jokers geraten und seitdem war er nun hier. Schließlich musste er sich dann leider verabschieden und somit war ich nun wieder hier alleine, doch dies blieb nicht von langer Dauer, da nach einer halben Stunde erneut ein Mann in mein Zimmer getreten war. Sein Gesicht kam mir bekannt vor, wahrscheinlich hatte ich ihn bei der Gala gestern Abend gesehen gehabt.

„Der Boss will dich sehen", meinte er lediglich kühl und hielt die Tür auf. Er war deutlich unfreundlicher als Martin, hatte braune Augen, markante Gesichtszüge und anscheinend überhaupt keine Lust hier bei mir zu sein.

„Warum?", fragte ich misstrauisch nach, was ihm anscheinend so gar nicht zu gefallen schien, denn er verdrehte nur genervt die Augen und zog eine Pistole, die er direkt auf mich hielt. Ich wusste zwar, dass er mir nichts anhaben würde, jedoch hatte ich dennoch angst. Ich war es eben nicht gewohnt, dass jemand auf mich mit einer Waffe zielte.

„Na gut", murmelte ich, stand vom Bett auf und lief humpelnd an ihm vorbei in einen langen Flur. Neugierig guckte ich mich in diesem um, kannte bisher ja nur mein Zimmer. Es wirkte hier altmodisch, erinnerte mich unwillkürlich an mein eigenes zu Hause, doch dieses war deutlich schöner. Hier schien es so, als wäre schon lange niemand mehr hier gewesen und irgendwie war es angsteinflößend. In der Nacht wollte ich hier nicht alleine sein müssen.

„Nicht starren, sondern laufen", meinte der Braunhaarige harsch und zog mich schmerzvoll an meinem Arm mit sich. Wir bogen links ab und traten dort durch eine dunkle Holztür. Im Raum angekommen waren noch zwei andere Typen, die mich mit einem Blick ansahen, bei dem mir schlecht wurde. In der Mitte des Raumes waren ein Klappstuhl und eine Kamera aufgebaut. Verwirrt guckte ich zu dem unfreundlichen Kerl, der mich hier hergebracht hatte.

„Setz dich! Der Joker ist jeden Moment hier und wenn du versuchst abzuhauen, werden dich die zwei umbringen, verstanden?" Ich nickte eingeschüchtert und lief zögernd auf den Stuhl zu, wo ich mich schließlich niederließ und dem Mann von der Gala gestern hinterherguckte. Nach kurzer Zeit kam schließlich der Joker, welcher einen dunklen Anzug trug, in den Raum getreten und musterte mich mit einem unlesbaren Blick.

„Das reichste Mädchen Gothams! So sehen wir uns wieder, Hübsche", meinte er, blieb vor mir stehen und guckte mir tief in die Augen, sodass ich mich entblößt fühlte und rot wurde, von seinem intensiven Blick. Irgendwas hatte er an sich, dass er mich faszinierte, ob es sein Aussehen oder seine Art war, wusste ich jedoch nicht.

„War sie schön brav, Greg?", fragte er einen der Männer, woraufhin er stumm nickte, ganz klar Respekt vor dem Clown hatte.

„Warum bin ich hier?", fragte ich ihn nun, versuchte meine Angst zu verstecken und schluckte schwer, als er grob mein Kinn ergriff und mich wieder zwang zu ihm aufzusehen.

„Wir drehen ein Filmchen für deinen liebgewonnen Bruder Bruce Wayne!", meinte er und grinste, hatte einen durchgeknallten Blick drauf, der mir eine Gänsehaut verschaffte.

„Ich verstehe nicht ganz", sagte ich leise, woraufhin er von mir wegging und nun zur Kamera lief, dort einige Einstellungen machte und diese nun auf mich richtete.

„Du Genevieve musst jetzt heulend eine Botschaft für mich überbringen!" Er grinste breit, sodass seine Silber geschmückten Zähne zur Geltung kamen und sprach weiter: „Folgendes musst du sagen: Ich vermiss dich Bruderherz, bitte rette mich und lass Batman für meine Befreiung umbringen. Das bekommst du doch hin oder, Hübsche?" Ich musste schwer schlucken, als ich das hörte, denn alleine schon daran zu denken, wie Bruce zu Hause saß, vermutlich krank vor Sorge war und mich in einer Videonachricht bettelnd nach Rettung sah, brach mein Herz. Schließlich setzte ich mich auf den Stuhl, welcher schon ziemlich alt und abgeranzt aussah.

„Ja", meinte ich lediglich als Antwort, was dem Joker anscheinend ausreichte, sodass er auf einen Knopf an der Seite der Kamera drückte und ein rotes Licht zu leuchten begann. Ich atmete tief durch und sagte den Text auf, versuchte traurig und bekümmert zu wirken, doch es gelang mir einfach nicht.

„Warum heulst du nicht? Was muss ich tun, damit du Angst bekommst?", fragte der Clown mehr an sich gerichtet, als an mich, als er plötzlich eine Waffe zog und im nächsten Moment schon an mir vorbei auf Greg schoss, der laut zu Boden krachte und eine Kugel im Hirn stecken hatte. Überrascht von dieser Aktion schrie ich auf und stellte mich wieder hin, sah angewidert zu der Leiche, die von Blut nur so umgeben war. Seine Augen waren starr und sein Körper wurde langsam weiß. Geschockt sah ich von ihm zu dem anderen Kerl, der ebenso wie ich nur geschockt den Toten angucken konnte, als mich auf einmal jemand wieder auf den Stuhl drückte und ich nun die Waffe an meinem Schädel spürte.

„Reicht das oder muss ich dich noch anschießen? Vielleicht sollte ich auch noch den anderen belanglosen Kerl umbringen, damit du ohnmächtig wirst." Ich schüttelte hektisch den Kopf und blickte mit glasigen Augen hoch zum Joker, der mich interessiert musterte.

„Nochmal!", schrie der Joker und drückte erneut auf den Knopf der Kamera. Ich blieb jedoch still, war komplett traumatisiert und konnte kein Wort rausbringen. Es war gerade jemand vor mir gestorben! Das letzte Mal, als das passiert war, waren es meine Eltern gewesen, die tot gewesen waren, doch daran hatte ich keinerlei Erinnerungen mehr. Für Bruce musste es vermutlich grausam gewesen sein, sie auf dem Boden liegend sehen zu müssen, wie sie ausdruckslos in die Leere starrten und verbluteten.

„B-Bruce er hat jemanden getötet. Ich habe fürchterliche Angst. Bitte hol mich wieder nach Hause. Er will, dass Batman stirbt und er will auch seine Leiche. Ich weiß aber, dass das falsch ist, also versuch mich einfach zu vergessen. Es sollte kein Leben für meines geopfert werden."

2526 Wörter


Hey :) Ein etwas längeres Kapitel mit ganz schön viel Drama am Ende. Wie wird es nur weitergehen? Wird Ginny durchdrehen oder die Fassung behalten? Wie wird der Joker mit ihr umgehen? All das erfahrt ich schon ganz bald. Bis zum nächsten Kapitel!

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