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JUNGKOOK

Gefühlte Abertausende von Augenpaaren beobachteten mich. Einige musterten mich interessiert, andere besorgt und mitleidig, wieder andere abweisend und kopfschüttelnd.

Schüchtern lächelnd blickte ich zu den Fingern meiner rechten Hand herab, die mit denen Taehyungs verschränkt waren. Der Dunkelblonde schaute mit seinem gewohnt desinteressiert-ernsten Gesichtsausdruck durch den Schulflur, schulterte seine Tasche und zog mich weiterhin sanft durch die Masse an Schülerinnen und Schülern hindurch.

Nicht selten vernahmen wir einige Kommentare. Von kreischenden Fangirls über glucksende Typen bis entsetzten Mädchen war alles dabei. Zusammenfassend konnte man sagen, dass jedermann schockiert war. Wie konnten die beiden verhassten Stiefbrüder, die sonst nie miteinander sprachen und bis auf das gute Aussehen nichts gemein hatten, ein Paar sein? Und seit wann standen sie auf Jungs?

„Ich dachte, er hat mit Chaeryeong geschlafen?", hörte ich ein irritiertes Mädchen aus der Stufe unter mir zu ihrer Freundin sagen. Sie mussten auf Taehyung anspielen, der schließlich den Ruf als Aufreißer an unserer Schule hatte. „Und mit Seulgi doch auch?", fügte diese hinzu. „Nicht zuletzt mit Yeji."

„Mädchen sind dir wohl zu langweilig geworden, was, Kim?", grölte irgendein Typ uns zu. Ich merkte, wie der Angesprochene sich schon umdrehen wollte, doch ich hielt ihn zurück.

„Alles gut, Tae. Du musst dich nicht rechtfertigen", murmelte ich liebevoll und blickte zu ihm auf, ehe sich ein schwaches Lächeln auf seinen Lippen bildete.

„Das wollte ich eigentlich gar nicht. Du weißt doch, dass mir so etwas nichts ausmacht... obwohl ich es schon grenzwertig finde, dass man dich hier sexualisiert."

Sein Blick verdunkelte sich und er blickte sich etwas griesgrämig um. Ich musste lachen, während mein Herz zeitgleich einen Hüpfer machte. „Du bist süß... aber wenn ich mir so vorkomme, sage ich dir schon Bescheid... eher sollte ich hier ein paar Leute, die immer noch denken, du wärst ein gefühlskaltes Arschloch und nicht gut genug für mich, zurechtweisen!"

Wir tauschten gewissermaßen unsere Gesichtsausdrücke, indem ich unzufrieden die Stirn kraus zog und Taehyung mir sein boxenförmiges Lachen zeigte, ehe er peinlich berührt den Blick senkte, um mich daraufhin hingebungsvoll anzuschauen.

„Langsam komme ich mir vor, als wäre ich hier der Bottom... so geschmeichelt wie ich immer bin", flüsterte er und legte einen Arm um meinen Oberkörper, was dafür sorgte, dass einige Menschen in unserem Umfeld sogleich scharf die Luft einzogen.

„Ach, wirklich? Soll ich vielleicht mal etwas herumposaunen, dass ich dich auch mal getopt habe?", kicherte ich neckend und knuffte ihm in die Seite.

„Wehe, du willst doch nicht mein Bild hier zerstören...", entgegnete er aufgesetzt warnend und und pikte mir mit der freien Hand in die Wange.

„Ahhh", stellte ich fest und grinste, während sich ein wohliges Gefühl in meinem Bauch breit machte. „Also kümmert dich die Meinung der anderen doch? Jaja, Taehyungie, ich sehe schon... und dabei weißt du doch, dass dich eh keiner übertreffen kann. Oder reicht dir meine Anerkennung etwa nicht?"

Gespielt beleidigt schob ich die Unterlippe vor, was der Dunkelblonde nur mit einem rauen Lachen kommentierte. „Und wie sie mir reicht... und du hast ja recht. Ich sollte mir nicht so viele Gedanken darüber machen. Vor allem nicht, wenn es wichtigeres gibt. Dich zum Beispiel. Und deine Bestrafung."

„Bitte was?", brachte ich hervor und legte meinen Kopf vor Lachen zitternd auf seiner Schulter ab. „Hör auf, sowas zu sagen! Das ist jetzt zu cringe und kinky."

„Jetzt bin ich schon enttäuscht...", meinte er und hob seine Schulter sanft in die Höhe, um meinen Kopf leicht wegzukicken, als wollte er mir damit zeigen, dass ihn meine Worte zutiefst verletzt hatten.
Unsere Blicke trafen sich und ich erkannte den heiteren Ausdruck in seinem Gesicht, welchen ich ihm nachtat, ehe er sich plötzlich zu mir hinunterbeugte, und mich – ehe ich es mir versah – auf dem Schulflur küsste.

Dabei blendete ich alles um uns herum aus und drückte mich für diesen kurzen Moment an den Dunkelblonden, der mich an meiner Taille etwas zu sich gezogen hatte. Kleine Schmetterlinge flatterten in meinem Bauch auf und ich genoss seine weichen Lippen, wie sie etwas fordernd gegen meine drückten, ehe wir uns aus dem kurze Kuss wieder lösten.

Zufrieden verfestigte er den Griff um meinen Oberkörper, ehe ein Seufzer seine Lippen verließ. Ich merkte, dass er auf etwas herauswollte und legte erwartend den Kopf schief. „Taehyung?"

