Kapitel 32

Träume

-

Schweißgebadet schreckte ich aus dem Schlaf.
Wieder derselbe Traum, den ich die letzten Wochen auch schon hatte.

Sirius, der in den Schleier gesogen wurde, Roselynn, die Bellatrix' Zauber zum Opfer fiel und eine Schlange, die sich um meinen Körper wandte und mir die Luft abschnürte, bis Cedric in dem dunklen Raum neben mir erschien und rief, ich solle aufwachen.

Bei dem Versuch, meine Atmung zu beruhigen, schloss ich die Augen und legte meine Hand auf mein schlagendes Herz, Rose' Armband klimperte leise und der Ring, den ich letztes Jahr von Draco bekommen hatte, glitzerte im Mondlicht, das durch das Fenster in mein Zimmer im Fuchsbau fiel.

Seufzend fuhr ich mir durchs zerzauste Haar in der Hoffnung, es ein wenig glätten zu können, nach wenigen Sekunden gab ich es jedoch auf. Ich beugte mich zu dem Schränkchen neben meinem Bett hinüber und holte Mums Tagebuch raus. Ohne großartig drüber nachzudenken, begann ich einen neuen Eintrag.

Mum,

Es ist halb zwölf, aber schlafen kann ich einfach nicht. Ich hoffe, Rose geht es gut, und dir und Dad auch. Richte den beiden meine Grüße aus.

Als ich mich letzte Nacht verwandelt habe, musste ich wieder einen Wolfsbanntrank nehmen. Seit Rose... bei dir ist, muss ich das jeden Vollmond. Ich habe es nicht mehr so gut unter Kontrolle und will nichts riskieren. Wer weiß, zu was der Wolf in der Lage wäre, wenn ich den Trank wegließe...

Apropos "weg" - erinnerst du dich an Draco Malfoy? Ich habe dir schon oft von ihm erzählt. Er hat mir diese Ferien nicht ein einziges Mal geschrieben und auch nicht auf meine Briefe geantwortet. Heute Morgen habe ich in der Zeitung gelesen, dass sein Vater verhaftet wurde; vielleicht ist das der Grund. Du bist mit Lucius Malfoy zur Schule gegangen, nicht wahr? Tja, der Kerl hat Azkaban verdient, wenn du mich fragst. Allerdings...

Mum, ich habe ein schlechtes Gefühl. Voldemort ist wieder da und ich habe Angst, was aus Draco, Daphne, Hermine und den anderen wird. Wie sollen wir den Dunklen Lord besiegen? Ich konnte nicht einmal Bellatrix Lestrange davon abhalten, Sirius und Rose zu verletzen...

Ginnys Stimme im Flur ließ mich innehalten. Sie rief ihrer Mutter zu, dass Harrys Koffer mit Hedwig unten stand, kurz darauf hörte ich Ron "Harry? Hat jemand Harry gesagt?" und Hermine "War das eben eine Eule?", fragen.

Ich muss Schluss machen. Scheinbar ist Harry irgendwo im Haus. Er vermisst Sirius sehr... Sag ihm und Cedric auch Grüße von mir.

Ich hab euch lieb.

- Ivy

Ich packte das Buch weg und stand auf, meine Haare band ich zu einem lockeren Dutt, damit sie wenigstens nicht komplett wie ein Vogelnest aussahen. Allerdings hatte ich es mit dieser Frisur wohl noch schlimmer gemacht... Egal, das bleibt jetzt so.

Als ich unten ankam, hatten die anderen Harry bereits entdeckt und begrüßt. Offenbar war Dumbledore für seinen Überraschungsbesuch verantwortlich.

Als Harry mich entdeckte, fiel ihm die Kinnlade beinahe zu Boden. Kein Wunder, ich sah vermutlich wie eine wandelnde Leiche aus; mit noch blasserer Haut als sonst, zerzausten Haaren, Augenringe, die mich als Panda durchgehen ließen und einem Schlafanzug, der deutlich zu groß war... Seit Rose - und Sirius - tot waren, hatte ich kaum geschlafen und nur das nötigste gegessen. Nicht, dass ich das alles nicht wollte; ich liebte Essen und Schlafen. Aber ich hatte keinen Appetit und konnte einfach nicht einschlafen, egal, wie müde ich war, und sollte ich es doch hinbekommen, wurde ich durch Alpträume geweckt.

