Kapitel 17
Das vierte Schuljahr
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Das Spektakulärste in meinem vierten Jahr auf Hogwarts waren wohl ohne Zweifel die Ankunft der Schulen Durmstrang und Beauxbatons in Hogwarts, sowie das Trimagische Turnier.
Daphne und Rose freuten sich viel mehr auf den Weihnachtsball. Die beiden überlegten bereits, mit wem sie hingehen könnten und welche Farben ihre Kleider haben sollten. Sie wussten, dass das ganze Ballzeug nicht so mein Ding war, daher fragten sie mich gar nicht erst, was ich davon hielt.
Ich war eher am Trimagischen Turnier interessiert.
Als die französischen Schülerinnen der Beauxbatons-Akademie und ihre Lehrerin, Madam Maxime, vorgestellt wurden, erwischte ich ausnahmslos jeden Jungen - eingeschlossen Draco, Blaise, Ron und Harry - wie sie den Mädchen hinterhergafften.
Wo wir bei einem weiteren Thema wären... Draco und ich haben die ganzen Ferien über nicht einmal miteinander geredet, außer bei der Quidditchweltmeisterschaft. Und wegen meinem Kommentar gegenüber Dracos Vater hatte er mich auch in Hogwarts nicht einmal mit dem Arsch angesehen.
Moment, wieso nochmal störte mich das?
Tut es nicht, redete ich mir ein. Es ist mir komplett egal. Er ist eben ein Vatersöhnchen, aber er kriegt sich auch wieder ein.
Erneut gingen die Türen zur Großen Halle auf und die Durmstrang-Schüler betraten die Halle. Deren Auftritt war schon wesentlich imposanter und aufregender als der der Beauxbatons-Schülerinnen, wenn ihr mich fragt.
Naja, und dann musste sich Hogwarts natürlich auch vorstellen... Mit einem Lied.
Während die meisten Schüler unserer Schule gutgelaunt mitsangen - besonders Vincent Crabbe - verriet ein kurzer Seitenblick auf Draco mir, dass dieser das... Wie würde er sagen? Für unter seiner Würde empfand.
Ich beschloss, die komischen Blicke der anderen Schulen zu ignorieren, harkte mich bei Daphne links und Rose rechts von mir ein und wir sangen lauthals mit. "Hogwarts, Hogwarts, Hoggy-Hoggy-Hogwarts, teach us something new!"
Ich fing Dracos Blick ein und hob herausfordernd die Mundwinkel, während ich weitersang.
Draco verdrehte seinerseits abfällig seine Augen, ich meinte jedoch, ein unterdrücktes Grinsen in seinem Gesicht zu finden.
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"D-da ist noch der... Der Cruciatus-Fluch", stotterte Neville.
Alastor Moody. Dieser Typ war mir nicht geheuer. Er war unser neuer Lehrer in Verteidigung gegen die Dunklen Künste und abgesehen davon, dass er natürlich nicht an Professor Lupin rankam, war der Kerl einfach gruselig.
Von der Seite musterte ich Draco, der in diesem Fach neben mir saß, sich aber weiterhin dagegen wehrte, mit mir zu reden oder mich auch nur anzuschauen. Darum lenkte ich meine Aufmerksamkeit zurück auf den Unterricht.
Moody holte Neville nach vorn und demonstrierte den unverzeihlichen Fluch, den der Gryffindor ihm soeben genannt hatte, an einer Geißelspinne, die vor wenigen Sekunden noch dem Imperius-Fluch unterlegen war.
Ich schluckte, als die Spinne begann, sich vor Qualen zu winden. Ich wusste von Nevilles Eltern, da er sich mir vor einiger Zeit anvertraut hatte, und wie schlimm es für ihn sein musste, die Spinne wegen des Fluchs, der seine Eltern den Verstand gekostet hatte, leiden zu sehen.
Als Hermine entsetzt von Moody verlangte, den Fluch sofort zu stoppen, merkte dieser, dass er zu weit gegangen war und hörte auf. "Vielleicht kannst du uns den letzten unverzeihlichen Fluch nennen, Miss Granger?" Moody setzte die Spinne vor Hermine auf den Pult. Meine Freundin schüttelte bloß, den Tränen nahe, den Kopf.
"Nein?" Moody hob seinen Zauberstab und rief: "Avada Kedavra!" Ein grünes Licht kam aus dem Stab hervor und tötete die Spinne binnen Sekunden.
Dabei zuckte ich zusammen und griff reflexartig nach etwas neben mir.
Dracos Hand.
