40 || 𝙡𝙤𝙫𝙚 𝙡𝙖𝙣𝙜𝙪𝙖𝙜𝙚 ☽

Mina's PoV

„Ich finde wirklich, dass wir ihn besuchen sollten."

Meine Stimme zitterte leicht, obwohl ich versuchte, ruhig zu klingen. Ich konnte einfach nicht länger still sitzen, während mein Bruder allein war. Mein Blick blieb auf Jungkook gerichtet, der auf dem Wohnzimmerboden konzentriert Push-Ups machte. Jede Bewegung war kontrolliert, seine Muskeln spannten sich an, doch er wirkte so ruhig und gelassen, dass es mich fast frustrierte.

Jungkook hob den Kopf und sah mich an. „Mina, er ist erst vier Tage dort. Du weißt doch, das ist viel zu früh." Seine Stimme war sanft, fast schon beschwichtigend.

„Ich weiß..." Ich atmete tief durch und strich unruhig eine Haarsträhne hinter mein Ohr. „Aber ich habe einfach dieses komische Gefühl, als ob... als ob irgendwas nicht stimmt. Bitte, Jungkook, ich denke wirklich, es wäre besser, wenn wir ihn besuchen. Wenigstens einmal, nur um sicherzugehen."

Diesmal unterbrach er mich mit einem nachdrücklichen Ton. „Mina, hör mir zu. Ich verstehe, dass du dir Sorgen machst. Ehrlich, das tue ich. Aber wenn wir jetzt dorthin gehen, könnte das alles nur noch komplizierter machen. Es würde ihn verwirren, anstatt ihm zu helfen."

Er erhob sich vom Boden und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Sein Blick war ernst, fast flehend, doch ich konnte nicht anders, als die Stirn zu runzeln.

„Verwirren?" Mein Herz schlug schneller, während ich meine Arme verschränkte. „Jungkook, Taehyung ist nicht... Er ist nicht hilflos! Nur weil er Probleme hat, heißt das nicht, dass er nicht weiß, was um ihn herum passiert!"

Ich merkte, wie meine Stimme brach, und Tränen brannten in meinen Augen. Es war nicht fair. Nichts davon war fair – nicht für Taehyung, nicht für mich, und schon gar nicht für Jungkook, der immer der Vernünftige sein wollte.

Langsam trat er näher, legte eine Hand auf meine Schulter und sah mich mit einem Ausdruck an, der mein Herz zum Schmelzen brachte. „Mina... du weißt, dass ich ihn respektiere, genauso wie du. Aber du musst mir vertrauen. Taehyung braucht jetzt Zeit, um sich selbst zu finden. Er braucht Raum, um zu heilen. Und wir... wir können ihm diesen Raum geben, okay?"

Ich wollte ihm widersprechen. Wollte ihm sagen, dass ich nicht einfach still sitzen und warten konnte. Aber als ich in seine braunen Augen sah – voller Wärme, Verständnis und Liebe – spürte ich, wie mein Widerstand langsam nachließ.

„Ich hoffe einfach, dass er irgendwann wieder der Alte wird," flüsterte ich schließlich, meine Stimme kaum hörbar.

Jungkook zog mich in seine Arme, seine starken Hände umschlossen mich wie ein Schutzschild gegen all den Schmerz, der sich in mir ausbreitete. Ich schmiegte mich an ihn, suchte Trost in seinem Duft, seiner Nähe.

„Das hoffen wir alle, Baby." Seine Stimme war weich, beinahe zerbrechlich. Er küsste sanft die Krone meines Kopfes, und ein kleines Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, als ich zu ihm hochblickte.

„Was ist?" fragte er mit einem leisen Schmunzeln, als er meinen Blick bemerkte.

„Ich liebe dich," hauchte ich, meine Finger glitten zögerlich über seinen Rücken.

Er lachte leise, sein Brustkorb vibrierte sanft gegen meinen. „Ich liebe dich mehr."

