Kapitel 30
Ivys schönste Erinnerung
-
"Die Erinnerung, die ihr benutzt, muss kraftvoll sein, Glücksgefühe wachrufen. Lasst euch davon durchströmen!"
"Harry ist ja voll in seinem Element", grinste ich. Rose neben mir nickte geistesabwesend. Ungeduldig schnipste ich vor ihrem Gesicht herum. "Haloho? Hörst du mir überhaupt zu?"
"Entschuldige...", sagte sie, schaute Harry aber weiterhin an.
In meinem Kopf ratterte es, als ich zwischen meinem Freund und meiner Schwester hin und her und wieder zurück sah. Schließlich machte es Klick und ich schnappte so laut nach Luft, dass ein paar Schüler sich kurz besorgt zu mir umdrehten, als befürchteten sie, ich würde ersticken.
"Du... Und Harry - bei Merlins Bart!", keuchte ich.
Panisch hielt Rose mir den Mund zu. "Psst! So laut wie du bist, findet Umbridge uns bestimmt bald!"
"Ach, scheiß doch auf die Umbitch!", flüsterte ich breit grinsend. "Ihr habt euch geküsst!"
Kurz sah sie überrascht aus, dass ich das wusste, dann verdrehte sie bloß die Augen und brummte: "Man, ich hasse es manchmal, ein Zwilling zu sein."
Abwinkend prustete ich los. "Das hat damit nichts zu tun! Wir waren uns doch einig, dass sowas wie Thelepatie bei Zwillingen nicht existiert, nur, weil Fred und Georges Verhältnis zueinander manchmal ein bisschen gruselig ist."
"Ist das so?" Natürlich hatten die beiden Rotschöpfe gehört, was ich gesagt hatte, und kamen nun zu uns.
"Klar", behauptete ich und stemmte die Hände in die Hüften.
"Und woran liegt es dann..."
"... dass ihr beinahe immer wisst..."
"... was die andere fühlt?"
"Na, wir stehen uns halt nah", sagte ich.
"Und wie nah?", fragte Fred grinsend. "Thelepatisch nah?"
Ich rollte mit den Augen. "Sei nicht albern. Eben so nah, wie Schwestern sich stehen. So nah, dass wir, genau wie ihr, sogar die -"
"- Sätze des anderen beenden", grinste Rose.
"Hey, unterbrich mich nicht", schmollte ich.
Fred und George lachten, da kam Harry zu uns. "Leute, ich will ja nicht den Lehrer raushängen lassen, aber wir müssen weitermachen."
"Es ist Ivys Schuld", sagten die Zwillinge und deuteten auf mich. "Sie hat uns abgelenkt."
"Idioten", brummte ich bloß, bevor ich sagte: "Immerhin kann ich den Patronuszauber."
"Wirklich?" Harry schien überrascht. "Zeig mal."
"Okay." Ich zog meinen Zauberstab hervor und schloss die Augen. Tatsächlich hatten Remus und Sirius Rose und mir in den Ferien den Patronuszauber beigebracht. Was unsere glücklichsten Erinnerungen waren? Für Rose war es, als sich herausstellte, dass sie eine Schwester hatte. Natürlich hatte mich das auch gefreut, am Anfang jedoch ziemlich aus der Bahn geworfen. Darum hatte ich zum Üben stets die Erinnerung an unseren ersten gemeinsamen Geburtstag genommen.
So auch jetzt.
"Expecto Patronum", sagte ich, öffnete die Augen und sah einen blauen, leuchtenden Wolf aus meinem Stab emporsteigen. Staunend drehten alle anderen im Raum sich zu mir um.
"Wie ironisch", grinste Harry und zwinkerte.
"Du solltest mal Rose' Patronus sehen", grinste ich zurück.
Abwartend sah Harry meine Schwester an, welche leicht errötete. "Herrje... Expecto Patronum!"
Keiner von uns konnte ein leichtes Lachen unterdrücken, als ein rundlicher, süßer Dachs - Hufflepuffs Wappentier - um uns herumtappste.
"Das ist ein Zeichen", hörte ich Harry scherzhalber in ihr Ohr flüstern.
Rose schob ihn weg. "Lasst mich doch, ich bin gern in Slytherin. Immerhin ist Ivy dort."
"Sei nicht sauer", beschwichtigte Harry sie und gab ihr einen Kuss auf die Wange. "Wir ziehen dich nur auf."