"Ich weiß, ich sehe aus wie ein Zombie, aber es ist nicht nett, zu starren", belehrte ich ihn und bemühte mich um ein Lächeln.

Die Weasleys und Hermine warfen einander Blicke zu, die ich gekonnt ignorierte. Es war noch schlimmer als nach Cedrics Tod...

"Tut mir leid." Harry lächelte und drückte mich an sich. Er schien erschrocken, als seine Hände meine Rippen ertasteten. Eilig löste ich mich wieder von ihm.

Ron zeigte auf Hermines Mundwinkel und zog damit glücklicherweise die Aufmerksamkeit auf sich. "Du... Zahnpasta... Ähem."

-

"Es ist abgefahren, was ihr aus dem Laden gemacht habt." Staunend sah ich mich in Weasleys Zauberhafte Zauberscherze um; Fred und Georges Geschäft war voller Gäste, und wen wunderte das schon? Sie hatten die abgefahrensten Sachen hier. "Ich freue mich schon drauf, nächstes Jahr hier zu arbeiten."

"Wir uns auch, Schwesterherz."

"Sicher, aber wir haben leider kein Mittel gegen Scheintode."

"Ja, wenn überhaupt, dann dafür."

Augenrollend legte ich die Schachtel Kotzpastillen, ich eben studiert hatte, zurück ins Regal. "Charmant, Leute, wirklich." Dabei hatte ich schon versucht, meine Augenringe mit etwas Makeup zu überdecken.

Irgendwann verließen Ron, Harry, Hermine und ich den Laden der Zwillinge.

"Wie machen Fred und George das bloß?", staunte Hermine. "Die halbe Winkelgasse hat dicht gemacht."

"Die Leute brauchen etwas zum Lachen", murmelte ich und sah mich in den dunklen Straßen, die früher voller Leben waren, um. Betrübt blieben wir vor Mr Ollivanders Laden stehen. "Oh nein..." Betroffen sah Hermine sich um. "Jeder hat seinen Zauberstab von Ollivander..."

Ich öffnete die Tür zu dem Zauberstabladen, der verlassen und verwüstet war, meine Freunde betraten ihn hinter mir.

Nicht zum ersten Mal in den letzten 5 Jahren musste ich an Ollivanders Worte denken, mit denen er mir meinen Zauberstab damals überreichte. Gedankenverloren zog ich ihn hervor und strich mit den Fingerspitzen über das dunkle Holz."Ein sehr mächtiges Exemplar... Von Schwarzdorn-Zauberstäben wird gesagt, dass sie gut zu Kämpfern passen, auch jenen, die die Dunklen Künste praktizieren. Auch das Thestralschweifhaar verleiht dem Besitzer Macht, aber sei dir einer Sache bewusst, Miss Clover: Macht ist nicht alles."

"Leute..." Ron, der an einem der Fenster stand, winkte uns zu sich und riss mich somit aus meinen Erinnerungen. "Kommt es euch auch so vor, als wären Draco und Mami nicht scharf drauf, dass man ihnen folgt?"

Ich steckte meinen Zauberstab weg und trat neben Ron und die anderen ans Fenster. Tatsächlich; dort standen Draco und Narzissa Malfoy, sahen sich um und verschwanden in einer Gasse.

"Oh, man..." Besorgt zwirbelte ich eine Haarsträhne um meinen Finger. Drace... was hast du jetzt wieder vor?

Wir folgten Draco und seiner Mutter unauffällig zu einem zwielichtigen Laden namens Borgin und Burkes. Da wir nichts sehen konnten von dem, was gerade in dem Laden vor sich ging, kletterten wir auf ein schäbiges Dach und versuchten, durch ein Fenster zu spähen.

Aus tiefstem Herzen hoffte ich, dass wir überreagierten, dass Draco nichts schlimmes in diesem Geschäft vorhatte.

Als wir ganz oben angekommen waren, spähten wir durch ein Fenster ins Innere. Ich runzelte die Stirn als ich sah, wie Draco mit der Hand über die Tür eines Schrankes fuhr. Seine Mutter stand bei ihm, sowie ein paar andere Leute.

"Was tut er da?" Ron sah mich an, genau wie Hermine und Harry, als wäre ich über alles im Bilde.

