1. Spendengala
„Ginny, du versuchst es ja nicht mal", seufzte meine Zofe, die mich auch gleichzeitig zu Hause unterrichtete. Gerade verzweifelte sie an mir, da meine Aussprache in Französisch laut ihr ein Reinfall sei. Ich hasste Französisch wie die Pest und meiner Meinung nach, war es außerdem viel zu früh am Morgen, um eine neue Sprache zu lernen.
„Tut mir leid Mariah, ich bin nur so müde." Sie verdrehte ihre Augen, lächelte danach jedoch. Meine Eltern hatte ich leider kaum kennenlernen dürfen, da sie vor 16 Jahren bei einem Raubüberfall vor den Augen meines Bruders ermordet wurden. Seitdem waren Mariah und Alfred, der Butler meiner Familie, eine große Hilfe für mich. Zu Bruce hatte ich jedoch ein nicht allzu gutes Verhältnis, da er, als ich 10 Jahre alt war, auf Reisen gegangen war und erst vor ein paar Monaten wieder gekommen war. Die Presse hatte sich förmlich auf ihn geschmissen und so, konnte ich nur noch begrenzt das Anwesen verlassen. Außerdem schleppte er mich, öfters als mir lieb war, zu irgendwelchen Veranstaltungen und Bällen. Für ihn schien es ja immer ganz nett zu sein, da ihn unzählige Frauen jedes Mal hinterher schmachteten. Ich hingegen langweilte mich bei sowas tierisch. In Bruce' Anwesenheit durfte ich mir nicht mal einen Drink bestellen, was den Abend noch schlimmer als sonst schon machte.
„Die Albträume plagen dich schon seitdem du ein kleines Kind warst." Überrascht schaute ich zu Bruce, der unbemerkt in den Raum getreten war und nun an der Wand gelehnt da stand und mich mitleidig anlächelte.
„Ich habe wieder sie gesehen und die Waffe in meiner Hand, wie als wäre ich ihr Mörder", meinte ich und zitterte unwillkürlich. Zu oft hatte ich geträumt gehabt, dass ich das Leben meiner Eltern genommen hatte, dachte, die Perlen der Halskette meiner Mutter auf den Boden fallen zu hören und das Blut, was aus ihren Körpern floss, zu riechen. Meine Therapeutin meinte, dass ich als kleines Kind zu viel Fantasie gehabt hätte und mir somit vorgestellt hätte, wie sie gestorben wären. Noch dazu kämen die mentalen Schmerzen, die ihr Tod in mir ausgelöst hätte. Dennoch kam es mir in den Träumen immer verdammt echt vor, doch ich war daran gewöhnt, mitten in der Nacht weinend aufzuwachen. Es war nun mal mein Leben.
„Es wird vorbeigehen, das versichere ich dir, Genevieve", sagte Bruce mitfühlend, woraufhin ich nickte, dennoch es ihm nicht glaubte.
„Du weißt, dass du mich nicht so nennen sollst", murmelte ich mürrisch, da ich meinen richtigen Namen hasste. Er klang viel zu gebildet und mit ihm verband ich nur meine nicht vorhandene Freiheit in dem Palast, den ich mein zu Hause nannte. Wie sehr ich mir ein spannenderes und freieres Leben wünschte. Schon in eine ganz normale Highschool gehen zu dürfen, wäre ein Traum.
„Du weißt, dass mir das egal ist, Genevieve." Genervt verdrehte ich meine Augen über seine Sturheit, musste dann jedoch lächeln, da es irgendwie süß war, wie mein großer Bruder mich aufzog. Er musste ebenfalls grinsen und verließ das Zimmer wieder, als er jedoch stehen blieb und sich nochmal zu mir umdrehte.
„Vergiss nicht heute Abend die Spendengala! Und ja du musst mitkommen. Wayne Enterprises spendet einen hohen Betrag an das Gotham General Hospital. Such dir am besten ein hübsches Kleid raus, jedoch hast du den besseren Style von uns beiden, also wird das wohl kein Problem darstellen", meinte er und guckte mich mit seinem, Ich dreh dir den Hals um, wenn du etwas dagegen sagst, Blick an, weswegen ich nicht widersprach. Er hatte die Diskussion schon gewonnen, bevor sie angefangen hatte.