Er beugte sich zu mir hinunter, und bevor ich etwas erwidern konnte, spürte ich seine Lippen auf meinen. Der Kuss war sanft, warm und so voller Liebe, dass ich für einen Moment alles um mich herum vergaß. Als er sich langsam von mir löste, ließ er seine Stirn gegen meine sinken und flüsterte, seine Stimme rau vor Emotionen:

„Mina, ich wünschte, wir könnten das endlich öffentlich machen. Ich will nicht mehr verstecken spielen. Ich will mit dir durch die Straßen gehen, deine Hand halten, ohne daran zu denken, was andere sagen könnten."

Seine Worte trafen mich tief, und ich konnte die Frustration und Sehnsucht in seinen Augen sehen. Mein Herz zog sich zusammen, während ich meine Arme enger um seine Taille legte.

„Ich wünschte, das könnten wir auch." Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Aber bis Taehyung wieder zu sich selbst gefunden hat... ich kann es ihm nicht antun, uns so zu sehen. Es würde ihn zerbrechen, Kookie. Und ich will ihn nicht noch mehr verletzen."

Er seufzte leise, seine Hände strichen sanft über meinen Rücken. „Es ist nicht deine Schuld, Mina. Es ist nicht mal Taehyungs Schuld. Es ist einfach so, wie es ist."

Wir blieben für einen Moment in völliger Stille, beide in Gedanken versunken. Seine Wärme beruhigte mich, aber ich konnte die Schwere in seiner Umarmung spüren.

Nach einer Weile sprach er leise: „Sag mir nochmal, wo Taehyung ist. In Daegu?"

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, in Busan. Anscheinend ist die Klinik dort die beste in ganz Korea. Ich hoffe wirklich, dass sie ihm helfen können."

Plötzlich spürte ich, wie sich Jungkooks ganzer Körper versteifte. Seine Arme, die mich eben noch so zärtlich gehalten hatten, wurden starr, und er zog sich ein Stück zurück.

„Die Klinik... sie heißt nicht zufällig Holos-Klinik, oder?" Seine Stimme war nur noch ein Flüstern, und ich bemerkte, wie seine Augen sich weiteten.

Ein mulmiges Gefühl breitete sich in meinem Magen aus. „Doch... warum? Was ist mit der Holos-Klinik?"

Sein Gesichtsausdruck änderte sich in Sekundenschnelle. Die Wärme in seinen Augen wich einer Mischung aus Sorge und – war das Angst?

„Mina..." Er flüsterte meinen Namen, aber ich spürte, dass hinter seinen Worten etwas Dunkleres lag. Etwas, das alles verändern könnte.

Hier ist eine detailliertere und emotionalere Version der Szene aus Louisas Perspektive, mit mehr Tiefe in der Dynamik zwischen ihr und Taehyung:

Louisas PoV

„Ich weiß echt nicht, was es bringen soll, hier durch den Park zu joggen."

Taehyungs Stimme war genervt, seine Schritte hinter mir klangen träge auf dem Kiesweg. Die Mittagssonne strahlte über uns, und ich genoss die frische Luft, die mich umgab, während ich meinen Rhythmus beibehielt.

„Es tut gut." Ich warf ihm einen schnellen Blick über die Schulter zu, ohne meine Geschwindigkeit zu verringern.

„Und es powert dich aus. Das ist wichtig."

Ein leises Seufzen kam von ihm, aber er folgte mir weiterhin. Typisch Taehyung – immer eine Beschwerde auf den Lippen, aber dennoch bereit, mitzuziehen.

Nach etwa einer halben Stunde joggen entschied ich, dass wir genug getan hatten, und blieb auf einer Wiese stehen. Taehyung kam wenige Sekunden später zum Stillstand, verschränkte die Arme vor der Brust und wartete, was ich als Nächstes sagen würde.

„Immer wenn du dich gestresst fühlst oder zu viele Gedanken durch deinen Kopf schwirren..." begann ich und nahm einen großen Schluck aus meiner Wasserflasche. „Dann mach genau das. Mach Sport. Glaub mir, es wird dich ablenken."

