3. Entführung
Joker
Mit einem bewusstlosen Mädchen neben mir im Van liegen, war ich auf dem Rückweg zu unserem Versteck, welches sich etwas auswärts von Gotham in einem abgelegenen Wald befand. Es handelte sich dabei um ein verlassenes Herrenhaus, welches seit einem Jahrhundert leer stand, sodass ich mich mit meinen Männern dort einquartiert hatte. Ich grinste, als ich an die unsinnige Feier von eben dachte, wie diese reichen Idioten versucht hatten, meine eigenen Männer mit Geld zu bestechen, wie sie erbärmlich gebettelt hatten, weiter leben zu dürfen und wie dieser alte Sack mich ganz klar angelogene hatte, als plötzlich ein verspottendes Lachen zu hören war und der Ursprung doch tatsächlich Bruce Waynes kleine Schwester gewesen war. Durch die Presse konnte man nicht viel über sie erfahren, da sie kaum rausgelassen wurde aus ihrem riesigen Käfig, welchen sie ihr zu Hause nannte. Dennoch waren ein paar simple Dinge über sie bekannt: Ihr Name war Genevieve Wayne, sie war 17 Jahre alt, war ebenfalls anwesend gewesen bei dem Tod ihrer Eltern, ihre Haare waren aschblond und ihre Augen braun, doch was mich wirklich verwundert hatte, mich gleichzeitig so unfassbar fasziniert hatte, war, dass sie nicht, wie jeder andere im Raum, mich mit einem ängstlichen, fast schon angewiderten Blick angesehen hatte, sondern mit einem neugierigen, so wie als würde sie mich nicht kennen, was absurd war. Ich war der König Gothams, der gefürchtetste und raffinierteste Mafiaboss, den die meisten Leute jemals treffen würden, und dennoch schien es so, als hätte sie noch nie etwas von mir gehört. Wie konnte das sein? Warum hatte sie in so einer ernsten Situation das Lachen angefangen? Vielleicht war die kleine Wayne nicht so unschuldig, wie ihr Bruder vorgab zu sein.
„Warum hast du die Kleine mitgenommen, Boss?", fragte mich Kol interessiert, betrachtete die bewusstlose Blondine abwertend. Der Braunhaarige arbeitete seit drei Jahren für mich und hatte mich bisher noch nie enttäuscht gehabt. Auf ihn war Verlass, er war schlauer als die meisten, die für mich arbeiteten und wusste, wie man mit mir zu reden hatte, wenn ich Mal wieder ausrastete.
„Die Fledermaus vorhin hatte sich sehr um das Mädchen gesorgt. Wieso also nicht etwas für Aufruhe sorgen und sie entführen?" Er nickte verstehend, fragte nicht weiter nach, doch das war nicht die ganze Wahrheit. Sie war die Tochter von Thomas und Martha Wayne und wirkte so unschuldig, doch vorhin hatte sie gelacht. Sie hatte in einer Situation gelacht, in der ein Mann in Lebensgefahr geschwebt hatte. Ich sah in ihr Potenzial, wollte sie in ihr persönliches Verderben stürzen und diesen arroganten Bruce Wayne leiden sehen.
Nach etwa 20 Minuten Fahrt hielt der Wagen in der Tiefgarage des riesigen Hauses an. Mit einer Handbewegung bedeutete ich, dass irgendwer dieser Idioten das Mädchen mitnehmen sollte und hinter mir herlaufen sollte. Zu meinem Bedauern folgte mir Carlos. Er war ein spanischer Vollpfosten und zu gerne wollte ich ihm eine Kugel verpassen, doch vor ein paar Wochen hatten sich er und seine Männer mir angeschlossen und somit musste ich noch etwas warten, um sicherzugehen, dass sie mir nach seinem Tod treu sein würden.
„Bring sie in das Zimmer am Ende des Flures und schließe sie ein! Wir wollen ja nicht, dass sich die kleine Wayne aus dem Staub macht", meinte ich bestimmend und sah ihm kurz hinterher, wie er das bewusstlose Mädchen wegschaffte. Ich hingegen machte mich auf den Weg in mein eigenes Zimmer, wo ich erfreut feststellte, dass dort immer noch Fynn auf mich wartete. Er war einer meiner eigenen Männer gewesen, jedoch hatte er sich als Lügner und Betrüger herausgestellt. Ich wäre ja nicht der meist gefürchtetste Verbrecher in ganz Gotham, wenn ich ihn damit einfach so davonkommen ließe, weswegen er blutend an einem Stuhl festgebunden war und mich schockiert anblickte. In seinem Mund hatte ich ein Tuch gestopft und in seinem Bein steckte nach wie vor eines meiner Messer. Vergnügt über sein Leiden zog ich das Messer aus seinem Bein und entfernte das Tuch, sodass den Raum schon Schmerzensschreie erfüllten.
