Kapitel 18

Von Drachen und Frettchen

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"Wenn ich es doch sage: Ich habe meinen Namen nicht in den Kelch geworfen!"

"Wir glauben dir doch, Harry", versicherte Rose ihm bestimmt schon zum hundertsten Mal.

"Ron glaubt mir aber nicht", sagte Harry aufgebracht - ebenfalls zum hundertsten Mal.

Ich hörte den beiden nicht wirklich zu. Meine Gedanken schweiften zu dem Tag zurück, an dem der Feuerkelch die Champions für das Turnier auserwählt hatte.

Cedric war doch einer von ihnen gewesen.

Ich war nicht gerade erfreut darüber. Als er jedoch nach vorne gelaufen war und mich dabei leicht bittend angeschaut hatte... Lächelte ich. Ich lächelte und hatte ihm aufmunternd zugenickt. Er hatte darüber recht erleichtert geschienen. War es ihm wirklich so wichtig, was ich dachte?

Nun, was ich wirklich dachte war: Bitte, komm da heil wieder raus!

Und als wäre es nicht schon schlimm genug, dass Cedric neben Viktor Krum und Fleur Delacour einer der Champions war, hatte der Kelch einen vierten Namen ausgespuckt - Harrys.

Viele glaubten, Harry hätte betrogen, um mitmachen zu können, so auch Ron. Nun standen die beiden auf Kriegsfuß.

In etwa so wie ich und Draco, mit dem ich immer weniger Kontakt hatte. Ich war zu Anfang nicht ganz sicher gewesen, ob er mir aus dem Weg ging, inzwischen jedoch schon.

War das wirklich nur wegen der Beleidigung gegenüber seinem Vater? Oder steckte mehr dahinter? Ich nahm mir fest vor, es herauszufinden, denn-

"Erde an Ivy!" Rose fuchtelte mit den Händen vor meinem Gesicht herum. "Weihst du noch unter uns?"

"Ja, sorry..." Ich setzte mich aufrechter hin und sah entschuldigend zu Harry, der am Rande des Sees vor uns stand. Neville stand darin und sagte immer wieder "Ist ja verrückt!" wobei er irgendwelche Wasserpflanzen inspizierte. Mein Rücken schmerzte von dem Baum, an den ich mich gelehnt hatte. "Ich war etwas in Gedanken."

Ich hörte Ron, Hermine und Ginny lange vor Harry und Rose. "Tu mir einen Gefallen und streite nicht mit ihm, wenn er gleich hier ist", sagte ich zu Harry, welcher einen irritierten Blick mit Rose austauschte. "Wen meinst du?"

Kurz darauf tauchten Ron und die beiden Mädchen bei uns auf.

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"Drachen, Ced. Harry hat es dir doch eben gesagt!" Mir war bewusst, dass die Aufgaben kein Zuckerschlecken sein würden, aber Drachen als erste Prüfung? Wie würden dann erst die anderen beiden aussehen?

"Ich weiß." Cedric nahm meine Hände in seine. Dadurch, dass er knapp zwei Köpfe größer war als ich, musste ich hochschauen, um ihm in seine Augen sehen zu können. Und das wollte ich, denn die letzten Tage gingen sie mir nicht mehr aus dem Kopf.

Zwischendurch schlichen sich jedoch die sturmgrauen Augen eines gewissen Slytherins in meine Gedanken, was mich wütend machte.

Aber noch wütender machte mich, dass Cedric sich offensichtlich nicht ansatzweise so sehr sorgte wie ich.

"Hey. Das wird schon. Mir wird nichts passieren." Er drückte meine Hände leicht und versuchte dadurch scheinbar, mich aufzumuntern.
Ich seufzte nur. "Ich-" Mein Satz wurde von Harrys wütender Stimme unterbrochen. Er stritt sich mit niemand anderem als Draco. Wem auch sonst? Ron ist ja gerade nicht da, dachte ich verbittert.

Stöhnend schloss ich die Augen. "Irgendwann binde ich die beiden zusammen an einen Stuhl wenn sie nicht aufhören, sich so kindisch zu verhalten." Damit lief ich in ihre Richtung. Cedric folgte mir irritiert.

Als ich sah, wie Draco erbost seinen Zauberstab auf Harry richtete, war ich versucht, ihn zu verhexen.

Professor Moody kam mir jedoch zuvor.

"Das lässt du bleiben, Söhnchen!"

Und mit einem Schrei, der wirklich alles andere als männlich klang, verwandelte Draco sich plötzlich in ein weißes Frettchen. Prustend vor Lachen sah ich zu, wie Mad Eye in hoch und runter und wieder hoch und runter warf, indem er seinen Zauberstab hob und senkte.

Cedric kam neben mir zum Stehen und beobachtete das Geschehen ebenfalls amüsiert.

"Ich fand ja schon immer, dass er gewisse Ähnlichkeiten mit einem Frettchen hatte", ließ ich ihn kichernd wissen, was den Hufflepuff lachen ließ.

"Professor Moody!" Eine fassungslose Professorin McGonagall stürmte auf Moody zu, ein Trupp Schüler folgte ihr und weitere versammelten sich, um das Spektakel zu beobachten.

"Wa-Was soll das werden?"

"Unterricht", antwortete Moody schlicht.

McGonnagal beäugte das Frettchen, das ja eigentlich Draco war. Auch die Lehrerin schien die Ähnlichkeit zu bemerken, denn sie fragte: "Ist das- ist das ein Schüler?"