Er zog eine Augenbraue hoch und schüttelte leicht den Kopf. „Ich mache Sport."

Ein amüsiertes Lachen kam über meine Lippen, während ich mich auf das weiche Gras sinken ließ. „Ja, aber vermutlich machst du das nur, um deinen Sixpack zu behalten. Nicht, um deiner Psyche zu helfen."

Er verzog die Lippen zu einem halbherzigen Grinsen. „Tss, wo ist der Unterschied?"

Ich schüttelte langsam den Kopf und seufzte. Es war typisch für ihn, alles abzutun, als ob es keine Bedeutung hätte. Aber ich wusste, dass mehr hinter seiner Fassade lag.

„Das Mindset. Das ist der Unterschied," erklärte ich und legte mich bequem auf den Rücken, die Arme hinter dem Kopf verschränkt. „Wie fühlst du dich gerade?"

Sein Blick blieb starr auf die Baumkronen gerichtet, während er beiläufig mit den Schultern zuckte. „Schlapp."

„Perfekt." Ich richtete mich wieder auf und klopfte auf die freie Stelle neben mir. „Dann können wir jetzt reden."

Doch anstatt sich neben mich zu setzen, ließ sich Taehyung gegenüber von mir auf das Gras fallen. Der Abstand zwischen uns sprach Bände – er hielt mich immer noch auf Distanz, auch wenn er mitmachte.

„Schon wieder reden?" fragte er trocken, als ob das ein lästiger Pflichttermin wäre.

„Natürlich." Ich verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn direkt an. „Nach dem, was gestern passiert ist, müssen wir reden. Es gibt einiges aufzuarbeiten. Wie ist es dazu gekommen? Was hast du gefühlt?"

Ich hielt meinen Blick fest auf ihn gerichtet, während ich mich auf meine Hände stützte. Er hingegen wich meinem Blick aus, seine Kieferpartie spannte sich an.

„Was soll ich groß gefühlt haben?" Er lehnte sich zurück, seine Stimme klang kalt und distanziert. „Nichts."

„Taehyung..." Meine Stimme wurde sanfter, aber ich ließ sie fest genug klingen, um ihm klarzumachen, dass ich mich nicht mit seinen Ausreden zufriedengeben würde. „Lüg mich nicht an."

Er verdrehte genervt die Augen und wandte den Kopf zur Seite. Es war ein vertrautes Muster – Ausweichen, bis er sich gezwungen fühlte, zu reden. Ich blieb still und wartete. Schließlich seufzte er schwer und murmelte widerwillig:

„Wut... und Angst. Als sie nicht mehr aufgewacht ist."

Meine Brust zog sich zusammen, als ich die leisen Worte hörte. Es war das erste Mal, dass er ehrlich zugab, was er fühlte, auch wenn es schmerzlich war.

„Warum Wut?" fragte ich vorsichtig, meine Stimme ruhig.

Ein bitteres Lachen kam aus seinem Mund, und er schüttelte den Kopf. „Frag nicht so dumm. Du weißt genau, warum ich wütend war."

„...Nein, Taehyung. Ich weiß es nicht." Ich runzelte die Stirn und sah ihn direkt an. „Deshalb frage ich dich."

Er drehte sich zu mir um, sein Blick kalt und durchdringend. „Schön." Seine Stimme war nun hart und schneidend. „Dann sag ich es dir halt."

Er öffnete den Mund, um weiterzusprechen, doch plötzlich stoppte er. Sein Blick fühlte sich an, als würde er mich durchbohren. Ich folgte seinen Augen – bis mein Atem stockte. Die kalte Berührung der Luft auf meiner Haut machte mir bewusst, was passiert war.

Die Narbe.

Meine verdammte Kaiserschnittnarbe, die ich sonst immer so sorgsam versteckte, lag nun sichtbar frei. Sofort zog ich hektisch meine Leggings nach oben und bedeckte sie mit zitternden Fingern, während mein Herz wild in meiner Brust hämmerte.

