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JUNGKOOK
Mein Stiefvater schien etwas angetrunken oder extrem müde zu sein, denn er eierte etwas durch mein Sichtfeld. Er musste in der Dunkelheit auf seinem Sofa gedöst haben. Mit einem Mal verstummten die Schritte jedoch. Wie gebannt hörte ich weiterhin zu.
Plötzlich ging alles sehr schnell. Ich hörte, wie jemand begann zu laufen. Eine Tür wurde aufgerissen und Gepolter folgte.
Ich unterdrückte ein Aufkeuchen. Dong-wook musste gemerkt haben, dass er nicht mehr alleine war. Wahrscheinlich hütete er den Eingang zum Keller wie seinen Augapfel.
Binnen wenigster Millisekunden handelte ich. Mir war klar, dass sich in diesem kleinen Raum, in dem sich Taehyung aufhalten musste, keine Versteckmöglichkeiten befanden. Das hatte mir dieser nur zu gut berichtet.
Und wenn Dong-wook sich mit seinem Sohn in die Haare kriegen würde, war ich mir nicht sicher, wer die Oberhand gewinnen würde. Beide waren vom Körperbau recht gleich und trainiert. Doch die Wut meines Stiefvaters war tausendmal größer.
Somit vergaß ich all meine Vorhaben und trat ebenso ein, ging und rannte schließlich ebenso durch das Haus, ohne auf meine Umgebung zu achten. Von Panik ergriffen, schaute ich mich nach einer offenen Tür um. Schließlich entdeckte ich eine links von mir und hechtete geradezu auf diese zu.
Anschließend musste ich aufpassen, nicht die Stufen hinunterzupurzeln. Einige von Zorn zerfetzte Rufe bereits hörend, nahm ich gleich mehrere Treppenstufen auf einmal.
Nicht erneut, dachte ich mir. Bitte nicht. Tu Taehyung nicht weh.
Der erleuchtete Raum war nur noch wenige Meter entfernt. Obwohl ich immense Furcht vor Kellern – und vor diesem feuchten, kalten und modrigen Keller somit erst recht – hatte, vergaß ich alles, was mich normalerweise in Angst und Bange versetzte.
Als ich schließlich auf der Türschwelle auftauchte, drehten sich beide zu mir um. Taehyung, der einige Dokumente gemeinsam mit einem Feuerzeug in der Hand hielt, starrte mich wie Dong-wook an.
Mir blieb jedoch keine Zeit, mich in Gedanken aufzuregen, dass mein Freund einfach spontan entschieden hatte, die Kopien im Haus zu vernichten und nicht wie geplant mitzunehmen, als Taes Vater das Wort ergriff und sein Gesicht ein höhnendes Lachen zierte.
„Wie ich sehe, hast du deine kleine Hure also auch als mangelhafte Verstärkung mitgebracht", erkannte er mich trotz der Maske und nickte, ehe er lachend in den Kopf in den Nacken legte.
Ich sah, wie sich Taes Oberkörper hob und senkte, während er jede Bewegung seines Appas beobachtete. „Ihr seid wirklich erbärmlich", meinte er weiterhin. „Nicht unbedingt dumm, denn ihr habt jetzt alle Beweise in euren Händen... aber dafür seid ihr undankbar und macht eure Zukunft kaputt. Ihr werft sie weg. Und du..."
Er zeigte mit dem Finger vage auf mich und wandte sich zu mir. „Du bist die größte Enttäuschung für mich. Wir hätten so gute Freunde werden können. Und doch enttäuscht du mich ein weiteres Mal... ich dachte, meine letzte Ermahnung hätte dich umgestimmt. Da hilft wohl nur noch eine weitere."
Ich umklammerte das Handy in meiner Hand fester, als der Gesichtsausdruck meines Stiefvaters sich ein weiteres Mal verzerrte und er einen Schritt auf mich zutat. Doch dieses Mal kam es anders; denn Taehyung hielt ihn bestimmt mit seiner freien Hand zurück. Leider verlor er dabei das Feuerzeug, welches über den Boden schlitterte. Davon jedoch nicht aus der Fassung gebracht, verfestigte er den Griff um seines Vaters Arm.
„Bring mich nicht dazu, mich mit Fäusten gegen dich zu verteidigen, Vater."
„Was redest du für einen Scheiß?", flüsterte der Angesprochene unangenehm ruhig und sein Blick schnellte zu seinem Sohn zurück. „Willst du dich gegen mich stellen? Auf die Seite dieser Verbrecher?"
„Yeon hat bewiesen, dass es ihr leid tut. Versuch nicht, gegen uns anzukommen. Auch wenn ich weiß, dass du eh keine Reue empfinden wirst, wenn du uns psychisch oder körperlich verletzt, bitte ich dich, es zu unterlassen."
Mich überraschte, wie viel Ruhe Taehyung an den Tag legte, während ich kaum wusste, was ich jetzt zu tun hatte. Schließlich fiel etwas in mein Blickfeld und ich begab mich in die Richtung eines roten Notfallknopfes. Ich kann diesen aus unseren eigenen vier Wänden. Er alarmierte augenblicklich nach Betätigung die Polizei.
