35 || 𝙞𝙣 𝙩𝙝𝙚 𝙣𝙞𝙜𝙝𝙩 ☾
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Taehyung PoV
Taehyung's POV
Ich saß in meinem maßgeschneiderten Anzug auf der Couch, völlig still, die Hände locker auf den Oberschenkeln, und starrte gedankenverloren auf den Boden. Die Uhr tickte unaufhörlich, und mit jedem Augenblick, der verstrich, stieg die Ungeduld in mir.
„Worauf warte ich hier eigentlich?", fragte ich mich selbst. Ah, natürlich...
Auf Louisa und Mina. Typisch Mädchen. Sie brauchten immer ewig, um sich vorzubereiten, während sie in meinen Augen doch schon wunderschön waren, auch ohne all die Aufregung. Aber gut, das war nun mal ihre Art.
Plötzlich durchbrach eine vertraute Stimme die Stille.
„Taehyung."
Ich drehte meinen Nacken, um sie anzusehen. Und da stand sie – Jina. Ihre Präsenz war wie immer schwer greifbar, aber heute schien sie etwas anderes in ihren Augen zu tragen. Sofort fiel mein Gesichtsausdruck von neutral auf kalt.
„Was willst du?"
Es war keine aggressive Frage, sondern eher eine Feststellung. Ich hatte genug von ihr, genug von ihren Taten, genug von allem, was sie in unserem Leben angerichtet hatte.
Jina seufzte leise, aber es war kein verächtlicher Seufzer. Es war der Klang von jemandem, der die Last seiner eigenen Fehler trug.
„Reden", sagte sie, ihre Stimme ruhig, fast schon resigniert.
Ich schaute sie mit einer Mischung aus Misstrauen und Erstaunen an, doch ich ließ sie sprechen. Ein Teil von mir war neugierig, ob sie wirklich die Verantwortung für all das übernehmen konnte, was sie angerichtet hatte.
„Ich wüsste nicht, was wir beide reden sollten, nachdem du deine Tochter so in den Abgrund geschickt hast. Weißt du überhaupt, wie es ihr geht? Sie hätte niemals gedacht, dass du sie so hintergehst und sie sogar noch bedrohen würdest..."
Jina ließ mich nicht einmal zu Ende sprechen. Ihre Worte waren wie ein Stich, der mich unterbrach, aber anstatt mir zu widersprechen, seufzte sie erneut, diesmal leiser.
„Ich weiß, was ich getan habe. Und glaub mir, ich bin nicht stolz darauf. Weder auf das, was ich getan habe, noch auf die Art und Weise, wie ich Louisa behandelt habe. Ich... ich habe viel nachgedacht, Taehyung. Viel zu viel."
Ich war perplex. Was hatte sie gesagt? Reue?
„Woher der Sinneswandel?" fragte ich mit einer Mischung aus Skepsis und Verwunderung. Ihre Augen, die mich nie zuvor so ansahen, schienen jetzt von einer unsichtbaren Last zu sprechen. „Du hast wirklich nachgedacht?"
„Ja, ich habe nachgedacht. Und ich erkenne, dass ich schlimme Fehler gemacht habe. Ich wollte immer nur das Beste für meine Kinder. Aber ich habe gemerkt, dass sie nicht glücklich sein können, solange ich hier bin. Ich... ich habe zu viel Schaden angerichtet." Ihre Worte waren leise, aber fest, und in ihren Augen konnte ich etwas erkennen, das ich lange nicht mehr bei ihr gesehen hatte – Reue. Echte Reue.
„Louisa hat Angst in dieser Wohnung", sagte ich leise, fast unmerklich. „Angst vor dir."
„Deswegen", begann sie zögerlich, „bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass es das Beste ist, wenn ich gehe."
Ihre Worte trafen mich wie ein Schlag. Ich konnte es nicht fassen. Sie wollte wirklich gehen? Sie wollte ihre Verantwortung übernehmen, sich stellen und alles beichten? Wirklich?
„Wie, gehen?"
„Ich werde mich stellen und alles beichten. Alle meine Taten. Ich weiß, dass ich nur so irgendwann wieder ein reines Leben führen kann. Es tut mir leid, Taehyung. Es tut mir wirklich leid, was ich dir und Louisa angetan habe."
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ein Teil von mir war erleichtert, dass sie diese Entscheidung getroffen hatte, aber ein anderer Teil blieb skeptisch. Konnte ich ihr wirklich glauben?
Gerade als ich etwas erwidern wollte, hielt sie mir einen Umschlag entgegen. Zuerst wusste ich nicht, was ich davon halten sollte, doch als ich ihn nahm, spürte ich das Gewicht der Verantwortung, das in meinen Händen lag.
„Was ist das?"
„50.000 Euro", sagte sie, ohne eine Miene zu verziehen. „Ich gebe sie dir. Weil ich sehe, wie du Louisa gut tust. Du machst sie glücklich. Und ich... ich möchte euch etwas geben. Etwas, das euch hilft, ein neues Leben zu beginnen. Ein Leben ohne Angst, ohne mich. Vielleicht irgendwo, wo ihr endlich frei seid."
Ich konnte den Ernst in ihren Augen sehen. Sie meinte es wirklich. Das war kein leeres Angebot. Sie wollte uns helfen, ein besseres Leben zu führen.
„Ich kann das nicht annehmen...", murmelte ich, doch der Gedanke, Louisa und mir eine Chance auf ein friedlicheres Leben zu geben, flimmerte in meinem Kopf.
„Nimm es einfach, Taehyung", flüsterte sie, ihre Stimme jetzt fast sanft. „Meine einzige Bitte ist, dass du Louisa glücklich machst. Du hast ihr bereits mehr gegeben, als ich je konnte. Und ich denke, du wirst keine Schwierigkeiten haben, sie glücklich zu machen. Ihr gehört zusammen. Ihr passt gut zusammen."
Ihr Lächeln war traurig, aber es war ehrlich. „Es tut mir leid, dass ihr nicht früher zueinander gefunden habt. Ich bin mir sicher, du hättest Louisa damals, in den dunkelsten Momenten ihres Lebens, gut getan."
Ich konnte nicht anders, als zu flüstern: „Ja, das hätte ich..."
Mein Blick wanderte für einen Moment in die Ferne, in Gedanken versunken. Die Erinnerung an meine eigene Einsamkeit nach dem Tod meiner Mutter kam mir in den Sinn. Ich hatte mich damals genauso verloren gefühlt wie Louisa heute. Wie viel hatte ich damals auch gebraucht, um zu heilen?
