52 || 𝙥𝙤𝙬𝙚𝙧 𝙞𝙨 𝙥𝙤𝙬𝙚𝙧 ☽
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Louisa PoV
Die Spendenaktion lief in vollem Gange. Taehyung, Jimin und ich standen etwas abseits des Trubels und unterhielten uns über die bisherigen Erfolge. Jimin sprach voller Leidenschaft über die Klinik, die ihm so viel bedeutete. Seine Begeisterung war ansteckend, und ich merkte, wie sehr ihm die Arbeit mit den Kindern am Herzen lag. Doch plötzlich wurde unser Gespräch unterbrochen.
Eine Kellnerin näherte sich uns. Ihr Lächeln wirkte höflich, doch die leichte Anspannung in ihrem Gesicht blieb nicht unbemerkt. Sie trat direkt an Taehyung heran und berührte ihn leicht an der Schulter.
„Entschuldigung," begann sie mit fester, aber leiser Stimme. „Ich soll Ihnen ausrichten, dass ein gewisser Mr. Chooh Sie in der zweiten Etage treffen möchte. Allein."
Taehyungs Augenbrauen zogen sich zusammen, und er warf mir einen schnellen, bedeutungsvollen Blick zu. Die Atmosphäre zwischen uns veränderte sich sofort. Er lehnte sich ein Stück zu mir herüber und flüsterte leise:
„Das könnte einer der Täter sein."
Mein Magen zog sich zusammen, und ein ungutes Gefühl breitete sich in mir aus. Noch bevor er reagieren konnte, griff ich nach seinem Handgelenk.
„Warte," drängte ich, meine Stimme klang eindringlicher, als ich beabsichtigt hatte. „Was, wenn das eine Falle ist? Ich sollte lieber mitkommen."
Taehyung hielt inne und betrachtete mich mit ernster Miene. Doch dann schüttelte er entschieden den Kopf.
„Nein." Seine Stimme war ruhig, aber bestimmt. „Du bleibst hier mit Jimin. Ich kümmere mich darum."
Ich wollte protestieren, doch er ließ mir keine Gelegenheit dazu. Stattdessen trat er näher an mich heran, nahm mein Gesicht sanft in seine Hände und ließ seinen Blick kurz über meine Züge gleiten. Dann platzierte er einen warmen Kuss auf meiner Stirn.
„Hab keine Angst, Baby," sagte er leise, seine Stimme war beruhigend und liebevoll. „Ich bin in ein paar Minuten wieder da. Du wirst gar nicht merken, dass ich weg war."
Ich spürte, wie mein Widerstand langsam nachließ. Mit einem schweren Seufzen nickte ich schließlich, auch wenn ich mich alles andere als wohl fühlte.
„Das will ich auch hoffen," murmelte ich leise und hielt seinen Blick fest. „Versprich mir, dass du auf dich aufpasst."
„Immer doch." Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen, bevor er mir zuzwinkerte und sich mit der Kellnerin auf den Weg machte.
Ich sah ihm nach, bis er aus meinem Blickfeld verschwunden war. Die Unruhe in mir blieb, doch ich wusste, dass ich ihm vertrauen musste. Schließlich drehte ich mich zu Jimin um, der mich mit einem verständnisvollen Blick betrachtete.
„Jetzt sind wir also nur noch wir beide," sagte er und lehnte sich locker an die Wand.
Ich zwang mich zu einem Lächeln. „Ja, scheint so." Nach einem Moment des Zögerns fügte ich hinzu: „Jimin, erzähl mir doch mal, wie du von deinem eigenen Schmerz zu so einer Inspiration für andere geworden bist."
Jimin lächelte kurz, doch ich konnte sehen, wie schwer ihm die Erinnerung fiel.
„Nachdem meine Schwester damals an Krebs gestorben ist, hatte ich nur zwei Möglichkeiten." Seine Stimme war ruhig, aber in seinen Augen lag ein tiefer Schmerz. „Entweder lasse ich mich von dem Verlust zerstören, oder ich nutze den Schmerz, um etwas Gutes zu schaffen. Ich habe mich für Letzteres entschieden."
Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, wo die Kinder spielten und lachten. Seine Schultern entspannten sich leicht, als er die fröhlichen Gesichter betrachtete.
„Diese Klinik bedeutet mir alles," fuhr er fort. „Natürlich gibt es Momente, die das Herz zerreißen, wenn ein Kind es nicht schafft. Aber die Hoffnung und die Freude, die wir hier erleben, machen alles wett."
Seine Worte berührten mich tief, und ich fühlte, wie meine Kehle sich zuschnürte.
