Kapitel 36
Das Feuer
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"Ivy, bleib stehen!" Harry packte mich am Handgelenk und zog mich zurück.
"Nimm deine Pfoten weg!", knurrte ich und ließ meine Augen aufleuchten. Sofort ließ Harry mich los. Mir die Haare raufend, blieb ich stehen. "Was willst du jetzt von mir hören, Harry?"
"Na, was wohl? Du warst doch dabei, du hast auch gehört, was die beiden gesagt haben!"
"Ja, ich habe gehört, was sie gesagt haben, aber woher wollen wir wissen, was das bedeutet?"
"Wie kannst du so naiv sein?" Harry schien fassungslos. "Du musst doch erkennen, was offensichtlich ist!"
Seufzend strich ich mir die Haare aus meinem Gesicht. "Du hast recht, Harry, ich bin nicht so naiv. Aber ich habe Hoffnung, okay, denn was glaubst du, was passiert, wenn Draco wirklich für den Dunklen Lord arbeitet?"
Harry antwortete nicht, das war aber auch nicht nötig. Der Ernst der Lage war uns beiden bewusst.
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"Ständig hängt sie an ihm, wie eine Klette!" Hermine hatte sich total in Rage geredet. Sie war ziemlich aufgebracht über Rons Beziehung mit Lavender Brown. Als wir an Harrys und Rons Abteil vorbeigekommen waren, sahen wir ein Herz mit den Buchstaben R und L darin, das jemand - vermutlich Lavender - auf die Tür des Abteils geschrieben hatte.
Aufgebracht stürmte Hermine weiter, ich ging ihr nach. "Mine, warte!" Widerwillig blieb sie stehen. "Ich weiß, wo wir hinkönnen. Komm schon." Ich nahm sie bei der Hand und führte sie zu dem Abteil, in dem Daphne mit Blaise und Astoria saß. Als sie sie sah, zögerte Hermine. "Ich weiß nicht, sie wollen mich sicher nicht dabei haben..."
"Ich dachte, du verstehst dich inzwischen einigermaßen mir Daph und Astoria?"
"Ja, aber... Trotzdem, das sind alles Slytherins."
"Na und?" Ich öffnete die Tür und deutete Hermine, einzutreten. Unsicher kam sie meiner Aufforderung nach. Ich folgte ihr und schloss die Tür hinter mir. "Hey, Leute", grüßte ich in die Runde. Astoria setzte sich zu Blaise und Daphne, sodass Hermine und ich nebeneinander sitzen konnten.
"Was ist denn mit euch los?" Daphne besah Hermine mit einem forschenden Blick. Sie wusste immer sofort, wenn es jemandem nicht gut ging, aber bei Hermine war es auch nicht schwer zu erraten - sie kochte beinahe vor Wut.
Ich hob einen Finger bei jedem Grund, den ich aufzählte. "Erstens: Ron. Zweitens: Harry. Drittens: Draco."
"Typisch Jungs", kam es von den Greengrass-Schwestern. Blaise sah sie beleidigt an, doch sie beachteten ihn gar nicht.
"Na dann, schießt mal los. Was haben sie gemacht?" Daphne wartete auf eine Antwort.
Mit einem Blick forderte ich Hermine auf, es ihr und den anderen zu erzählen. Das tat sie nach kurzem Zögern auch, zumindest knapp. Sie berichtete, wie Ron und Lavender sich geküsst hatten und dass er sich jetzt wie ein Arsch verhielt und Lavender nicht mehr von seiner Seite wich.
"Sie kleben die ganze Zeit aneinander", endete Hermine wütend.
Daphne verdrehte die Augen. "Süße, da kann man nichts machen, so sind Jungs eben. Gib ihm etwas Zeit, dann wird er schon merken, was für einen Fehler er gemacht hat. Nicht wahr, Blaise? Äh... Blaise?"
Aber Blaise war während unserer Lästereien eingedöst. Seufzend überschlug Daphne ihre Beine. "Und was hat Potter schon wieder getan?"
"Oh, äh..." Schnell suchte ich nach einer Ausrede, dabei sah ich Hermine, der ich bereits erzählt hatte, was wir über den unbrechbaren Schwur und Dracos Vorhaben belauscht hatten, hilfesuchend an. Sie gab mir mit einem Bick zu verstehen, dass ich mir schnell eine Notlüge einfallen lassen musste. Erst einmal war es besser, wenn nicht jeder die Geschichte kannte. Darum sagte ich: "Nichts, eigentlich. Er, äh, ist eben genauso begriffsstutzig wie Ron."
