Kapitel 6

Der Erbe Slytherins

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"Bei... Merlins... Bart..." Mein Kiefer sagte gerade dem Boden hallo, als ich Hermine, mit der ich in einer Kabine des Mädchenklos stand, anstarrte.

Bei Harry und Ron hatte die Verwandlung funktioniert und sie waren, getarnt als Crabbe und Goyle, in unseren Gemeinschaftsraum gegangen. Da ich nicht vorgehabt hatte, mich in Pansy Parkinson zu verwandeln, musste ich auch keinen Vielsafttrank schlucken.

Meine Aufgabe war es gewesen, Hermine ein Haar von Millicent zu besorgen. Das hatte ich auch getan.

Zumindest dachte ich das.

Denn nachdem Hermine den Trank geschluckt hatte, wollte sie nicht mehr aus ihrer Kabine rauskommen. Ich hatte Harry und Ron vorgeschickt und gesagt, das wäre Mädchenzeugs. Als sie weg waren, hat Hermine mich in die Kabine gezogen und geschrien: "WAS HAST DU MIT MIR GEMACHT?"

Nun stand sie als halbe Katze vor mir. Die maulende Myrte lachte sich neben mir kaputt. "Halt die Klappe, Myrte!", fauchte ich, worauf sie mir die Zunge rausstreckte und wegflog. Ich wandte mich an Hermine. "Es tut mir leid", sagte ich zähneknirschend. "Ich habe wohl aus Versehen ein Haar von Millicents Katze geholt."

Frustriert stöhnte sie auf. "Ich habe Fell! Und Katzenohren!"

"Ja, das sehe ich." Nachdenklich besah ich die Gryffindor von oben bis unten. Dann beschloss ich: "Wir bringen dich zu Madame Pomfrey."

"Was?!" Geschockt sah sie mich an. "Bist du noch bei Trost?"

"Sie wird keine Fragen stellen", versicherte ich ihr.

"Woher willst du das wissen?" Wütend funkelte sie mich an.

"Würdest du lieber eine Katze bleiben?", lautete meine Gegenfrage. Danach sagte Hermine nichts mehr. "Okay, hör zu." Ich strich mir eine meiner blonden Strähnen hinters Ohr. "Ich gehe jetzt zu Harry und Ron, schaue nach, ob alles nach Plan verläuft. Du wartest hier und wenn ich zurückkomme, bringen wir dich unbemerkt in den Krankenflügel."

Hermine nickte widerstrebend. "Okay, aber beeil dich!"

"Mach ich", versprach ich und machte mich auf den Weg zum Slytherin-Gemeinschaftsraum.

Dort angekommen hörte ich Malfoys Stimme. "... vor fünfzig Jahren schon mal geöffnet", sagte er gerade. Vor Schock weiteten sich meine Augen. Ich spähte um eine Wand herum und sah Harry und Ron (in Crabbe und Goyles Gestalt) mit Malfoy auf den Sofas sitzen. Von letzterem unbemerkt, ging ich ein wenig näher ran.

"Wer es war, wollten sie mir nicht sagen, nur, dass sie ihn rausgeschmissen haben."

Ich bedeutete Harry und Ron, die kurz zu mir sahen, leise zu bleiben, worauf sie schnell wieder zu Malfoy schauten. Dieser sprach weiter. "Als man die Kammer des Schreckens das letzte Mal geöffnet hat, wurde ein Schlammblut getötet." Ich stockte. "Dass diesmal eins stirbt", fuhr Malfoy fort, "ist bloß noch eine Frage der Zeit. Ich persönlich... hoffe, es ist Clover."

Wütend verkrampfte Ron sich und Harry sah geschockt zu mir. Draco bemerkte das und drehte sich um. Als er mich entdeckte, weiteten sich vor Schock seine Augen.

"So ist das also, ja?" Ich brodelte vor Wut und ballte die Fäuste.

"Clover-", begann er und stand auf.

"Halt die Klappe, du verlogene kleine Schlange", zischte ich, rauschte an ihm vorbei und verließ den Gemeinschaftsraum, nicht, ohne Malfoy dabei anzurempeln.