Ich war so in Gedanken vertieft, dass ich nicht bemerkte, wie Jina sich in aller Stille von der Tür zurückzog. Erst als ich auf den Umschlag vor meinen Füßen starrte, wurde mir bewusst, dass sie ihn dort gelassen hatte.
Sie hatte meinen Moment der Unaufmerksamkeit genutzt.
50.000 Euro. Ein Neuanfang. Ein Schritt in eine Zukunft ohne die Schatten der Vergangenheit.
Ich nahm den Umschlag in die Hand und atmete tief durch. Vielleicht war dies wirklich der Beginn von etwas Neuem. Etwas, das uns helfen würde, weiterzumachen.
Taehyung's POV
„Tae..."
Der Klang ihrer Stimme – zart, aber gleichzeitig voller Bedeutung – ließ mein Herz für einen Moment stillstehen. Ich drehte mich sofort in ihre Richtung, sprang fast auf, als ich den Briefumschlag in meine Hand nahm und ihn schnell in die Innentasche meiner Jacke steckte. Die letzte Sache, die ich wollte, war, dass Louisa es sah.
Als ich mich dann ganz zu ihr umdrehte, fiel mir fast der Mund offen vor Staunen herunter.
Sie stand da, in einem atemberaubenden, Lila Kleid, das sich elegant um ihren Körper schmiegte und ihre Figur perfekt zur Geltung brachte. Ihre langen, dunklen Haare fielen in sanften Wellen über ihre Schultern, und das weiche Licht des Raumes schien ihre Haut in einem fast übernatürlichen Glanz erstrahlen zu lassen. Doch es war nicht nur ihre äußere Schönheit, die mich in den Bann zog. Es war der Ausdruck in ihren Augen – eine Mischung aus Nervosität und einer ruhigen, inneren Stärke.
Ich war sprachlos. Ein paar Sekunden lang konnte ich keinen einzigen Ton herausbringen. Wie konnte sie nur so atemberaubend sein?
Taehyung's POV
„W-Wow, du bist..."
Die Worte stotterten über meine Lippen, und ich konnte meinen Blick kaum von ihr abwenden. Waren meine Pupillen wirklich so weit aufgerissen? Sie sah atemberaubend aus, als ob sie direkt aus einem Traum getreten wäre. Für einen Moment war ich völlig sprachlos und konnte kaum fassen, wie wunderschön sie war.
„Ich bin was...?" Louisa trat die letzten Stufen der Treppe hinunter und stellte sich direkt vor mich. Ihr Blick war neugierig, fast schelmisch.
„Wunderschön", flüsterte ich, die Worte verließen mich ohne jede Kontrolle, einfach nur die pure Wahrheit. Als ich ihr Gesicht ansah, konnte ich sehen, wie ihre Wangen leicht rosa wurden, und ein leises Kichern entglitt ihr.
„Danke", sagte sie, und dieses schlichte Wort ließ mein Herz ein kleines Stückchen mehr schmelzen.
„Es ist wirklich eine Schande, dass wir nicht die Chance haben, zum Ballkönig und zur Ballkönigin gewählt zu werden", seufzte ich, ein Hauch von Humor in meiner Stimme. Meine Hand landete sanft auf ihrer Schulter, und ich konnte die Wärme ihres Körpers spüren, die mich auf seltsame Weise beruhigte.
„Dieser wertlose Titel ist mir egal", sagte sie, während sie mich mit einem festen Blick ansah. „Was mich wirklich traurig macht, ist, den ganzen Abend so tun zu müssen, als wären wir Fremde. Das ist das, was mir wirklich das Herz bricht."
Ihre Worte trafen mich unerwartet. Sie hatte recht. Der ganze Ball, die falschen Lächeln, das Spiel mit den Blicken – all das war nichts im Vergleich zu dem, was wir wirklich wollten: Einfach zusammen sein, ohne sich verstecken zu müssen.
„Eines Tages, Louisa...", begann ich leise, als mein Handrücken sanft über ihre Wange strich.
„Da werden wir unsere Beziehung frei ausleben können, ohne Angst haben zu müssen, verurteilt zu werden. Ein Ort, an dem wir einfach wir sein können."
Ich konnte sehen, wie sich ihre Augen in diesem Moment weicherten, als ob sie genau wusste, was ich meinte. Sie hatte genauso viel Sehnsucht danach wie ich, einfach ohne all diese Fesseln zu leben.
„Das hoffe ich auch", antwortete sie leise. „Ich habe es so satt, mich zu verstecken."
In diesem Moment, als sie sich ein Stück näher zu mir beugte, hatte ich das Gefühl, dass sie mir gleich in die Arme fallen würde. Ihr Blick war voller Vertrauen, voller Sehnsucht. Doch bevor es dazu kam, ertönte plötzlich eine Stimme, die die Luft zwischen uns durchbrach.
Taehyung's POV
„Leuteee! Es ist Zeit für ein Erinnerungsfoto!"
Sofort gingen Louisa und ich einige Schritte auseinander, als die Stimme meines Vaters durch den Raum hallte. Es war immer die gleiche Szene, immer die gleiche Aufregung – ein Foto hier, ein Foto da, die Familie, die sich versammelt, um für den Moment zu posieren. Aber heute fühlte sich alles anders an. Der Abend hatte sich in eine seltsame Mischung aus Freude und unausgesprochenem Schmerz verwandelt, und dennoch versuchte ich, mich zusammenzureißen, um diesen Moment nicht zu verderben.
„Mina! Jungkook! Wo seid ihr?"
„Wir kommen!" rief Mina von oben, und ich hörte ihre Schritte, gefolgt von Jungkooks vertrautem Lachen. Kurz darauf waren sie beide unten und gesellten sich zu uns.
Mein Vater, der in der Hand eine Kamera hielt, gab dann seine Anweisungen, wie er es immer tat: „Jungkook, geh du neben Louisa und Mina neben Taehyung."
Ich wusste sofort, warum er das so sagte. Er hatte immer noch diese Vorstellung, dass ich irgendetwas gegen Louisa gemacht hatte, dass ich sie damals gezwungen hätte, als wir uns das erste Mal näher gekommen waren. Aber er wusste nicht, dass es genau das Gegenteil war. Es war freiwillig. Wir wollten es beide.