Auf diesen haute ich wohl keine Sekunde zu früh, denn just in diesem Moment landete die Faust Dong-wooks in dem Gesicht seines eigenen Sohnes. Mir klappte die Kinnlade hinunter und ich trat schon einen Schritt auf beide hinzu.
Ich hatte keine Ahnung, wie man sich prügelte oder wie ich gegen Dong-wook ankommen sollte. Doch dieses Mal würde ich Taehyung definitiv nicht im Stich lassen.
„Bleib bitte we–", keuchte dieser schon auf, doch schon hatte ich mich geradewegs auf meinen Stiefvater hinbegeben und mit solch einer Wucht, die durch meine Liebe zu Taehyung bestärkt wurde, meine eigene Faust in seine Visage geschlagen, ehe ich ihn am Kragen packte, ein weiteres Mal aufholte und seine andere Gesichtshälfe meine Faust küssen ließ.
Ich war immer gegen Gewalt gewesen. Doch in diesem Falle würde ich alles tun, um ihn zu verteidigen und dieses Drecksschwein, dass mich windelweich geprügelt hatte, meine Eomma erpresste und sexuell belästigte und die Seele seines Sohnes wie die Beziehung zu seiner Mutter beinahe zerstört hatte, alles spüren zu lassen.
Nun war Tae derjenige, dem die Augen beinahe hinaussprangen, als ihn sein Vater mit einem Mal losließ und durch den Schlag rückwärts stolperte, ehe er nach hinten fiel und sich gerade noch durch seine Hände auf den verdreckten Fliesen abstützen konnte, während Blut seine Mundwinkel hinunterlief.
„Du elendes Stück Scheiße!"
Normalerweise muss ich ja stets lachen, wenn irgendwelche Personen wildlings mit Beleidigungen um sich warfen. Meine Gefühle gingen jedoch mit mir durch. Mein Herz verzehrte sich so sehr nach Taehyung und nach Rache für all das, sodass es mir ein Leichtes war, den nach Alkohol stinkenden Mann ein weiteres Mal zu packen und bereits meinen Arm zurückziehen, um mich auf den nächsten Schlag vorzubereiten, als ich spürte, wie mein Freund mich zurückhielt.
„Er ist es nicht wert", vernahm ich seine tiefe, beruhigende Stimme und ich sah ihn unschlüssig an, während er die Dokumente fest in der Hand hielt und mit der anderen nach dem Feuerzeug griff.
„Ich hasse ihn aber so sehr", presste ich beinahe wimmernd – einerseits schockiert über mein aggressives Verhalten und andererseits enttäuscht, dass ich meinen Hass nicht vollends entladen konnte – hervor.
Dong-wooks Körper war erschlafft, seine Augen nur noch einen Spalt breit geöffnet und er schaute rastlos durch die Gegend, ohne ein Wort zu verlieren.
Langsam beruhigte ich mich und realisierte, dass ich ihn ausgeschaltet hatte. Während Taehyung nach wie vor seinen Blick auf mich richtete, um mich zu beruhigen und davon abzuhalten, weiter meine Fäuste einzusetzen, zuckte ich zusammen, als das Geräusch des Feuerzeugs ertönte und der Dunkelblonde den Papieren dem Feuer übergab.
Mit großen Augen beobachtete ich, wie die Blätter von den orangefarbenen Flammen nach und nach erfasst wurden, wie sich das Papier bräunlich färbte und schließlich einrollte.
Ich sah die Buchstaben, die mit dem Fall zusammenhingen, verschwinden. Schließlich beförderte Tae die letzten Reste in die Mülltonne neben ihm, und das erste Mal nahm ich unsere Umgebung wahr. Wir befanden uns wohl in einer Abstellkammer.
Anschließend zog sich mein Freund die Maske über den Kopf, ehe er dasselbe bei mir tat und meine Haut an die eiskalte Kellerluft trat.
Beinahe wie in Tranche beobachtete ich, wie Taehyung alles für die kommenden Polizisten vorbereitete. Er verwischte unsere Spuren, doch ließ den Safe geöffnet. Wahrscheinlich hatte er sich schon eine passende Notlüge einfallen lassen.
Zwar hatte er es mir nicht gesagt. Doch in diesem Moment konnte mich nichts davon abbringen, mich sicher zu fühlen. Es war vollbracht.
„Wir sind nun frei", murmelte ich leise und ließ schließlich endlich von meinem Stiefvater ab, ehe ich mich auf meinen Hintern plumpsen ließ und Tränen begannen, in meinen Augen zu glitzern, während ich an die Zimmerdecke dieses kalten Ortes starrte und vor Freude schluchzend die Augen schloss.
„Das sind wir."
Meine Augenlider flatterten auf und ich erblickte Taehyung, wie er mir seine Hand reichte und mich hingebungsvoll anblickte. Mein Lächeln vertiefte sich, als ich unsere Finger ineinander verschränkte.
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„Es ist vollbracht" und skkssk ich werde emotional, weil die Geschichte auch bald vollbracht ist
Iwie ist es auch so random, dass Dong-wook einfach daneben so liegt hahah
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