"Woher soll ich denn das wissen?", zischte ich und wandte mich wieder Draco und seiner Mutter zu. In der nächsten Sekunde flüsterte ich meinen Freunden erschrocken "Runter!" zu, da Fenrir Greyback in mein Sichtfeld trat. Als wir uns wieder aus unserer Deckung trauten, waren die Gardinen vorgezogen und versperrten uns die Sicht.

"Kannst du hören, was sie sagen?", fragte Hermine an mich gewandt.

Ich zögerte. "Nein", sagte ich schließlich. Um ehrlich zu sein, wollte ich sie eigentlich gar nicht hören. Vielleicht war es naiv, aber ich hoffte darauf, dass Draco es mir sagen würde, sollte er in Schwierigkeiten stecken. Er vertraute mir immerhin... oder etwa nicht? "Ich finde, wir sollten gehen." Mit diesen Worten machte ich mich an den Abstieg und versuchte, den forschenden Blicken meiner Freunde auszuweichen.

Ja... in dieser Hinsicht war ich definitiv naiv.

-

Der Zug ruckelte und riss mich unsanft aus dem Schlaf. "Sei- Schei- Scheiße...", brummte ich und setzte mich, etwas benebelt, auf, nur, um in die Gesichter meiner mich anstarrenden Freunde zu sehen. "Was?"

"Du hast da, äh, etwas..." Ron zeigte auf seine Wange.

Mit dem Handrücken fuhr ich über meine. Glücklicherweise wurde ich nicht so schnell rot und konnte so tun, als würde es mir nichts ausmachen, dass ich im Schlaf gesabbert hatte. "Glotzt ihr deswegen so?" Müde blinzelnd versuchte ich, die Augen offen zu halten.

"Ivy, du siehst furchtbar aus", brachte Hermine die Sache auf den Punkt.

"Tatsache?" Ich hob eine Braue. "Ist mir gar nicht aufgefallen, als ich heute Morgen in den Spiegel geschaut und ihn vor Schreck fast kaputtgeschlagen habe."

"Ach, so schlimm ist es nun auch wieder nicht", versuchte Ron, mich aufzuheitern.

Seufzend lehnte ich mich zurück und schloss die Augen. "Das macht die Schminke..." Nach einer weile öffnete ich meine Augen wieder. "Es hat ja eh keinen Sinn", murmelte ich. "Ich schlafe nicht mehr ein."

"Hast du immer noch diese Alpträume?", wollte Harry mitfühlend wissen.

"Halten sich in Grenzen", log ich, wohl wissend, dass Harry Rose und Sirius ebenfalls vermisste. Um das Thema zu wechseln, fragte ich: "Worüber habt ihr geredet?"

"Malfoy."

"Hätte ich doch bloß nichts gesagt..."

"Er plant irgendetwas!", behauptete Harry. "Versteht ihr denn nicht? Das, was wir gesehen haben, war eine Einführung, eine Zeremonie!"

"Schluss damit, Harry", sagte Hermine, die mir und Harry mit Ron gegenübersaß. "Ich weiß, worauf du hinauswillst."

"Es ist passiert... Er ist einer von denen."

"Einer wovon?" Ron verstand nicht.

Ich konnte bloß ein Schnauben erübrigen, während ich mir über meine müden Augen fuhr. "Harry denkt, Draco sei jetzt ein Todesser."

Ron schien amüsiert darüber. "Du spinnst ja. Was sollte Du-Weißt-Schon-Wer mit 'nem Trottel wie Malfoy?"

"Und was macht er dann bei Borgin und Burkes? Möbel shoppen, oder was?"

"Ist 'n Laden zum Fürchten und er ist 'n Typ zum Fürchten." Ron zuckte mit den Schultern.

"Leute..." Harry sah uns eindringlich an. "Sein Vater ist ein Todesser. Das ist bloß logisch!"

"Logisch?" Ich verschränkte die Arme vor der Brust. "Harry, wir sind nicht unsere Eltern. So etwas macht uns nicht aus."

Harry listete noch gut zehntausend weitere Gründe auf, weshalb er Drace für einen Todesser hielt. Ich hörte kaum zu, da meine Augen mir beinahe zufielen.

"Ich würde ihn verteidigen, wäre ich nicht so müde... Harry, ich borge mir kurz deine Schulter." Ohne eine Antwort abzuwarten, legte ich meine Kopf auf Harrys Schulter ab und versuchte, mich mit geschlossenen Augen noch etwas auszuruhen.