„Und hast du mich vermisst?", fragte ich belustigt und schritt zu meinem Schrank, wo ich einen kleinen Behälter mit einer ätzenden Flüssigkeit herausholte und diese mit einer Pipette in eines meiner Gläser füllte.
„Bring es endlich zu Ende, Joker", meinte er abwertend, atmete schwer und versuchte stark zu wirken, wobei er aber kläglich scheiterte. Es war wirklich amüsant, dass er dachte, dass ich ihn einfach so umbringen würde. Er hatte mich verraten, sich gegen mich und meine glorreichen Pläne gestellt und da dachte er wirklich, dass ich ihn nicht leiden lassen würde? Er war schon länger bei mir gewesen, um zu wissen, dass das nicht meine Art war.
„Fynny, Fynny, Fynny", fing ich an und lief wieder auf ihn zu, „Ich brauche noch Antworten von dir. Wenn du sie mir lieferst, werde ich dich nicht ganz so schlimm zurichten." Lüge.
„Was willst du wissen, Clown?", fragte er.
„Für wen arbeitest du? Wer ist so naiv, sich mit mir anzulegen?", fragte ich ihn, fand es so unfassbar idiotisch zu denken, dass man mich veraschen könnte. Niemand würde dies jemals schaffen!
„E-er heißt Ronald Archwell", stotterte er, stöhnte von den Schmerzen gequält auf.
„Und weiter?", fragte ich ungeduldig und griff nach dem Glas mit der grünen Flüssigkeit, als ich es auf seine Wunde am Bein schüttelte und er schon wie wild zu zappeln und schreien anfing. Seine Wunde fing leicht zu rauchen an und er zitterte unkontrolliert, doch er hatte es verdient. Jeder würde so enden, wenn er mich verriet.
„Ronald ist ein Mafiaboss und-", fing er an weiter zu erklären, als er jedoch erneut zu schreien anfing und ich genervt meine Augen verdrehte. So schlimm konnte der Schmerz nun auch wieder nicht sein.
„Wenn du das Gift nicht auch noch schlucken willst, solltest du mit der Sprache rausrücken!", meinte ich gefährlich leise und grinste zufrieden über sein aschfahles Gesicht.
„Er ist nicht sehr angetan von dir, plant schon seit Monaten dich zu stürzen und hat mich gebraucht, um an mehr Informationen ranzukommen. E-er weiß aber nicht, wo du gerade bist und ich habe mich auch nur ganz knapp immer gehalten, da ich dir treu bin und-"
„Oh Fynny, dafür ist es zu spät. Du bist so gut wie tot", sagte ich, nahm wieder mein Messer in die Hand und stach laut und verrückt lachend auf diesen Heuchler ein. Seine Schreie und sein Gebettel nach Gnade verstummten nach einer Weile, sodass nur noch mein Lachen zu hören war. Auf meinen ganzen Klamotten und vermutlich auch auf meinem Gesicht war sein Blut verteilt, doch es störte mich nicht. Was mich jedoch aus meinen Rausch holte, war ein Hilferuf von jemand anderem.
Ginny
Verwirrt wo ich war und was passiert war öffnete ich meine Augen und nahm schon den stechenden Schmerz an meinem Arm und an meinem Knöchel war. Ein Blick auf diesen ließ mich jedoch wieder erinnern. Ach du scheiße! Der Joker hatte mich mitgenommen. Ich war gefangen. Ich war nicht mehr bei der Gala oder zu Hause, sondern in einem kleinen Zimmer, welches schlicht eingerichtet war und nur ein kleines Fenster besaß, welches aber nicht zu öffnen war und ich es auch nicht erreichen konnte. Ich lag auf einem großen Holzbett und ungefähr zwei Meter weiter war eine weiße Tür, die vermutlich in ein Badezimmer führte. Was zur Hölle sollte ich jetzt machen? Was machte man in so einer Situation? Wie sollte ich hier wieder rauskommen? Würde Bruce mich finden und retten? Ich hoffte es so sehr, doch ebenso auch nicht, da der Clown nicht ungefährlich war. Wegen mir sollte sich mein Bruder nicht in Gefahr begeben, doch gleichzeitig wollte ich hier nicht sterben müssen. Zu wenig hatte ich bis jetzt erlebt! Ich musste hier also versuchen so lange durchzuhalten, bis Bruce mich holen käme.