„Jimin, das ist wirklich wunderschön," sagte ich leise und legte eine Hand auf seine Schulter. „Ich bin mir sicher, dass deine Schwester auf dich herabschaut und unfassbar stolz auf dich ist."
Ein leises Lächeln erschien auf seinen Lippen, doch bevor er antworten konnte, fiel mir etwas Seltsames auf.
Am anderen Ende des Raumes stand ein Mann, verkleidet als Jack Sparrow. Sein Kostüm war aufwendig, aber das war nicht das, was meine Aufmerksamkeit fesselte. Es war sein Blick. Er starrte mich direkt an – intensiv, fast durchdringend. Ein unangenehmes Gefühl breitete sich in meinem Bauch aus.
Bevor ich mich fragen konnte, was das zu bedeuten hatte, drehte der Mann sich plötzlich um und verschwand durch eine Seitentür.
Ein innerer Impuls ließ mich aufhorchen. Irgendetwas an ihm war seltsam. Ich konnte nicht sagen, was, aber ich spürte, dass ich herausfinden musste, wer er war.
„Jimin," sagte ich hastig, „ich gehe mal kurz auf die Toilette."
„Louisa, warte—" begann er, doch ich ließ ihm keine Zeit zu widersprechen.
Ohne weiter nachzudenken, machte ich mich auf den Weg und schlüpfte durch die Tür, durch die der Mann gerade verschwunden war. Ein leichter Schauer lief mir über den Rücken, doch ich ignorierte ihn. Etwas in mir sagte mir, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte – auch wenn ich wusste, dass es gefährlich werden könnte.
Ich war nun in einem langen, dunklen Gang angekommen, der von einer unheimlichen Stille erfüllt war. Die schwache Beleuchtung ließ die Schatten der Wände tanzen, und ich spürte, wie sich die Spannung in meiner Brust immer mehr aufbaute.
Welcher normale Gast würde hier freiwillig reingehen wollen?
Richtig, niemand.
Doch trotz des beklemmenden Gefühls schritt ich selbstbewusst voran. Meine Schritte hallten leise von den Wänden wider, und ich rief:
„Hallo? Ist hier jemand?"
Meine Stimme verlor sich im Nichts, und die Stille blieb meine einzige Antwort. Ich schluckte, blieb aber entschlossen. Fast am Ende des Gangs angekommen, spürte ich plötzlich, wie ich über etwas stolperte.
Ich fiel auf den Boden, die Hände stützten sich schmerzhaft ab, und bevor ich mich aufrappeln konnte, spürte ich eine raue Hand an meinem Nacken. Mit brutaler Kraft wurde ich zurück zu Boden gedrückt.
„Unten bleiben, Püppchen," hörte ich eine tiefe Stimme sagen.
Die Worte durchdrangen die Dunkelheit, und mein Herz begann wild zu schlagen. Die Stimme war mir unheimlich vertraut, und ein schrecklicher Verdacht machte sich in mir breit.
„Han...?" flüsterte ich unsicher, mein Atem zitterte.
Ein lautes, hämisches Lachen folgte. „Was ein schlaues Mädchen du doch bist."
Ein Schauer lief mir über den Rücken. Ich konnte es kaum glauben. „Was zum Teufel!" rief ich, während ich versuchte, mich aus seinem Griff zu befreien.
Mit aller Kraft schaffte ich es, mich loszureißen. Ich rollte mich schnell zur Seite und drehte mich auf den Rücken, sodass ich Han nun direkt ins Gesicht sehen konnte. Sein Ausdruck war unheimlich – eine Mischung aus Genugtuung und Wahnsinn.
„Ja, das hättest du jetzt wohl nicht erwartet, oder?" fragte er, ein triumphierendes Grinsen auf den Lippen.
„Was willst du von mir?" schrie ich, mein Herz hämmerte in meiner Brust.
Han musterte mich kalt, bevor er antwortete. „Weißt du, ich war schon immer neidisch auf Taehyung. Er hatte immer die Aufmerksamkeit. Von allen. Mina, seine Mutter... und jetzt auch noch von dir. Aber das hat jetzt ein Ende. Jetzt ist meine Zeit gekommen, um zu glänzen."
Ich schüttelte ungläubig den Kopf. „Was redest du da? Du bist verrückt!"
Han lachte leise, aber es klang bitter. „Nein, ich bin nicht verrückt. Ich wurde immer vernachlässigt. Das hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin."
Plötzlich beugte er sich zu mir herunter. Seine Finger griffen nach meinem Kinn und zwangen mich, ihm direkt in die Augen zu sehen.