Verdutzt sah dieser erst von unseren Händen zu mir und wieder zurück. Schnell ließ ich seine Hand los und starrte auf meinen Schreibtisch. Wie peinlich war das denn bitte gewesen?
Draco sagte nichts. Er öffnete seinen Mund, doch kein Ton kam raus. So viel zum Thema er kriegt sich wieder ein...
Wer's glaubt. Er war immerhin ein Malfoy und ich hatte nicht nur den seines Vaters, sondern auch seinen eigenen Stolz verletzt. So schnell würde er das nicht vergessen.
Gleichwohl ich nicht vorhatte, mich dafür zu entschuldigen, die Wahrheit gesagt zu haben.
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"Ihr denkt doch wohl nicht ernsthaft darüber nach, bei dem Turnier mitzumachen?" Fassungslos sah ich zwischen Fred und George hin und her, welche mich zu sich in den Gryffindor-Gemeinschaftsraum geholt hatten, um mir von ihrem Plan, einen Trank zu brauen, der sie älter machen würde, zu erzählen. Die meisten Gryffindors hatten sich daran gewöhnt, mich hier zu sehen, so oft, wie ich schon hier gewesen war. Ich war vermutlich die einzige Slytherin, die in jedem Haus Freunde und Feinde hatte. Außer Rose vielleicht.
Aber zurück zu den Chaos-Zwillingen, wie wir alle sie liebevoll nannten... Die beiden wollten unbedingt bei diesem Turnier mitmachen, und wenn es das Letzte wäre, was sie taten.
"Wieso denn nicht?" George verstand meine Sorge nicht.
"Ja, wieso denn nicht?" Fred hatte die Vernunft ebenfalls verlassen. Moment... Er hatte sie ja nie kennengelernt... Mein Fehler.
"Und wenn der Trank nicht wirkt oder die Idee schlichtweg bescheuert ist?", versuchte ich halbherzig ein letztes Mal, die beiden von ihrem Vorhaben abzuhalten. Vergebens.
"Hast du das gehört, Georgie?"
"Oh, naive Ivy, natürlich funktioniert das!"
"Eben, also sei nicht so engstirnig."
"Bist du doch sonst auch nicht!"
"Ja, bleib locker. Das wird sicher ein Riesenspaß!"
"Na, wenn ihr meint..." Warnend hob ich meinen Zeigefinger und sah den Zwillingen in die Augen. "Aber wehe, einer von euch geht drauf, dann hole ich denjenigen zurück und bringe euch beide eigenhändig um!"
"Und wie willst du das anstellen?", fragte Fred amüsiert, während George nicht einmal versuchte, sein spöttisches Grinsen zu verbergen.
Ich ließ meine Augen kurz aufleuchten und knurrte die beiden - wortwörtlich - an. "Das werdet ihr schon merken, glaubt mir. Also kommt mir ja in einem Stück zurück!"
Etwas ernster - so ernst, wie die zwei eben sein konnten - nickten sie und George versicherte mir: "Keine Sorge, Ivy, uns passiert nichts."
"Na, wollen wir's hoffen", brummte ich bloß.
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"Dieser Wirbel um ein lebensgefährliches Turnier ist doch totaler Schwachsinn!" Aufgebracht setzte Hermine sich auf eine der Bänke, die in der Großen Halle an die Seite geschoben worden waren, und schlug ein Buch auf. Rose und ich setzten uns zu ihr.
"Wieso das?" Meine Schwester folgte mit den Augen Harry und Ron, die gerade durch die Tür kamen. "Klar, es ist gefährlich, aber denkt ihr wirklich, die Lehrer lassen zu, dass die Schüler sich ernsthafter Gefahr aussetzen?"
"Sonst würden sie dieses Turnier wohl kaum veranstalten", gab Hermine zurück, ohne von ihrer Lektüre aufzusehen.
Gedanklich gab ich ihr recht, jedoch galt meine Aufmerksamkeit Cedric, der von seinen Freunden zum Feuerkelch, welcher in der Mitte des Saales stand, gestoßen wurde und dort einen Zettel mit seinem Namen drauf in die blaue Flamme warf. Applaus der Schüler, die um den Kelch herumstanden, war die Reaktion.
Als Cedric sich umdrehte, um aus dem Kreis, welcher dafür da war, die zu jungen Schüler vom Kelch fernzuhalten, herauszutreten, fiel sein Blick auf mich. Er lächelte mir zu und dachte scheinbar, ich fand es mutig von ihm, dass er sich angemeldet hatte.
Fand ich nicht. Ich fand es leichtsinnig.
