Kapitel 12

Der Unterschied zwischen einem Animagus und einem Werwolf

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"Ivy? Bist du noch wach?"

Snape und Dumbledore hatten vermutlich nicht gewusst, dass einige Schüler - Harry, ich und nun scheinbar auch noch Rose - noch wach waren. Ruhelos lagen wir auf dem Boden der Großen Halle.

Sirius Black war in Hogwarts. Snape vermutete allen Ernstes, dass Professor Lupin Black hier hinein verholfen hatte.

"Ja", flüsterte ich zurück. "Glaubst du, Professor Lupin wäre wirklich dazu im Stande?"

"Einem Mörder ins Schloss zu verhelfen?" Rose schnaubte verächtlich. "Sei nicht albern, Ivy."

"Du hast recht", murmelte ich. "Das würde er nicht tun."

Zumindest hoffte ich das.

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"Wer von euch kennt den Unterschied zwischen einem Animagus und einem Werwolf?"

Hermine hob die Hand. Natürlich.

"Niemand?", fragte Snape.

Seufzend hob auch ich die Hand. "Clover", rief er mich auf. "Ein Werwolf unterscheidet sich in seinem Aussehen nur geringfügig von einem normalen Wolf, allerdings haben sie ein paar Besonderheiten. Die Verwandlung eines Menschen in einen Werwolf ist nicht gewollt und unkontrollierbar, anders als bei einem Animagus. Animagi nehmen gewollt die Gestalt eines Tieres an und sind auch dann noch Herrscher über ihre Sinne. Ein Werwolf würde seinen besten Freund töten, sobald er sich verwandelt hat."

Es war totenstill im Klassenzimmer, als Snape sagte: "Fünf Punkte für Slytherin."

Als er uns jedoch auftrug, einen Aufsatz über Werwölfe zu verfassen, obwohl morgen das Quidditchspiel - Slytherin gegen Gryffindor - anstand, war keines der beiden Häuser sonderlich erfreut.

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"Mach mal etwas Platz, es ist arschkalt!"

Nachdem Fred und George Harry und mich dabei erwischt hatten, wie wir uns mithilfe seines Tarnumhangs nach Hogsmeade schleichen wollten und uns die Karte des Rumtreibers gegeben hatten, waren wir sofort aufgebrochen. Allerdings war es etwas eng für zwei Teenager unter dem magischen Stoff.

"Ich bin selbst nicht ganz drunter", beteuerte Harry. Seufzend gab ich mich geschlagen.

Wir kamen an einer Lichtung an, von der aus man die heulende Hütte sehen konnte. Dort waren Ron und Hermine - und auch Malfoy, Crabbe und Nott.

Natürlich stritten sie sich wieder. Als Draco Hermine ein Schlammblut schimpfte, formte ich einen Schneeball und warf ihn auf den Slytherin. Dieser erschreckte sich zu Tode, während Harry und ich uns einen Spaß mit den drei Jungs erlaubten. Als sie weg waren, wusste Hermine natürlich sofort, wer hinter der Schneeballschlacht und den heruntergezogenen Hosen steckte.

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Sirius Black war Harrys Patenonkel... Und James und Lily Potters Freund. Mir warf sich da natürlich die Frage auf, ob er auch mit meinen Eltern befreundet gewesen war, oder immerhin mit Mum. Immerhin war sie mit Lupin und den Potters eng befreundet gewesen, wenn man meinem Lehrer glauben konnte.

Als ich meine Schwester dazu befragte, wich sie der Antwort aus. "Ich weiß es nicht, Ivy."

"Blödsinn!", zischte ich und lief ihr nach, während sie Bücher aus den Regalen der Bibliothek zusammensuchte und manche wieder einsortierte. "Lupin hat es dir bestimmt gesagt! Jetzt rück schon raus damit."

"Das kann ich nicht, okay?", fauchte sie. Kurz sah sie sich um, doch niemand schien auf uns zu achten. "Ich kann es nicht", fuhr sie fort, "weil ich Sirius Black nicht kenne."

"Aber Lupin tut es." Das war keine Frage. "Hat er ihn ins Schloss gelassen?"

"Hörst du dir eigentlich selbst zu?" Fassungslos schüttelte Rose den Kopf.

"Dann sagst du also, es stimmt nicht und Lupin hat nichts mit Black am Hut?" Abwartend stellte ich mich meiner Schwester in den Weg, welche mich nun ansehen musste. "Ich... also...", stotterte sie und wich meinem Blick aus.

Ich schnaubte bloß. "Großartig. Ich habe eine Schwester und kann ihr nicht vertrauen. Wirklich klasse." Ich lief einige Schritte weiter und fuhr herum, als Rose mich zurückrief. "Wenn meinen Freunden etwas geschieht, weil du mir die Wahrheit verschweigst, kann ich für nichts mehr garantieren!" Mit diesen Worten verließ ich die Bibliothek.

