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JUNGKOOK

Ich war früher als Taehyung nachhause zurückgekehrt. Normalerweise kamen wir etwa immer zur gleichen Uhrzeit am Mittwochnachmittag hier an und nahmen auch denselben Bus. Tatsächlich hatte ich sogar einige Zeit an der Bushaltestelle in der Kälte auf ihn gewartet, in der Hoffnung, ihm zumindest so näher sein können.

Doch er war nicht aufgetaucht. Somit hatte ich mich gezwungen gesehen, den nächsten Bus zu nehmen. Da es in diesem auch nicht gerade wärmer gewesen war, war ich vollkommen durchgefroren.

Eomma und Olga waren nicht zuhause und sogleich wurde ich traurig. Damals war eine von ihnen stets auf mich zugekommen und hatte mir einen heißen Tee und einen warmen Pullover in die Hand gedrückt, um mir mitzuteilen, dass in meinem Zimmer bereits die Heizung aufgedreht worden war und das Essen auf dem Tisch stand, falls ich noch Hunger haben sollte.

Doch nun war alles anders. Und noch nicht einmal Taehyung konnte mir Gesellschaft leisten. Selbst damals, als wir uns noch täglich beleidigt und angemotzt hatten, konnten wir zumindest sicher sein, dass wir nicht alleine im Haus waren.

Ich begab mich somit allein in mein Zimmer, betätigte den Lichtschalter und machte mich erschöpft an einige Hausaufgaben. Mein Schädel dampfte, und egal, wie sehr ich es versuchte: Ich konnte nichts aufnehmen und noch weniger aufs Papier bringen. Innerhalb von fünfzehn Minuten brach ich mein Vorhaben ab.

Schließlich warf ich mich in meinem Schreibtischstuhl zurück und schaute rastlos durch mein Reich, das mir heute komisch fremd vorkam.

Mein Blick blieb an meinem Sessel hängen, über welchem ein übergroßer, schwarzer Hoodie, der mit einem rosafarbenen Totenkopf versehen war, hing. 
Es war eines von Taes Oberteilen, welches ich ab und zu getragen hatte. An sich fand ich Totenköpfe eigenartig, doch hatte es stets genossen, mich in seine Kleidung zu hüllen – auch wenn sie mir viel zu groß war und wir sie beide nicht unbedingt schön fanden.

Schließlich erhob ich mich, zog mit einer schnellen Bewegung mein Shirt aus und griff nach dem Hoodie, um ihn mir überzuziehen. Sogleich kuschelte ich mich in das große Kleidungsstück, welches bis zu meinen Oberschenkeln ging und meine Hände vollständig verdeckte.

Überraschenderweise wirklich beruhigter, atmete ich mit einem Mal aus. Er roch noch etwas nach Taehyung, was mir Tränen in die Augen trieb.

Tapfer wischte ich mir mit dem überlangen Ärmel über meine Augen und atmete tief durch, ehe ich beschloss, mich ins Wohnzimmer zu begeben, um meine PlayStation von dort aus nach oben zu verfrachten.
Vielleicht konnte mich das Ballerspiel, welches ich einige Male mit ihm gezockt hatte, dazu bringen, mich besser zu fühlen.

In dem ich Leute umbrachte. Wow.

Unten angekommen ging ich somit direkt auf die Anlage zu und beugte mich zu dem Fernsehschrank hinunter, um zu ertasten, wie meine Spielekonsole mit dem Gerät verkabelt war.

„Was hast du vor?"

Ich zuckte zusammen, als ich die gruselige Stimme meines Stiefvaters vernahm und fasste mir an die Brust, ehe ich zu ihm aufblickte.

Es war mir nicht möglich, aus seinem Gesicht irgendeine Emotion hinaus zu filtern. „M-Meine PlayStation mitnehmen", entgegnete ich leise und merkte, wie sein Blick von meinem Gesicht zu meinem Oberkörper hinunterwanderte.

„Hm", gluckste er auf, als er das Oberteil seines Sohnes wieder erkennen zu schien. „Du trägst jetzt also auch seine schwuchteligen Sachen? Ich hätte nicht gedacht, dass du dich nach diesen schlimmen Dingen, die er dir angetan hat, auch auf diese Stufe stellst."

Er kam einen Schritt auf mich zu, woraufhin sich mein Atem beschleunigte. Dong-wook schien meine Angst zu bemerken, und musste erneut schmunzeln. „Du brauchst dich nicht zu fürchten. Taehyung ist nicht mehr da."

„Eher habe ich Angst, weil er nicht mehr da ist", meinte ich schließlich mit bemüht fester Stimme, doch schaffte es nicht, seinem Blick standzuhalten.

Mit immer stärker klopfendem Herzen musste ich feststellen, dass er sich neben mir hinhockte. „Was hast du gesagt?", wollte er leise und mit einem bedrohlichen Unterton in der Stimme wissen.

„Ich habe mich niemals vor Taehyung gefürchtet", sprach ich schließlich und schaute ihm direkt in die Augen, die mit denen von seinem Sohn identisch waren, aber nichts von dessen sanften Blick aufwiesen. „Und ich werde dir niemals verzeihen, dass du ihn so dermaßen gedemütigt hast!"