Ich konnte den Gedanken nicht ertragen und seufzte leise, bevor ich einen Schritt beiseite trat und Mina sanft an ihrer Hüfte ergriff, um sie ein Stück näher an mich zu ziehen.
„Du siehst wunderbar aus", sagte ich zu ihr und mein Lächeln war ehrlich. Kein Hauch von Lüge. Sie sah aus wie eine Disney-Prinzessin, mit ihrem Kleid und ihrem Lächeln. So wunderschön.
„Danke, Tae", antwortete sie und ihre Augen funkelten vor Freude.
Ich konnte nicht anders, als einen Gedanken zu hegen, den ich noch nie laut ausgesprochen hatte. „Mama würde weinen, wenn sie dich jetzt so sehen könnte. So hübsch und erwachsen. Sie wäre so stolz auf dich."
Es war eine Wahrheit, die mir das Herz schwer machte. Mina hatte Mama so ähnlich gesehen, ihre Züge, ihre Augen – es war, als würde ein Stück von ihr in Mina weiterleben. Doch gleichzeitig war Mina so viel mehr als nur ein Abbild von ihr. Sie war ein einzigartiges, wundervolles Mädchen, das ihre eigene Zukunft vor sich hatte.
Ich drückte Mina zärtlich einen sanften Kuss auf die Stirn. „Mein kleines Mädchen. Du bist viel zu schnell groß geworden", flüsterte ich, beinahe mehr zu mir selbst als zu ihr.
„Alle Lächeln!"
Mein Vater rief uns zu, und wir versammelten uns, wie er es wollte. Die Kamera klickte und ich versuchte, in diesem Moment die Fassade der Freude aufrechtzuerhalten. Doch tief in mir war alles verworren.
„Wunderbar, ihr seht alle perfekt aus", lobte mein Vater, aber dann kam die Frage, die mich unwillkürlich zusammenzucken ließ: „Hey... wo ist eigentlich Jina?"
Alle zuckten mit den Schultern, ein paar mit Blicken, die mehr sagten als Worte. Doch ich tat nichts. Keine Antwort, kein Zucken, kein Blick. Ich wusste, dass sie weg war. Wo genau? Ich wusste es nicht. Wahrscheinlich war es besser so. Wahrscheinlich war es das Beste für uns alle, dass sie einfach verschwunden war.
Es war besser so.
Ich atmete tief durch und versuchte, den Gedanken an sie abzuschütteln. Jetzt war nicht der Moment, in der Vergangenheit zu verweilen. Jetzt war der Moment für uns. Für Louisa, für Mina, für mich. Der Moment, in dem wir uns gegenseitig an der Seite hatten – ohne Angst, ohne die Schatten der Vergangenheit.
„Es ist besser so", murmelte ich leise, mehr zu mir selbst als zu jemand anderem. Doch ich wusste, es war die Wahrheit.
•••
Louisa's POV
„Gott, sieht Yoongi heiß aus."
Hoseok's Stimme war voll von Ehrfurcht und ich folgte seinem Blick. Yoongi stand ein paar Schritte entfernt, mitten im Gedränge, und holte Getränke für uns. Doch selbst in diesem Chaos strahlte er eine seltsame Ruhe aus – alles schien bei ihm irgendwie mühelos zu sein. Die Art, wie er sich bewegte, wie er mit den Leuten sprach, wie er alles in seiner Nähe in den Griff zu bekommen schien – es war magnetisch.
„Du hast echt Glück, so einen tollen Freund zu haben", sagte ich zu Hoseok, während mein Blick noch immer auf Yoongi ruhte. Ich wollte nicht zu aufdringlich wirken, aber es war offensichtlich, dass ich neidisch auf Hoseok war. Yoongi war alles, was Hoseok sich wünschen konnte.
Hoseok lächelte, ein breites, glückliches Grinsen, das nur jemand tragen konnte, der genau wusste, wie viel er hatte. „Ja, Yoongi ist perfekt", sagte er dann, und ich hörte eine zarte Zärtlichkeit in seiner Stimme, die fast ein bisschen wehmütig klang. „Aber keine Sorge, Louisa, du bist wunderschön. Du wirst deinen Seelenverwandten schon finden."
Die Worte trafen mich wie ein sanfter Schlag. Seelenverwandt – natürlich hatte ich meinen Seelenverwandten schon längst gefunden. Aber es war ein Geheimnis, das keiner wissen durfte. Ein geheimes Band, das nur Taehyung und ich verstanden. Es war nicht nur die Anziehung, die zwischen uns lag, es war etwas viel Tieferes. Etwas, das sich nicht in Worte fassen ließ.
„Bestimmt...", murmelte ich leise und zwang mir ein Lächeln auf. Aber in meinem Inneren war ich nicht so sicher. Ich hatte Taehyung, aber es gab keine Chance, dass ich es laut aussprechen konnte. Niemand würde es verstehen. Niemand würde es je wissen.
Meine Gedanken glitten automatisch zurück zu Taehyung. Er war mittlerweile mit Jin auf der Tanzfläche. Der Anblick von ihm, wie er mit so viel Leichtigkeit und Charme tanzte, ließ mein Herz fast aus meiner Brust springen. Er sah so verdammt gut aus – es war fast nicht fair. Er bewegte sich mit einer solchen Anmut, dass es fast schon königlich wirkte. Gleichzeitig hatte er diese anziehende Präsenz, die ihn wie einen unnahbaren Prinzen wirken ließ. Er war genau das, was ich brauchte. Und genau das, was ich nie haben durfte.
„Babeee, lass uns tanzen", unterbrach Yoongi meine Gedanken und reichte mir mein Getränk. Ich nahm es dankbar entgegen und sah ihn an, für einen Moment in Gedanken versunken.
„Eigentlich gerne, aber... ich will Louisa nicht im Stich lassen. Sie ist allein hier", sagte Hoseok, als er bemerkte, dass ich zögerte, und sah mich entschuldigend an.
In diesem Moment fühlte ich mich ein bisschen schuldig, wie ich da saß, während Yoongi und Hoseok so viel Spaß hatten. Doch ich wollte nicht der Grund sein, warum sie den Abend aufhielten.
„Nein, nein! Geht ruhig, tanzt zusammen!", sagte ich und winkte ab, fast ein bisschen zu energisch, als ich versuchte, sie zu ermutigen. „Ich finde schon jemanden, mit dem ich abhängen kann. Macht euch keine Sorgen um mich!"