Daphne sah nicht überzeugt aus. "Und Draco?"
Ich schnaubte und lehnte mich zurück. "Der benimmt sich, als sei er hochschwanger. Wie immer eben."
Meine Freundinnen lachten, alle drei, was Blaise aus seinem Halbschlaf riss. Das entlockte auch mir ein leichtes Lachen.
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"Greif ordentlich zu, Ivy, du bist ja nichts als Haut und Knochen!"
Das sagte Mrs Weasley zwar zu jedem, aber sie meinte es nur gut. Wir verbrachten die Weihnachtsferien mal wieder im Fuchsbau und Mrs Weasley hatte einiges an Essen zubereitet.
"Es ist noch Kuchen da", drängte Molly weiter. Ich ließ es mir nicht nochmal sagen und schaufelte mir ein weiteres Stück Torte auf meinen Teller. Während ich aß, sah ich zu Fred und George hinüber, die ein paar ihrer Scherzartikel ausprobierten. Alle waren in der Küche und aßen oder beschäftigten sich mit ihren Weihnachtsgeschenken, nur Harry saß mit Remus, Tonks und Arthur im Wohnzimmer und erzählte ihnen von dem unbrechbaren Schwur und davon, dass Draco etwas plante.
Ich wollte es eigentlich nicht, aber ich konnte mich nur schwer davon abhalten, zu lauschen.
Ich war so vertieft in das Gespräch, dass ich beinahe zu Tode erschrak, als Fred und George ohne Warnung vor mich sprangen. "Na, na, na, Ivy, hat man dir nicht beigebracht..."
"... dass es nicht nett ist, zu lauschen?"
"Ihr seid doch die, die mich immer dazu ermutigen", erinnerte ich die beiden und schob mir noch etwas Kuchen in den Mund.
"Da hat sie recht, George."
"Dann sag uns wenigstens, um was es geht."
"Um ehrlich zu sein, will ich nicht darüber reden. Harry erzählt es euch sicher sowieso. Ich glaube, ich gehe ins Bett..." Ich stand auf und ließ den halb aufgegessenen Kuchen auf dem Tisch stehen. "Was? So früh schon?" George schien beinahe geschockt.
"Ja. Ich bin echt fertig. Wir sehen uns morgen - oh, und meine Geschenke für euch liegen noch unter dem Baum." Mit einem letzten müden Lächeln ging ich die Treppe nach oben in das Zimmer, welches ich mir früher mit Rose geteilt hatte.
Eigentlich war ich nicht müde, aber ich wollte das alles nicht mehr hören. Ich konnte nicht fassen, dass Draco wirklich ein Todesser sein sollte. Das war totaler Schwachsinn, er war doch bloß ein sechzehnjähriger Junge! Allerdings musste ich mir eingestehen, dass auch mir das Gespräch zwischen ihm und Snape mehr als merkwürdig vorkam.
Seufzend zog ich mir ein schwarzes Top und eine Jogginghose an und legte mich ins Bett. Mein Blick fiel auf die Bilder auf meinem Nachttischschränkchen. Cedric und Rose lächelten mir fröhlich entgegen.
"Ich vermisse euch", murmelte ich.
Jemand klopfte und kurz darauf traten Fred und George herein.
"Ivy?"
"Bist du noch wach?"
"Ja..."
Sie setzten sich zu mir aufs Bett, einer links, einer rechts, ich setzte mich ebenfalls. "Willst du nicht doch noch etwas mit runter kommen?"
"Remus und Tonks müssen gleich gehen."
"Nein, ich denke, ich bleibe hier. Ich würde mich gern ausruhen. Ihr wisst schon, die erste Nacht des Mondzyklus..." Das war bloß eine Halbwahrheit, aber ich wollte einfach nur noch im Bett bleiben. Wie konnten die anderen es fertigbringen, zu feiern, als sei unser aller Leben in Ordnung?
Die Weasleys wurden gejagt, Harry zermarterte sich den Kopf wegen Snape und dem Dunklen Lord, ich vermisste meine Schwester... Und Hermine war so verletzt wegen Ron und Lavenders Beziehung, dass sie dieses Weihnachten nicht mit uns verbrachte.
Fred und George schienen meine Gedanken zu erraten.
"Ivy", sagte Fred. "In dunklen Zeiten muss man versuchen, das beste aus Allem zu machen."
"Ja, mein neuerdings poetischer Bruder hat recht." Tröstend legte George einen Arm um mich. "Wir haben noch einige Scherzartikel, die wir dir gern zeigen würden."
