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JUNGKOOK
„Vielleicht solltest du einfach mal nicht so pessimistisch sein. Denn solche Menschen kann niemand gebrauchen... Ich will Spaß haben, und mich nicht mit Leuten wie dir rumschlagen müssen."
Obwohl meine Erinnerungen von diesem Abend wirklich schlecht waren, erkannte ich sofort meine Worte in seinem Auto vor der Party wieder, und mein Herz verkrampfte sich, als ich in seinem Blick erkannte, wie verletzt er war.
„Gestörter Bastard... weil ich genervt an dem Abend war, da Jisoo-ah einfach bei uns eintrudelte? Ach ja... oder damals, wo man bei meinem Vater ja anfangs keine Kack-Eigenschaften feststellen konnte? Weil er ist ja nicht so wie du. Bei dir wäre es sicherlich einfach..."
„Ich–", begann ich, obwohl ich unwissend war, wie ich etwas darauf erwidern konnte. Denn rausreden oder rechtfertigen wollte ich mich nicht. Ich wusste nur nicht, dass ihm diese Worte so sehr auf dem Herzen lasteten. Nun, da ich wusste, was ich ihm bedeutete, ergab alles mehr als Sinn.
Ich kam mir immer mehr wie ein toxisches Arschloch vor.
„Keine einzige Entschuldigung... all die Wochen lang! Du hast mich nicht gekannt, mich beleidigt und was tue ich? Ich bringe dich zu deinen Freunden, fahre dein sturzbetrunkenes Ich extra früh nach Hause... passe auf irgendwelchen kleinen Mädchen auf, obwohl ich mich auch einfach verpissen könnte... nur, um dir zu helfen und dein ach-so-schlimmes Leben zu verbessern und tue sogar alles, sodass du mich nicht mehr ertragen musst!
Und weißt du weshalb? Einfach nur, weil mich schon so lange alles an dir in einen Bann zieht und ich keine Ahnung habe, wie ich mich daraus befreien soll, weil ich dich liebe und zugleich ein kranker, verzweifelter Idiot bin, der sich irgendwelchen Illusionen hingibt!"
Erschüttert über sein Gesagtes starrte ich ihn an. Ich war unfähig, auch nur irgendetwas anderes zu tun, als Taehyung anzusehen. In meinen Ohren rauschte es.
Er fasste meinen Schock wohl als Bestätigung für seine Vermutung auf und nickte, während er mich weiterhin abfällig musterte, sodass mir schlecht wurde.
Solch einen Blick hatte ich noch nie von ihm erhalten. War das wirklich das, was er von mir dachte?
„Wahrscheinlich waren diese ganzen indirekten Liebeserklärungen irgendeine Taktik, sodass ich nicht mehr sauer bin und weiterhin dein schmutziges Bettgeheimnis zu deiner Befriedigung sein kann, nicht wahr?"
„D-Das bist du nicht...", fand ich das erste Mal meine Stimme wieder, während ich starke Probleme hatte, meine Tränen zurückzuhalten. Doch Taehyung achtete nicht mehr auf mich.
„Und warum wissen dann bis auf deine Eomma noch nicht einmal deine besten Freunde, die nebenbei ein Paar sind, dass du schwul bist und wir zusammen sind? Oder bin ich überhaupt dein fester Freund? Du hattest doch immer Probleme, mich zu definieren, oder? Aber um's dir zu besorgen war ich noch gut genug, was?"
Ich öffnete den Mund, doch hatte nach wie vor keine Ahnung, was ich sagen könnte.
Vorerst war ich schockiert. Mit solch einer Liebeserklärung hatte ich nicht gerechnet. Doch obwohl mich diese Tatsache so aus der Bahn warf, war ich einerseits schockiert, was seine verletzten Gefühle aufgrund seines Vaters und meines damaligen Ichs in ihm auslösten;
andererseits sprach er mit so vielen Aussagen die direkte Wahrheit an – mit dem Unterschied, dass ich Taehyung nicht nur körperlich wollte, sondern schlichtweg nicht wusste, wie ich mit all diesen Tonnen von Gefühlen umzugehen hatte.