„Ja, ich zum Beispiel", hörte ich plötzlich eine Stimme. Sofort drehte ich mich um und sah Jimin, der mit einem breiten, charmanten Lächeln auf den Lippen vor mir stand. Er hielt mir seine Hand hin, als ob es das Natürlichste der Welt war.
Hoseok starrte Jimin skeptisch an, seine Augen weiteten sich, als er den Blick auf seine Hand legte. Die Luft zwischen den beiden war sofort geladen.
„Fass ihren juicy Arsch einmal an und ich breche dir alle Knochen", knurrte Hoseok, seine Stimme dabei tief und drohend.
Jimin verdrehte nur genervt die Augen und verschrankte die Arme vor der Brust. „Chill! Das hatte ich niemals vor", sagte er ruhig und sah dabei Hoseok mit einem Blick an, der keinerlei Zweifel an seiner Aussage ließ.
Ich konnte die Spannung zwischen den beiden fast greifen, doch ich wollte keine weiteren Konflikte. Schließlich war dies ein Abend, an dem ich es wirklich brauchte, mich nicht mit unnötigen Streitereien herumzuschlagen.
„Ich gehe dann einfach mit ihm", murmelte ich, mehr zu mir selbst, als ich aufstand und mich langsam in Jimin's Richtung bewegte. Seine Hand hatte ich jedoch nicht ergriffen. Ich wusste, dass es unangenehm war - nicht nur für mich, sondern auch für ihn.
„Keine Angst, ich hab nicht vor, richtig mit dir zu tanzen" , sagte Jimin mit
einem Schmunzeln und drehte sich zu mir, während er in einem lockeren Rhythmus vor mir tanzte. „Ich will nur nicht, dass diese Idioten dich anmachen."
Ein leichter Hauch von Erleichterung durchflutete mich, als er das sagte.
Zumindest war es keine Falle.
"Lass mich raten, Taehyung hat dich geschickt" sagte ich, fast ein wenig schüchtern, da ich wusste, dass es wohl der wahre Grund war, warum Jimin sich überhaupt zu mir gesellte.
„...Ja, hat er, aber das tut nicht zur Sache", erwiderte Jimin, wobei er sich ein Stück näher zu mir bewegte. Er schien es wirklich ernst zu meinen, als er fortfuhr. „Weißt du, ich mag vielleicht kein guter Mensch sein, aber ich sehe, dass Taehyung und du euch gut tun. Deswegen möchte ich alles in meiner Macht Stehende tun, um eure Bindung zu bewahren."
Seine Worte ließen mein Herz für einen Moment stocken. Ich sah ihn an, seine Augen nicht mehr nur von seiner gewohnten Maske aus Ironie und Schalk, sondern von etwas weicherem, etwas ehrlicherem. In diesem Moment schien er mir plötzlich nicht mehr wie der unberechenbare Jimin, sondern wie jemand, der nur versuchte, etwas richtig zu machen.
Meine Augen wurden sanfter, und ich erwiderte seinen Blick. „Jimin, du bist kein schlechter Mensch. Es ist normal, dass man sich manchmal Ablenkungen sucht - wie Drogen -, wenn man in so einer Situation steckt, wie du es bist." Ich atmete tief ein, um meine eigenen Gefühle in Worte zu fassen. „Verurteil dich selbst nicht deswegen."
Die Worte kamen aus einer tiefen Ecke meines Herzens. Ich konnte den Schmerz in Jimin's Augen sehen, als er von seiner Schwester sprach, und es schmerzte mich, dass er sich so von sich selbst entfernte.
"Louisa..." Jimin's Stimme war nun weicher, als er den Blick senkte. Der Funken in seinen Augen war plötzlich erloschen, und ich spürte, wie die Luft um uns herum schwerer wurde. Er schien einen Moment lang nach den richtigen Worten zu suchen.
„Meine Schwester... sie ist-"
„Na Leute! Habt ihr viel Spaß?!"
Eine laute, vertraute Stimme hallte durch den Raum und mein Herz setzte einen Schlag aus. Ich drehte mich sofort zur Bühne, wo Namjoon stand, ein Mikrofon in der Hand, und sich zu uns allen wandte. Er hatte ein schelmisches Grinsen auf den Lippen, das mir sofort Unbehagen bereitete.
„Was zur Hölle macht der da...?", murmelte Jimin und sah dabei genauso verwirrt aus wie ich.
„Ich weiß es nicht, aber es fühlt sich nach nichts Gutem an", antwortete ich ihm, meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Ich konnte das unangenehme Gefühl nicht abschütteln, das sich wie ein Kloß in meinem Magen festsetzte.
Namjoon schien sich seiner Rolle als Mittelpunkt der Aufmerksamkeit bewusst zu sein, und seine Worte trugen eine seltsame Schärfe. „Aber wisst ihr, wer noch viel Spaß hatte letztens in der Dusche?"
Ich erstarrte, mein Herz raste. Die Worte hingen in der Luft wie ein drohendes Unheil. Und dann hörte ich es. Das Schweigen. Und dann das Aufschreien in meinem Inneren, als ich Namjoon's nächsten Satz hörte.
„Taehyung und Louisa! Ihr glaubt mir nicht? Seht selbst!"
Ich drehte mich panisch um, mein Blick traf Taehyung, und die pure Entsetzlichkeit in seinen Augen spiegelte exakt das wider, was ich gerade fühlte. Ich konnte kaum glauben, was gerade passiert war.
War das ein Scherz? Ein Albtraum?
Bevor ich oder Taehyung uberhaupt etwas tun konnten, spielte Namjoon ein Video ab - und es war ein Video, das ich nie in den Händen von jemand anderem sehen wollte. Auf der riesigen Wand vor uns flimmerte das Bild. Das Bild von mir und Taehyung - in der Dusche. Es war das Video von dem Moment, den ich am meisten fürchtete, der niemals an die Offentlichkeit gelangen durfte. Unsere intimsten Momente, die in einem privaten Moment entstanden waren, wurden nun ohne unser Einverständnis mit allen geteilt.
Die Welt um mich herum verschwamm, als ich die entsetzten Blicke der anderen wahrnahm. Einige starrten einfach nur in schockierter Stille, während andere ihre Handys herausholten, um das Video zu filmen, als wäre es die größte Sensation des Abends. Der Schmerz durchfuhr mich wie ein elektrischer Schlag, als ich bemerkte, dass diese Momente, die für mich so unglaublich privat und wertvoll waren, jetzt zur Belustigung der anderen dienten.