Im Klo der maulenden Myrte angekommen ging mein Atem vor Wut und Entsetzen schnell. "Hermine?", krächzte ich, versuchte, mich zu beruhigen.

Sie kam aus der Kabine raus. "Ivy? Ist alles in Ordnung?"

Ich erzählte ihr, was ich alles mit angehört hatte. "Ich weiß ja, dass er mich nicht sonderlich leiden kann", sagte ich am Ende. "Aber dass er mich tot sehen will, hätte ich nicht mal ihm zugetraut." Inzwischen war ich einfach nur entsetzt darüber, dass jemand aus meinem Haus mir den Tod wünschte.

"Das ist eben Malfoy", zischte Hermine abwertend. "Was kann man da erwarten?"

"Wie auch immer." Ich sagte mir erneut, dass jemand wie Malfoy meine Zeit nicht wert war. Ich wollte es nicht zugeben, aber was er gesagt hatte, verletzte mich enorm. "Wir müssen aufpassen. Du auch, Hermine. Du bist muggelstämmig, genau wie ich."

"Ich weiß." Sie seufzte. "Das macht das Ganze nicht leichter.

Wir hörten Stimmen in unsere Richtung kommen. "Das sind Harry und Ron!", erkannte ich. Schnell ging Hermine zurück in ihre Klokabine. Kurz darauf kamen die Jungs, wieder in ihrer normalen Gestalt, zu uns rein.

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Tom Riddle war besiegt, die Kammer des Schreckens geschlossen und das Schuljahr vorbei. Hermine war gerade aus dem Krankenflügel gekommen, Madame Pomfrey konnte ihre Versteinerung, die der Basilisk ihr zugefügt hatte, lösen. So auch Daphnes. Nachdem ich Hermine begrüßt hatte, umarmte ich meine Slytherin-Freundin.

"Du hast einiges versäumt", schmunzelte ich, als wir uns an unseren Tisch zu Blaise und Millicent setzten.

"Das schließt auch die Tests mit ein", triumphierte Daphne. "Kein Lernen und Pauken für mich in diesem Jahr!"

Wir lachten los, während Blaise zusätzlich seine Augen verdrehte. "Du Glückliche. Wenn das bei dem Ganzen deine einzige Sorge ist..." Immer noch lachend schlug Daphne ihm auf die Schulter.

Mein Nacken begann zu kribbeln. Ich fühlte mich beobachtet. Als ich mich umsah, entdeckte ich Draco ein paar Meter von mir entfernt bei Crabbe, Goyle und Pansy sitzen. Er sah mich stumm an, sein Blick forderte mich auf, mit ihm zu reden.

Doch ich warf bloß meine Haare über die Schulter, drehte mich von ihm weg und hörte Dumbledores Ansprache zu.

Malfoy konnte mich mal.

Daphne hatte alles mit angesehen. "Hey, da hab ich wohl tatsächlich was verpasst." Fragend sah sich mich an. "Klärst du mich auf, oder...?"

"Später", flüsterte ich. Sie schien ungeduldig, akzeptierte meine Antwort aber.

Als wir weder in unserem Schlafsaal waren und gerade unsere Sachen packten, erzählte ich ihr alles, was mit Draco und mir passiert war - dass er mich Schlammblut genannt hatte, dass wir uns auf einen Neustart beim Nachsitzen geeinigt hatten und er mich dann trotzdem beleidigt hatte und mich sogar tot sehen wollte.

Natürlich hatte ich ihr nicht erzählt, dass Crabbe und Goyle damals in Wirklichkeit Harry und Ron waren. In meinen Erzählungen waren es wirklich die beiden Slytherins.

"Man, Malfoy ist echt ein Arsch", brummelte sie, als wir uns nach draußen begaben.

Ich zuckte mit den Schultern. "Was man eben von ihm erwartet." Über die Schulter sah ich zu Malfoy und seinen Freunden, die in der Nähe standen, und funkelte ihn an.

Er sah mich auch, schaute aber gleich wieder weg. Zähneknirschend wandte ich mich ab. "Eine Schlange kann nun mal nicht einfach ihre alte Haut ablegen."

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