„Komm schon Ginny, reiß dich zusammen!", ermutigte ich mich selbst und versuchte aufzustehen, was verdammt schwer mit einem angeschwollenen Knöchel war, doch irgendwie musste ich ins Bad gelangen. Mit einem schmerzenden Fuß humpelte ich also zur Türe und öffnete diese. Tatsächlich verbarg sich dahinter ein überraschend modernes Badezimmer mit einer Dusche, Badewanne, einem Waschbecken, einer Toilette und einem riesigen Spiegel. Verschreckt starrte ich mich in diesem an, erkannte mich kaum wieder, denn ich hatte Blut in meinem Gesicht, hatte eine aufgesprungene Lippe und tiefe Augenringe. Meine Haare waren ganz wirr und nach wie vor trug ich das schöne Kleid von gestern. An meinem Arm stach die riesige Wunde deutlich hervor und mein Knöchel war dick und blau. Vermutlich verstaucht oder sogar gebrochen. Beides musste umgehend von einem Arzt behandelt werden, doch ich ging davon aus, dass der Joker mir keinen Arzt schicken würde. Ich müsste mich also irgendwie selbst darum kümmern. Innerlich dankte ich gerade Alfred dafür, dass er mir vor Jahren mal erklärt hatte, wie man Wunden säuberte und nähte, nachdem ich hingefallen war und mir das Knie aufgeschürft hatte. Ich nahm also ein sauberes Tuch, welches ich in einem Schub unter dem Waschbecken gefunden hatte, machte es nass und tupfte vorsichtig meine Wunde etwas sauber. Scharf zog ich die Luft ein von dem Schmerz, war versucht das Weinen anzufangen, doch ich riss mich zusammen und atmete tief durch. Einen Verband hatte ich vergeblich nicht gefunden, sodass ich die Wunde gezwungenermaßen so lassen musste. Was ich mit meinem schmerzenden Knöchel machen sollte, wusste ich jedoch nicht. Ich hoffte, dass er von alleine heilen würde, doch das bezweifelte ich stark.
Humpelnd lief ich wieder zurück in mein Zimmer und versuchte die Tür meines Zimmers zu öffnen, doch diese war verschlossen. Ich hatte es mir schon gedacht gehabt, dennoch ließ es mich nicht kalt. Ich war sonst wo, in einem fremden Zimmer, gefangen von einem gefährlichen Verbrecher, der mich als Druckmittel mitgenommen hatte. Er könnte mich jede Sekunde umbringen und das ließ mich panisch werden. Mit 17 Jahren sollte man nicht von einem verrückten Killerclown entführt werden! Was wäre, wenn Bruce mich nicht finden würde? Was wäre, wenn ich hier für immer verweilen müsste oder der Joker mich foltern und anschließend umbringen würde? Meine Atmung von dieser Vorstellung wurde kürzer und hektischer und mein Kopf drohte vor den ganzen Fragen und der Angst zu explodieren. Ich wurde hier gefangen gehalten und würde hier sterben! Ich wollte noch nicht sterben verdammt!
„Hilfe!", schrie ich aufgebracht, schlug gegen die Tür, hoffte, dass mich jemand hier rausholen würde, mich verschonen würde. „Bitte helft mir! Ich habe doch nichts getan! Bitte!", bettelte ich und fing zu Weinen an. Ich würde vermutlich nie wieder Bruce, Alfred oder Mariah sehen und nie wieder hier rauskommen. Verzweifelt glitt ich zu Boden, weinte nur noch mehr und schrie weiterhin um Hilfe, doch niemand antwortete mir, als plötzlich die Tür aufgesperrt wurde und ich einen wütenden Joker erkannte, der mir noch mehr Angst machte. Jetzt würde ich endgültig sterben!
1782 Wörter
Wie fandet ihr das dritte Kapitel? Lasst es mich sehr gerne in den Kommentaren wissen. Bis Bald!
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