Die Welt um mich herum verschwamm, als ich die entsetzten Blicke der anderen wahrnahm. Einige starrten einfach nur in schockierter Stille, während andere ihre Handys herausholten, um das Video zu filmen, als wäre es die größte Sensation des Abends.
Der Schmerz durchfuhr mich wie ein elektrischer Schlag, als ich bemerkte, dass diese Momente, die für mich so unglaublich privat und wertvoll waren, jetzt zur Belustigung der anderen dienten.
Ich fühlte, wie mein Körper zu zittern begann, wie mein Herz sich zusammenzog. Es war der schlimmste Moment meines Lebens. Jeder Blick, der auf mich gerichtet war, fühlte sich wie eine Brandwunde auf meiner Haut an. Das Gefühl, bloßgestellt zu werden, entwertet und gedemütigt, war fast unertraglich.
Ich suchte Taehyung's Blick, doch auch er war wie gelähmt. Die Enttäuschung und das Schamgefühl standen ihm ins Gesicht geschrieben. Er versuchte, sich zu fassen, doch auch bei ihm konnte ich die Ohnmacht spüren. Was sollten wir tun? Was konnten wir tun?
Taehyung PoV
Es war mir scheißegal, was die Leute dachten. Die tuschelnden Stimmen, die stechenden Blicke - alles prallte an mir ab. Aber als ich Louisa ansah, wie sie sich vor Scham fast in Luft aufzulösen schien, wie ihre Augen sich langsam mit Tranen füllten, da wurde etwas in mir zerbrochen.
Ich konnte es nicht länger ertragen.
Ich wollte Namjoon umbringen.
Ich wollte ihn zerschmettern, ihn zu Staub zerreiben - für das, was er uns angetan hatte.
Er hatte uns diese Entscheidung genommen. Die Entscheidung, unser Geheimnis zu teilen - wenn und wie wir bereit dazu gewesen wären. Stattdessen hatte er alles auf brutale, grausame Weise vor aller Augen enthüllt. Er hatte uns verraten, hatte Louisa verraten.
Und jetzt stand er da, grinsend, als hätte er einen verdammten Sieg errungen.
Mit jedem Schritt, den ich mich durch die Menge kämpfte, fühlte ich, wie die Wut in mir stärker wurde, heißer, gnadenloser. Die Blicke der anderen brannten auf meiner Haut wie glühende Nadeln. Ich hörte das Flüstern um mich herum, doch es war nicht mehr als ein dumpfes Rauschen in meinen Ohren. Alles, was ich sehen konnte, war Namjoon. Alles, was ich fühlte, war der Drang, ihn aufzuhalten, ihn zum Schweigen zu bringen.
Doch er hörte nicht auf.
„Und wisst ihr, was das Beste ist?" rief er, seine Stimme wie ein Dolch, der sich tief in meine Brust bohrte. „Louisa ist ihrem ach so perfekten Stiefbruder nicht einmal treu geblieben. Ja, ihr habt richtig gehört. Sie hat ihn betrogen - mit mir!"
Die Worte hallten in meinem Kopf wider, wieder und wieder, wie ein endloser Albtraum, aus dem ich nicht erwachen konnte. Die Menschen um uns herum erstarrten. Schockiertes Einatmen erfüllte den Raum, als hätte die Zeit für einen Moment angehalten. Doch in meinem Kopf tobte ein Sturm.
Ich wollte schreien. Ihm entgegen-schleudern, dass er lügt, dass er ein verdammter Lügner ist! Doch bevor ich auch nur den Mund öffnen konnte, flackerte der Bildschirm hinter ihm auf.
Ein Video begann zu laufen.
Und mit einem Schlag wurde alles still.
Das Bild auf der Leinwand war Louisa.
Meine Louisa.
Sie war zu sehen... bei ihm. Ihre Hände auf seinen Schultern, ihre Lippen...
Ich konnte es nicht zu Ende denken, konnte es nicht einmal in meinem Kopf zulassen, was ich da sah. Es war, als würde mein Herz in Zeitlupe auseinanderbrechen. Stück für Stück.
„Nein." Das Wort verließ stumm meine Lippen, kaum hörbar, verloren im Chaos in meinem Kopf. „Das ist nicht wahr."
Aber als ich zu Louisa blickte, zerbrach mein letzter Rest Hoffnung.
Sie stand da, blass wie ein Geist, regungslos. Ihre Augen waren weit aufgerissen, voller Tränen, voller Verzweiflung. Und in diesem Moment wusste ich, dass es wahr war. Es war kein Trick, kein schrecklicher Scherz.
Sie hatte mich betrogen. Mit ihm.
Ich sah, wie ihre Lippen sich bewegten, wie sie leise meinen Namen formte. „Taehyung." Doch es war mir egal. Es war alles egal.
Meine Brust zog sich zusammen, als würde mir die Luft zum Atmen fehlen. Es fühlte sich an, als hätte jemand ein Messer in meine Brust gerammt und es mit einem grausamen Lächeln gedreht. Der Schmerz war alles verzehrend, fast unerträglich, aber noch stärker war die Wut.
Ohne nachzudenken drehte ich mich um.
Ich lief. Weg von ihr. Weg von ihm. Weg von diesem schrecklichen, widerlichen Albtraum
Louisa PoV
Ich war wie betäubt. Die Worte, die Blicke, die Demütigung – alles prasselte auf mich ein wie ein unaufhörlicher Sturm. Mein Verstand versuchte, die Schreie der Menschen, die schockierten Gesichter, das Flüstern auszublenden, aber es ging nicht. Es war zu viel. Zu laut. Zu überwältigend.
Doch nichts schmerzte mehr als das Bild von Taehyung, wie er weglief.
Nicht einmal ein Blick zurück.
Mein Herz setzte aus. Ich fühlte, wie es in meinem Inneren zerbrach, Stück für Stück, und das Einzige, woran ich denken konnte, war, ihn aufzuhalten. Ich wusste nicht wie, aber ich musste.
„Taehyung!" rief ich verzweifelt, meine Stimme rau von den Tränen, die ich nicht einmal mehr spürte. „Bitte, warte!"
Und dann, wie durch ein Wunder, blieb er stehen. Mein Herz schlug wild, voller Hoffnung, dass er mir wenigstens zuhören würde. Doch als er sich zu mir umdrehte, wusste ich sofort, dass etwas nicht stimmte.
Sein Blick...