"Wieso willst du ihn verteidigen?" Ich konnte Harrys Blick auf mir spüren. "Ich verstehe einfach nicht, was du an diesem Typen findest!"

Seufzend setzte ich mich wieder auf und sah ihn an. "Harry. Draco ist mein Freund, genauso, wie ihr drei es seid. Ihr könnt nicht verlangen, dass ich mich auf eine Seite stelle, denn das werde ich nicht tun."

"Kam mir gerade aber schon so vor, als hättest du deine Seite bereits gewählt", gab Harry kalt von sich.

Mit zusammengekniffenen Augen starrte ich Harry an, während Hermine und Ron einander mit eingezogenen Köpfen ansahen. "Was willst du damit andeuten?"

"Dein toller Freund ist ganz sicher ein Todesser! Und wenn du ihn unterstützt, bist du nicht viel besser als er!"

Hermine schnappte nach Luft, Ron murmelte etwas, das wie "Verdammt" klang und Harry und ich starrten einander an; er war wütend, ich entsetzt.

Nach kurzer Zeit wandelte sich mein Entsetzen jedoch ebenfalls in Wut um.

"Wie kannst du es wagen!" Empört sprang ich auf; dass mir dabei schwindelig wurde, ignorierte ich. "Denkst du allen Ernstes, ich sei ein Todesser? Ziehst du das wirklich in Betracht? Nach allem, was Voldemort mir angetan und genommen hat? Er hat einen meiner besten Freunde, meine Schwester und andere, die mir wichtig waren, ermordet, Harry."

Harry schien seinen Fehler erkannt zu haben und wollte etwas sagen, aber ich wollte das nicht hören. "Ivy, ich meinte nicht-"

"Wenn du aufhören würdest, nur in deiner kleinen Blase zu schweben, in der du der Auffassung bist, alles, was du denkst oder sagst, sei wahr, würdest du vielleicht erkennen, dass du voreilig urteilst. Und jetzt entschuldigt mich..." Ob es an dem Schlafmangel lag oder daran, dass Harrys Worte mich wirklich verletzt hatten, es spielte keine Rolle; ich musste da raus. Also stapfte ich an meinen Freunden vorbei und riss die Abteiltür auf. "Ich werde mich zu meinen anderen Freunden gesellen. Zu denen, die mich nicht verurteilen, nur, weil ich Freunde aus einem anderen Haus habe!" Damit schmiss ich die Tür zu und stolperte durch den Zug, auf der Suche nach Daphne und Astoria.

Ich war nicht überrascht, als ich sie mit Blaise in einem Abteil fand. Daphne entdeckte mich als erste; sie lehnte an Blaise' Schulter und er strich ihr durchs Haar. Sie winkte mich fröhlich zu sich und ich setzte ein Lächeln auf. Ich hatte Daphne über die Ferien sehr vermisst und war froh, sie endlich wiederzusehen. Natürlich mochte ich Harry, Ron und Hermine, aber während Ron und Harry die meisten Slytherins verurteilten, oft auch mich (allerdings unbewusst, zumindest hoffte ich das, nach allem, was gerade passiert war), tat Daphne das nicht. Naja, sie hatte zwar eine große Abneigung gegen Gryffindors, aber sie akzeptierte wenigstens, dass ich mit einigen von ihnen befreundet war, obwohl es ihr schwerfiel.

Sie war außerdem die Erste, die sich mit mir angefreundet hatte. Nicht nur in der Zaubererwelt, sondern überhaupt. Im Waisenhaus war ich ein ziemlicher Außenseiter, aber in meinem ersten Jahr hier hatte ein kleines Mädchen die Prinzipien ihrer Familie über Bord geworfen und sich mit einem einsamen, zynischen Halbblut, welches sie damals noch für eine muggelstämmige Hexe gehalten hatte, angefreundet.

Ich wollte auf ihren Abteil zugehen, blieb jedoch abrupt stehen, als ich an dem von Draco vorbeikam. Ihm gegenüber saßen natürlich Crabbe und Goyle, aber was mich hatte stutzen lassen, war, dass er auf Pansy Parkinsons Schoß lag und sie ihm mit der Hand durchs Haar fuhr. Er hatte die Augen geschlossen, als würde er sich wohl fühlen. Als fühlte er sich wegen ihrer Berührungen wohl.