"Du wirst sie lieben!"
"Und in knapp zwei Jahren, wenn du mit uns arbeitest, kannst du uns helfen, sie zu verbessern und neue zu erfinden."
Tatsächlich bekam ich bei dem Gedanken daran ein Lächeln zustande. "Okay, ihr habt gewonnen. Ich komme gleich runter."
"Gut, wir werden warten."
"Aber bleib nicht zu lange!"
"Versprochen", nickte ich und die beiden verließen das Zimmer. Seufzend saß ich eine Weile bloß noch da und hing meinen Gedanken nach.
Als ich gerade aufstehen wollte, leuchtete draußen etwas auf.
Ich sah aus dem Fenster und mit Schrecken stellte ich fest, dass es Feuer war. Ich sprang hoch und riss die Tür auf, direkt davor standen bereits die Zwillinge. "Wir müssen gehen, sofort!", sagten sie und wollten mich mitnehmen. "Wartet!" Ich rannte nochmal zurück und griff schnell nach meinem Zauberstab, der auf dem Nachttischchen lag, bevor ich zu den Zwillingen zurück rannte. Wir verließen eilig das Haus, meinen Zauberstab hielt ich erhoben.
Todesser setzten alles in Brand.
Unten angekommen stellten wir mit Entsetzen fest, dass Harry und Ginny davongelaufen waren, Arthur ihnen nach. Ich wollte meinen Freunden zur Hilfe kommen, aber Remus hielt mich zurück.
"Geh mir aus dem Weg, ich muss ihnen helfen!"
"Gar nichts musst du, du bleibst hier!", rief er und packte mich an den Schultern.
Ich ließ meine Augen aufleuchten und knurrte. "Remus, ich bleibe nicht nochmal tatenlos stehen, während Menschen, die ich liebe, in Gefahr sind!"
"Und ich werde nicht auch noch dich verlieren, also bleib gefälligst bei mir!"
In diesem Moment erkannte ich, wie es Remus ergangen war. Er hatte ebenfalls viel verloren, seinen besten Freund und meine Schwester, die wie eine Tochter für ihn war. Ich konnte ihn nicht allein lassen...
Aber meine Freunde auch nicht.
"Remus, bitte!", flehte ich.
Er tauschte einen Blick mit Tonks, welche nickte. Zögernd ließ er mich los. "Bleib in meiner Nähe", befahl er.
Ich nickte und folgte Remus und Tonks ins Feld. Gemeinsam mit Arthur versuchten wir, Harry und Ginny zu finden. Ich streckte die Nase gen Wind und spitzte die Ohren. "Arthur, sie sind dort drüben!" Ich zeigte in die Richtung, aus der ich ein "Stupor!" von Harry gehört hatte und lief voraus, die anderen folgten mir.
Wir fanden Harry und Ginny, als sie von Todessern umkreist wurden. Rücken an Rücken standen wir da und jeder versuchte, jeden zu schützen.
Da stiegen Bellatrix und Greyback in den Himmel und flogen zum Fuchsbau zurück. "Molly", keuchte Arthur und rannte zu seiner Frau, wir anderen hinterher.
Zwar waren alle in Sicherheit, aber was ich sah, ließ mich erstarren.
Der Fuchsbau brannte lichterloh, die Flammen stoben aus den Fenstern und das Gebäude knarzte beim Zerfallen.
Ich trat neben Fred und George, welche geschockt auf ihr niederbrennendes Zuhause starrten. "Leute... Es tut mir so leid", flüsterte ich. Fred nahm meine Hand, ohne den Blick vom Haus abzuwenden. Ich drückte sie leicht und nahm auch Georges, obwohl ich wusste, dass das nicht half.
Die Weasleys hatten ihr Zuhause verloren... Wie sollte man das wieder geradebiegen?
"Ivy..." Fred zog etwas hinter seinem Rücken hervor. "Die haben wir noch retten können." Er reichte mir die beiden Bilder von meinem Nachttischchen, die Rahmen waren kaputt, die Bilder unbeschadet.
"Oh, Jungs... Das war leichtsinnig von euch!" Ich zog beide in eine Umarmung. "Danke, aber bitte, macht sowas nie wieder."
"Versprochen", flüsterten sie gleichzeitig.
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"Wie konnte das nur passieren?" Besorgt sah ich auf Ron herab, der im Krankenflügel lag, nachdem er beinahe gestorben wäre. Hermine und Ginny saßen neben ihm, während die Lehrer in der Nähe standen und unruhig zu uns herüber sahen.