„Bis heute Abend", murmelte ich nicht sehr erfreut, woraufhin er jedoch zufrieden lächelte und endgültig ging. Meine Laune war nun noch beschissener als vorher und nur daran zu denken, dass ich jetzt noch Französisch lernen müsste, ließ mich innerlich förmlich ausrasten.
„Wenn du mir versprichst, dass du dir mehr Mühe das nächste Mal gibst, kannst du gehen." Ich atmete erleichtert aus und umarmte Mariah glücklich, als ich auch schon an ihr vorbeilief und lächelnd in mein Zimmer ging, wo ich mich erstmal auf mein Bett schmiss und mich fragte, was ich jetzt tun sollte. Mein Blick fiel jedoch nach kurzer Zeit auf eine leere Leinwand in der Ecke meines Zimmers, die so aussah, als bräuchte sie etwas Zuneigung. Ich stand also auf, schnappte mir das zukünftige Kunstwerk und begann einfach drauf loszumalen. Meistens wusste ich nicht, was ich malte, bis ich fertig war. So entstanden viele kreative und fast schon verrückte Motive, wie zum Beispiel ein Pferd mit Rädern als Beine oder ein See, in dem Zombies lebten. Manche würden meine Bilder als Blödsinn betiteln, doch ich nannte sie Kunst. Die Zeit verflog so wie im nu und als ich den letzten Tatsch auf die Leinwand setzte, lächelte ich erstaunt über mein Meisterwerk. Dieses Mal sah das Gemälde jedoch ganz anders aus als üblich. Ich hatte mich an dem Französischunterricht von vorhin inspirieren lassen und so hatte ich eine kleine Bäckerei in Paris gemalt, die beim Sonnenuntergang vor dem Eiffelturm wirklich einladend aussah.
„Paris ist bestimmt schön", sagte ich traurig, wusste, dass ich es vermutlich nie in echt sehen würde, da ich zu viele Familienpflichten hatte. Die Stadt der Liebenden würde wohl für immer ein weit entfernter Traum sein. Dafür war meine Zukunft hier in Gotham, in der tristen, gefährlichen und grauenhaften Stadt.
„Ginny, bist du fertig? Master Wayne wartet bereits in seinem Sportwagen auf dich!", hörte ich die vertraute Stimme von Alfred, der Butler unserer Familie, von unten rufen. Verdammt! Ich war so in Gedanken gewesen und in meine Arbeit vertieft, dass ich gar nicht auf die Uhr geschaut hatte. Wie konnte es nur schon so spät sein? Bruce wird mich umbringen, wenn wir wegen mir zu spät kommen. Soweit ich wusste, veranstaltete er sogar die Veranstaltung im Wayne Tower! Oh, ich war verloren.
„Kannst du mir zehn Minuten rausschlagen?", rief ich zurück.
„Na schön, aber das war das letzte Mal!", rief er zurück, woraufhin ich lächeln musste. Alfred war ein älterer Mann, der unserer Familie schon seit vielen Jahren zur Verfügung stand. Er war höflich, gebildet, konnte gute Ratschläge geben und hatte immer ein offenes Ohr, wenn man es brauchte. Manchmal würde ich wirklich nicht wissen, was ich ohne ihn und ohne Mariah tun sollte. Ich liebte sie wirklich sehr.
Schnell schnappte ich mir also ein schwarzes, elegantes Kleid, welches aus feiner Seide bestand. Es ging fast bis zum Boden und brachte meine Figur gut zur Geltung. Meine Haare steckte ich mit einer Spange hoch und passend zu dem Kleid zog ich schwarze Absatzschuhe an. Mein Make up hielt ich recht schlicht, dennoch deckte ich die wichtigsten Stellen ab und machte meine Wimpern. In Rekordzeit lief ich die große Treppe des Hauses hinunter und hatte tatsächlich mein Handy in meinem Zimmer vergessen, doch es würde zu lange dauern es von oben zu holen. Wie sollte ich den Abend nur ohne Handy in diesen Schuhen überleben?