„Meine Frage—" versuchte ich abzulenken, doch Taehyung war schneller.

„Scheiß auf die Frage!" schnitt er mir scharf das Wort ab. Seine Stimme war laut, fast schon wütend. „Was war das gerade für eine Narbe? Die hattest du früher nicht. Daran hätte ich mich erinnert."

Meine Kehle schnürte sich zu. Sein Blick – so eindringlich, so unnachgiebig – ließ mir keinen Raum zum Ausweichen. Mein Verstand suchte fieberhaft nach einer Antwort, nach einer Ausrede, nach irgendetwas, das ihn ablenken könnte.

„Was redest du da?" stieß ich hervor, meine Stimme scharf, fast trotzig. „Ich hatte die schon immer. Und selbst wenn nicht, was geht dich das an?"

Aber ich wusste, dass das nicht reichen würde. Taehyung war wie ein Hund, der sich einmal festgebissen hatte – er ließ nicht locker, nicht bevor er die Wahrheit kannte.

„Verarsch mich nicht, Louisa." Seine Stimme war jetzt ruhig, aber diese Ruhe war gefährlicher als jede Wut. „Du willst, dass ich ehrlich zu dir bin, aber du selbst kannst es nicht mal sein?"

Er richtete sich auf, seine ganze Haltung wirkte plötzlich angespannt, und sein Blick ließ mich nicht aus den Augen. Ich spürte, wie mir der Boden unter den Füßen entglitt. Meine Hände zitterten, und ich konnte den Kloß in meiner Kehle nicht mehr ignorieren.

„I... Ich..." begann ich, doch meine Stimme brach. Meine Gedanken rasten, und ich wusste, dass ich ihm nicht die Wahrheit sagen konnte. Jinho musste geschützt werden, egal, was es mich kostete. „Die ist von meinem Vater."

Taehyungs Gesichtsausdruck veränderte sich kaum, doch in seinen Augen flackerte ein Moment des Misstrauens. „Wie meinst du das?"

Ich atmete tief durch und zwang mich, weiterzusprechen. Die Worte fühlten sich wie scharfe Splitter an, die aus meinem Mund kamen.

„Nachdem ich abgehauen bin, hatte ich ja keine Unterkunft mehr." Meine Stimme war jetzt leiser, vorsichtiger. „Also hab ich für eine Zeit lang bei meinem Vater gelebt. Es war... nicht gerade toll dort."

Es war die halbe Wahrheit, aber der Teil, den ich ihm verschwieg, brannte wie Feuer in meinem Inneren. Ich hielt seinen Blick nicht aus, starrte stattdessen auf die Wiese unter mir und versuchte, meine aufkommenden Tränen zu unterdrücken.

„Hat er dich... mit einem Messer angegriffen?" fragte Taehyung schließlich, seine Stimme heiser vor unterdrückter Wut.

Langsam nickte ich, mein Kopf fühlte sich schwer an, als würde die Lüge wie ein Gewicht auf mir lasten.

„Du hast das aber der Polizei gemeldet, oder?" Seine Stimme war jetzt laut, schneidend, fast befehlend.

Ich schüttelte den Kopf, und sein Gesichtsausdruck wurde dunkel, voller unbändiger Wut. Taehyung fixierte mich mit seinem intensiven Blick, seine Stimme brannte förmlich vor Wut und Ungeduld.

„Warum hast du nichts gesagt? Warum hast du es nicht der Polizei gemeldet? Du hattest eine verdammte Stichwunde, Louisa!"

Ich spürte, wie mir die Kehle eng wurde, mein Herz pochte gegen meine Brust. All die aufgestaute Frustration, die Schmerzen, die ich so lange in mir getragen hatte, wollten endlich aus mir herausbrechen. Und diesmal würde ich sie nicht zurückhalten.

Ich hob den Kopf, meine Augen fixierten seine, und meine Stimme zitterte vor unterdrückter Wut und Verletzung.