"Er wurde vergiftet, wie gesagt", antwortete Harry neben mir bitter. Er zog mich auf die Seite und etwas leiser fügte er hinzu: "Wenn du mich fragst, ist offensichtlich, wessen Schuld das ist!"
Ich funkelte ihn an. "Harry, wenn du jetzt wieder sagst, dass es Draco war-"
"Natürlich, wer denn sonst? Überleg doch mal: Die Flasche war ursprünglich ein Geschenk für Dumbledore! Vielleicht sollte es ja ihn treffen!"
"Harry, das ist totaler Schwachsinn", flüsterte ich zurück und um zu zeigen, dass das Gespräch für mich beendet war, trat ich neben Hermine auf die andere Seite des Bettes.
"Wo ist er? Wo ist mein Won-Won?" Eine aufgewühlte Lavender stürmte in den Krankenflügel.
"Oh je..." Gereizt massierte ich meine Schläfen.
"Was macht sie hier?" Lavender sah aus, als wollte sie Hermine erdolchen.
"Dasselbe könnte ich dich fragen." Hermine stand auf und erwiderte Lavenders stechenden Blick.
"Stell dir vor, ich bin seine Freundin!"
"Stell dir vor, ich bin seine... beste Freundin!"
Die Streiterei der beiden ging so lange, bis Ron Hermines Namen vor sich her nuschelte und Lavender heulend aus dem Raum stürzte.
"Noch einmal jung sein", sagte Dumbledore, "und der frischen Liebe Leid erdulden."
Dafür hatte ich bloß ein unterdrücktes Schnauben übrig. Während Hermine jetzt zwar wie ein Honigkuchenpferd grinsend Rons Hand hielt, Ginny und Harry sich einander immer mehr annäherten und Daphne und Blaise noch nie zuvor glücklicher waren, vertrat ich immer noch die Meinung, dass Liebe der totale Drachenmist war.
Bis auf Hermine, Harry, mich und Slughorn verließen alle den Krankenflügel. Harry und ich konnten nicht aufhören, zu grinsen.
Okay, ich geb's ja zu... Bei Ron und Hermine wurde es langsam wirklich Zeit!
"Haltet jetzt ja den Mund", murmelte Mine.
Mit einer Handbewegung deutete ich an, dass mein Mund versiegelt war. Ich nahm Harry am Handgelenk und zog ihn raus, damit Hermine und Ron allein sein konnten.
Auf dem Weg zum Gryffindorgemeinschaftsraum entdeckte ich jemanden eine Treppe hinauf laufen. Als ich erkannte, dass es Draco war, zog ich Harry schneller weiter. "Wieso rennst du so?", fragte er misstrauisch und sah sich um, aber Draco war bereits fort.
"Die Frage ist eher, wieso du so trödelst", grinste ich und ließ ihn los. "Wir wollen doch heute noch ankommen, oder?" Nach einigen Metern hielt ich abrupt an. "Verdammter Drachenmist", fluchte ich.
"Was ist los?"
"Mein Zauberstab... er liegt noch in meinem Schlafsaal. Geh schon mal vor, ich stoße nachher zu euch. Oder auch nicht, je nachdem, wie es dort oben mit dir und Ginny läuft."
Überrumpelt blieb Harry zurück und ging, kopfschüttelnd, aber grinsend, weiter die Treppen hinauf, während ich sie wieder hinunterrannte, so tuend, als würde ich in die Kerker gehen. Als Harry außer Sichtweite war, nutzte ich meine Ohren und meine Nase, um Draco aufzuspüren und ihm zu folgen.
Ich sah, wie er einen Vogelkäfig öffnete, den Vogel herausnahm und hinter einer Ecke verschwand.
Wortwörtlich.
Denn als ich ihm folgte, waren dort nur Wände. Draco war nirgends zu sehen.
Es war nicht schwer für mich, zu erraten, wie er das schaffen konnte: Draco hatte den Raum der Wünsche gefunden.
"Verdammt, es wird immer schwerer, deinen Arsch zu retten..." Ich beschloss, auf ihn zu warten, darum versteckte ich mich hinter einer Wand und als ich nach einigen Stunden Geräusche hörte, konnte ich Dracos Geruch nach Minze wittern, der immer stärker wurde, je näher er mir kam.
Ich blieb hinter der Mauer stehen, bis Draco an mir vorbeigelaufen war, dann trat ich hervor und sagte: "Du hast mir einiges zu erklären, Malfoy."
