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JUNGKOOK

Als ich aufwachte, war ich vollkommen verwirrt, und wusste nicht recht, wo ich mich überhaupt befand. Zumindest bis mir wieder einfiel, auf was für eine Schnapsidee ich gestern gekommen war und was Taehyung und ich getan hatten. Oder war das alles nur ein Traum gewesen? Hatte ich meinen ersten richtigen Kuss so schnell an ihn verschenkt? Schluckend schaute ich zaghaft an meinem Stiefbruder hinauf, der nach wie vor friedlich schlief und mich in seinen Armen hielt.

Es war Sonntagmorgen und möglicherweise würde bald irgendwer in Taehyungs Zimmer kommen. Und wenn Eomma, Olga oder – am allerschlimmsten – der tollwütige Dong-wook hineinschneien und uns beide eng umschlugen hier liegen sehen würde... – nein, ich wollte mir das Drama nicht ausmalen.

Obwohl unsere Eltern sicherlich nicht vor heute Abend zurückkehren würden, sollte ich lieber schnell aufstehen. Nicht zuletzt musste ich unbedingt nach dieser Nacht duschen. Sicherlich stank ich nur so vor Aufregungs-Schweiß.

Somit legte ich vorsichtig Taehyungs Arme zur Seite und ersetzte meinen Körper durch ein Kissen, ehe ich mich aus seinem Zimmer in unser gemeinsames Bad stahl.

Schweratmend drückte ich mich an die Tür. Ich wagte es nicht, meinen Körper im Spiegel zu betrachten. Somit zog ich mich einfach aus, schlüpfte in meinen Bademantel und wollte meine Zähne putzen, bevor ich unter die Dusche steigen würde.

Ich versuchte gekonnt meine Morgenlatte zu ignorieren. Aber diese war auch nicht länger von Belang, da mir – obwohl ich im vorgeheizten Bad stand – das Blut in den Adern gefror, als sich die Tür wie aus dem Nichts öffnete.

Ich sagte kein Wort und starrte bloß an die Wand vor mir, als ich bemerkte, dass Taehyung hinter mir im Bad stand. Okay, jetzt ganz ruhig bleiben, JK, sagte ich mir in Gedanken.

„Wir können uns nicht zusammen fertigmachen, ich werde jetzt duschen", wollte ich eigentlich sagen. Dann würde aber die Frage aufkommen, weshalb wir zusammen in einem Bett schlafen konnten. Und warum ist das gewollt hatte. Wieso ich ihn geküsst hatte – wenn er das noch wusste.

Mir war ungemein warm und ich befürchtete ernsthaft, gleich zu dehydrieren. Und dann würde ich wieder in seine Arme fallen. In Taehyungs starke, beschützende Ar–

„Ich bin noch nicht fertig", sagte ich vorwurfsvoll und drehte mich schließlich zu ihm um. Der ernste-gelangweilte Blick hatte ihn eingenommen – was sonst.
Das war zumindest besser als irgendein notgeiler Blick. Er trug noch die Klamotten, in denen er letzte Nacht mit mir gekuschelt hatte.

Seine Augen wanderten an mir hinunter und dann wieder hoch in mein Gesicht, ehe er seinen Kopf schieflegte. „Soll ich wieder gehen?"

„Ähm ja?", entgegnete ich. In was für eine Scheiße hatte ich mich schon wieder hineingeritten? Schließlich lachte ich auf. Das konnte doch alles nicht wahr sein. „Oh man. Was mache ich bloß?"

„Ich mag es, wenn du lachst."
Kurzzeitig verstummte ich wieder. Hatte ich mich verhört? Hielt er mich nicht für einen Grinseaffen? „Woher weißt du, dass ich dich nicht auslache?", fragte ich schließlich. Seine Miene blieb ernst. „Ich bin es nicht, der Angst hast. Doch du lachst über deine eigene Unsicherheit."

Eigentlich wollte ich wieder irgendetwas vorwurfsvolles erwidern, doch trafen mich seine Worte direkt, da sie der vollen, dummen Wahrheit entsprachen.
„Was aber nicht schlimm ist... und trotzdem ist dein Lachen schön. Genauso wie sich deine Lippen schön anfühlen."

Ich blinzelte unwillkürlich und wandte meinen Blick von ihm ab.

Dann aber hielt ich es nicht mehr aus. Wie ein Irrer bahnte ich mir den Weg an ihm vorbei, sodass er mich nur irritiert mustern konnte, und riss die Badezimmertür auf, ehe ich wie am Spieß schreiend hinfort lief. „Nein, nein, nein!"

„Jungkook!", rief mir Taehyung hinterher. „Hör auf wegzulaufen! Du tust das schon viel zu lange! Sieh es doch bitte ein!"

„Und wie ich weglaufe!", entgegnete ich nur aufgebracht und polterte die Treppe hinunter. Unsere Eltern waren zum Glück wieder nicht da, sodass ich rennen und schreien konnte so viel ich wollte.

„Bitte, bleib doch stehen!", hörte ich seine Stimme weiterhin. Er polterte mit hinterher. „Hab' bitte keine Angst!"

Panisch sah ich mich nach einem Versteck um. Zwar wusste ich nicht ganz genau, was ich in diesem Versteck anfangen wollte, doch ich brauchte es.
Somit rannte ich auf die Terrasse, ohne zu sehen, dass Olga gerade summend einige Kräuter pflückte. Sie wollte mich schon begrüßen. Ich hingegen entdeckte sie nicht. „Ahh! Ich bin nicht schwul! Warum denken das alle? Ich– OLGA!"

Keuchend kam ich vor ihr zum Stehen, noch ehe ich in sie krachen konnte und mich am Ende noch mit ihrer Gartenschere erstach.
„Was sagtest du?", wollte sie von mir wissen und sah mich fragend an. Oh Gott, dachte ich mir. Sie war sicherlich noch von der alten Schule. Zu einhundert Prozent würde sie meine Worte komisch auffassen, es wenn nicht meiner Mutter oder am besten noch Dong-wook erzählen, der Taehyung die Schuld in die Schuhe schob!

Ich wollte schon zu einer Erklärung ansetzen, als sie mir zuvorkam: „Also ich will ja nichts sagen, Jungkookie. Ich hab' dich wirklich gern. Somit kann ich dir nur sagen... dass du schwul bist, mein Keks."

Perplex starrte ich sie an, als sie nur mit den Schultern zuckte, ein Lächeln aufsetzte und sich schließlich wieder ihren Blümchen und Kräutern widmete.

Sie achtete kaum auf meinen verstörten Blick, als dieser zum Terrasseneingang wanderte, an welchem Taehyung stand und mich erwartungsvoll anblickte.

Ich presste die Lippen aufeinander und wandte meinen Blick ab, ehe ich mich zu einer Liege begab, um mich an unseren dreckigen Pool zu sitzen.

Zumindest war ich hier aufgrund von Olgas Nähe erst einmal sicher vor Taehyung. Aber ich wusste im tiefsten Inneren, dass ich nicht bis heute Nachmittag in meinem Bademantel in dieser Kälte sitzen und ebenso nicht ewig vor meinem Stiefbruder wegrennen konnte.




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that escalated quickly lmao
i'm sorry für dieses trashige kapitel hahah

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