"Hm, genau gesehen... ist es ein Frettchen." Und mit diesen Worten steckte Moody Draco das Frettchen in Crabbes Hose.

Mir fiel fast die Kinnlade zu Boden und alle Schüler fingen an, lauthals zu lachen.

Natürlich war es lustig anzusehen, jedoch tat Draco mir auch ein wenig leid. Immerhin war es sicher nie sein Ziel gewesen, als Frettchen in jemandes Hose gesteckt zu werden...

Aber es war einfach zu komisch, um nicht zu lachen.

Leider verwandelte McGonnagal Draco, sobald er sich einen Weg aus Crabbes Hosen hinaus erkämpft hatte, zurück in einen Menschen.

Mit zerzaustem Haar und schreckensgeweiteten Augen drehte der Slyhterin sich zu Moody um und wich vor ihm zurück. Kurz sah er zu mir wobei ich versuchte, nicht zu lachen, dann sagte er erbost: "Wenn mein Vater davon erfährt, dann-"

"Ist das 'ne Drohung?!" Moody ging auf Draco zu. Dieser ergriff die Flucht, der Professor humpelte hinterher. "Huh, ist das 'ne Drohung?!", brüllte er.

Schnell trat ich beiseite, damit Draco und seine Freunde an mir vorbeirennen und fliehen konnten, aber ich konnte einfach nicht aufhören, zu lachen.

Das würde ich ihm ewig vorhalten.

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Später machte ich mich auf die Suche nach Draco und fand ihn schließlich im Slytherin-Gemeinschaftsraum, wo er mit Blaise und Daphne auf einem der Sofas saß.

Daphne entdeckte mich als erste. "Hey!" Sie sprang auf und umarmte mich zur Begrüßung. "Wie geht's dir?"

"Gut, danke. Ähm... Können wir kurz reden?" Ich biss mir auf die Lippe und schaute Draco auffordernd an. "Ich wüsste nicht, was wir zu bereden haben", schnaubte dieser und sah in die andere Richtung.

Sehr erwachsen.

Gereizt stemmte ich die Hände in die Hüften. "Wenn es hier um deinen Vater geht: Wie oft muss ich mich denn noch ent-"

"Darum geht es nicht!"

"Sondern?" Abwartend und mit vor der Brust verschränkten Armen sah ich auf Draco hinab, welcher jedoch stur meinem Blick auswich. Blaise und Daphne schwiegen, bemerkten die Spannung, die in der Luft lag, nur zu deutlich.

Mir wurde es langsam zu blöd. Schnaubend wandte ich mich ab. "Wie du willst. Ich habe keine Zeit für dein Theater."

Ohne weiter darauf zu hoffen, dass Draco zur Vernunft kommen würde (da könnte ich genauso gut darauf warten, dass Professor Snape mal nett zu einem Gryffindor war), verließ ich den Gemeinschaftsraum. Ich wollte den Weg zur großen Halle einschlagen, dabei kamen Fred und George mir lachend entgegen. Vermutlich hatten sie Filch oder jemand anderem wieder einen Streich gespielt. Als die beiden mich entdeckten, verstummten sie augenblicklich und verschnellerten ihre Schritte.

"Ivy, was tust du hier?" George sah beinahe etwas geschockt aus.

Ich runzelte die Stirn. "Was meinst du?"

"Es wird schon dunkel draußen!", flüsterte Fred mir eindringlich zu.

"Und?" Ich verstand nicht.

Die Zwillinge sahen sich an, bevor beide gleichzeitig sagten: "Heute Nacht ist Vollmond, Ivy."

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So schnell ich konnte, rannte ich über die Wiese, sprang in das Loch bei den Wurzeln der großen Weide und rannte den Tunnel entlang, bis ich bei der Heulenden Hütte rauskam.

Gerade noch rechtzeitig, denn ich spürte bereits, wie sich etwas in mir zu verändern begann.

Mein Herzschlag ging wesentlich schneller als sonst und ich konnte bereits spüren, wie mein Körper sich zu verändern begann. Ich schloss die Tür und riss mir meine Uniform vom Leib, bis ich nur noch in Unterwäsche dastand. Ich wollte nicht, dass meine Schuluniform zerfetzt wurde.

Gedanklich verfluchte ich mich dafür, eine Vollmondnacht einfach vergessen zu haben. Ich konnte von Glück reden, allein hier zu sein, denn ich hatte keinen Wolfsbanntrank getrunken. Heute war das erste Mal, dass so etwas vorkam, und keiner wusste, wie der Wolf in mir darauf reagieren würde.

Knack.

Ich unterdrückte einen Schrei, als ein Knochen in meinem Arm brach und in einer anderen Position wieder zusammenwuchs. Überall aus meinem Körper schoss weiches, silberweißes Fell, meine Nase und mein Mund wurden länger und meine Zähne spitzer. Meine Beine verformten sich und meine Füße und Hände wurden erst länglich und dann rund, bevor statt Fingernägeln scharfe Klauen aus ihnen herausragten.

Irgendwann konnte ich es nicht mehr aushalten und schrie. Noch nie hatte eine Verwandlung so sehr wehgetan. Bald ist es vorbei, ermutigte ich mich. Gleich ist es vorbei...

Plötzlich öffnete jemand die Tür.

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