Ich wusste nicht, ob ich Rose - oder Lupin - trauen konnte. Ich wollte es, doch ich wusste es einfach nicht.

Aber waren Schwestern nicht dafür da? Sagten sie einander sich nicht immer die Wahrheit?

"Tja, scheinbar habe ich mich da getäuscht", murmelte ich zu mir selbst, als ich die Treppen zu den Kerkern hinabstieg.

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"Ron, Hermines Katze hat deine Ratte nicht gefressen", stöhnte ich, entnervt von den Streitereien der beiden.

"Woher willst du das wissen?", forderte Ron zu erfahren. "Das Vieh ist das pure Böse!"

Seufzend versuchte ich, die Stimmen meiner Freunde auszublenden. Sie diskutierten schon seit Tagen darüber! Ich hatte gerade wichtigere Sorgen; Die Malfoys hatten dafür gesorgt, dass man Seidenschnabel umbringen würde, und der arme Hagrid war am Boden zerstört. Dazu kam, dass ich vor ein paar Nächten heimlich in der Küche war, wo ich mich mit den Hauselfen unterhalten und etwas gegessen hatte. Auf meinem Weg zurück war ich auf Harry gestoßen und der hatte mir von seiner Begegnung mit Snape und Lupin berichtet, und dass die Karte des Rumtreibers nun konfisziert war.

Großartig. Fred und George hätten sie doch besser mir überlassen sollen.

Rose und ich hatten uns zwar vertragen, jedoch hatten wir nicht mehr über Black oder Lupin geredet. Wir verstanden uns ansonsten recht gut und waren nun auch gute Freunde geworden, jedoch war da immer diese Stimme in meinem Hinterkopf, die mich warnte.

Warnte, nicht jedem zu vertrauen.

Doch wenn ich Rose nicht vertrauen konnte, wem dann?

Ich sah zu Ron und Hermine, die immer noch stritten, und dann zu Harry, der ihnen kopfschüttelnd nach draußen folgte. Ihnen kann ich vertrauen. Ihnen und Daphne. Ich lächelte. So viel war sicher.

Die Streitereien unserer Freunde verstummten, als wir einen Mann sahen, der im Hof saß und die geschweifte Klinge eines Henkerbeils schliff.

Entsetzt tauschten Hermine und ich einen Blick, worauf wir uns auf den Weg zu Hagrid machten. Wir wollten ihm beistehen, wenn es passierte.

"Ich kann nicht glauben, dass die Seidenschnabel töten", knurrte ich.

"Widerlich", stimmte Hermine mir wütend zu.

"Es wird noch widerlicher." Ron zeigte auf etwas vor uns. Als wir seinem Blick folgten, sahen wir Draco und seine Freunde mit einem Fernglas dort stehen. Sie beobachteten Seidenschnabel. "Vater sagt, ich darf den Kopf des Hippogreifen behalten", prahlte Draco gerade.

Ich stockte. "Habe ich ihn gerade richtig verstanden?!"

"Ivy, nicht", versuchte Harry, mich zu beruhigen, doch ich lief bereits die Treppen hinunter und auf meine Hauskameraden zu. Als sie auf uns aufmerksam wurden, kam Malfoy uns grinsend entgegen. "Willkommen zur Show!"

"Du! Du böse, verachtenswerte, kleine Kakerlake!" Ich zog meinen Zauberstab hervor und hielt ihn Malfoy an den Hals. "Wie kannst du das nur tun? Seidenschnabel hat nichts getan, das war allein deine Schuld!"

Malfoy stand zitternd vor mir und sah mich ängstlich an. Er wusste, ich machte keine lehren Drohungen, und der Zauberstab an seinem Hals ließ ihn schlucken.

"Ivy, nein!", sagte Ron halbherzig. "Er ist es nicht wert, lass es."

Harry sagte nichts, doch Hermine murmelte: "Er hätte es definitiv verdient."

"Sehe ich auch so", brummte ich und hielt weiterhin meinen Zauberstab auf Draco. Doch da kamen mir die Worte von Mr Ollivander in den Sinn, von damals, als ich meinen Stab bei ihm kaufte.

"Ein sehr mächtiges Exemplar... Aber sei dir einer Sache bewusst, Miss Clover: Macht ist nicht alles."

Und ich würde meinen Zauberstab nicht dafür einsetzen, jemandem zu schaden. Ich ließ ihn sinken und wandte mich ab. Hermine sah enttäuscht aus, Harry auch ein wenig. Ich muss verantwortungsbewusst ha-

Als ich Draco abfällig lachen hörte, schmiss ich meine Prinzipien über Bord. Scheiß auf Pflichtbewusstsein und Vernunft! Mit einem Knacken landete meine Faust auf seiner Nase und Draco ging zu Boden. Sein Gefolge sammelte ihn auf und er suchte das Weite.

Zufrieden atmete ich aus. "Das war längst überfällig!"

Hermine lachte laut los, Harry grinste und Ron meinte: "Aber hallo! Das war fantastisch!"

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