Es war, als würde er mich nicht mehr erkennen. Kein Funken Liebe. Keine Verwirrung, keine Wut, nichts. Nur blanke Kälte.
Mein Atem stockte, aber ich zwang mich, zu reden. „Taehyung... was du gesehen hast, es... es ist nicht so, wie es aussieht. Bitte, ich wollte es dir erklären, ich wollte dir alles sagen–"
„Hör auf." Seine Stimme war leise, aber schneidend, als hätte er mir eine Ohrfeige verpasst.
Ich blinzelte ihn an, vollkommen verwirrt, aber ich redete weiter. Ich musste ihn dazu bringen, mir zuzuhören. „Bitte, lass mich dir erklären! Es tut mir so leid! Taehyung, ich–"
„Ich sagte: Hör auf!" schrie er plötzlich, und ich zuckte zusammen, als hätte er mich angeschrien, um mich zum Schweigen zu bringen. Sein Blick brannte in meiner Seele, und ich spürte, wie meine Beine zitterten.
„Du musst dich nicht entschuldigen, Louisa," sagte er plötzlich ruhiger, fast schon gelassen. Doch seine Worte waren wie Gift. „Dein Betrug... hat mir die Augen geöffnet."
„Betrug? Nein, das ist nicht wahr! Es war nicht so, ich schwöre es dir!" flehte ich, doch er hörte mich nicht.
„Es hat mir gezeigt, dass ich dich nicht brauche. Dass wir nie füreinander bestimmt waren."
Mein Atem stockte. „Das... das kannst du nicht meinen. Das bist nicht du, Taehyung. Du weißt doch, dass wir uns lieben!"
Er lachte, kurz und bitter, als ob meine Worte ihn anwiderten. „Lieben?" Er spuckte das Wort förmlich aus. „Ich liebe dich nicht, Louisa. Nicht mehr. Vielleicht habe ich das mal geglaubt, aber jetzt..." Er schüttelte den Kopf, ein leises, bitteres Lachen entwich seinen Lippen. „Jetzt sehe ich, was für ein verdammter Fehler das war."
Ich stand da wie erstarrt, unfähig, zu atmen. Jedes Wort fühlte sich an wie ein Messer, das sich tiefer in meine Brust bohrte.
„Taehyung, bitte... es war ein Missverständnis, ich wollte es dir sagen, ich..."
„Missverständnis?" Er machte einen Schritt auf mich zu, und ich wich zurück. „Hör auf, Louisa. Hör auf, mir in die Augen zu lügen. Du hast mich betrogen. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen!"
„Er hat mich gezwungen!" schrie ich plötzlich, meine Stimme brach unter meinem eigenen Schmerz zusammen. „Ich wollte es nicht, Taehyung! Ich wollte das alles nicht!"
Doch er sah mich nur an, als wäre ich ein Witz. Ein schlechter Witz. „Ach, er hat dich gezwungen?" Er lachte trocken, hart, und schüttelte dann den Kopf. „Du bist erbärmlich."
„Bitte!" flehte ich, Tränen liefen in Sturzbächen über mein Gesicht, und ich trat einen Schritt auf ihn zu, aber er wich aus, als würde ihn meine Nähe anekeln.
„Du bist eine Lügnerin, Louisa. Eine widerliche Lügnerin." Er sah mich an, und sein Blick war schärfer als jedes Messer. „Und weißt du, was das Schlimmste ist? Dass ich dir vertraut habe. Dass ich alles für dich getan habe. Gott, ich habe dich wie eine verdammte Königin behandelt, und das hier ist mein Dank?!"
„Es tut mir leid! Es tut mir so leid, Taehyung!" schrie ich, aber meine Stimme brach am Ende zusammen.
„Leid?" Er lachte, dieses Mal laut und kalt, ohne jegliche Emotion. „Du bist nicht einmal in der Lage, zu bereuen, was du getan hast. Du bist eine Schlampe, Louisa. Eine verdammte Schlampe."
„Bitte... hör auf..." flüsterte ich, meine Knie gaben fast nach, aber ich kämpfte dagegen an.
„Wieso sollte ich?" Er trat wieder näher, und ich konnte spüren, wie die Luft um uns herum schwer wurde. „Wieso sollte ich damit aufhören, dir die Wahrheit ins Gesicht zu sagen? Dass du wertlos bist? Dass ich mich dafür schäme, jemals gedacht zu haben, dass du mir wichtig bist?"
„Ich liebe dich," sagte ich leise, meine Stimme kaum hörbar vor Schluchzen.
„Du liebst mich?" Er beugte sich zu mir herunter, sein Gesicht so nah an meinem, dass ich die Verachtung in seinen Augen sehen konnte. „Zum Ficken warst du gut, Louisa. Aber Liebe?" Er richtete sich wieder auf und lachte trocken. „Nein. Liebe ist etwas, das du nicht verdienst."
Ich spürte, wie mein Herz in diesem Moment endgültig zerbrach. Meine Beine gaben nach, und ich sank auf den Boden, unfähig, irgendetwas zu tun, außer zu weinen.
Taehyung sah mich noch ein letztes Mal an. Sein Blick war kalt, leer, als wäre ich nicht mehr als ein Schatten in seinem Leben. „Vergiss meinen Namen. Vergiss, dass es mich jemals in deinem Leben gab."
Und dann drehte er sich um und ging.
Ich blieb zurück. Zerbrochen. Leer.
„Ich liebe dich..." flüsterte ich in die Stille, die er hinterlassen hatte.
Doch es war zu spät. Alles war zu spät.
„Louisa..."
Ich erkannte die Stimme sofort. Jungkook.
Doch statt Trost verspürte ich nur noch mehr Schmerz. Wieso war es Jungkook, der jetzt hier war? Wieso nicht Taehyung? Wieso konnte er nicht wenigstens für einen Moment zu mir zurückkommen, um mir zuzuhören?
„Bitte... geh einfach," flüsterte ich, meine Stimme klang heiser und gebrochen von all den Tränen, die ich in den letzten Minuten vergossen hatte.
Aber Jungkook rührte sich nicht. Stattdessen trat er näher und sprach mit einer Ruhe, die mich fast noch mehr aus dem Gleichgewicht brachte. „Louisa, du sitzt weinend auf dem Boden und hast einen kompletten Nervenzusammenbruch. Das Letzte, was ich jetzt tun werde, ist zu gehen."
