Kapitel 11
Hogsmeade
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Daphne schwebte auf Wolke Sieben. Es war mehr als deutlich, dass sie total in Blaise verschossen war, auch, wenn sie es nicht zugab. Jeder sah es, außer ihr - und Blaise selbst.
"Bei Merlin, Zabini, benutz zur Abwechslung dein Gehirn", dachte ich mir jedes Mal, wenn ich die beiden beim Mittagessen, bei den Hausaufgaben in der Bibliothek oder sonst wo beobachtete, denn Blaise schien Daphnes hohles Gekicher und rote Wangen nicht zu bemerken.
All das hatte mich daran gehindert, Daphne von Malfoy zu erzählen. Ich wollte ihre gute Laune nicht verderben, außerdem war es mir gerade auch nicht so wichtig, mich mit ihm zu beschäftigen, denn der Besuch nach Hogsmeade stand an.
Sobald man die dritte Jahrgangsstufe auf Hogwarts erreichte, besuchte man das Dorf und all seine Läden. Ich hatte von Fred und George schon viel über Hogsmeade gehört, vor allem hatten sie natürlich von Zonkos, dem Scherzartikelladen, geschwärmt. Die beiden träumten davon, ihren eigenen Laden voller Scherzartikel zu eröffnen. Das hörte sich für mich nach dem perfekten Beruf an, allerdings hatte ich noch ein paar Jahre mehr in der Schule abzusitzen als die Zwillinge.
Ich war gerade auf dem Weg nach draußen, von wo aus wir aufbrechen würden, als jemand meinen Namen rief.
Rose.
Ich blieb stehen und wartete, bis sie mich eingeholt hatte. Gemeinsam setzten wir unseren Weg fort. "Freust du dich schon auf Hogsmeade?", fragte sie, etwas außer Atem vom Rennen.
Ich zuckte mit den Schultern. "Schon... Ich hoffe nur, dass ich auch gehen darf."
"Wie meinst du das?" Fragend legte sie den Kopf schief.
"Man braucht die Unterschrift eines Erziehungsberechtigten, um mitzudürfen", erinnerte ich sie. "Mrs Weasley durfte nicht unterschreiben, und Lupin auch nicht - anders als bei dir. Er ist nicht mein Erziehungsberechtigter."
Verständnisvoll legte Rose eine Hand auf meine Schulter. "Vielleicht macht McGonagall ja eine Ausnahme."
"Ja, vielleicht", lächelte ich, obwohl ich es bezweifelte.
Als wir bei den anderen ankamen - ein wenig spät, denn sie wollten gerade aufbrechen - bestätigte sich meine Befürchtung, denn Harry redete auch gerade mit Professor McGonagall darüber.
"Ohne unterschriebenes Erlaubnisformblatt kein Besuch im Dorf", sagte die Lehrerin zu Harry. "So sind die Vorschriften, Potter. Das gilt auch für Sie, Miss Clover." Rose überreichte McGonagall ihre Unterschrift von Lupin und sah uns mitfühlend an.
"Die mit einer Erlaubnis folgen mir, die ohne bleiben stehen", grummelte Filch. Ihn ignorierend, gingen Harry und ich McGonagall nach.
"Aber Professor, können Sie das nicht unterzeichnen?", bat ich hoffnungsvoll. Harry sah sie bittend an.
"Das geht nicht, nur ein Vormund oder Elternteil kann unterzeichnen. Da ich das nicht bin, wäre das wohl kaum angemessen."
Harrys Hoffnung, die ihm eben noch im Gesicht stand, verschwand, als McGonagall weiterlief. Ein letztes Mal drehte sie sich um. "Tut mir leid, Kinder. Aber das ist mein letztes Wort." Sie legte Harry die Hand auf die Schulter und sah mich entschuldigend an, dann folgte sie den anderen.
Hermine, Ron, Daphne und Roselynn standen noch dort und sahen unsicher zu uns rüber.
"Was soll's, vergesst es", brummte Harry. "Wir sehen uns. Kommst du, Ivy?"
Ich wollte gerade mit ihm gehen, als ich Draco entdeckte, der noch am Tor stand und mich ungeduldig zu sich winkte. "Ich komme gleich nach", informierte ich Harry und rannte zu dem blonden Slytherin hinüber. Meine Freunde gingen an uns vorbei, den anderen nach, wobei besonders Hermine und Ron mich merkwürdig ansahen. Daphne tat das auch, allerdings mit ihrem Ich-weiß-genau-was-da-abgeht-Blick, obwohl sie überhaupt keine Ahnung hatte.
Ich streckte ihr bloß die Zunge raus und sprach Draco erst an, als die anderen weg waren. Natürlich hingen meine Haare mir wieder ins Gesicht und ich hatte damit zu kämpfen, etwas zu sehen. "Was gibt's?", fragte ich bemüht lässig und pustete einige Haare aus meinem Mund.
Amüsiert hob mein Gegenüber die Augenbrauen, bevor er fragte: "Wieso gehst du nicht mit? Verbringst du deine Zeit lieber mit diesem Narbengesicht?" Abwertend sah er zu Harry hinüber, welcher uns misstrauisch beobachtete.
"Hey!" Genervt schlug ich Draco gegen die Schulter, worauf er mich empört ansah. "Was sollte das?!"
"Du weißt, dass Harry mein Freund ist." Ich verschränkte die Arme. "Sei nicht so gemein zu ihm."