„Weißt du, Taehyung, es ist verdammt schwer, eine Frau zu sein. Man erwartet von uns, dass wir immer stark sind, egal, wie schwer die Last ist, die wir tragen. Aber gleichzeitig sollst du nicht zu stark sein, weil das die Leute einschüchtert. Du sollst dich wehren, aber nicht zu laut sein, weil das unangenehm ist. Du sollst attraktiv sein, aber Gott bewahre, du ziehst die falschen Blicke auf dich – dann ist es plötzlich deine Schuld."

Ich trat einen Schritt näher an ihn heran, meine Hände zitterten leicht, aber ich hielt den Blickkontakt.

„Man sagt uns, wir sollen mutig sein, aber wenn wir den Mund aufmachen, wird uns gesagt, dass wir übertreiben. Wenn wir schweigen, dann sind wir feige. Wenn wir kämpfen, dann sind wir hysterisch. Und wenn wir alles einfach hinnehmen, dann heißt es, wir hätten uns selbst aufgegeben."

Taehyung schluckte schwer, wollte etwas sagen, aber ich ließ ihn nicht zu Wort kommen.

„Du hast keine Ahnung, wie es ist, in einer Welt zu leben, in der dir nie jemand glaubt, egal, was du durchgemacht hast. Egal, wie laut du schreist, wie sehr du kämpfst – es reicht nie aus. Es ist nie genug. Du wirst immer angezweifelt, immer hinterfragt, immer als das Problem gesehen. Weißt du, wie ermüdend das ist?"

Ich spürte, wie die Tränen in meinen Augen brannten, aber ich zwang mich, sie zurückzuhalten.

„Jeder erwartet, dass wir all das ertragen, während wir gleichzeitig so tun, als wäre alles in Ordnung. Wir sollen lächeln, freundlich sein, schön sein – egal, wie kaputt wir uns innen fühlen. Es spielt keine Rolle, was passiert ist, solange wir so tun, als wäre nichts passiert."

Ich holte tief Luft und ließ meinen Blick nicht von seinem Gesicht ab. Er sah überwältigt aus, wie jemand, der eine Realität erkannte, die er vorher nie wirklich verstanden hatte.

„Also sag mir nicht, was ich hätte tun sollen, Taehyung. Sag mir nicht, dass ich die Polizei hätte rufen sollen. Denn ich habe getan, was ich konnte, um zu überleben. Und manchmal..." Meine Stimme brach für einen Moment, aber ich setzte trotzdem fort, „manchmal ist das alles, was du tun kannst. Überleben."

Die Worte hingen schwer in der Luft, wie ein unausgesprochener Schmerz, der sich endlich Raum verschafft hatte. Taehyung stand wie erstarrt da, seine Augen voller Emotionen, die er offenbar selbst nicht einordnen konnte.

Ich atmete tief durch, senkte den Blick und wandte mich schließlich ab.

„Genug für heute", sagte ich leise, aber bestimmt. „Lass uns zurückgehen."

Für einen Moment war es still. Das Einzige, was ich hören konnte, war unser beider Atem. Seine Augen suchten in meinen nach einer Antwort, nach etwas, das ihn weiterbringen würde. Doch ich wandte mich ab, konnte es nicht ertragen, seinen Blick länger zu halten.

„Es war hart für mich." Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, aber ich wusste, dass er mich hörte. „Egal, ob du das glaubst oder nicht."

Ohne ein weiteres Wort wandte ich mich ab und begann, zurück zur Klinik zu gehen. Der Kloß in meiner Kehle fühlte sich schwer wie Blei an, und ich spürte, wie die Tränen hinter meinen Augen brannten, doch ich hielt sie zurück.

Nach ein paar Minuten des Schweigens hörte ich plötzlich seine Stimme. Sie war leise, fast ein Flüstern, aber dennoch hörte ich sie klar.

„Du hast unsere Vergangenheit angesprochen." Seine Worte waren vorsichtig gewählt. „Das hat mich sauer gemacht."