„Ich denke nur wieder an Appa...", teilte er mir möglichst leise mit, sodass uns – obwohl niemand sich mehr direkt in unserer Nähe aufhielt – auch keine Person hören konnte.
„Wenn wir uns so nahe sind, kommt mir immer in den Sinn, was er dir angetan hat und dass er jederzeit etwas tun könnte..."

„Er ahnt doch nichts... er denkt, dass ich nach wie vor Respekt vor ihm und ,verstanden' habe, dass ich nicht vollwertig gehandelt habe...", spielte ich auf die gesagten Worte Dong-wooks an und ahmte ein Kotzgeräusch nach, was meinen Freund erneut schmunzeln ließ.

„Da seid ihr ja endlich!"

Wir blickten uns um und entdeckten Jin und Namjoon mit Jennie im Schlepptau geradewegs auf uns zukommen. Etwas irritiert aufgrund des überraschenden Anblicks schauten wir beide zu, wie die drei uns schließlich erreichten.

„Wir haben euch schon überall gesucht... was seid ihr in letzter Zeit immer so spät in der Schule?", wollte Namjoon vorwurfsvoll wissen und erntete daraufhin einen noch vorwurfsvolleren Blick von Seokjin.

„Was denkst du denn, Joonie? Dass sich die beiden, wenn JK Taehyung vor der Wohnung seiner Eomma trifft, einmal Hallo sagen und dann losgehen?!"

„Jennie, alles in Ordnung?", sprach Taehyung seine beste Freundin an, bevor Namjoon und Jin wieder anfangen konnten zu diskutieren.

Die Braunhaarige sah beinahe schon etwas verängstigt aus. So hatte ich sie tatsächlich noch nie gesehen. Die selbstbewusste Schülerin mit dem erstklassigen Geschmack zeigte sich selten unsicher. Vor mir – den sie nie wirklich gemocht hatte – schon gar nicht.

„Ich wollte mich entschuldigen", brachte sie schließlich hervor und sah erst Taehyung und anschließend mich an. Ich las aus ihrem Blick nichts als Ehrlichkeit und Verzeihung, sodass ich beinahe unbewusst mit dem Kopf nickte.

„Schon okay", antwortete ich schwach lächelnd. „Ich habe dich auch nicht immer nett behandelt, ich–"

„Nein, wirklich. Ich hätte sehen sollen, dass du meinen besten Freund nicht nur ausnutzt, sondern das beste bist, was  ihm je geschehen konnte", unterbrach sie mich ernst.

Meine Wangen färbten sich rot und ich blickte zu Taehyung auf, der mich aufmunternd anlächelte.

„Und da ich euch definitiv etwas schulde und einfach nur will, dass ihr beide glücklich sein könnt, habe ich beschlossen, euch zu helfen. Taehyung erzählte mir bereits, was Sache ist... dass ihr nur noch die Kopien der Akte braucht... Dong-wook sie aber eher nicht auf seinem Laptop hat, da er nicht auf Technik steht und sie wahrscheinlich an einem anderen Ort und schon gar nicht in eurem Haus versteckt hält."

„Die Frage ist nur, wo sie genau sind. Denn das weiß nur Taehyungs Vater", fügte Jin hinzu und nickte mit großen Augen.

„Vielleicht...", warf Jennie nach einiger Zeit der Stille zwischen den Anwesenden ein. „Weiß es doch jemand anderes. Jemand, der Dong-wook viel besser kennt als wir alle.... nämlich deine Mutter, Taehyung."

Ich sah aus dem Augenwinkel, wie die Augen des Dunkelblonden nahezu aufrissen. „Meine Mutter?", krächzte er anschließend hervor und ich hätte am liebsten in den Arm genommen, als ich merkte, dass er ein schweres Schlucken unterdrücken musste.

„Ja... sie weiß doch bestimmt, wo Dong-wook etwas verstecken würde. Und er glaubt, dass du gar nicht erst in Erwägung ziehst, deine Eomma zu fragen, weil du glaubst, dass sie dich eh nicht sehen will!"

„Was so ist", stimmte Taehyung der Braunhaarigen lachend zu, obwohl ich augenblicklich erkannte, dass er sein Lachen nur zeigte, um seine Enttäuschung zu überspielen.

„Sie hasst deinen Vater dafür, dass er gewalttätig ist... und sie würde doch sicherlich niemals zulassen, dass er anderen Menschen Schmerzen zufügt", argumentierte ich und zog damit die Augen meines Freundes auf mich.

Plötzlich zog mich Tae etwas zur Seite, sodass Seokjin, Namjoon und Jennie uns nicht mehr hören konnten, und senkte die Stimme, um unter vier Augen mit mir zu reden.

„Du weißt schon, dass ich ihr egal bin, oder?"

„Sie wird doch nicht zulassen wollen, wie eine andere Familie unter ihm leiden muss... und s-selbst wenn sie mit deiner Sexualität nicht zurechtkommt, bin ich mir sicher, dass sie es trotz alledem nicht ertragen wird, wenn du wie Dreck von ihm behandelt wirst", erklärte ich ihm, ehe ich meine Hände in seine nahm.
„Vertrau mir, Tae... Abgesehen davon, dass wir bis auf diesen Vorschlag keinen anderen Anhaltspunkt haben, klingt Jennies Idee gut... Bitte... denk darüber nach. Ich bitte dich wirklich."





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oops, das wurde mal wieder lang, hoffentlich hat euch dieser Fluff in der Schule gefallen hihi

— Glaubt ihr, die Idee wird aufgehen?

Und einfach nur noch 5 Kapitel Leute sskks

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