„Ich hab schon immer ein Auge auf dich geworfen. Vom ersten Moment, als ich dich gesehen habe. Aber natürlich musste mein nichtsnutziger Sohn alles ruinieren." Sein Griff verstärkte sich, und ich wimmerte vor Schmerz. „Aber das ist jetzt Vergangenheit. Jetzt gehörst du mir."
„Nein! Gehöre ich nicht! Geh weg von mir!" schrie ich, während ich verzweifelt versuchte, mich zu befreien.
Hans Gesichtsausdruck verdüsterte sich, und ein finsterer Zorn blitzte in seinen Augen auf. „Ich habe meine eigene Frau umgebracht. Denkst du wirklich, ich wäre nicht auch in der Lage, dich zu töten, wenn es sein muss?" Seine Stimme war bedrohlich leise. „Ich gebe dir einen Tipp: Mach lieber, was ich sage."
Mir stockte der Atem, und meine Stimme brach, als ich flüsterte: „D-Du hast Taehyungs Mutter getötet?"
Mein Herz sank. All die Jahre hatte ich geglaubt, dass Taehyungs Mutter die Böse in dieser Geschichte gewesen war. Doch jetzt... jetzt machte alles einen furchtbaren Sinn.
Han grinste hämisch. „Ja, das habe ich. Und weißt du, was das Beste daran ist? Eigentlich wollte ich auch Taehyung töten. Aber leider hat er es überlebt."
„Du... du bist ein Monster!" stieß ich hervor, mein Körper zitterte vor Angst und Wut. „Du gehörst hinter Gitter!"
Han lachte kalt. „Vielleicht. Aber bevor das passiert, werde ich dich nochmal hart von hinten nehmen, Püppchen—"
„Träum weiter, Bastard."
Die Stimme war unverkennbar. Mein Blick flog zum Ende des Gangs, wo ich Taehyung stehen sah. Seine Augen brannten vor Wut, und sein gesamtes Auftreten strahlte tödliche Gefahr aus.
„Taehyung," flüsterte ich schwach, Tränen stiegen mir in die Augen. Doch bevor ich irgendetwas tun konnte, spürte ich einen scharfen Schmerz in meinem Oberschenkel.
Ich sah nach unten und erkannte die Nadel einer Spritze, die Han mir in den Schenkel gerammt hatte. Ein dumpfer Schrei verließ meine Lippen, bevor meine Sicht verschwamm.
Das Letzte, was ich hörte, war Taehyungs aufgebrachte Stimme, bevor alles um mich herum schwarz wurde.
Taehyung PoV
„Gib sie mir." Meine Stimme war ruhig, doch der Hass, der in mir brodelte, war beinahe greifbar.
Han lachte kalt. „Träum weiter, Sohn."
Sohn. Dieses Wort schmeckte bitter. Wie konnte dieser Mann es wagen, mich so zu nennen, nachdem er alles zerstört hatte, was mir je wichtig war?
„Nenn mich nicht Sohn," zischte ich. „Du hast keinen Sohn mehr."
Ich machte einen Schritt auf ihn zu, doch Han war schneller. Er zog Louisa grob vom Boden hoch, ihr schlaffer Körper hing in seinen Armen, und er drückte die Spritze gegen ihre Kehle.
„Bleib stehen, wo du bist," sagte er mit eisiger Ruhe. „Ich schwöre dir, ich brauche nur eine Bewegung, und sie ist tot."
Mein Herz raste. Ich wollte mich auf ihn stürzen, ihn niederreißen, ihm alles nehmen, wie er es mir genommen hatte. Aber ich wusste, dass ich Louisa damit in Gefahr bringen würde.
„Du warst also eifersüchtig auf mich?" fragte ich und versuchte, meine Stimme ruhig zu halten, während ich innerlich kochte. „Weil mich alle Frauen geliebt haben und dich nicht? Deshalb bist du zu diesem Monster geworden?"
Han grinste, doch sein Blick verriet etwas anderes. Meine Worte hatten einen Nerv getroffen.
„Du hast deine eigene Frau umgebracht, nur weil sie deinem Sohn Aufmerksamkeit geschenkt hat? Das ist krank."
Er schrie plötzlich, als hätte ich ihn direkt ins Herz getroffen. „Du verstehst nichts! Du hast keine Ahnung, wie es sich anfühlt, immer ignoriert zu werden. Und dann kommst du! Der perfekte, zauberhafte Taehyung, der alle Herzen im Sturm erobert hat. Natürlich hat jeder dich geliebt!"