Ich blieb stehen, langsam drehte ich mich zu ihm um. Seine Augen waren voller Reue, und zum ersten Mal sah ich, dass er wirklich nachdachte.

„Ich hab Ablenkung gesucht, weil ich nicht daran denken wollte." Sein Blick wich dem meinen aus. „Deswegen hab ich es getan."

Seine Ehrlichkeit traf mich unerwartet, und für einen Moment sagte ich nichts. Schließlich atmete ich tief ein und sprach, leise, aber bestimmt:

„Dann such dir in anderen Dingen Ablenkung, Taehyung." Meine Stimme war weich, doch fest. „Sex wird deine Probleme nicht lösen. Gewalt auch nicht."

Zum ersten Mal sah ich so etwas wie Verständnis in seinen Augen, vielleicht sogar Scham. Er nickte leicht, fast unmerklich.

„Ich werd's versuchen."

Ein kleines Lächeln huschte über mein Gesicht. Es war nicht viel, aber es war ein Anfang.

„Gut." Meine Worte waren sanft, aber deutlich. „Das ist schon mal ein Anfang."

Flashback

Die Schmerzen waren nicht von dieser Welt. Sie griffen nach jedem Nerv meines Körpers, rissen und zogen, als würde ich innerlich zerbrechen. Ich hatte gewusst, dass eine Geburt schmerzhaft sein würde – aber niemand hatte mich auf das vorbereitet. Es fühlte sich an, als würde die Zeit stehen bleiben, während ich allein mit diesem Schmerz kämpfte, mit meinem Körper, der sich weigerte, mir zu gehorchen.

„Bitte... ich kann nicht mehr!" Meine Stimme war heiser, kaum mehr als ein Flüstern, während ich die Krankenschwester anflehte, etwas zu tun.

Sie beugte sich über mich, ihre Augen müde, aber sanft. „Louisa, ich weiß, dass es schwer ist, aber Sie müssen durchhalten. Ich werde sehen, wie weit der Muttermund geöffnet ist."

Ich nickte schwach, unfähig, etwas anderes zu tun. Alles, was ich wollte, war, dass es endlich vorbei war.

Als sie nach einer kurzen Untersuchung aufsah, wusste ich es, bevor sie es aussprach.

„Es sind erst drei Zentimeter", sagte sie leise, fast bedauernd.

„Drei Zentimeter?!" Ich starrte sie an, ungläubig und verzweifelt. „Ich bin seit Stunden hier! Wie kann das sein?"

„Manchmal dauert es länger. Jede Geburt ist anders." Sie seufzte. „Wir könnten eine PDA legen, um die Schmerzen zu lindern. Das wird helfen, aber es wird den Prozess nicht beschleunigen."

Ich nickte zögernd. Was blieb mir anderes übrig? Ein neuer Schmerzensschrei bahnte sich seinen Weg aus meiner Kehle, und ich drückte mein Gesicht in das Kissen, während eine weitere Wehe durch meinen Körper raste.

Die Stunden schleppten sich dahin, jede Minute dehnte sich in eine Ewigkeit. Es waren nun sieben Stunden vergangen, und ich fühlte mich, als wäre ich durch die Hölle gegangen.

„Immer noch drei Zentimeter." Die Worte der Krankenschwester fühlten sich an wie ein Todesurteil. „Das Baby bewegt sich nicht weiter. Es sieht so aus, als würde es feststecken."

Ich fühlte, wie meine Tränen wieder hochkamen, heiß und unaufhaltsam. „Ich presse! Ich mache alles, was Sie mir sagen, aber es funktioniert nicht! Ich bin nicht stark genug!"

„Louisa, hören Sie mir zu." Die Krankenschwester setzte sich neben mich, ihre Stimme ernst, aber sanft. „Ihr Körper ist stark genug, aber manchmal reicht das nicht. Wir müssen einen Kaiserschnitt machen. Es ist der sicherste Weg – für Sie und das Baby."

Ich schüttelte den Kopf, die Worte kaum aussprechbar vor Angst. „Nein... ich will das nicht. Ich will keine Narbe. Ich will keine OP. Ich will einfach, dass es vorbei ist!"