Pansy sah auf, ihr Blick traf meinen. Ich schluckte die Wut hinunter, als sich ein Grinsen auf ihre Lippen schlich.

In dem Versuch, das nicht an mich ranzulassen, setzte ich meinen Weg fort und ließ mich auf den freien Platz neben Astoria sinken.

"Hey, na?"

"Wir haben uns ewig nicht mehr gesehen, wie-"

Daphne unterbrach Blaise, indem sie aufsprang und mich umarmte. "Ich hab dich vermisst!"

"Wir haben doch Briefe geschrieben, jede Woche", lachte ich und wir setzten uns wieder hin.

"Na und? Sag schon, wie geht's dir?"

"Den Umständen entsprechend, gut." Es fiel mir erstaunlich leicht, zu lächeln. Daphne war damals auch auf Rose' Beerdigung. Außerdem auch noch Astoria und Blaise, um sie zu begleiten, Hermine, Ron und die anderen Weasleys und natürlich Harry und Remus, sowie Tonks und Moody.

Draco war nicht dort, aufgrund unserer Auseinandersetzung damals.

"Wie geht es euch?", fragte ich und schüttelte die Erinnerung ab. "Immerhin war sie auch eure Freundin."

"Mach dir um uns mal keine Sorgen", lächelte Blaise.

"Ja", sagte Astoria. "Wir kommen klar."

Dankbar lächelte ich in die Runde, bevor ich mich an Blaise wandte. "Du, Blaise, sag mal..." Ich zögerte, beugte mich etwas vor und fragte dann: "Weißt du zufällig ob zwischen Pansy und Draco... also... du weißt schon."

Blaise schien etwas irritiert. "Nein. Was weiß ich?"

Astoria neben mir quietschte und Daphne sagte breit grinsend: "Sie will wissen, ob zwischen den beiden was läuft. Die liebe Ivy ist eifersüchtig!"

Erneut dankte ich Merlin dafür, dass ich nicht schnell rot wurde. "Bin ich überhaupt nicht!", stritt ich ab und versuchte, auch mich selbst davon zu überzeugen.

Alle drei sahen mich mit gehobenen Augenbrauen an.

Ich seufzte und ließ meinen Kopf in die Hände fallen. "Ach, verdammt... Ja! Bei Merlin, ja, ich mag ihn."

"Na endlich!", stieß Astoria aus und Daphne schloss die Augen, als würde sie ein Dankesgebet an Merlin schicken.

"Und du denkst ernsthaft, Malfoy steht auf Pansy Parkinson?" Blaise schnaubte abfällig. "Nie im Leben."

"Ist ja auch egal, ob er sie mag oder nicht", murmelte ich und sah aus dem Fenster. In der Reflektion konnte ich sehen, wie Daphne mich ansah. "Wie meinst du das?"

"Na, denkt ihr ernsthaft, zwischen Malfoy und mir wird je etwas laufen? Wir sind Freunde, verdammt, gute Freunde, und dabei bleibt es auch."

Für mich war das Thema damit beendet, Daphne jedoch sah zu Blaise und schließlich zu ihrer Schwester, bevor sie sagte: "Süße, kann es sein, dass du Angst hast?"

Mit gerunzelter Stirn sah ich sie an. "Angst? Pah, vor was denn bitte? Haargel und Frettchengestank?"

"Vor Verlust", sagte Daphne nur.

Ich stutzte und öffnete den Mund, um zu widersprechen. Bei den Blicken meiner Freunde jedoch wusste ich, dass, egal, was ich sagen würde, sie es mir nicht abkaufen würden.

Seufzend strich ich meine Strähne hinters Ohr.

"Ivy, es ist okay, wenn du-"

"Ja, verdammt!", unterbrach ich Blaise, lauter als gewollt. Es fiel mir schwer, die Tränen zurückzuhalten, darum blinzelte ich einige Male, bevor ich weitersprach. "Ja, ich habe Angst! Aber auch nur, weil ich schon so viel verloren habe. Freundschaft hält für gewöhnlich länger als Liebe, bis auf ein paar Ausnahmen wie bei euch beiden vielleicht. Ihr passt eben perfekt zusammen, aber dieses Glück hat nicht jeder. Und davon abgesehen: Selbst, wenn er genauso für mich empfinden würde, würde ich nicht mit ihm zusammen sein wollen. Und wisst ihr, wieso? Weil ich ein Feigling bin. Ich habe keine Lust - nein, ich kann keine Menschen mehr verlieren, die mir wichtig sind!"