„Ich war ein Kind!" schrie ich zurück, meine Stimme brach. „Ein fucking Kind! Das Problem war nie ich. Das Problem bist du! Du bist ein Monster. Ein verdammter Psychopath!"
„Wenn ich wirklich so geistesgestört bin," zischte er, „dann wird es mir auch nicht schwerfallen, deiner kleinen Freundin hier die Spritze in die Kehle zu rammen. Wenn ich sie nicht haben kann, dann kann sie keiner!"
Die Spitze der Spritze drückte fester gegen Louisas Haut, und mein Atem stockte. Ich konnte die Angst in ihren geschlossenen Augen förmlich spüren.
Bevor ich reagieren konnte, bemerkte ich eine Bewegung hinter Han. Jungkook war durch eine Seitentür hereingekommen und schlich sich lautlos von hinten an. Ich musste Han ablenken.
„Aber... warum bestrafst du Louisa?" fragte ich und versuchte, das Zittern aus meiner Stimme zu verbannen. „Was hat sie damit zu tun?"
„Ich bestrafe sie nicht," knurrte er. „Ich will sie."
„Wenn du sie wirklich willst," entgegnete ich, „dann würdest du ihr nicht solche Angst machen."
„Ich müsste ihr keine Angst machen, wenn sie sich wie ein braves Mädchen verhalten würde!" schrie Han. „Aber nein, sie muss es mir so schwer machen!"
„Weil sie mich liebt!" rief ich, meine Stimme brach vor Emotionen. „Sie will in meinen Armen sein, nicht in deinen!"
Han lachte. „Das sehen wir dann."
Doch in diesem Moment drehte er sich plötzlich um, und Jungkook stand direkt hinter ihm.
„Du!" Han holte mit der Spritze aus, alles passierte in Zeitlupe.
„DAD, NICHT!" schrie ich, doch es war zu spät.
Die Nadel bohrte sich in Minas Schulter, die hinter Jungkook hervorgetreten war, um ihn zu schützen. Sie fiel zurück in seine Arme, und ihre Augen begannen sofort zu flattern.
„Scheiße!" fluchte Jungkook, seine Stimme war voller Panik. „Was ist in der Spritze?!"
Han lachte nur. „Gift."
Ich fühlte, wie die Welt um mich herum stillstand.
„Du gottverdammter Bastard!" brüllte ich und rannte auf ihn zu. Mit all meiner Kraft schlug ich ihm ins Gesicht, und er fiel bewusstlos zu Boden.
„Du scheiß Stück Dreck!" knurrte ich und kniete mich sofort zu Louisa, die reglos auf dem Boden lag. Ich prüfte ihren Puls. Schwach, aber vorhanden.
Ich hob sie hoch, während Jungkook Mina in seinen Armen hielt.
Doch Han begann zu lachen. „Glaubt ihr wirklich, das war alles?"
Ein beißender Geruch stieg mir in die Nase.
„Ist das... Feuer?" fragte Jungkook.
Ich drehte mich um und sah, wie Flammen den Gang zu verschlingen begannen.
„Wir müssen hier sofort raus!" rief ich, meine Stimme bebte.
Doch als wir die Tür erreichten, war auch dahinter alles in Flammen.
„Scheiße! Was machen wir jetzt?" fragte ich panisch.
Jungkook sah mich an, seine Augen voller Verzweiflung. „Hier, nimm Louisa," sagte er und wollte sie mir über die Schulter legen.
„Kook, was—"
„Ich kann nicht ohne sie leben," unterbrach er mich. „Wenn Mina stirbt, dann... dann sterbe ich mit ihr. Du verstehst das doch, oder?"
Ich nickte. Jede Sekunde zählte, das wusste ich. Doch ich konnte ihn nicht hierlassen.
„Du bist sportlich," sagte ich und legte Louisa auf seine andere Schulter. „Du kannst es schaffen. Mit beiden."
„Tae—"
„Wenn man jemanden liebt," sagte ich, meine Stimme brach, „dann würde man für diese Person sterben. Und das tue ich hiermit."
Seine Augen füllten sich mit Tränen.
„Renn!" schrie ich. „Und sieh nicht zurück!"
Mit einem letzten Blick voller Schmerz und Dankbarkeit rannte Jungkook los, Mina und Louisa fest an sich gedrückt.
Ich blieb zurück, sah zu, wie die Flammen näherkamen.
„Das tue ich für dich, Louisa," flüsterte ich. „Aus Liebe zu dir."
Die Hitze umarmte mich, wie ein Feuersturm, der alles verschlingen wollte.
Ich würde alles für dich tun. Sogar sterben.
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