Seine Worte schnitten durch die lähmende Stille in meinem Kopf, aber sie trugen keine Erleichterung. Nur mehr Schmerz. Zittrig nahm ich die Hände von meinem Gesicht und sah zu ihm hinauf. Meine Augen brannten, meine Wangen waren nass vor Tränen, und meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
„Bist du... bist du nicht angewidert von mir?" fragte ich, kaum fähig, ihm in die Augen zu sehen.
Doch Jungkook schüttelte den Kopf, ohne auch nur einen Moment zu zögern. „Verwirrt? Ja. Überrascht? Sicher. Aber angewidert? Nein, Louisa. Niemals."
Seine Worte trafen mich, und für einen Moment fühlte es sich an, als könnte ich atmen. Als wäre da doch noch jemand, der mich nicht vollkommen verachtete. Doch der Schmerz blieb. Tief in mir bohrte er sich weiter, weil es nicht Jungkooks Meinung war, die ich hören wollte.
Es war Taehyungs.
Plötzlich erhob ich mich, meine Beine wackelig, mein Herz schwer wie Blei. Ohne nachzudenken, flüchtete ich mich in Jungkooks Arme. Mein Gesicht vergrub ich in seiner Halsbeuge, und seine Arme schlangen sich sofort schützend um mich.
„J-Jungkook," stammelte ich unter Tränen, meine Stimme ein Chaos aus Schluchzen und Schmerz. „Es ist alles eine Lüge. Ich habe Taehyung nicht betrogen! Bitte... bitte glaub mir!"
„Hey, Louisa..." Seine Stimme war sanft, fast wie ein Flüstern. Er strich mir beruhigend über den Rücken. „Wenn du das sagst, glaube ich dir. Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass du so etwas niemals tun würdest."
Seine Worte waren wie ein Pflaster auf einer offenen Wunde. Aber das Pflaster war zu klein, der Schmerz zu groß. Mein Herz schrie immer noch nach Taehyung. Es spielte keine Rolle, wie viele Menschen mir glaubten – der Einzige, der zählen sollte, war weg.
„Jungkook..." Ich löste mich ein Stück von ihm, meine Hände zitterten, als ich sie an sein Shirt klammerte. Ich konnte ihn nicht ansehen. „Das... das ist noch nicht das Schlimmste."
Er zog die Augenbrauen zusammen, seine Besorgnis wurde noch deutlicher. „Was meinst du?"
Ich holte tief Luft, doch meine Worte kamen nur stockend heraus. „Ich... ich bin schwanger."
Stille.
„Von Taehyung," fügte ich leise hinzu, und meine Stimme brach vollständig.
Jungkook stand wie erstarrt, seine Augen weiteten sich. Die Stille zwischen uns war so erdrückend, dass ich kaum noch Luft bekam. Schließlich atmete er schwer aus, trat einen Schritt zurück und musterte mich mit einem Ausdruck, den ich nicht deuten konnte.
„Louisa..." Seine Stimme klang tief, fast flehend. „Du kannst hier nicht bleiben."
„Was?" Ich sah ihn entgeistert an.
„Du kannst hier nicht bleiben," wiederholte er, und seine Stimme wurde fester. „Es ist zu gefährlich. Für dich und für das Baby."
„Aber... ich... ich kann nicht einfach gehen!" protestierte ich, Panik überkam mich. „Was ist mit meinen Freunden? Was ist mit dir? Was ist mit Taehyung?!"
Sein Gesicht verhärtete sich bei dem Namen, doch seine Stimme blieb ruhig. „Louisa, hör mir zu. Taehyung hat dir gerade Dinge gesagt, die... die niemand je zu einer anderen Person sagen sollte. Du kannst nicht bleiben und hoffen, dass sich das ändert. Er..." Jungkook hielt inne und schluckte schwer. „Er wird das Kind nicht akzeptieren. Er wird dich nicht akzeptieren."
„Aber ich liebe ihn!" schrie ich plötzlich, und die Worte kamen aus den tiefsten, verletzlichsten Teilen meines Herzens. „Ich liebe ihn so sehr, Jungkook, dass es wehtut! Ich... ich kann nicht einfach gehen! Vielleicht, wenn ich es ihm erkläre, vielleicht, wenn er die Wahrheit weiß, dann..."
„Nein!" unterbrach mich Jungkook mit einer Schärfe, die ich selten bei ihm gehört hatte. „Louisa, hör auf. Du kannst dich nicht weiter an jemanden klammern, der so grausam zu dir war. Der dich in Stücke gerissen hat."
Ich schüttelte den Kopf, Tränen liefen unaufhörlich über meine Wangen. „Aber ich liebe ihn trotzdem," flüsterte ich verzweifelt. „Ich liebe ihn so sehr, dass ich mich selbst dafür hasse. Ich kann ihn nicht loslassen."
Jungkook trat näher, legte eine Hand auf meine Wange und zwang mich, ihn anzusehen. Seine Augen waren voller Schmerz, voller Sorge. „Louisa... du musst. Nicht für mich, nicht für Taehyung. Für dein Kind. Dieses Baby braucht dich. Es braucht einen Ort, an dem es geliebt wird, ohne Hass, ohne Angst. Und du musst stark sein. Für euch beide."
Seine Worte brachen den letzten Widerstand in mir. Mein ganzer Körper zitterte, als ich schließlich nickte. „Du hast recht... ich muss weg. Egal, wie weh es tut. Ich kann nicht bleiben."
Jungkook atmete erleichtert aus und zog mich erneut in eine Umarmung. „Du wirst das schaffen, Louisa. Du bist stärker, als du denkst."
Doch ich fühlte mich nicht stark. Alles in mir schrie nach Taehyung. Ich wollte nichts mehr, als zu ihm zurückzulaufen, ihn anzuflehen, mir zu glauben. Ihn zu lieben, wie ich es immer getan habe. Aber ich wusste, dass er mich nicht wollte. Dass er das Kind nicht wollte.
Und so stand ich da, mein Herz in tausend Stücke zerbrochen, während ich versuchte, die letzte Hoffnung aufzugeben, die ich noch für uns beide hatte.
Für das Leben in mir.
Taehyung PoV
Ich saß da, auf einer kalten Bank, inmitten der Dunkelheit, die mich vollständig umhüllte. Die Stille war erdrückend, fast wie ein unsichtbares Gewicht auf meiner Brust, das mich zu erdrücken drohte. Meine Hände zitterten, während ich versuchte, die Tränen zurückzuhalten, doch sie fanden ihren Weg. Ein Tropfen nach dem anderen, der meine Wangen hinunterrann, als wäre er das einzige, was mich noch spüren ließ. Der Schmerz war so intensiv, dass er alles durchdrang. Es fühlte sich an, als hätte jemand mir das Herz herausgerissen und es auf den Boden geworfen, um es zu zertrampeln.