„Ich weiß, dass es beängstigend ist, aber Sie haben keine Wahl. Ihr Baby braucht Sie, und Sie müssen ihm helfen."

Ihre Worte sanken tief in mich hinein. Ich hatte keine Wahl, nicht wirklich. Für mein Baby – für dieses kleine Wesen, das ich noch nie gesehen hatte, aber schon so sehr liebte – würde ich alles tun.

„Okay", flüsterte ich schließlich. „Machen Sie es einfach."

Die Operation verlief wie im Nebel. Mein Körper war taub, aber mein Herz raste, mein Geist war überladen mit Gedanken und Sorgen. Was, wenn etwas schiefging? Was, wenn ich das Baby nie in den Armen halten würde?

Dann geschah es.

Ein Schrei, laut und klar, durchbrach die Stille des Operationssaals. Es war wie ein Signal, das alles in mir zum Leben erweckte. Mein Baby. Mein Baby war endlich da.

Ich konnte nicht atmen, als die Krankenschwester mit einem kleinen, in ein Tuch gewickelten Bündel auf mich zukam. „Hier ist er, Mama", sagte sie mit einem sanften Lächeln.

Er.

Mein Herz setzte einen Schlag aus, als sie ihn mir auf die Brust legte. Die Welt verschwamm um mich herum. Alles, was ich sehen konnte, war dieses winzige Gesicht, das mich anstarrte, halb verschlafen, halb neugierig.

Die Zeit schien stillzustehen. Seine Augen – sie hatten diese sanfte, mandelförmige Kurve, die ich so gut kannte. Seine Nase, klein, aber makellos geformt. Und seine Lippen... diese Lippen, die mich fast um den Verstand brachten, weil sie so vertraut waren.

Es war, als würde ich in Taehyungs Gesicht blicken.

Die Ähnlichkeit war so verblüffend, so überwältigend, dass mir die Tränen in die Augen stiegen. Ein wilder Sturm aus Emotionen brach in mir los – Liebe, Erschöpfung, Angst, Erleichterung.

Ich streichelte vorsichtig über seinen Kopf, fühlte die Wärme seiner Haut, den winzigen Herzschlag, der gegen meine Brust pulsierte.

„Willkommen auf der Welt", flüsterte ich mit zitternder Stimme.

Die Krankenschwester fragte etwas, aber ich hörte sie kaum. „Haben Sie schon einen Namen für den Kleinen?"

„Wie viele Kinder willst du eigentlich?"

Kam es dann plötzlich unerwartet aus mir heraus und während ich geschockt über mich selbst war schmunzelte Taehyung nur.

„4 aber wenn wir genug Zeit haben dann 5."

„5?!"

Kam es überrascht aus mir heraus.

„Auf die passt du dann aber auf."

Kreuzte ich meine Arme vor der Brust und Taehyung lachte.

„Ich liebe Kinder also gerne, mach ich."

„Namen hast du bestimmt-"

Konnte ich nicht mal zu Ende reden da sprach Taehyung schon.

„Deji, Haw, Dae, Soo-Min und Ma-Ri falls es Mädchen werden und für Jungs Jinho, Jihoo, Minsoo, Junghee und So-Hee."

Ein Name? Ich konnte nicht denken. Alles, was ich wusste, war, dass er Taehyung war. Jeder Teil von ihm erinnerte mich an seinen Vater – von den feinsten Details in seinem Gesicht bis hin zu der Art, wie er sich regte, als wollte er protestieren, dass er aus seiner warmen, sicheren Welt geholt wurde.

Ein bittersüßes Lächeln schlich sich auf mein Gesicht.

„Jinho", sagte ich schließlich, die Worte kamen wie ein Flüstern. „Sein Name ist Jinho."

Denn obwohl er Taehyung so ähnlich sah, war er sein eigenes, neues Leben. Mein kleiner Jinho, mein Herz, mein Alles.

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