„Du siehst hübsch aus", meinte Alfred und musterte mich von oben bis unten. Ich lächelte ihn breit an und dankte ihm. Zusammen liefen wir in die Garage des Anwesens, in der viele teure Autos standen. Sie gehörten alle Bruce oder eben der Familie, doch für mich waren sie nicht wirklich relevant, da ich keinen Führerschein besaß. Wofür auch? Ich durfte ja kaum raus und wenn, dann nur in Begleitung von meinem Bruder oder gruseligen Bodyguards. Ich wünschte mir so sehr, dass ich mir eines dieser Autos schnappen könnte und damit weit weg fahren würde. Raus aus der Stadt, weiter zum Flughafen und von dort aus mich einfach treiben lasse. Jedes Land hatte so viele verschiedene Dinge zu bieten. Wie konnte man nicht reisen wollen? Die verschiedensten Gerichte probieren, andere Kulturen kennenlernen und jeden Tag etwas Neues entdecken. Etwas schöneres konnte ich mir einfach nicht vorstellen. Ich könnte so viel von Künstlern aus der ganzen Welt lernen und vielleicht könnte ich ihnen auch meine Techniken zeigen? Laut Bruce sollte ich mich jedoch glücklich schätzen ein Dach über dem Kopf zu haben und so wohlhabend zu sein. Andere träumten von einem Leben wie meines. Er verstand mich einfach nicht.
„Ich warte schon seit 20 Minuten!", motzte mich mein großer Bruder an, als ich mich neben ihn auf den Beifahrersitz fallen ließ und mich angurtete. Er hatte eine schwarze Stoffhose an, dazu ein passendes schwarzes Jackett und ein weißes gebügeltes Hemd darunter an. Seine braunen Haare hatte er etwas nach hinten gegelt, aber so, dass es gut aussah und nicht wie bei den anderen reichen Schnöseln, wie als hätten sie fettige ekelhafte Haare. Niemals würde ich verstehen, warum man sich so viel Gel in die Haare machte.
„Tut mir leid", murmelte ich, doch so schlimm war es nun auch wieder nicht. Wir würden schon noch pünktlich ankommen und wenn nicht war es auch nicht sonderlich dramatisch, da er die Spendengala leitete und es fing an, wenn wir da waren. Wozu also die Eile?
„Schon gut", meinte er und fuhr aus der Garage raus, weiter in die Innenstadt hinein.
„Bevor du mir wieder einen Vortrag hältst, wie ich mich verhalten sollte, komme ich dir zuvor. Ich werde keinen Alkohol trinken, nichts Auffälliges tun und immer Lächeln. Aber wenn mich wieder irgendein alter Sack zu lange ansieht, raste ich aus. Da kannst du sagen was du willst!", rief ich, duldete keine Wiederworte. Er musste jedoch Lachen über meinen ernsten Gesichtsausdruck und Ton.
„So ernst kenne ich dich gar nicht", erklärte er sich und musste weiter lächeln.
„Du siehst mich ja auch kaum", antwortete ich, fand es traurig, dass er immer so lange arbeitete und ich alleine zu Hause saß. Die meiste Zeit war es so unglaublich langweilig in dem viel zu großem Anwesen, da würde ich mir wirklich wünschen, dass er mit mir mal in die Stadt fuhr oder wir zusammen einen Ausflug machten.
„Ich weiß, aber es gibt viel zu tun bei Wayne Enterprises. Du wirst das verstehen, wenn du älter bist, Ginny."
„Hast du mich gerade Ginny genannt?" Verblüfft guckte ich ihn an.
„Lass es mich nicht bereuen", meinte er, was mich lächeln ließ, „Und wenn du willst, nehme ich mir nächstes Wochenende frei, dann spielen wir Lasertag, so wie früher." Das wäre wirklich schön, jedoch hatte er sowas in letzter Zeit häufiger gesagt, dennoch hatte er es nie in die Tat umgesetzt. Vielleicht würde er es dieses Mal machen? Ich hoffte es jedenfalls.