"Bin gleich wieder da", ließ ich meine Freundinnen wissen und ohne auf eine Antwort zu warten oder ihre fragenden Blicke zu beachten, stand ich auf und lief auf Cedric zu, der bei einer Gruppe Hufflepuffs stand.
"Cedric?"
Er drehte sich zu mir um, immer noch mit einem Lächeln auf dem Gesicht, das sich vergrößerte, als er mich begrüßte. "Hey, Ivy. Wie geht-"
Ich ließ ihn nicht aussprechen. "Können wir kurz reden?" Mit einem Kopfnicken bedeutete ich ihm, dass ich mich allein mit ihm unterhalten wollte. Mein ernster Gesichtsausdruck ließ ihn sorgenvoll die Stirn runzeln. "Sicher, klar." Kurzerhand folgte er mir zum Rande der Halle wo eine Bank stand, bei der so gut wie niemand war. Wir setzten uns und mein Blick verließ nie Cedrics braungraue Augen. "Was ist los?", fragte er nach.
Ich atmete tief ein und entschied, einfach zu sagen, was mir durch den Kopf ging. "Bist du sicher, dass du da mitmachen willst?"
"Ivy, ich habe meinen Namen bereits in den Kelch geworfen", betonte er. "Ich hätte das nicht gemacht, wenn ich mir nicht absolut sicher wäre."
Eine Strähne meiner Haare fiel mir immer wieder vor die Augen. Gereizt strich ich sie weg. "Ja, ich weiß", sagte ich bemüht ruhig, "aber ich... ich weiß nicht, ob das richtig ist..."
"Willst du nicht, dass ich mitmache?", fragte Cedric und ich meinte, einen Hauch Enttäuschung in seinen Augen zu entdecken.
"Nein, so meinte ich das nicht!", sagte ich schnell. "Das heißt, naja, irgendwie schon, aber... Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll..." Ich schloss die Augen und den Mund, legte mir die Worte gedanklich zusammen, und öffnete dann wieder meine blauen Augen. Cedric sah mich immer noch an. "Es ist nicht so, dass ich daran zweifle, dass du die Aufgaben bewältigen könntest", versicherte ich ihm aufrichtig. "Und es ist auch nicht so, dass ich mich nicht für dich freuen würde, wenn du gewinnst."
"Was ist es dann?", harkte er ruhig nach.
Ich seufzte. "Keine Ahnung, es... Mir ist einfach unwohl bei dem Gedanken." Beschämt sah ich zur Seite und starrte angestrengt auf die Regentropfen, die die Fensterscheibe hinunterrannen. Ich kam mir vor wie eine Idiotin. Cedric war siebzehn und somit volljährig. Ich reagierte über. Er war ein begabter junger Zauberer und würde das hinkriegen. Außerdem, woher wollte ich wissen, dass der Kelch ihn auch auswählte? Viele hatten sich angemeldet. Dass Cedric seinen Namen ebenfalls hineingeworfen hatte, bedeutete gar nichts.
"Ivy..." Ich spürte Cedrics Hand, welche mein Kinn leicht anhob, sodass ich ihm wieder in die Augen sehen musste. Das Lächeln kehrte auf seine Lippen zurück. "Kann es sein, dass du dir Sorgen machst?"
"Was?" Ich versuchte, möglichst viel Unglauben und Spott in meine Stimme zu legen. Gespielt belustigt winkte ich ab. "Mach dich nicht lächerlich!"
Seine Augenbrauen hoben sich und sein Lächeln verwandelte sich in ein Grinsen.
Ich verdrehte die Augen. "Vielleicht ein bisschen. Na und, was willst du jetzt? 'Ne Medaille?"
"Nein..." Wie selbstverständlich legte er seine Hand auf meine. Vor Überraschung öffnete sich leicht mein Mund. Ced jedoch lächelte bloß. Er lächelte immer und ich fragte mich, wie er das machte.
Fieberhaft suchte ich nach etwas, das ich sagen konnte, irgendetwas. Zum Glück musste ich das nicht, denn da kamen Fred und George in die Halle gerannt und beteuerten, die Lösung zum Austricksen von Dumbledores Alterslinie gefunden zu haben.
Den Alterungstrank, den sie heute Morgen gebraut hatten.
Natürlich funktionierte ihr "peinlich unterbelichteter" Plan (Hermines Worte passten recht gut) nicht und ich konnte es nicht unterlassen, ihnen ein "Habe ich mir doch gedacht", zuzuflüstern.
Dafür unterbrachen sie sogar ihre kindische Rangelei und funkelten mich wütend an. "Ach, halt die Klappe, Ivy!"
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