Louisa.
Die einzige Person, die jemals so tief in mein Herz eingedrungen ist. Die einzige, bei der ich dachte, dass ich ihr vollkommen vertrauen könnte. Die einzige, bei der ich geglaubt habe, sie würde mich nie verletzen. Und doch hatte sie mich zerstört, mit einem Schlag. Mit einer einzigen Entscheidung, die meine Welt für immer auf den Kopf stellte.
„Warum?" flüsterte ich in die Stille, doch die Dunkelheit um mich herum gab keine Antwort. Kein Wind, kein Geräusch. Nur mein leises Wimmern. Es war, als hätte die Welt um mich herum aufgehört zu existieren.
Ich fühlte mich leer. Als ob ein Teil von mir gestorben wäre. Als hätte sie mir etwas genommen, das ich nie wieder bekommen konnte. Meine Liebe.
„Hätte ich nicht genug gegeben? Hätte ich nicht genug geliebt?" fragte ich mich immer wieder, während die Gedanken wie ein wildes Feuer in mir brannten.
Die Bilder, die sich in meinem Kopf wiederholten, brannten sich tief in meine Seele. Ihre Augen, das Lächeln, der Moment, in dem ich dachte, ich würde endlich jemanden gefunden haben, dem ich vertrauen konnte. Und dann... dann diese Bilder. Sie und Namjoon. Was hatte sie mir angetan? Was hatte ich ihr angetan, dass sie mich so verraten konnte?
Jedes einzelne Detail bohrte sich tiefer in meine Brust, ließ mich keuchen, ließ mich glauben, dass ich ersticken würde. Die Erinnerung an ihren Kuss mit ihm. An die Art, wie sie mich abserviert hatte, ohne es mir zu sagen. Und dann dieser Blick in ihren Augen, als sie wusste, was sie getan hatte. Hatte sie mich wirklich nie geliebt?
„Warum? Was war ich für dich?" schrie ich in die Nacht, meine Stimme zerriss die Stille, aber es gab keine Antwort. Nur der dröhnende Schrei in meinem Inneren, der mich quälte, der sich immer weiter in meinen Magen grub, als könnte ich vor dem Schmerz nicht fliehen.
„Wofür war ich gut? Wofür war ich überhaupt gemacht?"
Mein Herz zog sich zusammen, als ob es in meiner Brust erdrückt würde. Ich konnte die Scherben fühlen, die sich in meinem Inneren verteilten, und ich wusste, dass sie nie wieder zusammengefügt werden konnten. Es war nur ein leeres Loch, das nichts füllen konnte. Liebe... ich hatte geglaubt, sie verstanden zu haben. Ich hatte geglaubt, sie uns gehörte. Aber jetzt? Jetzt war sie die Ursache meines Schmerzes, und ich würde nie wieder in der Lage sein, dieses Gefühl zu erleben.
„Diese... Nutte!" brüllte ich plötzlich in den Raum, meine Stimme war hohl, zerbrochen. Ich wollte sie hassen, aber wie konnte ich hassen, was ich immer noch liebte?
„Louisa..." murmelte ich, meine Hände verkrampften sich zu Fäusten. „Warum? Warum hast du das getan? Ich habe dir alles gegeben. Ich habe dir mein Herz, mein Vertrauen gegeben. Ich habe dich über alles geliebt. Und du... du hast mich so zerstört."
Die Dunkelheit schien mich zu verschlingen, als ob sie mich für das bestrafen wollte, was ich getan hatte. Ich hatte mich geöffnet. Ich hatte geglaubt, dass ich sie beschützen konnte. Dass ich sie nie verlieren würde. Und sie hatte mir das Gegenteil bewiesen.
„Danke, Louisa..." flüsterte ich, meine Stimme kalt und bitter. „Danke, dass du mir gezeigt hast, wozu ich gemacht bin. Zu nichts. Zu niemandem."
Ich stand auf, meine Beine fühlten sich wie Blei an, und mein Herz wurde schwerer mit jedem Schritt. Doch ich wusste, was ich tun musste. Ich musste loslassen. Ich musste diesen Schmerz hinter mir lassen. Ich musste aufhören zu hoffen, dass etwas zwischen uns bestehen könnte. Ich durfte niemals wieder zulassen, dass jemand so viel Macht über mich hatte.
„Ich bin zurück," murmelte ich in die Dunkelheit, als der Schmerz mich umhüllte, wie ein altes, vertrautes Gefängnis. „Der Kim Taehyung, der niemandem etwas bedeutet. Der, der sich selbst nie mehr erlauben wird zu lieben."
Und mit diesen Worten versuchte ich, alles hinter mir zu lassen – den Schmerz, die Liebe, die Hoffnung, die mich jahrelang getragen hatte. Doch tief in meinem Inneren wusste ich, dass ich nie wirklich loslassen konnte. Nicht von Louisa. Nicht von ihr.
Nie.
Die nächsten Monate konnte ich mit einem einzigen Wort zusammenfassen:
Verdrängung.
Ich hatte das Geld, das Jina mir gegeben hatte, in Alkohol und Drogen investiert. Es war ein Versuch, den Schmerz, der mich zerriss, irgendwie zu betäuben. Und dann gab es nur noch eine Sache, die mich für einen Moment fühlen ließ – es war Sex.
Es war nicht mehr schön oder liebevoll. Es war einfach nur noch ein Mittel, um mich selbst zu betäuben, um nicht an das zu denken, was ich verloren hatte, was sie mir angetan hatte. Jedes Mal fühlte ich mich leerer, kälter. Irgendwann konnte ich nicht mehr unterscheiden, was ich noch wirklich fühlte.
Die Wut wuchs, sie war alles, was übrig blieb. Und sie fraß sich tiefer in mich hinein, bis ich nur noch einen Schatten der Person war, die ich einmal gewesen war. Ich wurde unnahbar, das Gefühl für alles andere war verschwunden.
Ich war gefangen in einer Welt, die ich selbst erschaffen hatte, und das Einzige, was ich noch spürte, war der bittere Geschmack von Hass – Hass auf sie, Hass auf mich selbst.
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