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JUNGKOOK
Es waren seit dem Tag, an dem Taehyung und seine Mutter sich endlich wieder gefunden hatten, einige weitere vergangen.
Wir hatten uns sehr lange in deren Zuhause aufgehalten, miteinander gesprochen, gelacht und uns prächtig verstanden. Ich konnte nicht herum, Mitleid mit Taehyungs Eomma zu empfinden, da ich nachvollziehen konnte, dass sie anfangs nicht gewusst hatte, wie sie mit dem Fakt, dass ihr einziges Kind keine biologischen Nachfahren bekommen würde, umzugehen hatte.
Ich war wohl etwas zu verwöhnt von meiner Mutter, die mich vollends akzeptierte. Das wichtigste war jedoch, dass Jihe eingesehen hatte, dass sie ihrem Sohn Unrecht getan hatte. Endlich hatten die beiden nun sich, und Taehyung eine familiäre Bezugsperson.
Die Abneigung gegenüber Dong-wook konnte ich inzwischen kaum noch in Worte fassen. Wie hatte er zulassen können, dass es beiden verwehrt blieb, mit einander Kontakt aufzunehmen? Wie sehr konnte diese Scheidung in ihm diesen Hass gegenüber den Menschen ausgelöst haben, die ihm doch eigentlich alles bedeuten sollten?
Während ich die Ehre bekommen hatte, Taehyungs altes Zimmer zu besuchen, von ihm über jede Einzelheit des Hauses und dessen Verknüpfung aufgeklärt zu werden, hatte ich geradezu an seinen Lippen gehangen.
Am liebsten hätte ich ihm ewig zugehört, hätten Eomma und ich nicht zurück nach Hause gemusst. Taehyung hingegen hatte die vorletzte Nacht in seinem ursprünglichen Zuhause verbracht, während wir zurück in die Höhle des Löwen gemusst hatten.
(...)
Unser Plan hingegen klang simpel, hatte aber einige weitere Schritte bedurft.
Durch Jihes Hilfe hatten wir den Ort der versteckten Kopien ausfindig machen können. Dong-wook, der sich wohl nicht entscheiden konnte, ob er seine Ex-Frau weiterhin krankhaft vergöttern oder sie für die Trennung abgrundtief verabscheuen sollte, hatte das Strandhaus seines Vaters in Naksan – eine kleine Stadt in der Nähe unserer Hauptstadt – als Versteck auserkoren.
Er war mit seiner Frau und ihrem gemeinsamen Sohn nicht selten im Sommer dorthin gefahren. Taehyung verband viele Erinnerungen mit diesem Haus und kannte es wie seine rechte Hosentasche. Stets hatte Naksan für alle drei Familienmitglieder einen Rückzugsort, ein Plätzchen für familiäre Zusammenkunft verkörpert.
Dass er nicht erwartete, dass Taehyung auf die Idee kam, die Beweise für Eommas Schuld dort zu suchen, lag auf der Hand. Durch die zerrüttete Familiensituation hatte mein Freund diesen Ort tatsächlich beinahe aus seinem Gedächtnis verbannt.
Nicht zuletzt würde er kaum vermuten, dass wir tatsächlich Taes Mutter aufsuchten, die wusste, dass ihr Ex-Mann immer dieses von außen unschuldig-aussehende Haus nutzte, um seine Wertgegenstände dort in seinem Safe zu verwahren.
Doch wenn wir die Beweise erstmal an uns genommen hatten, würden uns alle Türen offen stehen.
Denn wir hatten ebenfalls etwas gegen Dong-wook in der Hand.
„3001, 3001", murmelte ich vor mich hin, und erntete daraufhin einen irritierten Blick von Taehyung, der mich durch seine Strumpfmaske anblickte. „Was machst du da?"
„Den Code für den Safe aufsagen...", entgegnete ich achselzuckend und sah ihm zu, wie er den Schlüssel für die Haustür zückte.
Sicherlich sah es mehr als komisch aus, dass wir beide – mitten in der Nacht, in Gangster-Klamotten – einfach vor dem Strandhaus in Naksan standen und über einen Schlüssel in dieses eindrangen.
Jedoch hatte ich darauf bestanden, uns wieder in Schale zu werfen. Einerseits fand ich es schön, weil es mich daran erinnerte, wie wir die Kopien damals aus unserer Stadtvilla über das Carport gestohlen hatten und es mir erneut dieses prickelnde Gefühl verschaffte.
Andererseits mussten wir auf Nummer sicher gehen, da wir nicht wussten, ob der (zwar technikfremde, aber sicherlich nicht vollkommen unvorsichtige) Dong-wook nicht doch Überwachungskameras angebracht hatte.