Nach kurzer Zeit kamen wir schon bei dem riesigen Gebäude meiner Familie an, das im Dunkeln leuchtete. Er fuhr das Auto in die Garage und dort stiegen wir aus, liefen zu den Aufzügen und fuhren mit einem nach oben. In der obersten Etage angekommen, gingen wir einen langen Gang entlang.
„Sorg einfach für kein Aufsehen, ja?", warnte Bruce mich eingehend, als wir vor einer großen Metalltür standen. Ich nickte. Sekunden später traten wir durch die Tür in einen großen Saal, in dem es nur so von Leuten wimmelte. Ich sah viele fremde Gesichter, doch ein paar Leute kannte ich. Der Saal war geschmückt mit Blumen und überall standen kleine hölzerne Boxen, die vermutlich für die Spenden waren. Wir standen auf einer schwarzen Bühne, auf der ein Pult mit einem Mikro aufgebaut war. Im Hintergrund konnte man eine Leinwand erkennen und an der Decke einen Projektor. Bruce schritt an mir vorbei zur Mitte der Bühne, woraufhin alle Leute applaudierten. Ich hingegen blieb eher im Hintergrund, denn zu sagen, hatte ich nichts. Das war seine Veranstaltung nicht meine und darüber war ich auch froh, denn so im Mittelpunkt zu stehen, konnte ich nicht ausstehen. Zu sehr hatte ich angst verurteilt zu werden.
Bruce begrüßte zuerst alle und dankte schonmal im Voraus für die ganzen Spenden. Er meinte, dass das Krankenhaus der Stadt viel mehr Aufmerksamkeit verdient hätte und die Ärzte und Schwestern dort einen tollen Job machen würden. Danach erzählte er noch etwas über unsere Eltern und erwähnte mich kurz, woraufhin alle Augen des Raumes auf mich gerichtet waren. Ich schluckte schwer, zwang mich jedoch zu Lächeln und nicht durchzudrehen. Zum Schluss wünschte er uns allen noch einen schönen Abend und nach einem weiterem Beifall begann die Gala. Zu Bruce stürmten unzählige Leute und natürlich hübsche Frauen, mit gemachten Brüsten und langen Beinen. Auch zu mir kamen ein paar Gäste, doch sie verschwanden alle recht schnell, da sie mitbekamen, dass ich keine Ahnung von Wayne Enterprises oder der Zukunft von Bruce hatte. Ich gesellte mich wie eigentlich immer an die Bar und bestellte mir ein Wasser.
„Wieder alleine, Miss Wayne?" Lächelnd sah ich zu Jerry und dankte Gott innerlich, dass er hier war. Seit Bruce mich zu diesen Veranstaltungen mitzerrte, traf ich immer mal wieder auf Jerry, einen netten Barkeeper, der manchmal für jemanden einsprang. Er schaffte es immer mich zum Lachen zu bringen und mit ihm waren die Abende viel erträglicher.
„Was auch sonst, Jerry", antwortete ich seufzend und nippte an meinem Wasser mit Eis. Wir unterhielten uns ein wenig, als alles total schnell ging. Mitten im Satz wurden die Türen zum Saal aufgerissen und Schüsse abgefeuert. Ich erkannte Männer in Anzügen, doch sie sahen wirklich sonderbar aus. Sie trugen nämlich Tier- und Clownsmasken. Das erschreckendste war jedoch nicht die Masken, sondern die Gewähre, die sie in ihren Händen hielten. Egal wer diese Leute waren, ich wusste, dass sie nichts gutes wollten. Als im Raum dann plötzlich auch noch ein schauriges Lachen zu hören war, stockte mein Atem. Was wäre, wenn diese Gala meine letzte wäre? Was wäre, wenn ich gleich tot sein würde? Wo war Bruce?
2231 Wörter
Hey :) Das war das erste Kapitel meiner Joker Fanfiction und ich hoffe es hat euch gefallen! Ich habe mir schon sehr lang überlegt ein Buch über den Joker zu schreiben und hier ist es. Für Ideen und Wünsche bin ich wie immer offen. Mein anderes Buch „Forbidden Love" schreibe ich nach wie vor weiter. Habt noch einen schönen Tag und bis zum nächsten Kapitel!
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