Das hatte ich nie gewusst. Ich war zu unerfahren und fürchtete mich nach wie vor vor dem, was uns verband, obwohl es mich so glücklich machte.
„Siehst du, genau das ist dein Problem!", keuchte er weiterhin, als ich stumm blieb.
„Du sagst stets, dass du nichts gegen Schwule und was-weiß-ich-wen hast, aber du selbst kannst es dir einfach nicht eingestehen, obwohl wir im verdammten 21. Jahrhundert leben! Du verzeihst jedem seine Fehler, bloß deine eigenen nicht! Deshalb hast du auch mich verabscheu–"
„Ich habe dich nie verabscheut, Taehyung!", schrie ich ihm schließlich entgegen, während dicke Tränen weiterhin meine Sicht versperrten und trat auf ihn zu, sodass wir uns so nah waren, wie noch vor einigen Tagen, als wir glücklich nebeneinander aufgewacht waren. Ohne diese ganzen scheiß Probleme.
„Und wie du das hast", hauchte er gegen meine Lippen. „Weil du mir nicht verzeihen konntest, dass ich dich kontrolliert habe."
Für einen kurzen Moment glaubte ich, Taehyung würde sich mir wieder hingeben, als er mir nahe kam, sodass sich mein Herzschlag sogleich wieder vervielfachte. Seine dunklen Augen wirkten für einen Moment so sanft, ehe er seinen Blick abwandte und schwer schluckte.
„Aber ich kann genau das nicht... ich kann dir dabei nicht helfen... so wie ich nicht aushalten kann, nur zu deiner Belustigung dazu sein."
„Tae...", wimmerte ich zitternd, doch er bahnte sich den Weg an mir vorbei. „Taehyungie..."
„Hör auf, mich so zu nennen! Lass mich verdammt nochmal in Ruhe!", entgegnete er schließlich voller Wut und hob seine Hand in die Höhe, sodass sich meine verheulten Augen weiteten und ich automatisch einen Schritt zurück stolperte. Ruckartig schnellte mein Blick von seiner erhobenen Hand, die nach wie vor so aussah, als würde er zu einem Schlag ausholen wollen, zu dem Gesicht des Dunkelblonden.
Seine Lippe begann zu beben und er schaute zu seiner Hand, die er langsam sinken ließ, zurück in mein nach wie vor vor Schock verzerrtes Gesicht.
Ohne es wirklich zu wollen, stellte ich bei seiner Reaktion eine Verbindung zwischen ihm und Dong-wook her.
Weiterhin starrten wir beide uns an und atmeten in die kalte Luft, während ich in meiner Position verharrte.
Immer mehr musste Taehyung realisieren, dass er sich beinahe wie sein Vater verhalten hätte. Verstört von sich selbst, stolperte er einige Schritte zurück und schaute sich panisch um.
„B-Bitte... bleib einfach fort von mir...", brachte er schwach hervor und entfernte sich von mir.
Ich glaubte, ich würde an meinem vorherrschenden Herzschmerz zugrunde gehen, während ich ihm zusah, wie sehr er mit sich kämpfte und sich schließlich umdrehte, um zu rennen.
Fassungslos schaute ich ihm nach, ließ meine Wangen weiterhin mit meinen Tränen benetzen und legte die Arme wimmernd um meinen Oberkörper, bevor ich verzweifelt nach Luft schnappte und schluchzend das Kinn auf die Brust legte.
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Warum kriege ich Gänsehaut bei meinem eigenen scheiß?
Und ich hoffe, ich hab' einigermaßen gut rübergebracht, was Taehyung dazu gebracht hat, sich so komisch all die Zeit zu fühlen... es ist nämlich recht kompliziert und viel spielt in seinem Leben zusammen, sodass er nicht mehr weiter kann :/
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