„Ich weiß den Code in und auswendig", murmelte er und mit einem Knacken öffnete sich die Haustür. „Naja, war ja doch ganz gut, dass mein Vater Eomma damals einen Zweitschlüssel gegeben hat und zu dumm war, ihn nach der Scheidung mitzunehmen... und wegen des Codes. Es ist der Geburtstag meiner Eomma. Der 30. Januar."
Bevor wir eintraten, hielt ich ihn noch einmal zurück, sodass er ein weiteres Mal seine Augen besorgt auf mich legte. „Was ist denn?"
„Abgesehen davon, dass ich es beinahe creepy finde, dass Dong-wook so krankhaft alles mit deiner Ma in Verbindung setzt; wollte ich dir nur sagen, dass du nicht vergessen darfst, vorsichtig zu sein...", teilte ich ihm meine Sorgen mit. Das klang möglicherweise etwas unnötig und komisch, aber Tatsache war, dass ich trotz alledem Schiss hatte.
„Jungkookie, ich werde schon nicht trödelnd und laut rufend durch das Haus laufen... ich weiß, wo ich langzugehen habe. Und du bleibst einfach hier, im Flur... für den Notfall, sodass ich schnell rauskomme. Ich gehe solange in den Keller... eher sollten wir uns übrigens Sorgen machen, dass er den Code geändert hat."
„Ja... ich weiß ja. Wir haben die Videomaterialien von der Überwachungskamera im Wohnzimmer", sprach ich uns selber Mut zu und bezog mich dabei auf unsere Beweisgrundlage gegen Dong-wook.
Olga war diejenige gewesen, der ein Licht aufgegangen war, und die realisiert hatte, dass wir wirklich – zu Taehyungs und meinen anfänglichen Entsetzen – eine Kamera im Wohnzimmer angebracht hatten.
Diese hatte Dong-wooks Brutalitäten mir gegenüber perfekt aufgezeichnet. Leider Gottes befand sich der Handjob, den Tae mir mal auf dem Sofa gegeben hatte, ebenfalls auf Video. Doch dies war erstmal unwichtig.
„Genau, wir haben etwas gegen ihn... das ist der letzte Schritt. Auch wenn jede Menge Scheiße trotz alledem geschehen kann..."
Er lachte leise auf, doch mir war immer noch nicht zu Lachen zumute. Ein letztes Mal drückte ich ihn fest an mich und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Dann zog ich meine und anschließend seine Strumpfmaske etwas in die Höhe, sodass ich meine Lippen auf seine drücken konnte.
Der vollkommen überraschte Taehyung riss er die Augen auf, ehe er sich mir hingab, sich ebenfalls an mich presste und den Kuss hingebungsvoll beendete.
„Alles wird schon gut...", säuselte er anschließend. „Solange ich weiß, dass du da bist, ist sowieso das Glück auf meiner Seite."
Noch ehe ich etwas erwidern konnte, war Taehyung im Inneren des Hauses verschwunden. Mein Herz pochte vor Angst und gleichzeitigem Scham gegen meine Brust.
Ich als Glücksbringer? Zwar war dieses Mal mein Handy auf Stumm gestellt und niemand da, der irgendwo ausrutschen oder Lärm machen konnte; aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmte.
(...)
Somit wartete ich. Jede Sekunde zog sich lang wie Kaugummi. Während ich die frische Seeluft in der Nase vernahm, schaute ich immer wieder auf mein iPhone, um zu kontrollieren, seit wie vielen Minuten Taehyung nun schon im Haus war, und rechnete vor Aufregung wie verrückt, wie lange er wohl brauchen würde, um in den Keller zu gelangen und den Safe zu öffnen.
Schluckend stieß ich meinen Atem in die kalte Luft. Wieso hatte ich mir keine Handschuhe mitgenommen? Es war immerhin Winter und ich musste mein Handy stets parat haben.
Als ich ein Geräusch vernahm, zuckte ich sofort zusammen. Alles gut, Jungkook, das war nur der Wind, der irgendwas umgestoßen hat.
Ich zwang mir ein Lächeln auf, das augenblicklich aber gefror, als ich jemanden durch den Flur hindurch durch das Haus schlurfen sah.
Erst kam mir Taehyung in den Sinn. Da dieser seine schwarzen Klamotten jedoch sicherlich nicht gegen eine kurze Shorts und ein gammeliges Shirt umgetauscht hatte, konnte es sich nur um eine Person handeln.
Dong-wook war hier.
Tatsächlich hatte ich alles erwartet. Von hoch sicheren Überwachungskameras, über einen geänderten Code bis tausend verschlossenen Türen. Alles hatte ich mir im Kopf ausgemalt. Nur an die schlimmste Vorahnung hatte ich keinen Gedanken verschwendet.
✧ ✧ ✧
oh oh
Und ACHTUNG:
Ich habe eine neue Taekook FF veröffentlicht ^^ und
würde mich freuen, wenn ihr bei „SOFT STALKER" vorbeischauen würdet. <33
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