Ich grinste wie blöd, während alle anderen die beiden nur anstarren konnten. Rose merkte es als Erste, schob Harry erneut weg und stotterte: "Also dann, ähm, wir... wir sollten weiterüben. Und du..." Sie sah mich warnend an, als alle sich abwandten, um ihre Patroni zu produzieren. "Sag jetzt besser nichts."
"Ich schweige wie ein Grab", zwinkerte ich. Rose seufzte bloß. "Es war nur ein ganz kleiner Kuss..."
"Auf den Mund?"
"Natürlich!" Sofort schlug sie sich reuevoll die Hände vor den Mund. Ich lächelte nur und sagte: "Es wurde auch Zeit!"
Rose wurde ein Kommentar erspart, als Harry sie rettete, indem er sie bat, ein paar Schülern den Patronuszauber beizubringen.
"Was ist mit mir?"
Harry drehte sich zu mir um. "Was meinst du?"
"Ich kann den Zauber auch. Was soll ich jetzt tun?"
Harry überlegte kurz, dann fiel sein Blick auf ein paar Mädchen, die Rose wegen Harrys Wangenkuss mit Fragen löcherten. "Übernimmst du die da drüben?"
"Klar." Ich lief rüber und klatschte in die Hände. "Okay, Mädels, ich weiß, das alles ist mega interessant und so, aber jetzt geht das Lernen vor Jungs. Denkt an die sieben B's: Books before boys because boys bring babys."
Harrys Kinnlade klappte zu Boden. "Das... Das hatte ich nie vor."
"Sagte auch keiner." Ich zwinkerte und die Mädchen neben uns lachten. Kopfschüttelnd machte Harry sich zurück an den Unterricht.
Tatsächlich kamen wir gut vorwärts, da bald die Patroni unserer Freunde umherflogen. Hermines war ein Otter, Ginny hatte ein Pferd, Ron einen Hund, Luna ein Kaninchen und Fred und George hatten - was nicht wirklich überraschend kam - eine Hyäne und einen Kojoten heraufbeschworen.
Unser Training wurde von dumpfen Geräuschen unterbrochen und kurz darauf mussten wir alle in Deckung gehen, weil Umbridge die Wände des Raumes der Wünsche in die Luft sprengte.
Harry hatte seinen Arm zum Schutz vor Rose gehalten und Fred und George hatten mich zur Seite gezogen. Sorgenvoll sah ich mich um, atmete jedoch bald auf. Keiner war zu Schaden gekommen. Ob das auch so blieb, bezweifelte ich, denn Umbridge trat mit dem Inquisitionskommando vor uns.
Ich konnte mich nur auf einen von ihnen konzentrieren - Drace.
Schadenfroh zerrte er eine schuldbewusste Cho Chang hinter sich her. Das Grinsen fiel ihm in der Sekunde aus dem Gesicht, in der sein Blick meinen traf.
Er schien enttäuscht. Wieso, weil ich mit meinen Freunden etwas gegen den Dunklen Lord unternahm? Oder weil ich ihm nichts gesagt hatte? Ich bereute es nicht, in der D.A. zu sein, weshalb ich, den Kopf erhoben, hinter Fred hervortrat und mich zwischen ihn und seinen Bruder stellte, Dracos Blick erwidernd.
"Schnappt sie euch", befahl Umbridge.
-
"Wieso hast du mir nichts davon gesagt?" Draco war wütend, sehr wütend. Darum dachte er nicht einmal daran, mich auf meinem Weg zum Nachsitzen allein zu lassen.
"Hättest du es denn verstanden, geschweige denn gebilligt?", schnaubte ich und beschleunigte meine Schritte.
"Natürlich nicht, und genau das ist der Punkt!" Draco überholte mich und stellte sich mir in den Weg, sodass ich gezwungen war, stehen zu bleiben und ihn anzusehen. "Geh mir aus dem Weg", forderte ich barsch.
"Vergiss es!" Draco packte mich an den Schultern und sah mir eindringlich in die Augen. "Wenn du es mir gesagt hättest, hätte ich dich vor dem Nachsitzen heute bewahren können! Du hast ja keine Ahnung, was Umbridge für Maßnahmen ergreift!"