"Aber wer sagt denn, dass das passiert?" Daphne sah mich eindringlich an. "Ivy, du darfst vor so etwas keine Angst haben. So kenne ich dich gar nicht..."

"Tja, ich würde sagen, Menschen ändern sich." Gereizt fuhr ich mir erneut mit der Hand über die Augen. Daphne seufzte und tauschte den Platz mit Astoria. "Komm her." Sie zog mich zu sich, sodass ich meinen Kopf auf ihren Schoß legen konnte, und flüsterte: "Du brauchst keine Angst zu haben. Wir sind hier, und Potter und Granger und Weasley, und Draco wird es auch sein. Immer."

"Woher weißt du das?", murmelte ich, halb im Schlaf.

"Ich weiß es einfach. Jetzt schlaf. Wir wecken dich, wenn wir in Hogwarts sind."

Sie brauchte mir das nicht zweimal zu sagen, da war ich auch schon weggenickt. Ich war jedoch sofort wieder auf den Beinen, als alle durcheinander redeten und schwarzer, glitzernder Rauch uns umhüllte. Ich konnte Draco sehen, der sich alarmiert umsah. "Was war das?!"

"Entspannt euch, Jungs." Pansy sah zu ihm hinüber. "Das waren bestimmt nur irgendwelche Erstklässler. Komm, Draco, setz dich. Bald sind wir in Hogwarts."

Er sah sich noch ein letztes Mal um, bevor er sich zu Pansy drehte. Dabei traf sein Blick auf meinen und es kam mir so vor, als wolle er zu mir kommen, zögerte aber. Ich wandte mich ab, bevor er zu mir kommen konnte, und setzte mich.

Ich war so müde, dass ich sofort wieder einschlief. Erst, als wir in Hogwarts waren, weckte Daphne mich auf und ich folgte ihr, Blaise - der ihre Hand nahm - und Astoria zum Ausgang. Dort sah ich Hermine und Ron. Fragend trat ich auf sie zu, Daphne und die anderen warteten ein paar Meter entfernt. "Wo ist Harry?"

Ron zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung. Er ist kurz nach dir aus dem Abteil gegangen."

"Vielleicht sollten wir ihn suchen..." Hermine sah sich besorgt um.

"Er ist bestimmt schon vorgegangen. Kommt." Zögernd wechselten Hermine und ich einen Blick, bevor wir dann doch den Zug verließen. Daphne, Blaise, Astoria und ich liefen etwas abseits von den beiden Gryffindors. Meine Freunde unterhielten sich gut gelaunt, ich war jedoch in Gedanken versunken.

Als wir am Tor ankamen, von wo aus wir mit den Kutschen zur Schule fuhren, stand Professor Flitwick und verlangte von jedem den Namen zu hören. Als ich an der Reihe war, verdrehte ich bloß die Augen und wollte weitergehen, aber Flitwick hob seinen Stab vor mich. "Keine Ausnahmen, Clover. Name?"

"Ist ja nicht so, als würden wir einander schon fünf Jahre kennen..."

Flitwick wartete immer noch auf eine Antwort. Ich lächelte ihn an und sagte: "Minerva McGonagall."

Er seufzte und ließ den Zauberstab sinken. "Geh schon, Ivy." Dann fragte er den nächsten: "Name?"

-

Obwohl ich noch wütend auf Harry war, war ich erleichtert, als er sich letztendlich doch noch an den Gryffindortisch setzte. Zwar blutete seine Nase, aber immerhin.

Moment... Natürlich! Der Rauch im Zug! Das war einer der Scherzartikel der Zwillinge! Als ich zu Draco sah, der gedankenverloren auf die Tischplatte starrte, wurde mir auch klar, wieso Harry vermutlich blutete.

Seufzend strich ich meine Haarsträhne zurück. Das würde sich nie ändern... Dieser Hass zwischen den beiden.

Ich hatte den ganzen Tag nichts gegessen, hatte aber selbst jetzt kaum Appetit. "Willst du nichts davon?" Ivy sah auf meinen unbenutzten Teller und dann zum Essen, das bald verschwinden würde. "Keinen Hunger", murmelte ich und hörte Dumbledores Rede weiter zu.

Daphne seufzte bloß.

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I swear, you guys, this year is getting interesting...

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All the Love xx

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