"Jaja." Desinteressiert winkte Draco ab, was mich seufzen ließ. "Also?" Er wartete immer noch auf eine Antwort.
"Naja, meine Eltern können, wie du weißt, leider die Einverständniserklärung nicht unterzeichnen, von daher..." Ich ließ den Satz unbeendet und zuckte mit den Schultern.
"Oh", war alles, was Draco betreten dazu sagte. Er versuchte, seine schlechte Stimmung nicht zu zeigen, indem er sagte: "Viel Spaß mit Nar- ich meine, Potter. Wir sehen uns, Clover."
"Beeil dich, die anderen sind schon weit voraus", sagte ich bloß. Draco nickte, schenkte Harry einen letzten, abwertenden Blick und joggte dann den anderen Schülern hinterher.
"Was war das eben?", fragte Harry mit Blick über die Schulter, als wir nebeneinander zurück in die Schule gingen. "Ich dachte, du kannst Malfoy nicht leiden."
"Naja, wir haben versucht, das Kriegsbeil zu begraben."
"Schon wieder?"
"Ja." Ich unterdrückte ein Schmunzeln.
Harry seufzte. "Musst du wissen. Erwarte aber nicht, dass ich mich mit ihm verstehe."
"Wieso nicht?", fragte ich neckend. "Rose magst du doch auch, und sie ist eine Slytherin."
Sofort lief Harry rot an. "Das ist etwas anderes. Du bist auch eine und sie ist deine Schwester."
Ich verdrehte die Augen. "Jaja, ist klar, Harry."
"Was willst du denn damit sagen?" Verwirrt runzelte er die Stirn.
Ich musste lachen. "Das weißt du ganz genau, Potter!"
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Da kein Unterricht war, verbrachte ich meine freie Zeit in der Bibliothek. Ich wusste, dass Professor Lupin gerade bei Harry war. Ich hoffte nur, mein bester Freund würde nicht allzu wütend auf mich sein wenn er erfuhr, was ich schon längst wusste und dass ich es ihm nicht gesagt hatte.
"Bist du hier ganz allein?"
Erschrocken sah ich auf. Ich war so sehr in sowohl mein Buch, als auch meine Gedanken vertieft gewesen, dass ich nicht bemerkt hatte, wie Cedric Diggory sich vor mich gestellt hatte.
"Cedric! Hi." Freudig lächelte ich den Hufflepuff an und klappte mein Buch zu. Seit er sich mir letztes Jahr vorgestellt hatte, hatten wir uns ab und zu unterhalten und in der Bibliothek gemeinsam gelernt. Er war wirklich nett. Um ehrlich zu sein, hatte ich - wie viele andere Slytherins auch - eine ganze Weile nicht viel von Hufflepuffs gehalten, aber Cedric zeigte, dass auch diese ruhigen, loyalen Schüler Mut und Ehrgeiz zeigen konnten. Dank ihm hatte ich dieses Jahr den besten Aufsatz der Klasse bei Professor Snape abgegeben, da er mir beim Lernen geholfen hatte.
"Wieso bist du nicht in Hogsmeade?" Er ließ sich neben mir auf dem Boden nieder und lehnte sich, genau wie ich, gegen die Wand. Um uns herum standen hohe Bücherregale und obwohl hier sonst niemand war - außer der Bibliothekarsleiterin - flüsterten wir.
"Es konnte für mich niemand unterschreiben", sagte ich nur. Mein trauriges Lächeln war Cedric Antwort genug. Statt dem typischen "Oh mein Gott, tut mir leid!" lächelte er jedoch nur aufmunternd. "Wie gut, dass ich eine Freistunde habe. Hast du schon mal den Hufflepuff-Gemeinschaftsraum gesehen?"
Ich runzelte die Stirn. "Natürlich nicht. Wieso fragst du?"
Er lächelte, stand auf und hielt mir die Hand hin. "Komm mit."
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"Es ist wirklich gemütlich hier, aber unserer gefällt mir besser", urteilte ich, als wir eine Weile lang auf einem der Sofas im Gemeinschaftsraum der Hufflepuffs gesessen hatten.
Ein paar andere Schüler waren auch hier und beäugten mich misstrauisch, doch ich ignorierte sie.
"Vielleicht kannst du ihn mir irgendwann zeigen", schlug Cedric vor. "Obwohl ich bezweifle, dass irgendein Gemeinschaftsraum an unseren rankommt."
"Zu gerne würde ich dir beweisen, wie falsch du liegst," - Cedric lachte kurz auf - "allerdings glaube ich, die anderen Slytherins wären nicht sehr frohgestimmt, wenn ein Schüler aus einem anderen Haus bei uns wäre. Wo wir davon sprechen, ich sollte langsam gehen. Ich bin schon viel zu lange hier und deine Freunde da drüben versuchen scheinbar, mich durch Anstarren zu erdolchen." Kichernd nickte ich in die Ecke, in der die Hufflepuffs saßen.
Erneut lachte Cedric. "Na gut. Die anderen kommen sicher auch bald wieder. Wir sehen uns, Ivy." Er umarmte mich zum Abschied, was mich etwas überraschte. Ehe ich reagieren konnte, hatte Cedric mich schon wieder losgelassen. Unsicher erwiderte ich sein Lächeln, dann sah ich zu, dass ich zurück in die Kerker kam. Dort trafen bald auch Rose und Daphne ein und erzählten mir, was ich verpasst hatte.
Man, ich wäre wirklich gern nach Hogsmeade gegangen...
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