„Wie ich sehe... bist du auch nicht mehr zu retten...", sprach er und ein übertriebener Seufzer verließ seine Lippen, ehe er sein gruseliges Lächeln erneut aufsetzte.

Obwohl ich Angst hatte, war mir schon längst der Kragen geplatzt, sodass ich jede Höflichkeit, die ich trotz alledem ihm gegenüber bewahrt hatte, vergaß und alles, was mich beschäftigt hatte, ihm geradewegs ins Gesicht brüllte:

Du bist nicht mehr zu retten! Selbst in diesem Moment, wo du mich hassen solltest, weil ich genauso schwuchtelig und gay und ekelhaft wie dein eigener Sohn bin, siehst du in mir immer noch einen vollwertigere Person als den Menschen, der dir nichts getan hat! Du bist so dermaßen feige, meine Mutter so auszunutzen, deinen Sohn herabzusetzen, als wäre er nichts wert und uns allen deine Nettigkeit vorzugaukeln, obwohl du das Monster bist, dass alles zerstört! Nur du!"

Mein Oberkörper hob und senkte sich. Ich konnte kaum glauben, dass ich tatsächlich endlich diese ganzen Worte an Dong-wook gerichtet hatte. Aber für das Gefühl der Erleichterung blieb wenig Platz, als Dong-wook mir immer näher kam und sein Blick sich verfinsterte.

„Du bist nicht vollwertig. Das wärst du vielleicht, wenn du deine falschen Gelüste nicht ausleben würdest. Aus dir könnte so viel werden... aber du schmeißt alles hinfort. Und Respekt vor mir hast du genauso wenig..."

Erneut verließ ein gestresster Seufzer seine Lippen, ehe sich sein Gesicht vor Wut verzerrte und ich keuchend zusah, wie sich seine Hand zu einer Faust formte.

„Und als mein zukünftiger Stiefsohn solltest du Respekt vor mir haben. Und das wirst du auch... selbst wenn ich es dir erst beibringen muss."



TAEHYUNG

„J-Jungkook", brachte ich mit zitternder Stimme hervor und war für einen kurzen Moment unfähig, mich zu bewegen.

Alles was ich sah, war er.
Seine durch Vaters Fäuste bläulich-rot schimmernde Augen, die sich müde auf mich legten, seine aufgeplatzte Unterlippe, sein hochroter Kopf, die dunklen Flecken an seinem Hals und seine zitternden Hände, die seinen Bauch vor den Schlägen zu schützen versuchten.

Und dann erfasste es mich. Der pure Hass verbannte jede andere Empfindung in meinem Kopf, sodass ich auf meinen Vater zuschritt und ihn mit so einer Wucht, die ich mir selbst noch nicht einmal zugetraut hatte, von ihm hinfort schubste.
Dann atmete ich schwer aus und beugte mich augenblicklich über den Jüngeren.

„Jungkook...", säuselte ich erneut und legte meine Arme augenblicklich um ihn, ehe ich seinen Kopf behutsam durch meine Hände stützte. „Kookie? K-Kannst du mich hören?"

Aus dem Augenwinkel erkannte ich, wie mein Vater sich von seinem Fall erhob und langsam einige Schritte zurückging. Doch ich achtete nicht auf ihn.

Trotz des physischen Schmerzes, den er am ganzen Körper spüren musste und die es meinem Jungkookie nahezu unmöglich machten, sich auch nur auf einen Gedanken zu konzentrieren, bildete sich ein hauchzartes Lächeln auf seinen Lippen, als er mich erblickte. Er sah so zerbrechlich und geächtet aus, dass ich kaum klar denken konnte, so große Furcht durchflutete mich.

„I-Ich muss dich... doch auch b-beschützen...", hauchte er anschließend so leise, dass ich es beinahe nicht verstand.

Dann keuchte ich unmittelbar auf, während Jungkook seine zitternde, geschwächte Hand anhob, um mit seinen Fingern (wie ich es stets bei ihm tat) durch meine ungewaschenen Haare zu fahren.

Selbstverständlich war mir bewusst, dass er nicht sterben würde. Doch so verletzt und geschwächt wie er war, konnte ich nichts anderes tun, als Panik zu schieben. Ein einziger Gedanke kam mir immer wieder in den Sinn:

Es ist deine Schuld, du hast ihn alleine gelassen. Du hast ihn dazu gebracht, sich gegen deinen Vater zu stellen.

Aus dem Augenwinkel erkannte ich, wie dieser die Fliege machte. Am liebsten hätte ich ihm all meine Wut spüren lassen, hätte Jungkook nicht beinahe alle Kraft verlassen.

Seine Augenlider flatterten auf und ich blinzelte meine Tränen hinfort. „E-Es wird alles gut... halte nur noch kurz durch...", teilte ich ihm schließlich leise und mit brüchiger Stimme mit, ehe ich zitternd nach meinem Handy griff, um den Notruf zu wählen.

„Für dich halte ich alles d-durch, Taehyungie...", flüsterte er leise und mit einem Lächeln auf den Lippen, ehe er die Augen schloss und sein Gesicht zur Seite wandte.




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schon wieder so lang sksksksk
und dieses drama ufff

— alle, die dachten, dass diese ff kreativ wird: 🤡

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