Entgeistert fuhr Draco herum und als er mich sah, wie ich vor ihm stand, die Arme vor der Brust verschränkt und die Augen gelb vor Wut, wusste er wohl, dass er nun keine Ausreden mehr finden konnte, denn ich wusste Bescheid. "Ich weiß nicht, wovon du-", begann er trotzdem.
Ungehalten unterbrach ich ihn. "Red keinen Scheiß! Ich weiß, was du tust, Drace, ich habe gehört, worüber du und Snape geredet habt." Ich ging einen Schritt auf ihn zu, versuchte, seinen Blick einzufangen, aber Draco wich meinem aus. "Drace... Bitte lass mich dir helfen", flehte ich.
Nun sah er mich gequält an und er erkannte: Es gab kein Zurück.
Ich wusste, dass Draco etwas plante und dass es irgendwie mit dem Dunklen Lord zusammenhing. Aber wollte ich wirklich alles wissen? Was, wenn ich Draco dann nicht mehr schützen konnte? Sollte ich das überhaupt? Vielleicht hatte Harry ja recht und Draco musste aufgehalten werden. Geschockt realisierte ich, was ich da eben gedacht hatte. Was redest du da? Er ist dein bester Freund! Es wird eine Lösung geben.
"Clover, hör zu, was auch immer du denkst, zu wissen - ich kann alles erklären", begann Draco und hob beschwichtigend die Hände.
Ich reckte das Kinn. "Da bin ich aber mal gespannt."
Aufmerksam sah er sich in alle Richtungen um. "Nicht hier. Komm mit." Er ging zurück in die Richtung, aus der er gekommen war. Zögernd folgte ich ihm. Draco beschwor den Raum der Wünsche hervor und wir traten ein, hinter uns schloss sich die Tür. Von außen war sie nicht mehr zu sehen.
Andächtig sah ich mich um. Draco hatte den Raum so heraufbeschworen, dass überall irgendwelches Zeug herumstand, man konnte kaum einen Schritt machen, ohne gegen etwas zu laufen. Woher kam dieses ganze Gerümpel? "Also...", machte ich gedehnt und drehte mich erwartungsvoll zu Draco um. "Was soll das Alles?"
Draco seufzte, fuhr sich durchs Haar und begann, auf und ab zu laufen. "Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll..."
Ich ließ mich auf die Platte eines großen Holztisches sinken, der hinter mir stand. "Fang einfach an. Ich höre dir zu."
"Das ist ja das Problem!" Verärgert blieb Draco stehen. In seinem Blick konnte ich so viele Gefühle erkennen; Wut, Angst, Unsicherheit... Was war bloß los mit ihm? "Du solltest davon nicht erfahren!" Seine Stimme zitterte bei jedem Wort. Wieder lief er auf und ab, fuhr sich mit den Händen durchs Haar und murmelte irgendwelche Dinge vor sich her.
Noch nie hatte ich ihn so gesehen. So aufgewühlt, so ängstlich, so... Besorgt. Nicht in diesem Ausmaß. Und das verstärkte umso mehr meine eigenen Sorgen.
"Draco." Ich stand auf, ging auf ihn zu und nahm seinen Kopf in meine Hände, wodurch ich ihn zwang, mich anzusehen. In seinen graublauen Augen glitzerten Tränen, die er schnell wegblinzelte, damit ich sie nicht sah. Er spannte den Kiefer an und wich meinem Blick aus.
Ich sprach mit ruhiger Stimme. "Was auch immer es ist, was du getan hast, ich werde dich nicht verurteilen. Wir sind Freunde, Drace, denkst du etwa, ich würde dich hängenlassen?" Er antwortete nicht, versuchte bloß, mich nicht ansehen zu müssen. "Draco... Hör zu und schau mich an." Widerwillig tat er, was ich ihm gesagt hatte. "Ich werde versuchen, dir zu helfen, wenn ich kann. Okay? Aber dafür musst du mir jetzt sagen, was passiert ist. Bitte."
Zitternd stieß Draco die Luft, die er angehalten hatte, aus. "Also gut", nickte er und löste sich aus meinem Griff. "Aber es wäre leichter, es dir einfach zu zeigen."
Er trat einen Schritt zurück, zögerte. Dann riss er seinen linken Ärmel zurück und zeigte mir seinen Unterarm.
Damit waren all meine Hoffnungen ruiniert, jede Aussicht auf eine Erklärung verloren, denn Harry hatte recht gehabt. Auf Dracos Arm prangte das schwarze Mal.
Er war ein Todesser.
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