"Ach nein?" Spöttisch hob ich meine Hand hoch, auf deren Rücken meine Narben von Umbridges Feder zu sehen waren. Geschockt ließ Draco meine Schultern los. "Ich weiß genau, was diese verrückte Alte macht. Aber besonders jetzt, wo Dumbledore weg ist und sie ihn als Schulleiterin ersetzt, dürfen wir nicht nachgeben." Eindringlich sah ich Draco in die Augen, dieser spannte seinen Kiefer an und nahm meine linke Hand in seine. Vorsichtig strich er über die Narben. "Wieso hast du mir das veschwiegen?"
Ich entzog mich seinem Griff. "Weil du es sowieso nicht hättest ändern können. Du hättest versucht, mich umzustimmen, mich zu einem Teil des Inquisitionskommandos zu machen, und wir beide wissen, dass ich lieber sterben würde, als Voldemort zurückkehren zu lassen."
Draco zuckte bei der Erwähnung dieses Namens leicht zusammen. Ich ließ mich nicht weiter aufhalten und schlüpfte an ihm vorbei.
"Vielleicht hätte ich dich beschützen können!"
Ich bieb stehen und drehte mich zu ihm um. Mir gelang bloß ein schwaches Lächeln. "Nein, Draco. Das ist nicht deine Aufgabe." Ich zögerte, dann hielt ich meine rechte, unversehrte Hand hoch und lächelte. "Danke für den Ring. Er ist wirklich schön."
Damit setzte ich meinen Weg fort.
In der Großen Halle saßen alle Schüler, die Teil von Dumbledores Armee waren - einschließlich mir - und schrieben mit Umbridges Federn Strafarbeiten.
Meine Hand pochte vor Schmerz und auf den Tisch tropfte Blut, aber ich riss mich zusammen. Mein einziges Problem war, dass diese pinke Pest meine Freunde verletzte. Unauffällig sah ich mich um; Fred betrachtete seine blutverschmierte Hand, George schenkte Umbridge seinen Todesblick, Hermine standen Tränen in den Augen.
Mein Blick blieb an meiner Schwester hängen, welche stets weiterschrieb. Auch sie wollte sich nicht unterkriegen lassen. Sie spürte scheinbar, dass ich sie ansah, denn sie schaute in meine Richtung. Als sie meinen besorgten Gesichtsausdruck bemerkte, lächelte sie mir zu, als wolle sie sagen: "Mir geht's gut, mach dir keine Gedanken."
Aber die Wunde auf ihrer Hand enttarnte ihre Lüge.
Sie atmete tief ein und aus, um die Schmerzen besser aushalten zu können, und sah gebannt hinüber zu Harry.
Dieser schenkte ihr ein Mut machendes Lächeln.
Ich war froh, dass die beiden endlich zu einander gefunden hatten. Und natürlich mochte ich Harry, er war ein sehr, sehr guter Freund von mir, aber ich schwor mir eins: Sollte er Rose verletzen, würde ich ihm ohne zu Zögern das Genick brechen.
-
"Wie heißt du, hm?", fragte ich den weinenden Jungen, der vor uns auf einer Bank saß, ruhig.
"Michael", schniefte er.
"Deiner Hand geht es bald wieder besser, Michael", versuchte Fred, ihn zu beruhigen, und George stimmte zu. "Ja, es ist nicht so schlimm, wie es aussieht. Sieh mal, es verblasst schon wieder."
"Bei uns ist es nicht mehr zu sehen, und der Schmerz hört auch nach einer Weile auf." Freds Worte erinnerten mich an etwas.
Ich hörte Harry auf uns zukommen, sah aber nicht auf. Stattdessen nahm ich Michaels Hand in meine und konzentrierte mich. (AN// Das , also diese Fähigkeit, ist von Teen Wolf inspiriert, die Rechte gehen also an die Serie :) ) Ich hatte Bücher gewälzt wegen meiner Sorge, Umbridge könnte herausfinden, was ich war, und dabei viele positive neue Seiten an meinem Dasein als Werwolf entdeckt. Zum Beispiel konnte ich Schmerzen anderer bis zu einem gewissen Grad auf mich übertragen. Das versuchte ich gerade bei Michael. Da ich noch nicht sonderlich geübt darin war, fiel es mir nicht leicht, bald jedoch hörte Michael auf, zu weinen, und ich spürte, wie meine Hand zu brennen begann.
Irgendwann ließ ich los vor Anstrengung. Die Narbe auf Michaels Hand war natürlich nicht weg, jede Magie hatte ihre Grenzen, aber immerhin hatte ich seine Schmerzen gedämpft. "Geht's jetzt wieder?", fragte ich lächelnd.
"Ja... Wie hast du das gemacht?" Staunend sah er von mir zu seiner Hand und zurück.
"Magie." Ich zwinkerte. "Das bleibt unser kleines Geheimnis, okay?"
Michael nickte und bedankte sich nochmal, worauf ich aufstand. Bis jetzt hatte ich neben der Bank gekniet.
George seufzte und flüsterte mir etwas ins Ohr. "Du kannst nicht ewig so weitermachen, Ivy."
"Aber ich kann es versuchen", murmelte ich. Ich konnte Harrys Blick auf mir spüren, die Sorge darin war mir bewusst, aber ich vermied es, ihn anzusehen. Ich brauchte keinen Schutz oder Hilfe, weder von ihm, noch Draco oder sonst jemandem.
Umbridge erschien bei uns und sah Michael nach. "Wie ich bereits sagte, Mr Potter: Unartige Kinder verdienen es, bestraft zu werden."
Als sie weg war, brummte ich: "Und Teufel gehören eigentlich in die Hölle."
"Weißt du George, unsere Zukunft liegt eher außerhalb des Bildungssektors, das fand ich schon immer."
"Fred... Ich habe gerade genau dasselbe gedacht."
Mit weit aufgerissenen Augen sah ich die zwei an. "Wollt ihr es etwa jetzt machen?"
Sie zuckten mit den Schultern und grinsten, George wuschelte mir durchs Haar. "Lass dich überraschen, kleiner Wolf."
-
Ich liebte Fred und George, besonders jetzt. Ohne die beiden wäre das Leben auf Hogwarts nicht dasselbe.
Eigentlich sollten wir unsere ZAGs schreiben. Wo waren wir stattdessen?
Draußen auf dem Hof vor der Schule. Ausnahmslos jeder jubelte den Zwillingen zu, sogar Professor Flitwick! Die beiden haben während der Prüfungen ihre selbstgemachten Feuerwerkskörper hochgehen lassen und die Prüfung unterbrochen. Nun flogen sie auf ihren Besen über uns.
Ich spürte eine Präsenz neben mir und der Duft nach Minze hüllte mich ein. "Es tut mir leid, was ich gesagt habe..." Zähneknirschend versuchte Draco, meine Aufmerksamkeit zu erlangen. Ich gab nach und wandte meinen Blick vom Himmel zu ihm. "Ist schon in Ordnung, du hast dir Sorgen gemacht. Aber eins solltest du dir merken, Malfoy: Ich bin keine Jungfrau in Nöten, die gerettet werden muss. Wenn überhaupt bin ich der große, böse Wolf, vor dem man sich in Acht nehmen sollte."
Draco lachte leise. "Allerdings. Ich möchte es mir mit dir ungern verscherzen." Wie selbstverständlich nahm er meine Hand in seine. Da mich das unvorbereitet traf, zischte ich leise auf, als er meine neue Wunde berührte. Stirnrunzelnd nahm er sie genauer unter die Lupe und schob meine freie Hand einfach weg, als ich versuchte, ihn davon abzuhalten. "Du solltest zu Madam Pomfrey... Das sieht echt übel aus", murmelte er besorgt.
Schnell zog ich meine Hand zurück. "Das ist nichts, nur ein Kratzer. Der bringt mich schon nicht um."
Draco schien etwas sagen zu wollen, ließ es aber. Vermutlich wusste er, dass es nichts brachte, sich mit mir zu streiten.
Daphne trat zu uns. "Eins muss ich den Weasleys lassen..." Staunend sah sie nach oben an den bunten Himmel. "Sie wissen, wie man Spaß hat."
Draco knurrte missbilligend. "Die zwei haben mich fast abgefackelt, aber ja, klar, Spaß. Wuhu."
"Du hattest es verdient", sagten Daphne und ich wie aus einem Mund, bevor wir uns ein High Five gaben und Draco, der genervt die Augen verdrehte, auslachten.
Ich legte einen Arm um seine Schulter und kniff mit meiner unverletzten Hand in seine Wange. "Nicht schmollen, Draci-Schatzi. Tief in deinem Inneren", sagte ich mit verstellter Stimme, um nach Umbridge zu klingen, "weißt du, dass du es verdient hast."
"Ach, halt die Klappe."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top